Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Montag, 28. Mai 2012



Ostfriesland - Frankreich - und zurück

Der Weg ist das Ziel – aber die Richtung ist klar: gen Frankreich soll’s gehen

Teil 1 : Ostfriesland bis zum Rhein



 Dienstag, 01.05.2012 – Wiesmoor (Marcardsmoor) – Schleuse Wiesens (EJK)

Am 1.Mai sind wir gestartet – wie wir es bei den letzten Bootsfahrten schon gemacht haben. Ohne Stress den ganzen Krempel zum Boot bringen und einpacken (ein mittlerer Umzug, dank unseres Entschlusses zum umweltfeindlichen Zweitwagen – ein 16 Jahre alter Nissan Kombi- mit nur zwei Fuhren zu bewältigen) und dann im Laufe des späteren Nachmittages in aller Ruhe lostuckern bis zur 10 Km(= 1 Stunde Fahrzeit) entfernten Schleuse Wiesens am Ems-Jade-Kanal Richtung Aurich. Und dort übernachten wir in himmlischer Ruhe.

Fahrzeit: 1 Stunde, Strecke: 10 KM
Liegekosten 0,00 €, Stromkosten beim Bootsclub Wiesen 1,50 €

Mittwoch, 02.05.2012 – Schleuse Wiesens – Oldersum


Das Wetter hat sich mit dem Erscheinen des Maien auch geändert: wärmer und Sonnenschein. Und so blickten wir nach des Weckers Klingeln am heutigen 2.Mai in einen strahlenden Sonnenaufgang. Sonnenaufgang? Tja Bootfahren ist nicht immer ein Zuckerlecken, wenn die Schleuse um 08:00 aufmacht, dann müssen wir parat sein: geduscht und gefrühstückt. Heißt also: aufstehen um 06:15 Uhr. Und frühstücken in neuer Küche (siehe Kapitel neues Boot und Umbaumaßnahmen) mit neuen Geräten und den Wundern moderner Technik: Ist der Landanschluß zu schwach für Toast in der Pfanne mit 1000 Watt und Kaffeemaschine mit 800 Watt und Eierkocher und Milchaufschäumer für den Luxuskaffetrinker, dann schalten sich mittels unseres Umformers unsere dicken Batterien dazu und es geht alles weiter, ohne daß die Sicherungen beim Stromversorger Bootsclub Wiesens durchbrennen.
Unsere Fahrt geht durch den Ems-Jade-Kanal Richtung Emden, dort vor der Kesselschleuse nach links zur Verbindungsschleuse, die in den Ems-Seitenkanal leitet mit einem kleinen Verbindungsstück, daß gleich unter drei sehr niedrigen Brücken (3,00 – 3,20 m) durchführt. Für uns heißt das: Verdeck abbauen, Gestänge legen und mit einem lichten Spiel von 2 cm über den Windschutzscheiben unter einer kleinen Bretterbrücke durchfahren, über die natürlich gleichzeitig ein Auto holpert, nichts im Vergleich zur Unterfahrung der nächsten Brücke mit gleicher Höhe, über die dann in dem Moment einer der ellenlangen Güterzügen mit Autos für die Verschiffung von Emden aus rattert. Im Ems-Seitenkanal weiter bis Oldersum. Dort gibt es eine Schleuse zur Ems, aber wir machen für heute Schluß. Es ist zwar erst Mittagszeit, aber der Gezeitenkalender ist heute nicht mit uns. Wir wollen die Ems stromauf, vorbei an Leer und Papenburg zur Schleuse Herbrum. Bis dahin aber ist die Ems Tidengewässer mit kräftiger Strömung bei Ebbe Richtung Meer und bei Flut geht die Strömung kräftig gegen die Fließrichtung. Heute ist Hochwasser um 10:00, d.h. um die Mittagszeit ist bereits starker Ebbestrom, gegen den wir nicht anschippern wollen. Strömungsgeschwindigkeit bis zu 6 Km/h unsere Marschgeschwindigkeit durchs Wasser 12 KM/h, bleiben also 6 Km/h über Grund. Da legen wir lieber beim Wassersportverein in Oldersum an und fahren morgen bei auflaufendem Wasser (heißt allerdings um 07:15 in der Schleuse sein und aufstehen um 06:00!!!). Das ist auch aus einem anderen Grund heute gut: unser neu angeschaffter Generator im Rahmen des Projektes kein Gas mehr auf dem Schiff, hatte leider schon in der Testphase den Geist aufgegeben, wurde vor Ostern zur Garantiereparatur ins Werk geschickt und war bei unserer Abfahrt noch immer nicht zurück. Aber in Oldersum ereilte uns der Anruf des Baumarktes unsers Vertrauens, daß das Gerät nun endlich da sei. Mit unserem hilfsbereiten Nachbarn hatten wir schon vorher besprochen, daß er für diesen Fall als Kurier einspringt und tatsächlich: am Nachmittag brachte er uns das Gerät, daß sich nach anfänglicher Unwilligkeit fürs Erste auch wieder funktionstüchtig zeigte (hoffen wir, daß es so bleibt). In Oldersum sieht’s zwar ganz nett aus, aber auch die letzte voriges Jahr noch verbliebene Kneipe hat den Geist aufgegeben, sodaß die Essenseinladung für unsere netten Nachbarn auf unsere Rückkehr in Wiesmoor warten muß. Bis zum Abend schönste Wetter.

Fahrzeit: 6 Stunden, Strecke: 37,5 KM, Liegekosten 2,75 € (0,25 €/m für Mitglieder befreundeter Clubs aus der Region), Stromkosten 1,50 €, Wasser inclusive

Donnerstag, 3. Mai 2012 – Oldersum – Marinapark Ems (Walchum)

Wie gesagt: Aufstehen 06:00, Leinen los um 07:00, Schleuse Oldersum 07:15 bis 07:30, ins Toastbrot beißen und Kaffee schlürfen. Von Elke liebevoll bereitet, während der Kapitän das Stromkabel eingerollt, den Motor gestartet und die Leinen losgeworfen hat. Die Sonne schien beim Aufstehen, allerdings dräuten schon Wolken am Horizont, auf der Ems dann bei flotter Fahrt auf schmutzig gelben Flutgewässern vorbei an Leer unter der Jan Berghaus Brücke die ersten Tropfen, grau wars und kalt, also 12 °, da waren wir gestern schon verwöhnter. Um 10:30 kommen wir an der Schleuse Herbrum an und können gleich mit vier weiteren Sportbooten einfahren - und natürlich in der Schleuse, wenn die Mannschaft an Deck sein muß, beginnt ein durchdringender Regen mit zunehmend unsichtigem Wetter (so heißt’s seemännisch wenn’s diesig ist und/oder neblig). 
Skipper


Skipperin

In der nächsten Schleuse – Bollingerfähr - läuft Elke das Wasser bereits aus den Haaren und wir beschließen, für heute Schluß zu machen im Marinapark Ems bei Walchum, immerhin gibt’s da eine Kneipe mit ordentlichen Schnitzeln. Kaum haben wir festgemacht , hört der Regen auf und im Laufe des Nachmittags zeigt sich auch ab und an die Sonne. Wir genießen der Ruhe…

Fahrzeit: 6 Stunden, Strecke: 46 KM, Liegekosten 11 € (1,00 €/m), Strom und Wasser inclusive.

Freitag, 4.Mai 2012 – Marinapark Ems (Walchum) – Meppen

Leider haben sich die gestrig-nachmittäglichen Sonnenlöcher nicht zu einer Wetterverbesserung verdichten können. Grau und kühl ist es heute, gottseidank fast gar nicht naß, ob dieses Maienwetter für des Bauern Scheun‘ und Faß‘ ausreichend ist? Wir wissen es nicht und fahren frierend in dicken Jacken und Socken die sehr schöne Emsstrecke mit einigen Schleusen. Bis Haren mit drei weiteren Sportbooten, zwei davon bleiben zurück und wir fahren die nächsten Schleuse mit dem verbliebenen Boot aus Cuxhaven, dafür dann hinter einem dicken Berufsschiff, bis wir Meppen erreichen, dessen Sportboothafen in einem idyllischen Altarm der Ems liegt und bei dem – wie wir von unserer Fahrt im letzten Jahr wissen - sich ein ganz ordentliches Restaurant u.a. mit griechischer Küche befindet, sowie unweit eine Aral-Tankstelle mit großem Tanklager, die auch Diesel für Boote per Tankwagen bringen. Eigentlich wollte ich ja bis Lingen fahren (wären aber noch zwei Schleusen und über 20 Kilometer gewesen), Elke wollte aber nicht weiter und auch unsere Mitschleuser steuerten den Hafen Meppen an. Na ja, dachte der Kapitän, bei den oben genannten Vorteilen des Hafens und der Chance auf Erhalt des Betriebsfriedens an Bord geben wir mal trotz vorher gewonnenen Schnick, Schnack, Schnuck-Knobelns über die Weiterfahrt nach und so wurde Meppen angesteuert. Die erhofften Hafenvorteile lösten sich recht bald in Wohlgefallen auf –hinter dem Restaurant waren große Zelte für eine Mega-Hochzeit aufgebaut, für das normale Volk war die Gaststätte für heute geschlossen. Und die Tankfirma konnte „so kurzfristig“ nicht liefern. Merke also, lieber mitlesender Bootsfahrer, mal eben in Meppen tanken ist nicht. Längerfristig planen ist von Vorteil, weil Diesel hier zu Preisen der Straßentankstellen geliefert wird und das ist meist um die 10 – 20 Cent billiger als an den reinen Bootstankstellen.

Aber dafür hatte die Entscheidung andere Vorteile, am späteren Nachmittag fing’s an zu regnen, vorher konnte ich noch ekelhafte Rostspuren vom Bohrstaub meiner Löcherbohrungen für verschiedene neue Kabeldurchlässe (Umbau von Schicki-Micki-Geräteträger auf klassischen Holzmast) mit Lackpolitur entfernen, wir hatten viele und schmackhafte Vorräte an Bord (und damit wieder eine Essensrechnung gespart) und – wie wir am nächsten Tag nachvollziehen können, hätten wir bis Lingen noch mindestens drei Stunden gebraucht, kein Vergnügen bei diesem Wetter. Außerdem konnte man noch in Ruhe die wegen irgendwelcher Luftblasen im Wasserkreislauf sich ständig ausschaltende Heizung (Eberspächer) testen und –oh Wunder – sie lief auf einmal durch. Unser freundlicher Nachbar in Wiesmoor (Meister der Kfz-und Autoelektrik) hatte recht mit seiner Prognose, daß sich der Fehler bei längeren Motorlaufzeiten (unsere Zentralheizung an Bord kann nämlich sowohl durch das Kühlwasser des Bootsmotors als auch durch den Brenner der Eberspächer – Dieselheizung erwärmt werden) und steter Entlüftung der Heizkörper geben würde. Aber – ein Fehler kommt selten allein: nach einer Weile Laufzeit fing die Heizung furchtbar an zu qualmen. Die Internetrecherche ergab, daß es an irgendwelchen zugesetzten Flammschutzgittern bei der Glühkerze liegen könnte, wodurch keine vollständige Verbrennung mehr gewährleitet ist.
Aber wir haben ja noch unsern Elektro-Heizlüfter, der treue Dienste leistet.
Fahrzeit: 4:50 Stunden, Strecke: 30 KM, Liegekosten 11 € (1,00 €/m), Strom und Wasser inclusive.

Samstag, 5.Mai.2012 – Meppen – Schleuse Altenrheine

Wenn sie schon kein Diesel liefern, hat die ARAL-Tankstelle immerhin Brötchen wenn auch zu stolzen Preisen. Nach dem Verzehr derselben heißt es um 09:15 Leinen los bei weiterhin grauem, kalten, aber immerhin bis zum Abend trockenen Wetter. Nächste Woche solls besser werden, raunte gestern abend unsere Wetterfee Claudia im digital etwas verruckelt empfangenen TV-Programm.
Heute sind wir fleißig: 6 Schleusen und acht Stunden Fahrzeit vorbei an Lingen entlang schöner Kanalstrecken auf dessen begleitenden Wegen tapfere Radfahrer in wetterfester Kleidung unterwegs sind. Aber diese Strecken längs des Dortmund-Ems-Kanals sind wunderbar fürs Radfahren oder Wandern, wenn denn das Wetter besser ist. Viel Wald, Ruhe, kleine Ortschaften…

Unsere heutige Fahrt beenden wir unmittelbar hinter der Schleuse Altenrheine im parallel gelegenen Becken der alten Schleuse. Nach Lingen bis zum Mittellandkanal oder auf dem Dortmund-Ems-Kanal darüber hinaus bis vor Münster in Fuestrup gibt es nämlich keine Jachthäfen mehr, nur einige Liegestellen hinter/neben den Schleusen oder – nach dem Mittellandkanal – unmittelbar an des Kanales berufsschiffbewegtem Rand.
Hier an der Schleuse Altenrheine gibt es zwar keinen Strom und kein Wasser und die nahe gelegene Autobahn ist gut zu hören, dafür aber auch keine Liegegebühren und nur ungefähr 200 m zu Fuß das „Alte Gasthaus Kielmann“ (05971-98780, westfälische und gutbürgerliche Küche) in kurzer Entfernung mit dem Rad einen Bäcker. Sonntags geschlossen, daher mußte ich am nächsten Morgen etwas weiter strampeln immer geradeaus vom Kanal aus Richtung Westen. Unterwegs gab‘s dafür noch einen Stand eines Bauern mit frischem (und schon geschältem) Spargel in der Frischhaltebox.

Fahrzeit: 8:00 Stunden, Strecke: 52 KM, Liegekosten 0,00 €, Strom und Wasser nicht vorhanden

Sonntag, 6. Mai 2012 – Schleuse Altenrheine - Marina Alte Fahrt Fuestrup


Wetter weiter Mist, grau und wir frieren uns den Arsch ab (bei 13° Grad still sitzen ist auch kalt), aber es regnet wenigstens nicht. Unsere Mitschleuser – seit der Schleuse Herbrum am Donnerstag haben wir die gleichen Ziele/Liegeplätze – brechen mit uns um 09:30 auf, bei den letzten beiden Schleusen vor unserem Ziel gesellt sich noch ein Boot hinzu, Berufsschifffahrt kommt uns heute nur entgegen, überhaupt ist der Verkehr am Wochenende mäßig.
Wir frieren uns durch einige Schleusen und sind nach landschaftlich schöner Fahrt vorbei am Abzweig des Mittellandkanals und Ladbergen froh, um kurz nach 14:00 Uhr unser Ziel, die schöne Marina „Alte Fahrt Fuestrup“ zu erreichen, wo wir uns mit Rotwein, Schläfchen und Tagebuch schreiben im warmen Schiff (die vorher durch den Motor gut erwärmte Heizung und der Elektroofen machen’s möglich) einen schönen Nachmittag machen.

Dann wird doch ein Techniknachmittag daraus. Ich muß doch noch mal verschiedene Einstellungen und Verhaltensweisen unserer Eberspächer Diesel Heizung testen. Aber es bleibt dabei, bei ständig sich verändernden Verbrennungslüfterdrehzahlen gibt die Dieselpumpe unverdrossen Sprit ab und der wird bei kleinen Drehzahlen offensichtlich nicht richtig verbrannt und es qualmt und stinkt zum Gotterbarmen. Ich vermute mal einen Elektronikfehler. Na ja, es soll ja wärmer werden…
Abends ins Restaurant am Hafen, gut und reichlich und jugoslawisch.

Fahrzeit: 4:50 Stunden, Strecke: 37 KM, Liegekosten: 13,00 € inclusiv Strom und Wasser.

Montag, 7.05.21012 – Alte Fahrt Fuestrup – Münster Stadthafen


Eigentlich wollten wir ja heute weiter, bis zum Abzweig des Rhein-Herne-Kanals vom Dortmund-Ems-Kanal in Henrichenburg. Nach der Schleuse Münster ist nämlich bis Herne erstmal freie Fahrt, d.h. keine Schleusen. Aber…. in der Schleuse Münster erfahren wir vom Schleusenmeister, daß der DEK bei KM 47 bis morgen 13:00 Uhr gesperrt ist. Kein Problem, dann legen wir in Münster an. Aber erst einmal wird direkt nach der Schleuse beim Bunkerboot Lohmann getankt (für 1,70 € der Liter Diesel!!!!). Der Tankwart erklärt uns noch wo ein großer Baumarkt ist, nämlich gleich bei einer Brücke, und wenn man da anlegen kann, sind’s nur ein paar Schritte. So war’s denn auch. Unsere Mischarmatur in der Dusche hatte nach anfänglich nur ein paar Tröpfchen sich mehr und mehr zu einem stetigen Rinnsal verundichtet. Aber dank „Praktiker“ und meines guten Werkzeuges (rettet den Genitiv!) konnte dieser Schaden schnell behoben werden, nachdem wir im Stadthafen Münster festgemacht haben.

Münster Stadthafen
Der ist ganz interessant, viele Neubauten/Bürohäuser anstelle der alten Speicher und sonstigen früheren Hafengebäude, im Untergeschoß der neuen Bauten jeweils Kneipen, Ausstellungsräume, Veranstaltungen, etc. Davor kann man festmachen (etwas nautische Fantasie vorausgesetzt, um mit wenigen alten Berufsschifffestmachern und den Spundwandleitern zurecht zu kommen), ist gleich im Wolfgang-Borchert- Theater (früher Zimmertheater im Bahnhof)oder in einem Großkino, in die historische Innenstadt sind es rmer an lauen Abenden (haben wir ja im Moment nicht) jedoch mit vielen jungen Leuten aus den Kneipen rechnen, die sich auch schon mal nachts um 03:00 auf’s Vorschiff setzen. Ruhiger ist es auf der gegenüberliegenden Seite und mit dem Festmachen geht es da auch besser. Aber da ist man vor häßlichen Gebäuden und nicht so im Leben. Wasser oder Stromanschlüsse gibt es auch nicht.

Fahrzeit: 2:30 Stunden, Strecke: 14 KM, Liegekosten: 0,00 Wasser und Strom nicht vorhanden



Dienstag, 8.Mai 2012 – Münster Stadthafen – AMC Castrop-Rauxel (Rhein – Herne – Kanal), (Schleuse Herne – Ost)

Ja, wenn man nicht gleich schreibt, weiß man nix mehr. Aber lt. Logbuch war das Wetter etwas besser, zunächst sonnig, später wolkig, insgesamt etwas wärmer. Die Sperrung bei KM 47 bis 13:00 besteht noch, wir wollen bis dahin fahren, bzw. bis kurz vorher in einen kleinen Sportboothafen, da legen wir uns hin- dachten wir – wenn wir vor Sperrungsende dort angelangt sind. Aber schon ein paar KM vorher liegt ein Boot der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) und dirigiert die Berufsschifffahrt an Liegeplätze
wartende Berufsschiffe
und auch wir als Sportboot sollen anlegen und mit den Berufsschiffen auf das Sperrungsende warten.
Aber dann finden die Mannen des WSV-Bootes unsere Idee gar nicht so schlecht, bis zu dem kleinen Hafen zu fahren und dort auf das Sperrungsende zu warten („Sonst habt Ihr ja die ganze Schifffahrt vor Euch“)

Und so war es auch gut, denn als wir dorthin gelangen, ist die Sperrung aufgehoben, wir können einfach durchfahren und nach einer Weile kommt uns wie nach einem Autobahnstau ein Berufsschiff nach dem anderen entgegen. Mindestens 50. Hätten wir gewartet, wären wir in einer ähnlichen Schlange, eingehüllt in Dieselwolken und geschüttelt vom Schraubenwasser unsere Fahrt machen müssen.



Und so fahren wir gemütlich dem Ruhrgebiet mit großen Kraftwerken, Kohlehalden und anderen Zeugnissen der Großindustrie entgegen.

Passieren den Abzweig des Wesel-Datteln-Kanals (den wir voriges Jahr Richtung Holland befahren haben), dann den östlichen Teil, den Datteln-Hamm-Kanal, um schließlich bei Dortmund-Henrichenburg (hier gibt es gewaltige Schleusen /Hebewerkhistorie von Kaiser-Wilhelm bis heute zu bewundern)



den Dortmund-Ems-Kanal zu verlassen und geradeaus weiter in den Rhein-Herne Kanal zu fahren, der bei Duisburg in den Rhein führt. Heute machen wir aber in Castrop-Rauxel im Sportboot Hafen des AMC um kurz vor 16:00 Uhr Schluss. Dienstag ist Ruhetag in der Hafenkneipe. Kein Problem, wir haben gut gebunkert, Getränke sind reichlich vorhanden und Elke bereitet ein leckeres Essen.

Fahrzeit: 6 Stunden, Strecke 58,5 KM, keine Schleusen, Liegegeld 11,00 € incl. Wasser, Strom pauschal 1,50 €

Mittwoch, 9.Mai 2012 – Schleuse Herne Ost – Marina Duisburg

Das war heute nicht unser Tag. Der Gott der Schleusen war bis auf eine Ausnahme nicht mit uns.
Es fing schon gleich nach unserem Start an. Der Yachthafen des AMC Castrop-Rauxel blickt gleich auf die Schleuse Herne-Ost, die erste Schleuse des Rhein-Herne-Kanals (RHK) Richtung Rhein. Trotz stark auflandigem Wind und Untiefe am Steiger haben wir - rückwärts dank Tip des Stegnachbarn - wunderbar abgelegt, natürlich, vor allem, weil das Manöver „in die Spring dampfen“ nur durch Elkes kräftigem Springtau - halten gelingen konnte, melden uns sogleich bei der Schleuse an und – tatsächlich – können sofort einfahren und schon ist das Tor zu und wir könnten dank der Schwimmpoller an Steuerbordseite bequem die 12 Meter Hub dieser Schleuse absinken.

Aber dann, einiger Funkverkehr, langwieriges Kopfrechnen des Schleusenmeisters, wieviel wohl 145m + 11m + 11m ergibt, und dann stellt er fest, daß das Ergebnis unter 180m liegt, der Länge der Schleuse. Woraus folgt, das ein sich langsam nähernder Koppelverband und ein Schiff des Wasser- und Schifffahrtsamtes auch noch in unsere Schleuse passen. „Ich mach das Tor wieder auf…das Sportboot in der Schleuse (wir sind gemeint) bitte bis ganz vorfahren…“ 30 Minuten später ist alles in der Schleuse versammelt und es geht nach unten. Damit haben wir die erste gute Stunde des Tages verbraucht. Wären wir 10 Minuten eher dagewesen, wären wir nach 20 Minuten bereits durch gewesen. Aber so ist das bei der Schleuserei, wie der Rheinländer sagt: da steckse nisch drin..

Und so ähnlich ging es weiter. Warten vor jeder Schleuse bis auf eine. Düster dräuende Himmel und kräftige Regenschauer









ob das hilft?




werden durch Kunst am Kanal auch nicht besser, aber es gibt schon viel Interessantes zu sehen.






Der Gasometer in Oberhausen "Magische Orte"









Brücke in einer Spiralfeder




Die letzte Schleuse vor dem Rhein in Duisburg – Meiderich passieren wir um 16:30 und schippern nun durch den größten Binnenhafen Europas auf den Rhein zu. Dann folgen noch 3 Rheinkilometer stromauf, ein erster wirklicher Test für unser schweres Boot (11 Tonnen) mit kräftigem Motor(136 PS) und großer 4-Blatt-Schraube. Nach Log haben wir bei 2.000 U/Min immerhin 15 KM/h durchs Wasser, aber die Strömung ist heftig, mit Mühe machen wir 7 KM/h über Grund und so brauchen wir fast anderthalb Stunden für die Strecke von der Schleuse Meiderich über den Rhein bis zur Einfahrt in den alten Duisburger Hafen, an dessen Ende im renovierten Hafenambiente wir um 17:50 endlich die Leinen fest machen können.






Fahrtzeit 6,6 Std, Strecke 51 KM, 5 Schleusen, Liegegeld 17,50 € incl. Strom und Wasser