Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Dienstag, 28. Juli 2009

Vom Rhein zum Torf


Dienstag, 07.07.2009
Culemburg – Wagingen

Bei stürmischem Schauerwetter machen wir uns auf den Weg, weiter den Lek, nach Überquerung des Amsterdam-Rhijn-Kanals mit einer funküberwachten Kreuzung – „Motorjacht ‚Gouden Eeuw’ Kilometer Negendrientwintig (923) in de Opvaart“ – "Lassen Sie das Berufsschiff von Backbord erst passieren" (wofür spreche ich so toll Niederländisch?) – stromauf bis Wagingen in einen geschützten Hafen, relativ weit von der Zivilisation, aber da gibt’s ja ein Restaurant, verspricht der „Almanak“ des ANWB (der niederländische ADAC, der sich aber wesentlich intensiver als jener um die Sportschiffahrt kümmert). Der Almanak ist die Bibel des Sportschiffers, da steht alles, aber wirklich alles drin, wo welche Schleuse, wie hoch, wie lang, wie breit, die Durchfahrtshöhen der Brücken, die Besonderheiten und Verkehrsregelungen der einzelnen Wasserwege und natürlich auch, welche Jachthäfen wo mit welchen Einrichtungen. Nur die Öffnungszeiten der Restaurants in den Häfen nicht, wäre ja auch ein bißchen viel verlangt, jedenfalls das Hafenrestaurant hat Dienstags Ruhetag. Na, egal, dann gibt’s eben abends Bratkartoffeln und Spiegeleier, dazu ein schöner Tomatensalat. Der Hafen hat auch WiFi (wireless Lan, also Internetanschluß über Funk) und für 3 Euro kriegen wir ein Keyword für 24 Stunden Gültigkeit. Und die Internet-Verbindung nutzen wir für ein ausgiebiges Skype-Video-Gespräch mit Sohn und dessen Freundin.
Ja die moderne Technik! Zu den Internet-Verbindungen:die haben wir schon auf unserer Berlin zu Schiff – Fahrt 2007 genossen, da mit einer Telekom „web ‚n walk“ Verbindung, also einer UMTS (praktisch: Handy-) Verbindung, ging gut, kostet 50 € im Monat, hatte aber fast überall meist sehr schnelle Verbindungen. Im Ausland sind solche Verbindungen ebenfalls möglich, aber immer noch unbezahlbar (wird nach kilobyte Datenmengen abgerechnet), voriges Jahr haben wir in den ersten 14 Tagen, in denen wir uns noch auf der Durchfahrt durch Holland Richtung Belgien und Frankreich befanden, eine Menge wifi-Netze in Reichweite entdeckt, die ungeschützt waren und die man deshalb anzapfen konnte. Dieses Jahr habe ich bis auf zwei Ausnahmen keine ungeschützten Netze mehr finden können. Die Netzpiraterie mußte also andere Wege finden. Und da ist es mir doch einige Male gelungen, die königlich niederländische Post (KPN) auszunutzen. Die unterhält nämlich u.a. an frequentierten Wassersportplätzen Hotspots, die man für schlappe 5, 95 € für 50 Minuten (!) nutzen kann, aber manchmal, nach unerkennbaren Regeln, bietet die KPN Schnupper-30 Minuten für lau für Besucher von Ferienparks an. Man muß dann seine Ferienhaus oder Zimmernummer, seine e-mail-Adresse und seine Telefonnumer angeben und erhält dann einen wireless-Code für 30 Minuten. Ich habe schnell herausgefunden, das man bei diesen Angaben sonstwas reinschreiben kann, solange es nur jedesmal etwas anderes ist. Abgesehen von der Notwendigkeit, sich alle halben Stund einen neuen Code besorgen zu müssen, ging das ganz gut. Für ümmesüns – sonst, für bezahlt, wäre ich sauwütend geworden, weil die Verbindungen langsam waren und oft unterbrochen, aber für lau?


Mittwoch, 08.07.2009
Liegetag Wagingen

Heute regnet und stürmts, auch schon mal Sonne. Wir bleiben hier. Heute soll das Restaurant mit vielversprechendem Wienerschnitzel mit Frites auf der Karte ja wieder aufhaben. Aber wir haben dann doch nach einem Einkauf in Wagingen – hin hat uns ein freundlicher Mensch vom Hafen mit dem Auto gebracht, zurück in strammem Fußmarsch ca. 20 Minuten – auf dem Schiff gegessen. Wagingen ist – wahrscheinlich durch die Kriegsfolgen, die Gegend um Arnheim war gegen Ende des 2.Weltkriegs stark umkämpft („Die Brücke“ von Bernhard Wicki, u.a. mit Fritz Wepper) – nicht so barock alt und putzig wie viele kleine holländische Städtchen – verfügt aber doch noch über eine mächtige weitgehend gotische Kirche und eine schöne Fußgängerzone.

Donnerstag, 09.07.2009
Wagingen – Lathum

Bis mittag war’s ganz freundlich, aber die Wolken werden dicker und dicker und am Nachmittag gibt’s kräftige Schauer. Noch am Sonntag hätten wir was drum gegeben, jetzt reicht es uns schon mit Abkühlung und Regen.
Wir fahren weiter den Neder-Rhijn stromauf bis kurz hinter Arnheim die Abzweigung der Gelderschen Ijssel kommt, in die biegen wir ein und fahren nun stromab in nördlicher Richtung.

Nochmal zur Geografie: vom Rhein geht ca. 20 Kilometer stromauf von Nijmwegen der „Pannerdens Kanal“ ab, der sich nach ein paar Kilometern in den Neder-Rhijn und die Geldersche Ijssel teilt, die sich ins nach ihr benannte Ijsselmeer – genauer in das Keteler Meer, von dem es ins Ijsselmeer geht - kurz hinter Kampen bei (Rhein-)Kilometer 1007 ergießt. Der Neder-Rhijn fließt mehr in westlicher Richtung ziemlich parallel zum Rhein bzw. seines Hauptarmes, der ab der Abzweigung des Pannerdens-Kanal Wal heißt. Aus dem Neder-Rhijn wird nach ca. 40 Kilometern in Höhe Wijk bei Durstede dann der Lek.
Also wir brausen nun auf der Ijssel zu Tal mit fast 18 KM/h, nachdem wir vorher gegen die Strömung auf dem Neder-Rhijn nur 11 KM/h bei gleicher Motorendrehzahl (2.600 UpM) erreicht haben. Wenn man die Differenz teilt, erhält man die Strömungsgeschwindigkeit des Gewässers von 3,5 KM/h oder die Geschwindigkeit des Bootes durch das Wasser nämlich 14,5 KM/h. Das ist der Unterschied zwischen Geschwindigkeit über Grund bzw. der Fahrt durch’s Wasser. Dank GPS kann man das direkt ablesen, früher hätte man anhand der Stromkilometrierung, einem Zeitmeßgerät und Divisionen durch 60 oder Multiplikationen mit 3.600 u.a. mich bis ans Äußerte fordernde Rechenkünste die Geschwindigkeit über Grund ermitteln können. Die Fahrt durchs Wasser zeigt ein Sumlog an, die älteren Geräte, so eins haben wir auch, mit einem kleinen Propeller unter dem Rumpf, der über eine Welle ein Zeigerinstrument betätigt, so wie früher die Fahrradtachometer. Für die Seebären, die nun alles noch in Knoten oder Meilen haben wollen: die Binnenschiffahrt rechnet sowohl Geschwindigkeit wie Entfernung in Kilometern.
Bei Stromkilometer 896 (vom Rheinfall bei Schaffhausen gemessen) biegen wir in das „Recreatiegebied Rhederlaag“ nach rechts ab, ein großes durch Kiesausbaggerungen entstandenes Seengebiet mit drei Jachthäfen an verschiedenen Ufern zwischen den Örtchen Lathum und Giesbeek.
Kurz vorher wieder ein Schreck in der Nachmittagsstunde: die Anzeige für die Lichtmaschine steuerbord flackert auf, Leerlaufdrehzahl, ein bißchen Gas geben, dann verlischt die Anzeige wieder, aber ich ahnte es schon. Mein Freund, der Keilriemen bittet um Beachtung, er will nachgespannt werden. Machen wir nach dem Anlegen mit links und hoffen nun auf Ruhe.
Zum krönenden Abschluss gibt’s im „Veerstall“, der dem Hafen namengebenden gastronomischen Einrichtung, leckere holländische Schnitzel mit Groenten und Aardappellengarnitur.


Freitag, 10.07.2009
Lathum (Rhederlaag) Liegetag

Hük don mer dat, wat mer am levvste don: nüüs! (Heute machen wir das, was wir am liebsten machen: Nichts!).

Bei dem Regen, der auf unser Schiff und Cockpitverdeck prasselt, stehen wir gar nicht erst auf. Oder jedenfalls nicht so bald.
Später gehe ich in die wenige Meter von unserem Liegeplatz entfernten sanitären, sauberen und total neuen Anlagen und dusche unendlich lange für meine 50 cent, die in der Duschkabinen eingeworfen werden müssen. Dusche, natürlich auch warme, haben wir zwar an Bord, aber doch ein bißchen beengt, und hinterher immer das Trockengewische…
Das Frühstück mit frischen Brötchen und dem „Kölner Stadtanzeiger“ (es gab auch die WAZ, die Rheinische Post, u.a. weil nicht nur im Hafen viele Dauerlieger, sondern auch im dabeiliegenden Bungalow- und Mobilhomepark viele Dauerbewohner aus Nordrheinwestfalen residieren) aus dem hafeneigenen kleinen Supermarkt zieht sich bis mittags hin, der Regen prasselt, ein kleines Döserchen in der Vorderkoje mit anschließendem Nachmittagskaffee mit Krentenbolletje (Rosinenbrötchen) machen den Tag zu einem außerordentlich gemütlichen. Ja, der Rentner-Stress.


Samstag, 11.07.2009
Lathum – „De Scherpenhof“/Ijssel


Bei halbwegs trockenem Wetter machen wir uns auf den Weg, weiter die Ijssel stromab, vorbei an einigen schönen alten Städten (Zutphen, Deventer), die wir aber schon von früheren Fahrten kennen. Mittags verdüstert sich der Himmel zusehends und es regnet. Nach 3 Stunden, 40 Minuten und 53 Kilometern finden wir daher, daß genug geschippert ist und biegen bei Stromkilometer 952 in den kleinen Hafen des „Recratiegebied De Scherpenhof“ ein. Eigentlich ein Camping- und Mobilhomeplatz an einer ehemaligen Ziegelei, die umgebaut wurde und nun neben einem Schwimmbad auch zahlreiche unterschiedliche gastronomische Einrichtungen – von der Bowlingbahn über Speiselokal bis Bar – beherbergt. Der Hafen selbst ist nicht besonders, wackelige Stege mit wenig Festmachmöglichkeiten, da wundert einen schon das Liegegeld von 15 Euro. Aber wahrscheinlich hätte man dafür auch das Schwimmbad benutzen können. Nachmittags hellt es auf und es wird noch ein schöner Spätnachmittag und Abend. Das Essen in der Ziegelei war gut, auf riesigen Tellern wurden ebenso riesige – na, was wohl? Genau – Schnitzel serviert.


Sonntag, 12.07.2009
„De Scherpenhof“ – Hasselt

Morgens Regen, wir lichten nach Ausschlafen und ausgiebigem Frühstück um halb zwölf trotzdem die Anker – machen die Seile von den wackeligen Stegen los – der Regen hört mal auf, mal nieselt es , dann wieder stärker – einziger Trost, es ist relativ warm, so um die 21° herum. Um halb zwei erreichen wir die Abzweigung zum Zwolle – Ijssel – Kanal, durch eine Schleuse von der Ijssel getrennt. Einen knappen Meter Höhenunterschied geht’s nach unten, dann weiter auf o.g. Kanal, nach zwei Kilometern geht es rechts nach Zwolle, aber irgendwie haben wir nicht die rechte Lust, zwei Brückendurchfahrten (...macht er auf, macht er nicht auf, jetzt macht er rot –grün, doch, die Brücke geht auf...) zu absolvieren und dann womöglich keinen schönen Liegeplatz in Zwolle vorzufinden. Wir biegen also nach links ins „Zwarte Water“ ein, daß nördlich an Zwartsluis vorbei ins „Zwarte Meer“ führt, das wir vor zwei Wochen von Blokzijl kommend durchquert haben, fahren bis Hasselt und werden mit einem schönen Hafen am Ende des Seitenarms Molenwardstreng direkt am Städtchen Hasselt belohnt und nicht nur damit, sondern mit dem Ende des Regens.

500 Meter und man ist an der alten Kirche, einige Geschäfte gibt es (haben aber heute natürlich zu) und einen Geldautomaten, wieder so ein modernes Wunderwerk, daß einem auch sonntags Bargeld beschert. Allerdings wird dieses Bargeld wundersamerweise mit ebenderselben modernen Technik immer auch dem Konto belastet. Die kleinen grünen Männchen in den Automaten vergessen nichts. Leider.
Restaurants gibt’s ebenfalls in Hasselt, eins hat Sonntags zu, zum Eetcafée an der Herengracht zurückzugehen haben wir keine Lust, so landen wir in einem Chinesisch-indischen Restaurant (gibt’s in Holland in den entlegensten Winzdörfern) und daher haben wir heute kein Schnitzel. Elke eine sehr gut zubereitete Seezunge und ich Peking-Ente. Am späten Abend genießen wir noch Sonne auf dem Vordeck.
Auch heute sind wir für unsere Verhältnisse weit und lang unterwegs gewesen: Dreieinhalb Stunden, 43 Kilometer und eine Schleuse.


Montag, 13.07.2009
Hasselt – Zwartsluis



Da wir auf der Hinfahrt dieses und auch voriges Jahr viel von Friesland gesehen haben, wollten wir auf der Rücktour etwas anders fahren und haben uns einen Teil der sogenannten Turfroute (Torfroute, weil hier früher hauptsächlich Torf aus der Provinz Drente transportiert wurde) vorgenommen, nämlich die östlichste Möglichkeit, um in Holland nach Norden zu gelangen, die „Drentse Hoofdvaart“ über Meppel und Assen und weiter über den Noord-Willems-Kanaal nach Groningen. Daher sollte es heute nach Meppel gehen, mit einem Zwischenstopp in Zwartsluis zum Einkaufen, wo es vom Zwarten Water rechts (nordöstlich) ins Meppeler Diep geht. Da heute aber wunderbar die Sonne scheint und wir einen schönen Liegeplatz an der Kade von Zwartsluis haben, außerdem „Passanten welkom“ sind beenden wir die Schifffahrt hier nach ganzen 7 Kilometern und 40 Minuten.



Dienstag, 14.07.2009
Zwartsluis – Meppel


Ein besonderer Tag, den ganz Frankreich mit Elke zusammen feiert (wie übrigens jede Jahr): Elke hat einen runden Geburtstag.

Bei schönstem Wetter durch das Meppeler Diep nach ? Richtig: Meppel, ebenfalls ein schönes Städtchen, das offenkundig bei Schiffersleuten sehr beliebt ist, denn die Anlegemöglichkeiten längs des Kanals in die Innenstadt sind schon um die Mittgsagszeit reichlich belegt. Wir finden noch ein Plätzchen kurz vor der Schleuse, die man passieren muß, wenn man ganz mittenrein in die Stadt per Schiff will, machen wir aber nicht, denn dann wäre man nur 200 Meter weiter, müßte vor der Schleuse warten, die gerade Mittagspause hat, und dann ist noch nicht mal gewiß, ob noch ein Plätzchen frei ist, ganz zu schweigen vom Streß am nächsten Morgen, wenn man sich vor der Schleuse mit anderen Abfahrwollenden drängelt, um wieder auszufahren. So liegen wir im Schatten eines kleinen Lindenbäumchens – es ist mittlerweile wieder schwer heiß – und laben uns an einem fast kalten Bier aus dem schwer arbeitenden Kühlschrank.
Abends das Geburtstagsessen am kühlen Platz vor der mächtigen Kirche mit schönem Glockenspiel.


Mittwoch, 15.07.2009
Meppel - Havelterbrug



Von Meppel nordwärts in die Drentsche Hoofdvaart, die durch schöne, einsame – wenn man von Hundertschaften radlender Rentner absieht – ehemalige Moorgebiete führt mit reetgedeckten Häusern. Leider ist es bei diesem Kanal so, daß er auf seiner ganzen Länge von der N 371 nach Assen begleitet wird und nur an ganz wenigen Stellen sich die Straße mal 100 oder 200 Meter bei einer Orstdurchfahrt entfernt. Da sind die idyllischsten Liegeplätze leider nichts, denn auch das langsamst dahinfahrende Automobil nur 10 Meter vom Schiff entfernt, ist eine ungeheure Lärmbelästigung. Trotzdem ist diese Kanalstrecke bei den Schiffern – sowieso meist im Rentenanlter , wer hätte sonst die Zeit – beliebt, wahrscheinlich stellen die einfach die Hörgeräte ab. An der Havelterbrug legen wir an, unweit des Dörfchens Havelte, wohin wir einen kleinen Fahrradausflug machen.

Donnerstag, 16.07.2009
Havelterbrug - Dieverbrug

Tja....jetzt fehlen noch Bilder und der Text für die letzten Reisetage bis zm 27.07., da sind wir nämlich um 15:00 Uhr in Marcardsmoor, dem weltberühmten Stadtteil der noch weltberühmteren Stadt (immerhin Stadt seit 2006) Wiesmoor angekommen, wo unser Boot seinen Platz am Steg des Yachtclub Wiesmoor im Nordgeorgsfehnkanal hat. siehe: http://www.panoramio.com/photo/15025608

Also Text und Bilder folgen noch so peu a peu
Bis dann

Mittwoch, 8. Juli 2009

Merwede-Kanal - Lek - Neder-Rhijn



Montag, 06.07.2009
Nieuwegein – Culemburg

Der Himmel sieht etwas gemischt aus, aber doch überwiegend sonnig und wir genießen eine herrliche frische Luft bei angenehmen 22°, fahren weiter auf dem Merwede – Kanal bis zum Lek. Der Lek ist wieder ein Rheinarm, der ca 30 Kilometer weiter stromauf Neder – Rhijn heißt und sich von dem ab der Abzweigung an Wal heißenden Hauptrheinstrom abgeteilt hat. Im übrigen habe ich längst aufgegeben, die Geheimnisse der vielen Rheinarme und vor allem ihrer Bennenung aufzuklären. Wir jedenfalls biegen nach einer Schleuse, die zum Lek hinaufführt (wenn’s hoch kommt, waren es 20 Zentimeter) in den Lek ein Richtung Osten, also stromauf, und machen nach einer weiteren Schleuse (Amerongen) nach 16 KM und zweieinhalb Stunden im Jachthafen von Culemburg fest, einem kleinen, durch Deich, Wall und Graben geschützten mittelalterlichen Niederrheinstädtchen (obwohl der Niederrhein ja hier Lek heißt und nicht mit dem deutschen Niederrhein zu verwechseln ist, im Prinzip aber genauso aussieht). Ein herrlicher Liegeplatz, Blick auf den Rhein, im Schatten herrlicher Lindenbäume, die wir aber bald verfluchen, weil die bei aufkommendem Wind und Gewitter kiloweise Blätter, Blüten und was Linden sonst noch so haben, auf unser Schiff verstreuen. Am nächsten Tag hatten wir buchstäblich alle Hände voll zu tun, das Schiff außen wie innen von den klebrigen Massen zu befreien.

Dienstag, 07.07.2009
Culemburg – Wagingen

Bei stürmischem Schauerwetter machen wir uns auf den Weg, weiter den Lek, nach Überquerung des Amsterdam-Rhijn-Kanals
mit einer funküberwachten Kreuzung – „Motorjacht ‚Gouden Eeuw’ Kilometer Negendrientwintig (923) in de Opvaart“ – Lassen Sie das Berufsschiff von Backbord erst passieren (wofür spreche ich so toll Niederländisch?) – stromauf bis Wagingen in einen geschützten Hafen, relativ weit von der Zivilisation, aber da gibt’s ja ein Restaurant, verspricht der „Almanak“ des ANWB (der niederländische ADAC, der sich aber wesentlich intensiver als jener um die Sportschiffahrt kümmert). Dr Almanak ist die Bibel des Sportschiffers, da steht alles, aber wirklich alles drin, wo welche Schleuse, wie hoch, wie lang, wie breit, die Durchfahrtshöhen der Brücken, die Besonderheiten und Verkehrsregelungen der einzelnen Wasserwege und natürlich auch, welche Jachthäfen wo mit welchen Einrichtungen. Nur die Öffnungszeiten der Restaurants in den Häfen nicht, wäre ja auch ein bißchen viel verlangt, jedenfalls das Hafenrestaurant hat Dienstags Ruhetag. Na, egal, dann gibt’s eben abends Bratkartoffeln und Spiegeleier, dazu ein schöner Tomatensalat. Der Hafen hat auch WiFi (wireless Lan, also Internetanschluß über Funk) und für 3 Euro kriegen wir ein Keyword für 24 Stunden Gültigkeit. Und die Internet-Verbindung nutzen wir für ein ausgiebiges Skype-Video-Gespräch mit Sohn und dessen Freundin.
Ja die moderne Technik! Zu den Internet-Verbindungen:die haben wir schon auf unserer Berlin zu Schiff – Fahrt 2007 genossen, da mit einer Telekom „web ‚n walk“ Verbindung, also einer UMTS (praktisch Handy-) Verbindung, ging gut, kostet 50 € im Monat, hatte aber fast überall meist sehr schnelle Verbindungen. Im Ausland sind solche Verbindungen ebenfalls möglich, aber immer noch unbezahlbar (wird nach kilobyte Datenmengen abgerechnet), voriges Jahr haben wir in den ersten 14 Tagen, wo wir uns noch auf der Durchfahrt durch Holland Richtung Belgien und Frankreich befanden, eine Menge wifi-Netze in Reichweite entdeckt, die ungeschützt waren und die man deshalb anzapfen konnte. Dieses Jahr habe ich bis auf zwei Ausnahmen keine ungeschützten Netze mehr finden können. Die Netzpiraterie mußte also andere Wege finden. Und da ist es mir doch einige Male gelungen, die königlich niederländische Post (KPN) auszunutzen. Die unterhält nämlich u.a. an frequentierten Wassersportplätzen Hotspots, die man für schlappe 5, 95 € für 50 Minuten (!) nutzen kann, aber manchmal, nach unerkennbaren Regeln, bietet die KPN Schnupper-30 Minuten für lau für Besucher von Ferienparks an. Man muß dann seine Ferienhaus oder Zimmernummer, seine e-mail-Adresse und seine Telefonnumer angeben und erhält dann einen wireless-Code für 30 Minuten. Ich habe schnell herausgefunden, das man bei diesen Angaben sonstwas reinschreiben kann, solange es nur jedesmal was anderes ist. Abgesehen von der Notwendigkeit, sich alle halben Stund einen neuen Code besorgen zu müssen, ging das ganz gut. Für ümmesüns – sonst, für bezahlt wäre ich sauwütend geworden, weil die Verbindungen langsam waren und oft unterbrochen, aber für lau?


Mittwoch, 08.07.2009
Liegetag Wagingen

Heute regnet und stürmts, auch schon mal Sonne. Wir bleiben hier. Heute soll das Restaurant mit vielversprechendem Wienerschnitzel mit Frites auf der Karte ja wieder aufhaben.

Vecht - Utrecht - Merwede-Kanal






Sonntag, 05.07.2009
Losdrecht – Nieuwegein (Rhijn)

Heiß, heiß, heiß, schwül, schwül, schwül, oder frei nach Frau Dr. Erika Fuchs: „Schwitz! Stöhn!“
Aus den Plassen, über die immerhin noch so etwas ähnliches wie eine Luftbewegung kühlend zu verspüren war, die herrliche Vecht weiter stromauf bis Utrecht, das wir auf seinen
schattigen Grachten durchqueren, deren angrenzende Häuser sich mit ihren Kellergewölben – früher wohl Speicher und Handelsplätze – teils als schattige Garten-Ersatzplätze, teils als Restaurants und Cafés zum Wasser öffnen. Nach Utrecht eine Schleuse hinunter zum Amsterdam-Rhijn-Kanal, einer Großschiffahrtsstraße, die wir nur überqueren und auf der anderen Seite wieder eine Schleuse – hier geht’s wieder hoch – die in den Merwede-Kanal mündet. Der führt zur Merwede – auch ein Rheinarm, da fahren wir aber nicht hin, sondern bleiben im Städtchen Nieuwegein, genauer in dessen Vorort Jutphas genau vor einer Kneipe namens Rhijn-Blick liegen, aus der ich sofort nach dem Anlegen erst einmal zwei „Amsterdammer“ hole, das ist ein holländisches Biermaß und meint ein 0,25 ltr Glas.
Abends dann zu einem ebenfalls in unmittelbarer Nähe befindlichen Italiener – Pizza. Und dann grummelt es ein wenig, Wind und etwas Regen – ah, „Fröstel!“

heißer - Losdrechtse Plassen






Samstag, 04.07.2007
Losdrechtser Plassen – De Valck

Und weil die Losdrechtser Plassen das nautische Herz von Holland zu sein behaupten, wollen wir heute noch zu einem anderen Makler an einem anderen Ufer des Seengebietes, vorher aber fahren wir zu einem großen Jachthafen, wo es einen Supermarkt fast beim Anlegesteiger gibt – wir müssen Getränke bunkern, Wasser, Bier, Wein, was der Schiffer so braucht, und da das alles schwer ist, und der Schiffer ja nicht auf ein Auto zurückgreifen kann, sondern Entfernungen höchstens noch fahrradunterstützt, aber immer schwer an Rucksäcken schleppend zurücklegen muß, ist dies hier eine gute Gelegenheit, dann fahren wir wieder über den See, uns durch Regatten, ankernde Segelnudisten und sonstige wassersportliche Ereignisse an einem sonnigen und sehr warmen Samstag durchschlängelnd. Beim Jachtmakler angekommen, laufen wir durch dessen riesige Halle, in der schwimmend alle möglichen Boote zu besichtigen sind. (Die Boote schwimmen – nicht der Besichtiger).
Bei Jachtmaklern anzulegen, hat auch andere Vorteile – gerne gewähren sie einem potentiellen Kunden einen Liegeplatz für die Nacht, Strom und Wasser inbegriffen, selbstverständlich ohne Liegegeld, und das macht an gut besuchten Stellen meist zwischen 11 – 15 € pro Nacht aus, wir haben auch schon 25 € bezahlt. Hinzu kommt, das man da sehr ruhig liegt, zwischen lauter unbewohnten Booten.
So haben wir wieder einen schönen Abend mit wunder-schön aufgehendem, aber schwer zu fotografierenden Vollmond.

heiß

Freitag, 03.07.2009
Weesp – Losdrechtser Plassen

Wir fahren die Vecht stromauf, die an den Losdrechtser Plassen (und anderen Plassen) vorbei fließt und durch eine Schleuse mit denselben verbunden ist. Plassen sind Seen, die Losdrechtser besonders ausgedehnt, teils flach, verschilft, ruhig, für den Bootsverkehr gesperrt, teils betriebsam voller Segler, brausender Flitzer- und Krachmacherbötchen, die allerhand hinter sich herziehen – Schwimmreifen, Wasserski, Schlauchboote, etc, etc. „Het nautisch hart van Nederland“ steht irgendwo leicht übertrieben. Eine Mischung aus Sylt, Königsallee, Fischerdorf, Moorlandschaft, mit vielen Jachthäfen und reichen Villen.
Die Vecht selber wird ebenfalls eifrig beschifft, schlängelt sich unter Trauerweiden teils an Bauernhäusern, teils an alten Schlösschen, teils an neuen Protzbauten vorbei. Wir sind in die Losdrechtser Plassen eingeschleust.
Übrigens – nach der Ausfahrt aus der Schleuse wartet ein entgegenkommender Passagierdampfer, der Kapitän springt aus dem Steuerhaus und ruft uns anerkennend zu: „Moi Schepje!“ Schönes Schiff(chen)! Der Holländer verwendet für vieles, ja fast alles Verkleinerungsformen, nicht als Diminuitiv, sondern, wenn er zu etwas liebevolle Beziehungen ausdrücken will. Ja, das muß auch einmal gesagt werden, bei all der Mühsal, die wir – wenn es auch gottseidank immer nur kleinere Widrigkeiten waren – mit unserem Schiffchen haben, in vielen Häfen sind wir anerkennend auf unseren „Gouden Eeuw“ angesprochen worden, ein gepflegtes Boot mit schönem Holz wissen nicht nur die Holländer, aber die vor allem, zu schätzen. Und schließlich ist die ADLER 34 von Storebro ein anerkannter Klassiker einer geschätzten schwedischen Werft. So, soviel zu Schiffersseele aufrichtenden Erlebnissen.
Aber dann werden wir auch schon im wahrsten Sinne mit einer kalten Dusche zurückgerufen in die harte, nautische Wirklichkeit: mitten auf dem See bricht ein Sturm los, der zwar nicht zum Gewitter wird, aber uns bei der Ankunft an unserem Anlegeplatz einige Schwierigkeiten beim Anlegen bereitet, zur Abwechslung mal bei einem Jachtmakler – Losdrecht, het nautisch hart von Nederland – weil wir mal wieder Schiffe schauen wollen. Aber – einmal festgemacht – hat der Wind auch sein Gutes bzw. Kühles – es ist den ganzen Tag unerträglich schwül gewesen. Viele Schiffe später genießen wir Abkühlung, Brote, Salat und ein Heineken (soweit man holländisches Bier geniessen kann).

Elburg bis Weesp

Dienstag, 30.06.2009 und Mittwoch 01.07.2009
Elburg – De Klink

Es ist schwer heiß geworden. Wir sind ganze 6 Kilometer in 40 Minuten gefahren und haben angesichts eines kleinen Hafens zwischen zwei Badestränden kurzerhand festgemacht und sind Baden gegangen. Und weil’s so ruhig und mit erfrischend kühlem Wind ausgestattet war, sind wir noch einen Tag geblieben. Der Entschuß wurde erleichtert durch ein direkt neben dem Hafen gelegenes Restaurant mit bester Aussicht übers Wasser (haben wir ja sonst nicht) und schattiger Terrasse. Dort haben wir dann auch mal eben fast 90 Euro gelöhnt (Hilfe, 180 DM!) für ein zwar gutes, aber völlig normales Essen (nein, kein Wiener Schnitzel), bei dem wir uns aber Vorspeise und Nachtisch gegönnt haben.

Donnerstag, 02.07.2009
De Klink – Weesp

Immer noch heiß, eigentlich heißer und wir fahren mit leichtem Ostwind von hinten, das heißt, für uns auf dem Schiff ist es während der Fahrt windstill, der Schweiß strömt und das angesichts soviel Wassers.
Ich hatte mir die „Randmeeren“, also die Überbleibsel der Zuidersee, die das Ijsselmeer nach den Einpolderungen Flevolands mit Lelystad als Provinzhauptstadt (nach Lely, dem Planer des Abschlußdeichs und des gesamten Ijsselmeerprojektes) zwischen Poldern und ehemaliger Küstenlinie gelassen hatte, als eher reißbrettmäßige kanalartige Angelegenheit vorgestellt – das Gegenteil ist der Fall. Sehr abwechslungsreich gestalten sich die Gewässer zwischen Blokzijl und Muiden (Mündung der Vecht), kurz vor Amsterdam, wo wir heute nach wagemutiger Überquerung eines kurzen Stückes Ijsselmeeres – nämlich des Ijmeeres - die offenen Gewässer verlassen und dem Laufe der Vecht folgend Weesp erreichen.
Also abwechslungsreich die Randmeere, mal fast wie ein breiter, sich dennoch lieblich zwischen Schilfgürteln dahinschlängelnder Fluß, mal sich zu großen Seenflächen ähnlich der Müritz öffnend, mit Wäldern und alten und neuen Städtchen an den Ufern.
Kurz bevor wir das Ijmeer – Teil des Ijsselmeers bzw. des Markermeers erreichen, frischt der Wind kräftig auf und dreht auf NordWest. Und wir hinaus in die tobende See, ein kurzer Schlag nach Norden, um nicht ins Untiefe zu geraten und dann nach Südwesten, den Wind also genau querab von Steuerbord mit der Folge höchst unangenehmen Schaukelns durch die vom Wind aufgeblasenen Wellen. Mancher Seebär wird vielleicht lächeln angesichts dramatischer Kap-Horn-Umsegelungen, aber das ist das Unangenehme auf flachen Binnenmeeren, ganz schnell erzeugt der Wind steile, kurze Wellen, aber wir habens schnell überstanden, steuern die Seeschleuse von Muiden an und sind bald darauf auf der lieblichen Vecht.
Nach allem, was ich bisher in meinem Binnenschifferdasein gesehen habe, eines der hübschesten kleinen Flüßchen. Wenige Kilometer stromauf erreichen wir das Örtchen Weesp, früher bekannt für Bier und Genever, heute ist praktischerweise der Wirt der „Natten Krant“ (Nasse Zeitung) der Hafenmeister und man kann eben über die Straße nach Zahlung des Liegegeldes ein frisch gezapftes und vor allem kaltes Bier mit aufs Schiff nehmen.
Von dort in angenehmem Baumschatten liegend (also mit dem Boot liegend) kann man auf dem Wasser fast italieneische Verhältnisse erleben: der spätnachmittägliche Korso – ganz Weesp ist, scheint’s, nicht auf den Beinen, sondern den Booten und fährt in ständigem Wechsel stromauf und stromab mit den unterschiedlichsten Geschwimmseln (wenn das das entsprechende Parallelwort zu Gefährt ist)an uns vorbei.

Samstag, 4. Juli 2009

Ossenzijl bis Elburg








Freitag, 26. Juni 2009
Ossenzijl Giethorn

Durch das Gebiet der Weeribben schippert man auf der leicht schlängelnden Kalenberggracht, mal gesäumt von einsamen Schilfgebieten, mal von kleinen Häuschen der ehedem bettelarmen Torfstecher, heute meist sehr schön hergerichtet als Ferienhäuser von – wahrscheinlich – begüterten Städtern.
Wir machen einen Bogen über Steenwijk und gelangen schließlich nach Giethorn. Ein euphemistisch Klein-Venedig genannter Ort, der ein Wochenendziel ist für mit angemieteten Elektro-, Paddel-, Stak- und sonstigen Booten ausgestattete Pfadfinder, Familien, Kegelclubs, etc. Der Hafen ist auch ganz schön, aber auch schon ziemlich voll als wir gegen 16:00 Uhr dort festmachen. Vorher haben wir noch schnell bei einem Schiffsmakelaar ausnahmsweise ein paar Boote angeschaut.





Samstag, 27. Juni 2009
Giethorn Liegetag

Wir haben beschlossen angesichts für den heutigen Tag angekündigter Gewitter mit schwerem Hagelschlag („Hagelslag“ bedeutet auf holländisch auch Hagelschlag, wird aber zumeist mit Schokoladenstreuseln in Verbindung gebracht, die als Brotaufstrich sehr beliebt sind. Auf die bereits schon erwähnten Tempotaschentücher, die aber nach Meinung der „Warme Bakker“ genannten Bäcker Weißbrotscheiben sind, aufgestreut und herzhaft zusammengeklappt, stellen sie ein annehmbares Frühstücksbrot dar) einen Hafentag einzulegen und Giethoorn zu besichtigen. Wirklich hübsch, ein bißchen zu niedlich.
Aber, ein Herz für Rentner.
Der Hafen wird im Verlaufe des Samstag voller, Bootsreisende wie wir füllen das Hafenbecken, aber auch Bootsbesitzer aus der näheren Umgebung, die für das Wochenende angefahren sind. Man kennt sich, Boote werden nebeneinander festgemacht, schnell sind die Stühlchen ans Ufer gestellt und größere Gesellschaften finden sich zusammen. Der Holländer ist gesellig und feiert gern, das wird auch schon mal lauter, aber nicht unerträglich. Schlimmer ist, daß nach meinen höchst objektiven und vorurteilsfreien Beobachtungen der Holländer an sich ein Hundeliebhaber ist. Und wenn der Holländer feiert, dann sind natürlich auch die Hunde dabei und bei jedem lauten Lacher, bei jedem Passanten der „Festa sui Prati“, vor allem, wenn er -wie meist - ebenfalls mit Hund ausgestattet ist, ertönt lautes Gebell. Ich könnt sie erwürgen, die Kläfftölen. Aber alles hat ein Ende, kurz, bevor der bereits gefaßte Mordplan an einem niederländischen Dackel in die Tat umgesetzt werden kann, kehrt Ruhe ein. Der Holländer weiß, was sich gehört, gegen 23:00 Uhr ist Zapfenstreich, offensichtlich auch für Dackel – oder ist mir jemand zuvor gekommen?
Das angekündigte Gewitter kam übrigens nicht – etwas Grummeln in der Ferne, das wars dann schon und etwas Abkühlung kam, inzwischen durchaus willkommen. Vor vier Tagen haben wir nachts noch das Heizöfchen betrieben!


Sonntag, 28.Juni 2009
Giethorn – Blokzijl

Heute fahren wir nach Blokzijl, ein Städtchen aus den goldenen Zeiten Hollands wie soviele (17. – 18 Jahrhundert), aber dieses war einst ein nicht unbedeutender Hafen am Meer, das vor gerade einmal 50 Jahren verschwunden ist. Aus der tief in des Land eingedrungenen Nordsee, deren Meerbusen „Zuiderzee“ immer wieder mit verheerenden Sturmfluten Mensch und Tier und Land mit sich gerissen hat, ist nach Fertigstellung des Afsluitdijks, des Abschlußdeichs zwischen Den Helder und der friesischen Küste das Ijsselmeer geworden, in dem auch noch große Mengen Land durch Polder gewonnen wurden. Am südlichen Ende der früheren Zuidersee heißt dieser Teil des Ijsselmeers Markermeer, dies wird begrenzt durch den Polder Flevoland und der trennt nun das einstige Hafenstädtchen Blockzijl vom Meer. Schmale Wasserstreifen trennen noch die Polder von der früheren Küstenlinie, „Randmeere“ genannt und sind unser weiteres Ziel in den nächsten Tagen. Heute nun aber machen wir erst Station im ex- Hafenstädtchen mit einem großen runden Hafenbecken, daß einst Handelsseglern und Walfängern Schutz bot und heute durch ein vergleichsweise kleines, aber immerhin noch bedrohlich „Zwarte Water“ genanntes Gewässer mit dem fernen Meer verbunden ist. Ein schöner warmer Abend klingt aus im Restaurant „Sluiszicht“.


Montag, 29.Juni 2009
Blokzijl - Elburg

Heute haben wir ordentlich Strecke gemacht, 51 Kilometer in 5 Stunden mit zwei Brücken, einer Schleuse, der Durchquerung des Zwarten Waters und des Keteler Meers, in das nahe Kampen die Ijssel mündet (daher Ijsselmeer), übrigens ein Mündungsarm des Rheins, die letzte Kilometertafel zeigt hier 1007 KM (ab dem Rheinfall von Schaffhausen) an. Ja, und dann nach der Ausfahrt aus der Schleuse, 15 Kilometer vor unserem Ziel – dem Städtchen Elburg, was ist…? Ja der katastrophengewöhnte Leser ahnt es schon, ein Motor, diesmal der an Steuerbordseite, wird heiß, aber ich habe es schon kommen gesehen, es ist bestimmt der Keilriemen, den ich vor unserem Start gewechselt hatte, aber wußte, daß das von mir aus Beständen eingesetzte Modell nicht mehr so ganz jugendfrisch war. Also rechten Motor auf Leerlaufdrehzahl, beim anderen etwas mehr Gas gegeben, so kommen wir schon ans Ziel, bei der Hitze heute steige ich erst in den „Keller“, wenn der etwas ebgekühlt ist. So klappt es auch, der Motor kühlt sich in Leerlaufdrehzahl ab, wir erreichen völlig cool Elburg, machen unter einem schattenspendenden Baum fest und trinken erst einmal ein halbwegs kaltes Bier aus unserem stark geforderten Kühlschrank.

Elburg ist übrigens auch so ein altes Städtchen, dem das Meer abhanden gekommen ist, einst eine wichtige Hafenstadt und Mitglied der Hanse, lebt es heute vom Tourismus und einer ausgebreiteten Wassersportindustrie mit Reparaturwerften, einem berühmten Jachtschilderer (ein Schilderer ist ein Maler – wie bei uns sowohl Kunstmaler als auch Handwerker) und vielen großen und teuren Jachten ans seinen ausgedehnten Stegen.
Wir fahren mit den Rädern ins Städtchen und gönnen uns eine kleine Erfrischung in anregender Gesellschaft.
Danach erst schaue ich in den Motorraum – und richtig – der Keilriemen hängt lose aber irgendwie immer noch auf den wichtigsten Riemenscheiben. Wir sind ja inzwischen erprobt, den roten Monteursanzug angezugen, Lichtmaschine gelockert, den schon in Warten bei der letzten Reparatur georderten neuen Keilriemen aufgezogen, mit Elkes unverzichtbarer Hilfe gespannt und schon läuft alles wieder. Was ist schon ein Keilriemen unter Freunden….