Anfahrt und Vorbereitung
Unser Schiff hat den
Winter in St.Jean de Lôsne verbracht, wir in Ostfriesland, der 01.
April sollte uns wieder zusammenführen mit Hilfe der Deutschen Bahn,
der Société Nationale de Chemin de Fer und Europcar, ein
ambitionierter Plan, der um 05:09 in Leer Ostfriesland startete und
der – das wußten wir – am 5 Minuten kurzen Umsteigestopp in Köln
scheitern konnte. Bekommen wir den Anschlusszug nicht, dann kommen
wir nicht wie vorgesehen um 15:15 in Dijon an, sondern frühestens
nach 19:00, dann hat das Europcar-Büro am Bahnhof von Dijon
geschlossen, der –
schon bezahlte - Leihwagen kann nicht übernommen werden, die alternative Regionalbahn bringt uns frühestens nach 20:00 Uhr in das Städtchen St. Jean, dann, dann, dann…
schon bezahlte - Leihwagen kann nicht übernommen werden, die alternative Regionalbahn bringt uns frühestens nach 20:00 Uhr in das Städtchen St. Jean, dann, dann, dann…
Samstag, 01. 04. bis
Mittwoch, 05.04.
Also, ein früh
aufstehender Freund hat uns am 01.April 2017 um 04:00 Uhr morgens zum
Bahnhof in Leer gebracht, die Westfalenbahn pünktlich nach Münster,
dort umsteigen in den IC von HH via Bremen nach Köln, der aber, so
erfuhren wir, als wir mit schwerem Gepäck den Bahnsteig erklommen
hatten, heute mal von einem anderen Bahnsteig abfuhr. Das haben wir
geschafft, dort stand der Zug und unsere reservierten Plätze waren
tatsächlich frei….allerdings saß auf dem Nebensitz ein
Bierkasten, der schon mehr leere als volle Flaschen beinhaltete und
um uns herum der uns bisher unbekannte Alptraum des
Eisenbahnreisenden – Fußballfans! Werder Bremen spielte am
Nachmittag in Freiburg und die getreuen Fans waen zu früher Stunde
bester Stimmung und die war lautstark. Der Sinn der Liedzeile
„Auswärts sind wir asozial...“ ist uns dröhnend klar geworden.
Diese freundliche Atmosphäre wurde aber stark beeinträchtigt von
der fürsorglichen Warnung des tapferen Schaffners, dass Bauarbeiten
auf der Strecke nach Köln die Fahrtzeit verlängern und der
vorgesehene Anschlusszug eventuell nicht erreicht werden könnte.
Vielleicht sollten wir in unseren vorgesehenen Zug ja schon in
Dortmund einsteigen, falls der wartete… Der wartete allerdings
nicht. Ich will es abkürzen, der Adrenalinspiegel stieg mit der
Lautstärke der Fans, der sekündliche Blick auf die Uhr machte es
auch nicht besser, aber der Zugführer gab sein Bestes, hat die
Verspätung wieder eingeholt, der Anschlusszug auf dem gleichen
Bahnsteig wartete, bis wir unser Gepäck aus dem einen in den anderen
Zug gewuchtet und unsere reservierten Plätze im wunderbar ruhigen
und nicht nach Bierpfützen riechenden Wagon gefunden hatten. Keuch!
Pust! Alles gut. Alles? Nein, ein kleines Trüppchen aufrechter
Werderfans saß nur zwei Reihen hinter uns, denn auch Züge Richtung
Karlsruhe führen letztendlich nach Freiburg. Es waren nur vier Fans,
aber die Literflasche Jägermeister wurde leerer und die Gruppe
lauter, da waren wir denn schon in Karlsruhe, unserem dritten
Umsteigebahnhof. Dort fuhr ein wunderbar ruhiger Zug völlig fanlos
mit uns nach Straßburg, da dann Umstieg in den TGV (Trés Grand
Vitesse), der uns mit bis zu 320 KM/h tatsächlich pünktlich 15:15
nach Dijon brachte. Also, sage noch einer etwas gegen das
Bahnfahren, knapp 1.000 KM in gut 12 Stunden mit viermal Umsteigen
für für uns beide zusammen knapp 200 €. Hätten wir mit dem Auto
nicht geschafft. In Dijon Übernahme des Leihwagens . Zwei Tage für
48 € (Taxi nach St.Jean hätte 65 € gekostet), statt des
gebuchten Polo ein komfortablerer Skoda Felicia Kombi, um 16:30 waren
wir am Schiff, konnten Strom (Batterien) anschließen, die winterfest
gelüfteten Wasserleitungen und den Wassertank befüllen, die
Schiffstoilette vom Frostschutz befreien, Kleidung in den Schrank
hängen, Betten beziehen, anschließend noch die wichtigsten Einkäufe
fürs Frühstück am nächsten Morgen und dann noch in aller Ruhe uns
ein kleines Restaurant in St.Jean aussuchen und den Abend angenehm
ausklingen lassen.
Diese Mütze hatten wir klugerweise auf dem Schiff gelassen |
Zu bemerken ist
noch, dass die Fahrt von herrlichem Wetter begleitet war und dass das
Thermometer am Zielort am Nachmittag nahe 20° zeigte.
Montag noch
zum Lidl (der hatte Sonntag zu) weitere Einkäufe (deutsches Bier)
und Wein erledigen, dann erst das Fahrrad zum Bahnhof und schließlich
das Auto nach Dijon bringen, dort noch schnell ein Ladekabel fürs
Netbook besorgen, weil zu Hause vergessen. 50 € später war auch
das erledigt. Zum Bahnhof, Auto abgeben, Fahrkarte besorgen, Ankunft
am Bahnhof St.Jean 15:30, mit dem dort deponierten Fahrrad zum
Schiff. Dort beendete der Monteur der Fa. Blanquard (sehr zuverlässig
mit gerechten Preisen) gerade den Hauptteil der Motorinspektion, die
wir vorsorglich schon im Herbst vorher terminiert hatten. Ölwechsel,
neuer Ölfilter, Getriebeölwechsel, Impeller Wasserpumpe neu und die
Brösel der alten aus der Kühlwasserleitung entfernen.
Am Dienstag
kam er noch einmal, um die restlichen Arbeiten zu erledigen, u.a.
Dieselfilter wechseln bzw. kontrollieren. Bis Mittwoch hatten wir
noch einiges andere am Schiff zu erledigen: Das Winterverdeck gegen
das Sommerverdeck tauschen, das alte Relingskleid gegen das neue.
Das Schiff waschen, Teakdeck schrubben, innen sauber machen, Wäsche waschen, etc. etc.
Das zweite Boot am rechten Steg, man sieht das "Sommer"-Verdeck |
Das Schiff waschen, Teakdeck schrubben, innen sauber machen, Wäsche waschen, etc. etc.
Hört sich nicht so
recht nach Urlaub an, war aber alles ganz entspannt bei sonnigem,
wenn auch teils kühl windigem Wetter.
Am Mittwoch
sind wir noch einmal zu Fuß zum Lidl gepilgert, dessen
Sonderangebote „Poissonière“ wir uns nicht entgegehen lassen
konnten: Austern, Garnelen, Kaviar. Endlich haben wir das Schiff von
seinem krautigen Uferplatz verlegt, die Schraube „frei“ gefahren,
das heißt, durch Vor- und Rückwärtsfahren von Schlingpflanzen
befreit und am „krautfreien“ Gästesteg angelegt, den
Wasserfilter vom Unterwassergemüse befreit. Nun ist „all op Stee“
wie der Ostfriese sagt und morgen, Donnerstag, kann's los gehen.
Wohin eigentlich?
Und wo lang?
Nachdem wir 2014 gen
Frankreich aufgebrochen, in diesem Sommer über den Canal de
Bourgogne St.Jean de Lôsne erreicht und dann das Schiff über den
Winter in Seurre an der Saône (10 KM von St.Jean entfernt) gelassen
haben, 2015 südwärts über Saône und Rhone in den Canal den Midi
geschippert sind, das Schiff einen weiteren Winter in Frankreich im
Wasser des Canal de Midi in Argens sur Minervois verbracht hat, um
uns dann im Frühsommer 2016 den Canal de Midi westwärts bis
Toulouse zu bringen und auf dem Seitenkanal der Garonne noch ein
ganze Stück darüber hinaus, sind wir umgekehrt, haben im Sommer
2016 unseren „Gouden Eeuw“ bei Beziers bis Herbst auf uns warten
lassen und sind dann im September wieder zurück über Rhone und Saône
nach St.Jean de Lôsne gefahren. Der Winter 2016 auf 2017 war nun der dritte Winter in Frankreich, jetzt soll es zurück zum
Heimathafen in Ostfriesland in Wiesmoor gehen; das Boot muß nun mal
aus dem Wasser, das Unterwasserschiff behandelt, ja , das ganze
Schiff neu gestrichen werden.
Der Rückweg soll
über den Canal du Centre führen, der bei Chalons sur Saône
abzweigt und mit seinen Anschlußkanälen Canal lateral á la Loire
(Loire Seitenkanal),Canal de Briare (meines Wissens der älteste
Kanal Frankreichs) und den Canal du Loing in die Seine führen, über
Paris in deren Nebenfluß, die Oise, den Canal du Nord weiter nach
Lille, schließlich durch Belgien über Gent und Antwerpen nach
Holland, um schließlich auf bis jetzt noch nicht ganz feststehenden
Wasserwegen nach Ostfriesland zu gelangen.
Auf dieser Wasserkarte kann man sich den Weg (zumindest in Frankreich) vergegenwärtigen:
Genauer geht's unter: http://www.vnf.fr/vnf/img/cms/Transport_fluvialhidden/Carte_Bienvenue_VNF_2017_20161214100308.pdf (etwas umständlich, es öffnet sich ein pdf-Dokument, da muß man auf Seite 2 gehen und die dann auch noch drehen, sie steht nämlich auf dem Kopf - wahrscheinlich für Australier)
Also, Donnerstag
geht’s los:
Canal du Centre
St.Jean de Lôsne.Fragnes
6 Stunden, 5 Schleusen (2 auf der Saône, 2 Canal du Centre), 64 KM
6 Stunden, 5 Schleusen (2 auf der Saône, 2 Canal du Centre), 64 KM
Donnerstag,
06.04.
blauer Himmel,
strahlender Sonnenschein, aber kalter Nordwind.
Um 10:00 Leinen los,
erst einmal zur Tankstelle am Ufer in St.Jean de Lôsne und für 1,26
€/ltr den Tank aufgefüllt . Dann die Saône abwärts vorbei an
Seurre und Verdun sur le Doubs, nach zwei Schleusen und ca. 60 KM
erreichen wir um 15:00 Uhr die Einfahrt zum Canal du Centre oberhalb
von Chalons sur Saône. Die Schleuse Nr.34b trägt uns in 15 Minuten
10 Meter höher, dann sind es noch etwas mehr als vier hübsche
Kanalkilometer bis zum Örtchen Fragnes, an dessen schönem
Anlegeplatz mit Wasser, Strom, WiFi und Bäcker direkt neben der
Capitainerie wir um 16:10 die Leinen fest machen. (Liegegebühr 10,40
€ (incl. Strom, Wasser, WiFi)
Freitag, 07.04.
Fragnes - Santenay, 4 Stunden, 17 KM, 10 Schleusen
10:10 Uhr brechen wir bei blauem Himmel und nicht mehr ganz so kaltem Wind auf.
Mittwoch, 12.04.
Freitag, 14.04.
Samstag, 15.04.
(Oster)Sonntag, 16.04.
10:10 Uhr brechen wir bei blauem Himmel und nicht mehr ganz so kaltem Wind auf.
Wir
steigen weiter kräftig bergan, die Schleusen sind automatisch, d.h.
es gibt keinen Schleusenwärter, der die Schleusen vor Ort bedient,
sondern nach Erkennung durch Radardetektor vor Schleuse 34, der
ersten nach der Einfahrtsschleuse 34b (hatten wir gestern) öffnen
sich die Tore, man fährt ein, zieht an einer blauen Leine (nicht an
der roten, das ist die Notfall-Leine, die den ganzen Vorgang stoppt)
und setzt damit den Schleusenvorgang in Gang. Tore schließen sich,
Wasser strömt ein (bei Bergfahrt wie jetzt bei uns), hebt das
Schiff, wenn der Wasserstand ausgeglichen ist, öffnen sich die Tore,
bei der Ausfahrt erfassen Detektoren das Schiff und melden der
nächsten Schleuse: da kommt ein Boot, bereite dich vor. Das klappt
im Prinzip ganz gut, auch bei Gegenverkehr. Wenn's doch mal hakt,
ruft man eine Telefonnummer an und, oh Wunder - in meist weniger als
10 Minuten braust ein weißes Auto mit VNF-Logo (Voie Navigable de
France, bei uns hieße das Bundeswasserstraßenamt oder so) und einem
Schleusenwärter herbei, der alles wieder richtet. Kräftig bergan
steigen heißt allerdings, dass die Schleusen mindestens 2,50 m hoch
sind, aber meist über 5 m. Und das bedeutet, einfahren, schauen,
dass man an der Leiter landet, die sich variantenreich mal vorn, mal
hinten, mal rechts mal links befindet. Dann die Leiter hoch, Seile
mitnehmen oder sich zuwerfen lassen, um die Poller legen, dann zum
Mast mit der blauen Leine, die ziehen und los geht’s.
blaue Leine ziehen |
Das schafft
man bei den niedrigeren Schleusen von einem höheren Boot wie dem
unseren ganz gut ohne Leiter, bei den 5-Meter-Schleusen gibt es
Schwimmpoller. Also Poller in der Schleuse, die sich auf Schiffshöhe
befinden und mit dem Wasserstand aufschwimmen. Ganz praktisch und
bequem, wenn sie nicht klemmen und dann bei höherem Wasserdruck wie
Torpedos nach oben schießen. Also immer schön seitwärts von diesen
Pollern stehen.
Schwimmpoller |
Schwimmpoller schön und gut, allerdings sind sie so
angebracht, dass ein Sportboot (in der Regel ja nicht so lang wie ein
französisches Berufsschiff – Péniche genannt – von einst mit
ihren 33 Metern) zwar an den Pollern festmachen kann, aber weit
entfernt ist von der Leiter und dem Mast mit der besagten blauen
Leine. Also heißt das Einfahren, bis ganz vorne hin, da befindet
sich die blaue Leine, kräftig ziehen, die Dinger klemmen gern, dann
mit dem Boot zurücksetzen und an den Schwimmpollern festmachen, das
möglichst in der Zeit bis sich die Tore geschlossen haben und das
Wasser teils kräftig einschießt.
Wenn man mal vom Schiffahrtstechnischen absieht, wir haben Glück mit dem Wetter, die Luft erwärmt sich langsam. Sitzt man irgendwo vorm Wind geschützt, ist es richtiggehend heiß. Die Sonne hat ordentlich Kraft und in der klaren Luft sind im Nu Ohren, Nase, Nacken verbrannt.
Eigentlich hatten wir vor, in Chagny zu übernachten, aber anders als es auf der Karte aussah, ist der Hafen eigentlich nicht sehr schon neben einer großen Ziegelei,
Hafen Chagny |
die Anlegestellen haben zwar Strom und Wasser, aber erst wenn jemand kommt und die Zapfstellen aktiviert, und ob der kommt...Wir fahren also weiter, eine wunderschöne Kanalstrecke von mehr als 10 Kilometer ohne Schleuse. Wunderschön nicht deswegen (naja, auch), sondern weil der Lohn der 10 Schleusen mit über 40 gewonnenen Höhenmetern die Besonderheit des Kanalfahrens ist: man kann vom Schiff ins Tal sehen, was ja auf normalen Wasserwegen nicht der Fall ist.
Blick ins Tal |
Flüsse sind immer im Tal. Wir genießen die schönen Ausblicke auf gerühmte Weinberge und machen um 14:30 oberhalb des Weinstädtchens Santenay (für
Weinliebhaber:hier trifft sich die Côte de Beaune mit der Côte
Chalonaise -AOC, daher hier wie in den anderen Orten dieser Gegend
ein Weingut am anderen mit den entsprechenden Verkostungs- und
Einkaufsmöglichkeiten) an einem stillen Anleger fest, der nicht nur sonnig, sondern auch einigermaßen windgeschützt ist.
Ich
aktiviere Rabelais (von Räbbelchen, rheinisch für Moped), unser
kleines Faltmotorrad, um in Santenay Einkäufe zu machen und die
Bäckerlage für den nächsten Morgen zu erkunden. Hätte man auch
mit dem Fahrrad machen können, hin ja, aber zurück schwer bergan,
da ist's mit Motorkraft doch bequemer.
Samstag,
08.04.
Santenay
- St.Lèger, 1 Stunde 45 Minuten, 8,5 KM, 4 Schleusen
Morgens
mit Rabelais schnell Baguette besorgt und dann geht’s weiter, teils
durch stille Wälder, teils an Berghängen entlang mit Aussichten in
die weiten Täler mit blühenden Obstbäumen und ergrünenden anderen
Bäumen. Der Frühling kommt mit Macht, die Nächte sind kühl, die
Luft auch noch streng, aber in der Sonne ist es schon recht warm. Wir
beenden die heutige Etappe nach kurzer Fahrt in St-Léger sur Dheune,
dem kleinen Flüßchen, das hier den Kanal speist. Der Hafen hat
Strom und Wasser und wird von der Mietbootfirma Locaboat betrieben.
Die Saison hat noch nicht so recht begonnen, daher ist es noch ruhig,
was die Mietboote anbetrifft. An der Brücke über den Kanal gibt es
ein Restaurant und – mindestens genauso wichtig – einen Bäcker,
wie wir bei einem kurzen Rundgang durch den Ort feststellen, der auf
einmal unerwartet schweißtreibend ist: der kühle Wind hat sich
gelegt, wir aber sind noch in windfester Wärmekleidung, die Sonne
scheint uns aufs Gehirn, nur hatten wir keinen Sonnenschirm. Am Abend
gönnen wir uns im Restaurant an der Brücke „Petit Kir“ ein
Menu, trotz etwas möchte-gern hochnäsigem Ambiente ist das Essen
regional typisch und gut und die 77 € incl. Wein, Aperitif und
Kaffee angemessen. Liegegebühren bei Locaboat 15,40 € incl Strom,
Wasser, WiFi. Kleiner Schönheitsfehler des Liegeplatzes: hier
beginnt der Teil des Kanals, an dem die Straße unmittelbarer
Begleiter auf dem ehemaligen Treidelpfad ist und das schöne Wetter
vor allem Motorradfahrer auf die kurvenreiche und landschaftlich
schöne Strecke lockt.
Wir lieben Motorradfahrenr |
Und Motorräder – mit wenigen rühmlichen
Ausnahmen – werden von ihren Besitzern stets lautstark in höchsten
Drehzahlen mit viel unnötigem Zwischengas betrieben, der Höllenlärm
macht es schwer, Gedanken an ferngezündete Motorvernichtungen und
Schlimmeres zu unterdrücken.
Sonntag,
09.04.
St.Lèger
- St.Julien, 3:30 h, 13 KM, 11 Schleusen
Nachts
sind die Temperaturen bei sternenklarem Himmel auf 1° gefallen,
tagsüber heizt die Sonne unser Schiff im Salon auf 30° auf. Wir
fahren wegen der Brücken von manchmal sehr knapp 3,50 Meter Höhe
mit gelegtem Cabrioverdeck (das ungefähr 3,48 Meter hoch ist),
einerseits um unnötigen Stress bei Brückendurchfahrten zu
vermeiden, wo doch schon mal ein dicker Draht oder ein
Versorgungsrohr herunterhängt, andererseits weil's so schönes Wetter
ist. Ergebnis am Abend: glühende Gesichter, verbrannte Ohren, rote
Nasen. Heute sind wir fleißig und meistern 11 Schleusen zu Berg,
außer den letzten beiden so um die 2,50 m bis 2,70 m hoch. Da kann ich
gerade noch vom Achterdeck über die Reling den Schleusenrand
erklimmen, die Seile um die Poller legen, und die berühmte blaue
Leine ziehen, um den Schleusungsvorgang in Gang zu setzen. Die beiden
letzten Schleusen des Tages sind dann wieder etwas über 5 Meter hoch
mit Schwimmpollern. Da aber niemand unseren Schleusenrhytmus stört
(außer uns niemand unterwegs) und die automatische Meldung von
Schleuse zu Schleuse funktioniert, können wir nach dreieinhalb
Stunden Fahrt ein Etmal von 13 KM und 38 Höhenmetern vermelden und
machen die Leinen bereits um 13:30 Uhr in St.Julien sur Dheune fest.
(dies ist übrigens einer weiteren Besonderheit dieses Kanals
geschuldet. Die Schleusenwärter haben zwar Mittagspause von 12:00 –
13:00, man kann aber die automatischen Schleusen weiter bedienen bzw.
befahren. Bei anderen Kanälen sind auch die automatischen Schleusen
während der Mittagspausen ausgeschaltet)
St.Julien |
In St.Julien haben wir einen schönen Liegeplatz
(allerdings keine Versorgung, kein Strom, kein Wasser) in einer
Ausbuchtung des Kanals mit Picknicktischen im Schatten von Bäumen
und einem Restaurant über die Brücke, das jeden Tag und damit auch
heute - Sonntag Abend - geöffnet hat. (die meisten franz.Restaurants
haben Sonntag Abend und Montag geschlossen). Leichtsinnig wie wir
sind, gehen wir heute noch einmal essen und bereuen es nicht. In der
„Auberge au Manoir“ sind wir für 80 € incl. Wein bestens
bedient worden und schlendern durch die warme Abendluft zurück zum
Schiff für einen Absacker auf dem Achterdeck und genießen, dass die
Motorradfahrer den Sonntagabend zu Hause verbringen.
Montag,10.04.
St.Lèger
- Blanzy, 5:00 h, 16,6 KM, 15 Schleusen
Nacht
wieder kühl (1°) - draußen, im Schiff dank dicker Decken und
Dieselheizung warm, tagsüber blauer Himmel und Sonnenbrand an
Gesicht, Händen und Armen, trotz Crème und Sonnenhut. Aber man kann
nicht besser klagen. 10:15 sind wir, wie mit dem Éclusier
(Schleusenwärter) tags zuvor verabredet an Schleuse Nr.8 und
beginnen unser Tagewerk, in Verlaufe welchselben wir acht Schleusen –
fast alle gut 5 Meter – zu Berg bewältigen,
Blick zurück auf Schleusentreppe |
dann erreichen wir in
der Scheitelhaltung (dazu gleich mehr) Montchanin, wo uns unsere
Karte und unser Wasserstraßenführer einen kanalnahen Supermarkt und
einen kleinen Hafen versprochen haben, diese Versprechen aber nicht
über eine Zeitraum von 10 Jahren halten können – so alt und älter
sind unser Führer und unsere Karte. Also da oben gibt’s nichts außer einem
Betriebshof mit Büro des VNF, vor dem wir wenigstens für die Zeit
der Schleusenwärtermittagspause festmachen können und auch den
Schleusenwärter informieren lassen, das wir weiterfahren wollen,
damit der die erste Schleuse des nun folgenden Abstiegs fertig machen
kann.
Und vor dem ein Kirschbaum blüht mit einigen Ästen weißer und einigen Ästen rosa Blüten.
Einschub
für die an Theorie der Binnenschifffahrt Interessierten:
Scheitelhaltung,
Auf- und Abstieg: Mit den letzten Schleusen sind wir heute noch
einmal gut 40 Meter gestiegen mit manchem Weitblick zurück in die
Niederungen belohnt.
Der
Canal du Centre gehört zur Gattung der Kanäle mit Scheitelhaltung,
d.h. er steigt auf der einen Seite auf, überwindet einen Höhenzug
(in unserem Falle werden 125 Höhenmeter von der Saône her
überwunden) und steigt auf der anderen Seite wieder hinab und
verbindet so meist zwei Gewässersysteme, in diesem Falle sogar über die
Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Atlantik. Alle Wässer auf der
Seite, die wir von der Saône her erklommen haben, fließen ins
Mittelmeer, alle Wässer der vor uns liegenden Talstrecke hingegen
via Loire in den Atlantik. Deswegen sind die Schleusen zur
Mittelmeerseite neben der Nummerierung mit Zusatz „Midi“, die zur
anderen Seite mit „Océan“ bezeichnet. Die konstruktive
Herausforderung bei Kanälen mit Scheitelhaltung liegt darin, dass
eine ausreichende Wasserversorgung für die Scheitelhaltung
gewährleistet wird, denn durch die Schleusen fließt ja ständig
Wasser zu Tal, das ebenso beständig nachfließen muss.
Ein anderer
Kanaltypus ist der Seitenkanal, also ein Kanal, der einen Bach, Fluß
etc. bei seinem Weg zu Tal begleitet und von diesem mit Wasser
versorgt wird. Durch seine Schleusen und die damit verbundenen
aufgestauten Strecken sorgt der Kanal für die Schiffbarkeit eines
sonst zu kleinen oder flachen Gewässers, wie z.B. der Loire, dessen
Seitenkanal wir im Verlauf der Strecke noch befahren werden.
Theorie
Ende, weiter mit dem Verlauf der Fahrt:
Nach
der Mittagspause brauchen wir um 13:00 nur kurz an der Schleuse Nr.1
(Océan) zu warten, dann kommt der Schleusenwärter und weiter geht
die Fahrt nun mehr in volle Schleusen, bei denen nach unserer
Einfahrt das Wasser herausfließt und wir entsprechend absinken.
Abwärts schleusen ist etwas einfacher als aufwärts, weil man nicht
erst mit Leitern oder sonstigen Manövern die Schleusenwände
erklimmen muß, um Seile zu befestigen und die Mechanik zu bedienen.
Nach gut zwei weiteren Stunden Fahrt durch schönste und
abwechslungsreiche Gegend,
bei der auf der begleitenden Straße immer
weniger Verkehr zu verzeichnen ist und entsprechende Ruhe einkehrt,
erreichen wir um halb vier Uhr Blanzy. Der Liegeplatz ist mit Strom
und Wasser versehen und kostenfrei. Der Bäckergang von Elke wird
montagsbedingt (da haben die meisten Bäcker zu, weil sie sonntags
auf hatten) etwas lang und wegen kräftig scheinender Sonne etwas
schweißtreibend. Der treusorgende Kapitän hatte bei der Rückkehr
aber bereits das schattenspendende Bimini aufgerichtet.
Dienstag,
11.04.
Blanzy
- Montceau les Mines, 1:00 h, 3,2KM, 2 Schleusen
Nach
kurzer Fahrt erreichen wir das architektonisch weniger bedeutende
frühere Bergbaustädtchen Montceau les Mines
gemütlich im Schatten
eines Atomkraftwerks liegend mit weitem Hafenbecken, Liegeplätzen
mit Strom und Wasser, WiFi für 6,80 €.
Da wir schon um 11:30 Uhr
ankommen, können wir noch schnell über den Dienstag vormittag
stattfindenden Markt gehen, Apfelsinen, Eier und völlig überteuerten
Ziegenkäse von einem baskischen Schlitzohr erstehen. Man hätte auch
vor der letzten Schleuse am rechten Ufer am eigens eingerichteten
Anleger des direkt am Ufer liegenden Leclerc-Supermarktes anlegen
können.
Mittwoch, 12.04.
Montceau
- Génélard, 3:20 h, 18,3 KM, 2 Hubbrücken, 7 Schleusen
Bei
mittlerweile gewohnt blauem Himmel, heißer Sonne und kühlem Wind
lassen wir zunächst drei Hubbrücken (Bedienung nach Zug an der
Leine 100 m vor der Brücke)
und dann die am Ufer vorbeiziehenden
Reste der Bergbauvergangenheit Montceaus hinter uns.
Die Fahrt führt
uns bald wieder durch die liebliche Landschaft des Charollais mit
seinen gleichnamigen Rindern
immer begleitet von der glücklich immer
stiller werdenden Landstraße auf dem ehemaligen Leinpfad. Nach
Schleuse 23 öffnet sich der Kanal in Génélard zu einem weiten
Becken mit schönen Liegemöglichkeiten an beiden Ufern, kostenfrei
mit Strom und Wasser. Außer uns lag noch eine Péniche aus Groningen
im Hafen, sonst Einsamkeit und Ruhe von einigem Verkehr über die
nahegelegene Brücke abgesehen, der aber am späteren Nachmittag fast
vollständig verebbte.
Der Ort hat Geschichte geschrieben als
Übergangsort im zweiten Weltkrieg zwischen dem von Deutschland
besetzten Teil Frankreichs und dem vom Vichy-Regime regierten.
Ein
moderner Bau am rechten Ufer mit kleiner Bücherei erinnert in einem
Museum an die Geschichte dieser Demarkationslinie. Auch die sonstige
– frühere – Bedeutung des Ortes als bedeutender Handelshafen
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wird mit Tafeln an den
Ufern informativ dokumentiert. Hinter einem Kriegerdenkmal
Wahlplakate für Marie le Pen machen da nachdenklich.
Ansonsten
ist aus wie so vielen Orten auf unserer Reise das ehedem lebhafte
Treiben gewichen, Geschäfte und Restaurants lassen Hoffnung
aufkeimen, beim Näherkommen allerdings muss man erneut erkennen, das
alte Besitzer keine Nachfolger gefunden haben oder in Zeiten riesiger
Supermärkte und jedermanns Automobilität einfach aufgeben mussten.
Liegegeld 0,00 € incl. Strom und Wasser
(Die Tage vom 13.04. bis zum 20.04. müsst' isch noch maache, aber ab 21.04. kann man weiter unten weiterlesen)
Donnerstag,
13.04.
Génélard
- Paray le Monial, 3:40, 19,8 KM, 7 Schleusen
Nach schleusenreicher Fahrt bei schönem Wetter
begleitet stets von
einer wenig befahrenen Straße kommen wir
nach Paray le Monial. Es gibt zwei Anlegemöglichkeiten, eine (in unserer
Fahrtrichtung) vor dem Ort auf der rechten Seite in einer Kanalverbreiterung
auch mit Strom wie es beim Vorbeifahren schien, die andere kurz nach der
Ortsmitte, ebenfalls auf der rechten Seite unter schattigen Bäumen hinter einer
dort fest liegenden Restaurant-Péniche eines Schweizers. Dort machen wir fest um 13:50 Uhr.
Katzenbesuch - kam auch nachts |
Es gibt Strom und
Wasser, WiFi kann man in der Nähe der Restaurant-Péniche empfangen, braucht
aber den Zugangscode. Wir haben dort weder gegessen (sah aber ganz nett aus) noch
getrunken, der Mâitre de Restaurant hat mir nach einem kleinen Pläuschchen den
Code auch so gegeben.
Paray-le-Monial ist ein altes Städtchen durchflossen vom
Wasserlauf der Bourbince mit einer romanischen, schön gelegenen Kloster- und Pilgerkirche,
die durchaus sehenswert ist und auch einen schönen Kreuzgang bietet.
spätromanische Basilika Sacre-Coeur |
Sehr
ausführlicher Artikel in Wikipedia. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sacr%C3%A9-C%C5%93ur_(Paray-le-Monial)
Der Spaziergang durch den Ort mit Brücken und Gässchen lohnt sich.
Liegegebühr 0,00 €
Freitag, 14.04.
Paray
le Monial - Digoin, 2:00, 3 Schleusen
Nach zwei Stunden durch
hübsche Landschaft landen wir in Digoin in der Kanalverbreiterung einer ehemaligen
Werft, die jetzt einem Charterbootunternehmen (Les Canalous) als Basis dient. Es
gibt einige Gastplätze, man muß sich in einem kleinen Häuschen auf der linken
Seite hinter der Brücke anmelden (nicht bei der Charterbasis). Es gibt Strom
und Wasser und auf der rechten Seite bei eben der Charterbasis kann man tanken.
Wenn man nicht tanken oder übernachten will, könnte man ohne Halt und Reue weiter fahren. Wir waren
aber nun mal da.
Die Umgebung des Liegeplatzes ist nicht berauschend, etwas
Industrie, große Straße, Eisenbahn, dennoch nicht laut. Der Ort liegt 1 – 2 KM
entfernt auf der rechten Seite, typisches Provinzörtchen mit kleinem Rewemarkt.
Ein großer Supermarkt (Leclerc) befindet sich entgegengesetzt nach rechts an
der nordöstlichen Ausfallstraße, zu Fuß schon etwas ambitioniert. Nach einem
kleinen Fußmarsch in diese Richtung finden wir auf der rechten Straßenseite (Avenue
du Général de Gaule) das Restaurant „Moderne“, auf den ersten Blick nicht
berauschend, wir haben da aber bei freundlicher Bedienung gut gegessen, 2 mal
Menu, Wein, Bier, Kaffe für 55,80 €, kann man nicht meckern.
Samstag, 15.04.
Digoin
- Dompierre sur Besbre, 6:30 h, 28 KM, 6 Schleusen
(Oster)Sonntag, 16.04.
Liegetag
(Oster)
Montag, 17.04.
Dompierre
. Vanneaux, 5:45 (incl 1:30 Wartezeit Mittagspause), 25 KM, 5
Schleusen
Dienstag,
18.04.
Vanneaux
- Fleury, 7:00 (incl.2:20 Ausflug nach Décize), 6 Schleusen, 28 KM
Mittwoch,
19.04.
Fleury
- Nevers, 3:40, 5 Schleusen, 22 KM
Donnerstag, 20.04.
Nevers – Cours les Barres, 3:40, 4
Schleusen, 1 Aquaeduct (über den Allier), 22 KM
Freitag, 21.04.
Cours les Barres – Herry, 4:45 (incl.
50 Min. Wartezeit vor Schleuse), 6 Schleusen, 23,5 KM
Dem Schleusenwärter bei der letzten
Schleuse gestern (Aubray, Nr.24) hatten wir auf die übliche Frage,
wann wir den nächsten Morgen weiter wollten, gesagt, dass wir
entweder in Cours les Barres oder in Marseille les Aubigny
übernachten wollten, je nach dem wie uns der Liegeplatz gefällt.
Ist ja immer schwierig vorher zu sagen, wo man bleiben möchte, wenn
man die Strecke noch nicht kennt. Jedenfalls da oder dort, und das
wir um 10:00 Uhr aufbrechen, was beim Liegeplatz Cours les Barres
bedeutet, das wir an der nächsten Schleuse ungefähr 10:15 sein
würden. Das hat er in unserem Beisein auch seinem Kollegen
durchgegeben.
Marseille les Aubigny |
Jedenfalls erscheinen wir um 10:20 an
der (Doppel-)Schleuse von Aubigny in Marseille les Aubigny, aber: die
Schleuse ist zu, kein Schleusenwärter zu sehen und die
Telefonnummer, die für den Fall der Abwesenheit des Schleusenwärters
üblicherweise am Schleusenhäuschen steht, war durchgestrichen und
mit einem Filzstift neu daneben geschrieben, nur „neu“ war schon
eine Weile her und die Schrift zur Unleserlichkeit ausgeblichen. Na
ja, Elke nutzt die Zeit, um die praktischerweise direkt bei der
Schleuse liegende Èpicerie aufzusuchen und ich, ich versuche den
Schleusenwärter zu finden. Der ist dann auf einmal an der
unmittelbar folgenden ungefähr 100 Meter entfernten Schleuse zu
sehen und dann schließlich auch ein Boot, das uns entgegen zu Berg
schleust. So kann's halt gehen und 40 Minuten später kommen wir dann
dran. Elke war auch nicht sehr erfolgreich, auf die Frage nach Eiern
hat der Ladenbesitzer völlig erstaunt erklärt, dass er keine habe,
in einem Ton, als habe man im Milchladen nach Schnaps gefragt.
Nach der Doppelschleuse und einer
weiteren, der Nr.27 bei Beffy ist es schon 11:40, also werden wir die
nächste Schleuse nicht vor 12:00 Uhr, der Schleusenmittagspause,
erreichen. In Beffy ist ein guter Anlegeplatz mit Stegen, Strom und
Wasser, Piknickplätzen, sogar eine Absaugeanlage für Schmutzwasser
ist vorhanden. Während unserer gut halbstündigen Mittagspause dort
kommt auch eine freundliche Dame per Auto (offensichtlich von der
Gemeinde) und fragt, ob wir irgendetwas bräuchten. Wir sind aber
wunschlos glücklich, freuen uns, dass der seit Tagen herrschende
eisige Wind etwas nachgelassen hat und es spürbar wärmer wird. Die
Sonne scheint sowieso wie schon seit Anbeginn unserer Reise (nach der
kleinen Osterunterbrechung) vom strahlend blauen Himmel. Kurz vor
halb eins fahren wir weiter, passieren Schleuse Nr. 28 Argenvière,
bei der unmittelbar eines der selten gewordenen Restaurants mit dem
Routier-Schild steht und von Ansehen eine guten Eindruck macht,
jedenfalls standen eine Reihe von Autos und ein paar LKW auf dem
Parkplatz, was für guten Besuch sprach. (Anlegen kann man nur
oberhalb der Schleuse)
Nach zwei weiteren Schleuse legen wir
bei dem kleinen Ort Herry an. Ruhiger Anlegeplatz, ohne Strom, Wasser
evtl. nach Anfrage bei der Mairie. Wie so viele kleine Orte in
Frankreich abseits der großen Straßen auch hier wieder zu
besichtigen: das Sterben aller Geschäfte, Cafés, etc. “Harry's
Bar“ mit Restaurant ist schon einige Jahre geschlossen, die vom
Informationsschild am Anleger erwähnte Kirche mit Chor aus dem
11.Jahrhundert ebenfalls (ich nehme aber an, nicht wie das Restaurant
für immer).
In Herry ist selbst die Straße ins Paradies eine Sackgasse |
Einen Bäcker gibt es gottseidank noch und –
museumsreif – eine Épicerie (Lebensmittelhandlung) widersteht den
Zeitläuften. Mit einer Tanksäule, Lotto-Annahme, Zeitungen und
sonst noch allerlei öffnet sie nachmittags wieder um 16:00 Uhr (na
ja fast, halb fünf ist ja auch gut) und wir bekommen unsere Eier,
etwas Schinken, einen Sechserpack Grimbergen und was man sonst noch
so braucht.
Die Nacht ist dann ohne Strom und damit
ohne Heizöfchen arschkalt, morgens 0° (draußen, im Schiff
gemütliche 13°) und Reif auf dem Schiff. Die Dieselheizung ist uns
nachts zu laut.
Samstag, 22.04.
Herry – Léré, 5:50 incl. 0:40
Aufenthalt Thibault, 5 Schleusen, 32 KM
Nach kalter Nacht wird es morgens dank
kräftiger Sonne schnell warm, nach 0° um 07:00 schon 13° um 09:00.
09:45 werfen wir die Leinen los, kommen etwas früher als verabredet
an der ersten Schleuse des Tages an, der Schleusenwärter hingegen
pünktlich um 10:20, noch eine weitere Schleuse und wir steuern kurz
nach zwölf Uhr unseren geplanten Liegeplatz in St.Thibault an
gegenüber von St.Satur, das wiederum am Fuße der Anhöhe liegt, auf
welchem das Städtchen Sancerre dem berühmten hier angebauten Wein
seinen Namen gibt. In Führer und Karte wird der Liegeplatz gelobt
als idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung (z.B
Sancerre) und außerdem wegen seiner Einrichungen, u.a.
Dieseltankstelle, Waschmaschine in den sanitären Anlagen und und
und.
Lieber Freund und Wasserwanderer, kommst du nach St.Thibault,
fahre weiter, horche nicht auf die Klänge der Wassser-Karten, steure nicht in den kurzen Seitenkanal, der als
verheißungsvoller Ort gepriesen wird. Du ersparst dir – zumindest
bei 1,20 m Tiefgang - Grundberührungen, weil Penichen fast bis in
die Mitte des Kanals festgemacht haben, weiter ersparst Du Dir den
Anblick von Booten, auf die die ganze Wucht des rheinischen
Mystizismus (müsst' isch mal maache) hereingebrochen ist und die
-kaufmännisch gesprochen – längst abgeschrieben sind, ihre
Besitzer das nur nicht wahr haben wollen. Jene Rostdampfer also, die
die eine Seite des Kanalufers verstopfen, weiter ersparst Du Dir den
Ärger über schräge Kanaluferwände auf der gegenüberliegenden
Seite, mit deren Berührung die klassischen Kanalschiffe kein Problem
haben, wohlgepflegte Sportboote aber schon. Weiter mußt Du nicht
eine Bude besuchen, die großzügig „Acceuil“ überschrieben ist,
deren Öffnungszeiten auch noch angeschrieben sind, die aber in ihrem
Inneren nur noch ihrer Bedeutung beraubter Rohre und sinnlose
Leitungen birgt, bei weitem aber keine Waschmaschinen oder gepflegte
Sanitäranlagen. Auch die desillusionierende Auskunft einer
alternativen Dame aus einem ehemaligen Wohnmobil (was es jetzt ist,
vermag keiner mehr so recht erkennen) zu der Dieselzapfsäule
ersparst Du Dir: „La pompe ne marche pas!“ Kurz, wie meine Mutter
gesagt hätte: „Alles Scheiße, Deine Elli“. Wer Elli war, habe
ich nie herausbekommen.
Wir schleichen uns wieder heraus aus
dem Stichkanal, zentimeternah an der kanalversperrenden Peniche und
ohne Grundberührungen und lassen Sancerre damit links liegen, sollen
die doch ihren überteuerten Wein selber trinken.
Drei Schleusen und 2:45 später machen
wir in Léré fest, versehen mit der Empfehlung der freundlichen
Schleusenwärterin von Houards kurz davor für das Restaurant „La
Gaieté Lerance“. Die Empfehlung war gut, wir haben dort
hervorragend gegessen, 99,00 € waren es wert, für Völlegefühl
und Sodbrennen anschließend kann man den Koch nicht direkt
verantwortlich machen, eher die Kondition nicht ganz jugendlicher
Gourmets.
Liegeplatz ohne Gebühren mit Strom und
Wasser versehen und einen Bäcker gibt es auch am Ort. Das alles
zusammen macht es mehr als wett, dass wir am Spätnachmittag in aller
Schnelle unser Boot wegen einer ankommenden Hotel-Péniche verlegen
mussten.
Montag, 24.04,
Liegetag - Chatillon
Wir haben beschlossen, noch einen Tag
in Chatillon zu bleiben, der Bäcker ist nicht weit - und (!) er hat
montags auf - , vor allem aber, der örtliche Supermarkt hat einen
Lieferservice und bei unseren abgeschmolzenen Vorräten (vor allem
Getränke, und die sind schwer) ist das nicht so schlecht. Außerdem
ist's ein ruhiger Liegeplatz und wir wollen uns mal nicht dem Diktat
der Schleusen unterwerfen und richtig ausschlafen – sonst stehen
wir ja schon mitten in der Nacht so gegen 08:30 auf…
Also wird Rabelais aktiviert, denn der
Supermarkt „Gi 20“ (sprich: dschiweng) ist doch etwas entfernt
und – schlimmer noch – eine ziemliche Steigung ist zu bewältigen.
Da trägt mich Di Blasi doch einfacher hin als eigenes Strampeln auf
dem Fahrrad, schnauft allerdings heftig dabei. Montags wird zwar
nicht geliefert, aber vor 10:00 den nächsten Morgen ist auch gut.
100 € später für Wasser, Wein, Bier und – ja - auch ein
Fläschchen Schnaps neben anderen Dingen brausen Rabelais und ich
zufrieden zu Tal, im Rucksack nur die zu kühlenden Dinge: Käse,
Butter, Schinken, Steaks. Der weitere Tag verläuft ruhig, ich
besichtige noch die alten Schleusen (Site de Mantelot) des
stillgelegten alten Kanals, der zur Loire hinunter führte und auf
der gegenüberliegenden Seite weiter nach Briare. Schön restauriert
bzw. erhalten. Die Flußüberquerung war im frühen 19.Jahrhundert
für Schiffer und (Treidel-) Mannschaft eine ziemliche
Herausforderung. (Foto).
Wetter sonnig, Himmel etwas
Schleierwolken, das Barometer fällt, abends Eintrübung...hoffen
wir, das es trocken bleibt. Á propos Hoffnung: den TV-Nachrichten
entnehmen wir, das gestern beim ersten Präsidentschaftswahlgang Herr
Macron 24 % erzielt hat und die Dame, die „Frankreich wieder in
Ordnung bringen“ will, 21,3 %. Und Mr. Hollande ruft zur
Unterstützung für Macron auf. Hoffen wir, dass es hilft.
Dienstag, 25.04.
Chatillot – Ouzouer-sur Trézée,
2:00, ein Aquaeduct über die Loire 600 m, 2 Schleusen, 13 KM
Unsere gestern
eingekauften Vorräte werden wie bestellt vor 10:00 Uhr geliefert.
Leider ist der Himmel grau, der Wind kühl und keine wärmende Sonne
auf dem Pelz. Heute legen wir unser Verdeck nicht, sondern machen es
durch Einschieben eigens dafür vorgesehener Teleskopstangen ca.10 cm
niedriger, damit wir stressfrei und gegen etwaige Regenfälle
gewappnet die 3,50 m hohen Brücken passieren können. Um eine weit
zurück liegende Ecke sehen wir eine Péniche biegen, was unser
Ablegemanöver beschleunigt, denn hinter so einem Kahn her zu
tuckern, ist schon kein Vergnügen, das Warten vor der Schleuse, die
Pénichen mit Vorrang abfertigt und kein weiteres Boot aufnehmen
kann, noch weniger.
Wir fahren also
zügig los und legen bald größeren Abstand zwischen uns, überqueren
mit dem Kanal auf einer von Gustav Eiffel 1890 erbauten Brücke
(nicht von ihm persönlich), 600 Meter lang die Loire, dann weiter
am Städtchen Briare vorbei, welches wir schmählich links liegen
lassen. Ebenso den dem Vernehmen nach schönen Sportboothafen im
ersten Teil des von der Loire aufsteigenden, hier beginnenden Canal
de Briare mitten in der Stadt, der auch eine Dieseltankstelle haben
soll. Öffnungszeiten oder gar Preise konnten wir dem
Anrufbeantworter des Hafens leider nicht entlocken. Um den (den Hafen, nicht den Anrufbeantworter) zu
erreichen, hätten wir hinter Briare eine 170°-Grad Drehung in den
alten Kanalteil machen und noch zwei Schleusen absteigen müssen. Bei
grauem Wetter und ungewissen Aussichten auf Diesel (und zu welchen
Preisen?) haben wir uns also fürs Weiterfahren entschieden, meistern
die zwei nächsten, automatischen, ca. drei und vier Meter
aufsteigenden Schleusen unterstützt durch den trotz Automatik
erscheinenden Schleusenwärters. Im kommenden Ort hätten wir ohnehin
die Mittagspause der Schleusen und ihres Personals (12:00 – 13:00)
abwarten müssen und haben uns entschieden, gleich für die Nacht
hier in Ouzouré um 11:50 festzumachen, einerseits des unfreundlichen
Wetters wegen, andererseits, weil dann noch sechs Schleusen aufwärts
und eine sechsteilige Schleusentreppe abwärts von uns bis zum
nächsten Anlegeplatz zu bewältigen gewesen wären. Diese gut vier
Stunden sparen wir uns für morgen auf, da ist ja bekanntlich auch
noch ein Tag. Strom und Wasser gibt's hier, ob's was kostet, weiß
ich zum Zeitpunkt des Schreibens noch nicht. (Kost nix) Die weitere
Versorgung ist auch gesichert, um die Ecke ist ein Bäcker, gegenüber
ein Metzger, ein Kneipe ist vorhanden ebenso wie eine Épicerie mit
Zeitschriften und Lotto.
Mittwoch, 26.04.
Ouzouer –
Rogny, 12 Schleusen, 10,5 KM, 5:00 incl. 1:15 Pause
Heute geht’s
um kurz vor 10:00 los – wie meistens, aber heute, weil wir gar
nicht früher los können. Denn gestern nachmittag kam noch eine
Hotel-Péniche („Horizon II“) und legte für die Nacht in Ouzouer
an und fuhr heute weiter und zwar um 09:00 Uhr, wenn die Schleusen
auf machen. Und da zwei Schleusentreppen bevorstehen mit je 6
Schleusen zu Berg und dann zu Tal, und Berufsschiffe immer Vorrang
haben und für uns kein Platz mehr in der Schleuse ist, fahren wir
halt eine Stunde später als die "Horizon II" los, was uns nicht schwer
fällt. Bis zur Mittagspause um 12:00 Uhr haben wir die
Scheitelhaltung des Canal de Briare erreicht, sind also „oben“
bei 120 Meter über dem Meeresspiegel, der Wasserscheide zwischen
Loire, von der wir kommen und Seine, wo wir hin wollen. Von jetzt ab
geht’s mit uns bis nach Paris, wenn wir von der Seine in die Oise
einbiegen, nur noch bergab – rein geografisch.
Weil die Péniche
weiter vor uns ist und auch Mitttagspause machen musste, fahren wir
wieder etwas später ab (13:30) und erreichen nach den sechs
Talschleusen den hübschen Ort Rogny. Die Fahrt selbst war auch
wieder schön, a) weil der anfänglich graue Himmel sich zu mehr und
mehr Sonnenstrahlen zwischen Wolken und Dunst lichtete, b) weil wir
durch abwechslungsreiche, ziemlich einsame Gegenden mit Wäldern,
Feldern und auf der Scheitelhaltung mit größeren Seen tuckern.
Neben der
letzten Schleuse vor Rogny kann man rechts die denkmalgeschützte und
gut erhaltene sechsstufige Schleusentreppe sehen, die zur Zeit Henry
IV und seines tatenreichen Minister und Freundes Sully Anfang der 1600erter
Jahre eine Neuheit war und diesen ersten Kanal mit Stauhaltung (siehe
Kapitel am Anfang dieses Berichts) in Frankreich, ja sogar in Europa
überhaupt erst möglich gemacht hat.
In Roigny gibt
es zwei Anlegemöglichkeiten: in unserer Fahrtrichtung zu Tal geht
nach der Schleuse rechts ein kleiner Wasserlauf ab, an dem gleich
vorne an Liegeplätze und die Charterfirma Nicols liegen und etwas
weiter auf dem rechten Ufer ein längeres Uferstück zum größten
Teil unter dem Schatten großer Platanen (deren Blätter sich
vorsichtigerweise nur ein bißchen herausgewagt haben - im Schatten
und im Wind sind es höchstens 10°) mit einer Reihe von Liegeplätzen
mit ausreichend Strom- und Wasser spendenden Säulen und einer
kleinen sanitären Anlage, zur Zeit aber wegen Reparaturarbeiten
gesperrt. Am Anfang dieser Liegeplätze ist für zwei Pénichen
reserviert und unser „Horizon II“ liegt auch schon da.
Kostenpflichtig sollen die Liegeplätze auch sein, aber bis jetzt –
19:00 Uhr – ist niemand zum Kassieren gekommen. So'n Pech aber
auch. Nein - 19:20 kam doch noch die Dame der Gemeinde und kassierte überschaubare 11,40 €.
Épicerie mit Bar und Tabac gibt’s gleich gegenüber, Mittwochs und Freitags auch "Pizza á emporter", den Bäcker um die Ecke und ein
paar 100 Meter zurück zur Schleuse sind auch zwei Restaurants,
tatsächlich beide geöffnet. Eins werden wir heute abend testen. Ha'm wir dann auch, war solide burgundische Küche mit Schnecken, FoieGras, Zanderfilet an Sauce Meurette, 63,50 € mit Wein, Käse und Nachtisch für zwei Personen, kann man nicht meckern.
Donnerstag, 27.04.
Rogny - Chatillon Coligny
4:10 incl. 2:25 Schleusenpause, 6 Schleusen, 10,5 KM
Heute macht es
sich doch ein bisschen störend bemerkbar, dass wir hinter unserer Hotel-Péniche
„Horizon II“ herfahren. Noch ist Vorsaison und ein Schleusenwärter muss mehrere
Schleusen bedienen. Wir sind zwar um 09:45 Uhr, eineinviertel Stunde nach der
Péniche losgefahren, aber sie ist langsamer als wir und bei dicht
hintereinander liegenden Schleusen muss erst die Péniche durchgebracht werden,
so dass wir schon um 11:35 Uhr vor Schleuse 27 Briguemault festmachen, weil wir
vor der Mittagspause von 12:00 – 13:00 (und die ist heilig, nicht nur bei
Schleusenwärtern, sondern allgemein in Frankreich) nicht mehr abgefertigt
werden. Also geniessen wir die Ruhe unseres einsam gelegenen Platzes und der
Wärme der mit den Wolken kämpfenden Sonne. Und da uns tatsächlich ein Boot
entgegen kommt und dies erst die Schleuse zu Berg bewältigt geht’s nicht um 13:00
sondern erst um 13:30 weiter und eine knappe Stunde später haben wir die drei
Schleusen bis Chatillon Coligny bewältigt und machen nach nur gut 10 Kilometern
und einer reinen Fahrzeit von 2 ¼ Stunden am gut ausgestatteten Liegeplatz
unmittelbar vor der Information Touristique gleichzeitig Capitainerie fest, bei
der ich als braver Plaisancier (zu deutsch wesentlich zackiger
„Sportbootfahrer“) vorstellig werde, um zu erfahren, dass „tout gratuit“ sei,
also Liegeplatz, Strom und Wasser kostenfrei, dazu noch WiFi mit dem
unknackbaren Code „123“. So kann ich nach einer kurzen Fahrradbesichtigung des
Ortes bei ziemlich ungemütlich gewordenem Wetter – die Wolken und auch der
kühle Wind haben die Oberhand behalten – mich der Übertragung meiner Texte für
den Blog ins Internet nebst Fotos widmen kann. Vorher gab's noch Gelegenheit,
mit einem sehr gut deutsch sprechenden Franzosen (er war Deutschlehrer) über
den am vergangenen Sonntag stattgefundenen 1. Wahlgang zur französischen
Präsidentschaft zu sprechen und unser gemeinsames Entsetzen über die mehr als 20 % für die europafeindliche
Faschistentochter LePen auszutauschen.
Freitag, 28.04.
Chatillon Coligny
– Montargis, 4:25 incl 20 Minuten Schleusenpause, 8 Schleusen, 23 KM
Ende Canal de
Briare
Samstag, 29.04,
Montargis –
Nemurs, 6:15, 15 Schleusen, 34,5 KM
Beginn Canal du
Loing
Sonntag, 30.04.
Nemurs – Moret
sur Loing, 3:50 incl 0:45 Zwangspause wegen Schleusenpanne, 9 Schleusen, 18 KM
Moret ist ein
hübscher alter Ort, dessen malerische Ansicht vom Wasser her mit alter Mühle,
Stadttor und Kirche viele Impressionisten angelockt hat, vor allem Sisley.
Viele Touristen,
auch wegen eines großen Flohmarktes, den wir am Nachmittag auch kurz besuchen,
dann aber in einem Antiquitätenladen in der Stadt zwei Kerzenleuchter aus einem
ehemaligen Kaminensemble (auf dem Sims rechts und links Kerzenständer, in der
Mitte eine Uhr) der dreißiger Jahre aus Marmor für zusammen 30,00 € erstehen.
Nach meistteils freundlich-sonnigem Wetter mit einigen Wolken schaffen wir den
Rückweg vom Städtchen bei dunkelschwarzem Himmel gerade noch trocken zurück,
bevor ein kräftiger Platzregen niedergeht und der Tag stürmisch und nass zu
Ende geht.
Montag, 01.05.
(wichtiger Feiertag in Frankreich)
Liegetag, da alle
Schleusen geschlossen bleiben.
Pünktlich zum
Maibeginn herrscht bestes Aprilwetter mit Sonne und Wolken, aber relativ warm
und trocken. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang zur Mündung des Loing in
die Seine, die von einer modernen Passerelle (Fußgängerbrücke) überspannt ist
und wir daher auf dem anderen Ufer zurückwandern können.
Dienstag, 02.05.
Moret –
Chartrettes, 3:10 mit 40 Minuten Tankpause und Schleusenwartezeit, 1 Schleuse,
21 KM
Direkt gegenüber
der Mündung des Loing in die Seine liegt eine Schiffstankstelle, wo wir knapp
200 Liter Diesel für einen halbwegs annehmbaren Preis von 1,49 € aufnehmen.
(Bei den preiswerten Supermarkttankstellen kostet der Liter Diesel zur Zeit
1,25 – 1,28 €).
Nun haben wir die
Seine erreicht und die Kanäle vorerst verlassen, wir können wieder etwas
schneller fahren, womit sich unser Motor nach fast 450 KM Tuckerfahrt zwischen
600 – 1.000 UpM wieder etwas „freiblasen“ kann (1.400-1.500 UpM). Nach
morgendlichem Regen genießen wir die Sonne, die bis zum Nachmittag scheint, die
schönen Seine-Ufer mit teils abenteuerlichen Häusern aus der vorletzten
Jahrhundertwende, um nach einer Schleuse gegen 13:00 Uhr am Steg eines
Wassersportklubs unmittelbar vor Schleuse Nr.3 La Cave festzumachen für 11,00 €
die Nacht incl. Wasser und Strom. Am späteren Nachmittag unternehmen wir einen
Fußmarsch zum etwa 2,5 KM entfernten Supermarkt, um die dringendsten Dinge
einzukaufen (z.B. das Abteibier „Grimbergen“).
Mittwoch, 03.05.
Liegetag
Chartrettes
Der erste
morgendliche Blick aus dem Fenster zeigt grau, grau, grau und Nieselregen. Da
drehen wir uns doch mal 'rum, schlafen noch eine Runde, verzichten auf den
Gang/Fahrradfahrt zum Bäcker, toasten uns eins und lassen den lieben Gott einen
guten Mann sein.
Ab und an
verfolgen wir den regen Schleusenbetrieb, denn hier verkehren wieder eine ganze
Reihe von Berufsschiffen, hauptsächlich tief beladen in Richtung Paris und leer
mit vollem Tempo und entsprechendem Wellenschlag flußauf zurück.
Donnerstag,
04.05.
Chartrettes –
Draveil, Port des Cérises, 6:00, 4 Schleusen, 45 KM
Nach dichtem
morgendlichem Nebel legen wir bei langsam durchdringendem Sonnenschein um kurz
nach 10 Uhr ab und kommen auf dem Fluss mit großen Schleusen und größeren
Abständen zwischen ihnen gut voran, immer hinter einem Frachtkahn her namens
„Frantz“, was uns stets einfahrbereite Schleusen beschert und ansonsten ein
Marschtempo von 12 – 13 KM/h. Bei dem Ort Draveil liegt stromauf kurz hinter
einer Brücke am rechten Ufer die Einfahrt zum großen Sportboothafen „Port des
Cérises“, der von Dauerliegern gut belegt ist und für Gäste nur 5 – 6 Plätze
bereit hält, die bei unserer Ankunft schon fast alle belegt sind. Wir ergattern
den letzten freien Platz. Hier herrschen schon Pariser Verhältnisse: Liegegebühren
25,00 €. Vorsichtshalber telefonieren wir mit dem Pariser Hafen „Port Arsenal“
- unser Ziel für morgen - und reservieren einen Platz für zwei Nächte – und das
war gut, weil auch dort schon fast alles belegt war. Abends erleben wir in
Draveil noch heftigen Regen und ein kurzes Gewitter, gottseidank erst nach
meiner Rückkehr mit „Rabelais“ vom Bäcker für das Abendbrot.
Freitag, 05.05.
Draveil – Paris,
Port Arsenal, 3:25, 2 Schleusen plus Schleuse Port Arsenal, 24 KM
Kurz vor uns
brechen die Plaisance-Pénichen „Eugenie“ und „Inevitable“ (englisch
ausgesprochen wird aus dem schönen Frauennamen „’Judscheni“), die wir schon vor
ein paar Tagen am Liegeplatz in Moret an der Einmündung zur Seine getroffen
haben und die wir noch öfter treffen werden. Bei der kurz nach dem Hafen
liegenden Schleuse treffen wir sie wieder und fahren gemeinsam bis Paris und
gemeinsam (was ein sehr enges Manöver wurde) in die Schleuse zum Port
d’Arsenal.
Abends zum Essen
in ein Restaurant am Place des Vosges, welches Elke von 2014 in besserer
Erinnerung hatte.
Liegegebühren
33,86 € incl. Wasser, Strom und WiFi in der Capitainerie.
Samstag, 06.05.
Liegetag Paris
Vormittags
größerer Spaziergang, Isle St. Louis, Isle de la Cité, Notre Dame, St. Germain.
Nachmittags besuchen wir bei Regenwetter unter Zelten den exclusiven
Antiquitätenmarkt rund um den Port d’Arsenal und an der Place de Bastille. Abends
Essen nähe „Place de Vosges“ in der Rue Turenne, in einem kleinen Bistro, ganz
gemütlich.
Liegegebühren
33,86 € incl. Wasser, Strom und WiFi in der Capitainerie
Sonntag, 07.05.
Paris – Rueil sur
Seine, 4:20, 2 Schleusen, 46 KM
Stadtdurchfahrt
Paris, leider im Regen, zunächst hinter den beiden englischen Pénichen, die ich
aber bald überhole und eingedenk unseres geplanten Liegeplatzes der für drei
Boote definitiv zu kurz ist, gebe ich ein bisschen Gas. Nach der zweiten großen
Seine-Schleife (nicht umsonst leitet sich der Name unseres Flußes von Serpens=Schlange
ab)teilt sich der Fluß in zwei Arme und macht seine dritte große Schleife, im
linken Arm auf dem linken Ufer ist bei Rueil ein kleiner Anleger, an dem wir um
13:30 festmachen. Eine Stunde später treffen auch unsere Engländer ein, für
eine Péniche ist noch Platz, die andere geht daran längsseits. So haben doch
noch alle Platz.
Rueils Zentrum
ist städtebaulich modern ganz intelligent gestaltet, an einer von der Seine
aufsteigenden Achse bilden rechts Büroblocks eine Schallmauer zwischen der
dicht befahrenen Schnellstraße nach Paris und der auf der anderen Seite der
Achse befindlichen Wohnbebauung, die einen schönen Ausblick auf den Fluß
bietet. Zufahrtstraßen verlaufen unterirdisch unter einem mit Bäumen und einem
Wasserlauf gestalteten Platz gesäumt von Cafés und Restaurants. Am Fuße dieser
Achse befindet sich ein schöner Anlegeplatz, leider ohne Wasser und Strom.
Abends Fernsehen:
Macron ist zum Präsidenten gewählt und nicht der Alptraum LePen. Darauf ein
„Grimbergen“.
Montag, 08.05.
Rueil –
Conflans-St.Honorine
2:45, 2
Schleusen, 35 KM
Nach einem
Einkauf im nicht weit entfernten Supermarkt fahren wir weiter. Wetter leider
grau und kalt mit wenigen Sonnenahnungen merkwürdigerweise bei
Barometerhöchstständen. Wir legen ein letztes Mal in der Seine an, in Conflans
– die Lateiner ahnen den Zusammenhang Conflans = Confluenza=Zusammenfluss -
nämlich der Oise in die Seine. Hier ist am schifffahrtstechnisch guten
Ausgangspunkt der Standort vieler Pénichen (nach heutigen Maßstäben eher
kleiner Berufsschiffe mit rd. 300 Tonnen Ladekapazität), leider inzwischen mehr
der letzte Ruheort. In Dreier- und Viererpäckchen liegen die Pénichen, die nie
wieder einen Auftrag bekommen und ihren inzwischen sich im Rentneralter
befindlichen Schiffersleut' die letzte Wohnung bieten. Konsequenterweise ist
hier auch ein Binnenschifffahrtsmuseum mit allen Varianten des französischen
Binnenschifffahrtswesen angesiedelt ausgerechnet in einem Neorokokoschlößchen
aus dem 19. Jahrhundert hoch über der Seine. Der konditionstestende Aufstieg
war vergebens – Montags geschlossen.
Der ansonsten
kostenlose Liegeplatz an Fingerstegen bietet Strom und Wasser jeweils gegen
Einwurf eines Euro. Der Strom kommt auch brav, nicht aber das Wasser.(Ist wohl
noch abgesperrt) Man wird auch über die Schleusenöffnungszeiten hinaus von
einigen passierenden Hotelschiffen in den Schlaf gewiegt.
Dienstag, 09.05.
Conflans – Boran
sur Oise
5:30, 3
Schleusen, 44 KM
Endlich wieder
Sonne, wenn auch mit kaltem Wind. Aber heute wollen wir doch noch einen Blick
ins Binnenschifffahrtsmuseum werfen. Das machen wir auch, um 10:01 (Öffnung des
Museums um 10:00) sind wir die ersten Besucher und haben abenteuerliche
Architektur und interessante Ausstellungsinhalte für uns allein. Als wir uns um
10:45 aus dem Museum verabschieden und den Abstieg zu unserer Anlegestelle
unternehmen, kommen uns größere Karawanen aus Rentnerbussen entgegen. Um 11:00
werfen wir die Leinen los und biegen kurz darauf in die Oise nach rechts
(Norden) ein. Nun geht’s stromauf, die Strömung ist allerdings gering und wir
kommen bei gemütlicher Drehzahl von 1.300 Touren immer noch mit 10 – 11 KM/h
voran. Vorbei an Eragny.kurz vor Pontoise, Wohnsitz der Tochter eines uns
bekannten Vaters, der gern mit einem französischen Schwiegersohn vorlieb nehmen
musste.
Die Liegeplätze
an der Oise sind dünn gesät, der beabsichtigte in Isle d'Adam ist von einem
unverschämt großen und völlig unseemännischem Bungalow auf Pontons verstopft,
so dass wir erst um 16:20 Uhr nach Schleuse Nr. 5 in Boran bei KM 43 einen
schönen, aber strom- und wasserlosen Liegeplatz finden gegenüber einem
ehemaligen Schwimmbad, von einem undeutbaren, aber umso größeren Symbol
gekrönt. Die quersteglosen Poller am Anlegeplatz, die auch sonst keinerlei
Verdickungen oder andere Vorrichtungen zum sicheren Halten von Leinen besitzen,
stellen den Kapitän vor lösbare, aber herausfordernde Festmachprobleme.
Immerhin gibt es zwei Bäcker im Ort (für das Frühstück am nächsten Morgen) und
so können wir den Abend beruhigt mit einem gemütlichen Essen an Bord
beschließen.
Mittwoch, 10.05.
Boran – Pont
St.Maxence oberhalb der Schleuse Nr. 3 Sarrons am Wartekai
3:15, 2
Schleusen, 28 KM
Die Sonne
scheint, es ist warm. Es muss einmal gesagt werden, die Schleusenwärter auf der
Oise sind durch die Bank freundlich und hilfsbereit, eine Schleuse von jeweils
zwei ist meist parat oder wird schnell vorbereitet, es scheint, dass sie auch
versuchen, Berufsschiffahrt und Sportschiffahrt getrennt und doch schnell
abzufertigen. Viele Schleusen bieten auch die Möglichkeit, Wasser zu bunkern.
Wir haben davon nie Gebrauch gemacht, weil die Schleuse ja schnell wieder frei
gemacht werden muss, oder man schlecht an die für die Berufsschiffahrt
gedachten Zapfstellen kommt. Da wir nun schon den dritten Tag kein Wasser
nachtanken konnten, fragen wir beim Schleusenwärter (Schleuse Creil, Nr.4), die
Antwort „Bien sur“, der Schlauch in erreichbarer Nähe und alle Zeit der Welt
zum Tanken. 200 – 300 Liter brauchen so 10 – 20 Minuten. Dann, bei der nächsten
Schleuse – wir haben immer noch keinen vernünftigen Liegeplatz gefunden, die
Städte haben meist keine Anlegestege – Frage, ob wir am Kai, der eigentlich für
auf Schleusung wartende Schiffe gedacht ist, für die Nacht festmachen können,
wieder die freundliche Antwort „Naturallement!“ Und so haben wir einen schönen
Platz in der Sonne, ruhig und fußläufig zur kleinen Stadt Pont St.Maxence, die
aber einen Gang dorthin nur lohnt, wenn man im kleinen Supermarkt oder beim
Metzger oder Obst-und Gemüsehändlerhändler dort etwas braucht. Restaurants
schienen uns keinen Besuch wert, und sonst gibt es über den Ort nichts weiter
zu berichten als dass er eine Brücke über die Oise mit viel Verkehr bietet.
Wir geniessen
Nachmittag und Abend den Sonnenschein mit warmer, unsere Wäsche schnell
trocknender Brise und dem Schauspiel der ab und an ein- oder ausfahrenden
Schiffe.
Donnerstag,
11.05.
Schleuse Sarron –
Compiégne
3:15, 2 Schleusen,
26 KM
Schlossbesichtigung
mit Verkehrsmuseum, im Päckchen an Hafenmeisters Schrottboot festgemacht.
Tanken verschieben wir wegen Mittagspause auf Morgen
Liegegebühren 12
€ incl Wasser und Strom
Freitag, 12.05.
Compiégne – Pont
l'Éveque
3:00 incl 15 Min
Tanken, 2 Schleusen, 20 KM
Nach nächtlichem,
kräftigen Regen kommt morgens die Sonne heraus für einen warmen Tag. Wir tanken
bei Max Guerdien et Fils, Straßen- und Schiffstankstelle, Ölhandel,
Bootszubehör, Werft, etc. (maxguerdin.fr) für erstaunliche 1,23 €/ltr, billiger
als an Markenstraßentankstellen und teils billiger als die
Supermarkttankstellen
Samstag, 13.05.
Pont l'Èveque – Béthencourt sur Somme, KM 64
7:15, 5
Schleusen, 1 Tunnel, 31 KM
Nach langer,
meist sonniger Fahrt, die leider gleich mit einer fast einstündigen Wartezeit
vor der Schleuse Pont l'Éveque begonnen hat, machen wir nach fünf Schleusen und
einem etwas über einem Kilometer langen Tunnel in einem „Port public“ fest, auf
Deutsch: einer Spundwand am doch viel befahrenen Canal du Nord. Nach einer
Festmachdoktorarbeit (viele Seile, viele Fender) kann uns der Sog
vorbeifahrender tief abgeladener Pénichen
nicht mehr viel anhaben, außerdem ist nach Schleusenschluss um 19:30 das Wasser
schnell spiegelglatt und wir verleben einen ruhigen, gleichwohl himmelsmäßig
spektakulären Abend der Spiegelung von Wolken und Sonnenuntergang an einem
gänzlich bäckerlosen Ort.
Sonntag, 14.05.
Béthencourt – Péronne
sur Somme
2:00, 2
Schleusen, 16 KM
Das Barometer
steigt unaufhaltsam in gleichem Maße wie das Wetter schlechter wird. Dieses
Paradoxon haben wir eine Woche vorher schon einmal erlebt.Die sonnigen
Abschnitte sind kürzer und seltener, dafür immer wieder Regenschauer und teils
heftiger Wind. Heute fahren wir nicht so lang und erreichen kurz vor 12:00 Uhr
Péronne, wo sich der Canal du Nord (bestimmungsgemäß nach Norden) und die Somme
bzw. der Canal de la Somme (nach Westen) teilen. Es gibt hier einen der seltenen
Sportboothäfen auf dieser Strecke in einem Seitenarm unterhalb eines
Campingplatzes mit Strom- und Wasserversorgung und auch einem Bäckerservice. Am
frühen Nachmittag begeben wir uns auf einen Spaziergang ins Stadtzentrum, dass
in vielen Dingen schon sehr flämisch anmutet. Die Stadt war im 1. Weltkrieg
sehr zerstört und ein modernes Museum („Historial“) im festungsartigen Schloss
zeigt die Geschichte des „Grande Guerre“. Heute war die zentrale Straße durch
die Innenstadt für einen großen Markt gesperrt mit allerlei Verkaufsständen für
Kleidung, Schuhe, Parfüms(?!), Obst und auch einer schönen Frittenbude.
Gesättigt an „Frites maison“ mit Mayo, die Schale für 3,50 € und anschließenden
zwei „Grimbergen“-Bieren im Straßencafé in einer böigen, teils sonnigen
Regenpause finden wir auf dem Rückweg noch einen Bäcker. Es gibt dann
allerdings konsequenterweise abends Bratkartoffeln, das Brot kann man morgen
auch ganz gut toasten.
Montag, 15.05.
Péronne –
Liegetag
Eigentlich hatten
wir vor, von Péronne aus einen Abstecher in die Somme stromabwärts zu machen
bis Amiéns, die dortige Kathedrale zu besuchen und weil der Fluss ganz schön
sein soll. Jedoch – hélas – eine fremde Wasserpflanze von Seeschiffen
eingeschleppt hat den Fluss erobert und der wird nun gerade von Péronne aus
stromab von dieser Pflanze befreit und ist deswegen bis 21.05. gesperrt. Bis
dahin wollen wir aber nicht warten, legen
einen Tag Pause ein, unter anderem, um uns im nahe gelegenen Lidl mit
lebenswichtigen Dingen zu versorgen (Bier) und am nächsten Tag weiter Richtung
Heimat zu fahren, also weiter den Canal du Nord. Bei Sonnenschein mit
Streifenwolken 22° einige Putzarbeiten.
Dienstag, 16.05.
Péronne –
Marquion, 7:00, 11 Schleusen, 1 Tunnel mit 4,6 KM, 40 KM
Bei weiter warmen
Wetter für unsere Verhältnisse eine Gewalttour. Der Kanal führt durch teilweise
einsame Gegenden, aber doch recht eintönig in steilem Aufstieg aus dem Sommetal
mit fünf Schleusen mit je ca. 6 Metern Höhenunterschied bis zum gut viereinhalb
Kilometer langen Tunnel Ruyaulcourt, der den letzten Höhenzug durchsticht,
danach geht es 6 Schleusen ebenso steil wieder bergab ins Tal der Scheldequellen.
Liegeplätze gibt es außer an den Wartekais vor bzw. nach den Schleusen
eigentlich nicht. Erst nach der vorletzten Schleuse gibt es wenige Kilometer
vor Ende des Kanals in Marquion einen Anlegesteiger für Sportboote ohne Strom,
aber mit Wasser bei einem Kajakverein. Hier liegt man gut und unterhaltsam beim
relativ regen Verkehr der ein- und ausfahrenden Berufsschiffe.
Mittwoch, 17.05.
Marquion –
Courcelles les Lens, 4:00, 4 Schleusen, 30 KM
In großen ehemaligem
Hafenbecken ca 7 KM nach Douai.
Nach warmem Tag
und Abend heftiger Wind und starke Regengüsse.
Am Nachmittag mit
Rabelais Erkundungsfahrt und Einkauf bei Leclerq, es gibt auch Genever!
Donnerstag,
18.05.
Courcelles –
Wambrechies (Lille), 4:50, 2 schleusen, 40 KM
Rabelais läßt
mich morgens bei Brotkauf schnöde wegen lächerlichen Benzinmangels im Stich. Hälfte
des Weges geschoben ( 1,5 KM).
Es regnet immer wieder bis mittags.
Es regnet immer wieder bis mittags.
Abends in
Wambrechies – leider schlechtes – Essen in Kneipe direkt am Liegeplatz (war bei
unserem ersten Aufenthalt 2014 besser). Spätabends heftiges Gewitter mit
gewaltigen Wasserströmen aus der Kanalisation direkt gegen unser Schiff.
Freitag, 19.05.
Wambrechies –
Liegetag
Mit dem Bus nach
Lille, Stadtbesichtigung (per Sightseeing-Bus) teils in Wolkenbrüchen. Nach
Rückkehr etwas komplizierte WiFiVerbindung. Nötig wegen Arbeit für einen Kunden
(Brötchen müssen auch ab und an verdient werden). Nachmittag kleiner Rundgang
und Kauf von Genever in der Destillerie Claeyssens, der einzig verbliebene
Hersteller von Genever in Frankreich.
Samstag, 20.05.
Wambrechies –
Menin, 3:15, 2 Schleusen, 27 KM
Blauer Himmel mit
dicken Wolken, teils sonnig. Es bleibt trocken. Nach Wasser-Tanken weiter auf
dem Canal de la Deûle, der bei Deûlemont in die Leie (französisch: Lys) mündet,
die bis Menen (franz: Menin) die Grenze zwischen Frankreich und Belgien bildet.
Auf der belgischen Seite passieren wir die Schleuse Komen (franz.:Comines). Da
es für unsere Fahrtrichtung die erste belgische Schleuse ist, mussten wir
unsere belgische Ident-Nummer angeben, die wir schon 2014 für den Hafen in
Antwerpen beantragt hatten. Weiter am nördlichen Ufer, dem belgischen liegt
kurz hinter Wervik ein Tankschiff, bei dem wir 118 Liter á 1,29 € tanken.
Bald darauf
erreichen wir Menin, wo im von links (von Norden) einmündenden Altarm ein
netter Sporboothafen liegt, in dem wir kurz nach 13:00 Uhr festmachen. Die
Grenze verläuft auf dem Altarm der Leie, sodass wir für diesen Abend noch
einmal auf französischem Territorium übernachten. Oberhalb des Hafens liegt ein
kleines Restaurant mit schöner Aussichtsterrasse, abends zum Essen sitzen wir
aber drinnen.
Nachmittags mache
ich eine kleine Fahrradrunde durch Menen bzw. Halluin auf dem südlichen Ufer,
wo der Bär bei irgendeinem Straßen- und Verkaufsfest steppt. Der Ort selber
eine nicht allzu schöne Arbeiterstadt.
Liegegebühr 17,19
€
Sonntag, 21.05.
Menin
– Deinze, 4:30, 2 Schleusen, 40 KM
Am Sonntag legen wir
gegen halb 11:00 ab, passieren bei sonnigem Wetter Kortrijk und biegen nach
relativ langweiliger Fahrt in der hier kanalmäßig ausgebauten Leie bei Deinze
rechts von der Großwasserstraße ab und folgen der Leie zur kurz nach dem
Abzweig hinter der Stadtbrücke gelegenen Liegemöglichkeit in Deinze. Wir
bekommen gerade nach so Platz an der Kaimauer, denn heute ist der nur alle fünf
Jahre stattfindende große Umzug durch die Stadt mit zahlreichen Motivwagen und
Fußgruppen, die alle irgendetwas mit Motiven und der Geschichte von Deinze zu
tun haben.
Abends gutes
Essen in der fast unmittelbar am Liegeplatz gelegenen Brasserie BrunO mit
„Herlijke Gerechten un Lekkere Dagsnacks“ und – nicht zu vergessen - vernünftigem
Bier.
Montag, 22.05.
Deinze – Gent
(Merelbeke), 1 Klappbrücke, 1 Schleuse, 4:00, 35 KM
Bei wunderbarem
Wetter eine der hübschesten Strecken; auf der vielfach gewundenen Leie an zum
Teil hochherrschaftlichen Landsitzen vorbei überqueren wir schließlich die Ringvaart
und fahren weiter auf der Leie mitten in das mittelalterliche Stadtzentrum von
Gent. Dort gegenüber vom Hotel Ibis Gent an der Ecke zum Kanal Ketelvaart gibt
es Liegeplätze für Sportboote. Wir können uns aber mit dem Hafenmeister nicht
einigen. Er will, dass wir mit dem Heck zum Steg zwischen zwei Pfählen
festmachen, wir wollen aber längsseits am Steg anlegen, wo es auch freie Plätze
gibt. Dann nicht, fahren wir eben weiter zu einem anderen gut gelegenen
Sportboothafen, den ich schon 2014 aufgesucht hatte, dem Portus Ganda. Zu Fuß
maximal 10 Minuten, aber mit dem Boot müssen wir windungsreichen Kanälen folgen
und gelangen schließlich zur Schelde, in die wir scharf links nach Norden
einbiegen bis zu einer Schleuse, nach der wir dann wieder in einen Kanal hätten
einbiegen müssen. Aber was ist? Die Schleuse ist gesperrt wegen Umbau und damit
der Weg zum Hafen. Zurück zum unfreundlichen Hafenmeister? Klein beigeben?
Niemals! Also drehen wir um und fahren auf der Schelde nun in umgekehrter
Richtung, die uns weiter durch die Stadt, schließlich ihre Außenbezirke führt.
Kurz bevor sie in die Ringfahrt einmündet bzw. deren Weg scharf links abknickend nach Osten weiterführt, erreicht
man den Jachthaven Merelbeke. Dort liegt man schön (am besten auf der linken
Seite von der Stadt aus gesehen). Aber zur wunderschönen Innenstadt ist man
dann weit entfernt. Aber die haben wir ja jetzt teils vom Schiff aus gesehen
und schon in früheren Jahren ausgiebig besichtigt. Kleine Erkundungsfahrt mit
Rabelais ergibt: keine Restaurants in erreichbarer Nähe, ein Aldi knapp 1 KM
entfernt.
Dienstag, 23.05.
Gent(Merelbeke) –
Temse, 60 KM, 4:20, 1 Schleuse
Nun geht es über
eine Schleuse kurz nach dem Hafen die Schelde Richtung Meer und hier muß man schon
die Tidenzeiten beachten, das heißt für uns zu nachtschlafender Zeit morgens um
06:00 Uhr Leinen los! Auf dem windungsreichen Fluss, dessen schlammbraune Ufer
mehr und mehr aus dem zurückgehenden Wasser auftauchen, geht es schneller und
schneller bei sich langsam auflösendem Nebel mit der Strömung nach Temse, dass
wir um 10:20 erreichen kurz vor Stillwasser, bevor die Flut zurückkehrt und mit
mächtigem Strom die Bootsstege um gut vier Meter anhebt. Die liegen ca 500 m
vom kleinen Städtchen entfernt. Moderne Wohnhäuser mit Restaurants und einem
Supermarkt liegen am Temse-Ufer (nein, am Ufer von Temse zur Schelde). Am
Gästesteg ist eine Telefonnummer angegeben, nach Anruf bekommt man den Türcode
durchgesagt, damit man an Land gehen und auch wieder zum Boot zurückkehren
kann. Es gibt auch eine Tankmöglichkeit für Diesel am Steg. Vorsichtshalber
rufen wir beim Hafen in Antwerpen an wegen eines Liegeplatzes dort. Erst sieht
es ganz schlecht aus, der Hafenmeister erwartet am Donnerstag (Himmelfahrt)
über 100 Boote die gemeinsam einen Ausflug machen. Nach einigem hin und her
meint er dann, dass wir zumindest morgen dort liegen können.
Mittwoch, 24.05.
Temse – Antwerpen,
22 KM 1:45 Fahrzeit, 3:00 Wartezeiten
Wegen der
Tidezeiten wieder früher Aufbruch um 07:00, nach einer Stunde erreichen wir
Antwerpen; der Weg zum großen Hafen von Antwerpen zu dem auch der
Sportboothafen im Willemdok gehört, führt jedoch durch Schleusen von der
Schelde weg, die bei Niedrigwasser nicht befahrbar sind. Wir müssen also warten
bis das Wasser entsprechend gestiegen ist, bis kurz vor 11:00. Gegenüber der
Royerssluis bzw. Kattendijksluis gibt es Warteplätze an einem Steg. Die
Wartezeit nutze ich zu leider vergeblichen, dafür umso schweißtreibenderen
Reparaturversuchen an unserem Ladewandler, aber trotz kräftigen Flüchen will es
nicht gelingen, ein entscheidendes Kabel wieder mit den Batterien zu verbinden.
Ich lege die Verbindung wieder wie früher vor Einbau des Ladewandlers (den wir
eigentlich zum besseren Aufladen unserer großen Verbraucherbatterien durch die
55 Ampère Lichtmaschine voriges Jahr installiert hatten) über einen
Diodentrenner. so geht’s dann erst mal.
Kurz vor 11:00 werden die wartenden Boote, außer uns alles Berufsschiffe, für die Royerssluis aufgerufen, nach viel Rangiererei der großen Schiffe quetschen wir uns als letzte hinten in die Schleuse rein. Der Schleusenwärter nimmt von der hohen Kante unser Seil an, es reicht nicht, und ich muß noch schnell mit einem zweiten Tau verlängern. Um 12:00 fahren wir aus der Schleuse aus und gelangen rechts gleich zur Siberia Brug, die nach kurzer Zeit öffnet und uns damit die Fahrt durchs Kattendijkdok frei macht. Am Ende des Docks muss normalerweise die Londenbrug passiert werden, die aber nur zu wenigen bestimmten Zeiten öffnet. Jetzt wird dort gebaut, diese Brücke ist offen, aber unmittelbar vor dem Willemdok ist nun eine Behelfsbrücke, an der wir noch einmal 20 Minuten warten, dann kommt der schneidige Hafenmeister in weißer Uniform in seinem schnellen Schlauchboot und weist uns den Liegeplatz an, und, ja, wir können auch noch eine zweite Nacht bleiben. Kurz nach dem Festmachen (gegen 13:00) begrüßen uns Joke und Erik, ein holländisches Ehepaar, das wir 2014 auf unserer Fahrt durch den Canal de Bourgogne kennengelernt haben und immer via mail, Facebook, etc in Verbindung geblieben sind. Sie sind auf dem Weg nach Süden, nach Frankreich fast auf dem Weg, den wir gekommen sind und so haben wir uns hier im Hafen von Antwerpen verabredet.
Kurz vor 11:00 werden die wartenden Boote, außer uns alles Berufsschiffe, für die Royerssluis aufgerufen, nach viel Rangiererei der großen Schiffe quetschen wir uns als letzte hinten in die Schleuse rein. Der Schleusenwärter nimmt von der hohen Kante unser Seil an, es reicht nicht, und ich muß noch schnell mit einem zweiten Tau verlängern. Um 12:00 fahren wir aus der Schleuse aus und gelangen rechts gleich zur Siberia Brug, die nach kurzer Zeit öffnet und uns damit die Fahrt durchs Kattendijkdok frei macht. Am Ende des Docks muss normalerweise die Londenbrug passiert werden, die aber nur zu wenigen bestimmten Zeiten öffnet. Jetzt wird dort gebaut, diese Brücke ist offen, aber unmittelbar vor dem Willemdok ist nun eine Behelfsbrücke, an der wir noch einmal 20 Minuten warten, dann kommt der schneidige Hafenmeister in weißer Uniform in seinem schnellen Schlauchboot und weist uns den Liegeplatz an, und, ja, wir können auch noch eine zweite Nacht bleiben. Kurz nach dem Festmachen (gegen 13:00) begrüßen uns Joke und Erik, ein holländisches Ehepaar, das wir 2014 auf unserer Fahrt durch den Canal de Bourgogne kennengelernt haben und immer via mail, Facebook, etc in Verbindung geblieben sind. Sie sind auf dem Weg nach Süden, nach Frankreich fast auf dem Weg, den wir gekommen sind und so haben wir uns hier im Hafen von Antwerpen verabredet.
Beim Anmelden in
der Hafenmeisterei kann ich noch einen zusätzlichen Liegetag abhandeln, und wir
können trotz der am nächsten Tag zahlreich erwarteten Boote drei Nächte bleiben
sodass wir erst am Samstag wieder losfahren.
Abends essen im
Italiener direkt am Hafen.
Liegegebühr 21,15
€ je Tag incl. Strom, Wasser, WiFi
Donnerstag,
25.05. (Himmelfahrt)
Antwerpen –
Liegetag
Nach dem Frühaufstehen der letzten beiden Tage genießen wir das Ausschlafen. Es ist wunderbares Himmelfahrtswetter. Die angekündigte Sportbootarmada kommt an, aber bei weitem nicht über 100 sondern nur 60 Boote, sind aber auch noch eine Menge. Finden aber alle Platz in dem großen Hafen.
Nach dem Frühaufstehen der letzten beiden Tage genießen wir das Ausschlafen. Es ist wunderbares Himmelfahrtswetter. Die angekündigte Sportbootarmada kommt an, aber bei weitem nicht über 100 sondern nur 60 Boote, sind aber auch noch eine Menge. Finden aber alle Platz in dem großen Hafen.
Tagsüber
Stadtbesichtigung mit kleinem Rundgang durch das alte Zentrum mit seinen
prächtigen Renaissancebauten, vor allem am „Groote Markt“, wo es allerdings
nicht einsam ist. Am Hafen liegt der interessante Ausstellungs- und Museumsbau
„MAS, Museum an de Strom“, den man bei freiem Eintritt auch über einen „mit meterhohen
Glaswänden verkleideter Boulevard 60 Meter nach oben“ ersteigen kann und einen
tollen Blick über die Stadt, die Schelde und den Hafen hat“
Abends essen wir
gemeinsam mit Joke und Erik bei einem Spanier in Hafennähe gut und reichlich,
anschließend bei uns auf dem Achterdeck noch ein Absacker und Verabschiedung,
da die beiden morgen in aller Frühe die Schelde aufwärts gen Frankreich wollen.
Freitag, 26.05.
Antwerpen -
Liegetag
Das Wetter ist
weiter schön und wir schlafen auch heute gemütlich aus. Später ein kleiner
Einkauf bei Albert Hein (große Lebensmittelkette in den Niederlanden und
Belgien) nicht weit vom Hafen. Anschließend mache ich noch eine kleine
Kirchenwanderung, u.a. zur Kirche St.Paul mit Kalvarienberg und Bildern
bedeutender Barockmaler u.a. Peter Paul Rubens.
Samstag, 27.05.
Antwerpen –
Tholen, 40 KM, 1 Schleuse, 3:45
Bei strahlendem
Sonnenschein legen wir kurz nach neun Uhr ab, damit wir die Öffnungszeit am
Vormittag der beiden Brücken nach dem Willemsdok und dem Kattendijkdok zum
großen Seehafen von Antwerpen nicht verpassen. Den durchqueren wir mit unserem
im Vergleich zu den dort liegenden Seeschiffen winzigen Boot in knapp
anderthalb Stunden, fahren dann in den Rhein-Schelde Kanal, überqueren die
niederländisch-belgische Grenze und nach einer weiteren Stunde in die (mit dem
für Deutsche lustig klingenden Namen) Kreekrak-Schleuse ein, die in zwei
Kammern von je 320 x 24 meter jeweils bis zu 6 Binnenschiffe im Europaformat
bedienen kann. Um 13:00 machen wir fest im Sportboothafen von Tholen, ein
sehenswertes altes Städtchen, dessen Befestigungsanlagen noch weitgehend
erhalten sind. Hinter dem Deich liegen gleich zwei nette Restaurants, es gibt
einige Geschäfte und auch einen „Warme Bakker“. Das ist eine Bäckerei, deren
Adjektiv „warm“ nichts über die sexuelle Orientierung des/der Bäcker/in
aussagt, sondern, dass dort das Brot selbst gebakken wird und nicht aus einer
Brotfabrik kommt. Etwas tendenziös ausgedrückt ist das niederländische Brot
trotz reichhaltigen Angebots in unterschiedlichen Bräunungsgraden aber immer
weich wie Toastbrot und kann eigentlich nur mit warmer (zumindest nicht aus dem
Kühlschrank kommender) Butter halbwegs löcherfrei beschmiert, dann aber mit
leckerem Hagelslag (Schokoladen- oder Zuckerstreusel) oder Flokjes bestreut
werden.
Am späteren
Nachmittag wird es plötzlich grau und mit kühlem Wind etwas ungemütlich mit ein
paar Tropfen.
Liegegeld 18,50
€, WiFi im Clubhaus, mit etwas Glück und guter Antenne bis zum Liegeplatz. An
Wochenenden und bei schönem Wetter gut belegt, nicht zu spät ankommen.
Sonntag, 28.05.
Tholen-
Vluchthaven De Wacht(Dordse Kil), 50 KM, 1 Schleuse, 5:00
Bei sehr warmem
Wetter, aber auch einigen kühlen Böen geht es um halb 11:00 weiter auf dem
Schelde-Rhein-Kanal, der uns bei dichtem Sportbootverkehr (Sonntag!) durch die
proppenvolle Sportbootschleuse der Volkeraksluis ins Hollandse Diep führt. Dem
folgen wir nach Westen und biegen dann nach links (Norden) in die Dordtsche Kil
ab.
Nach fünf Stunden
Fahrt meinen wir für heute genung getan zu haben und biegen nach knapp 4 KM in
den am westlichen Ufer gelegenen Vluchthaven ein, an dessen südlichem Ende sich
hinter einer ganzen Reihe im Päckchen liegender Berufsschiffe auch ein Anleger
für Sportboote befindet. Allerdings mit keinerlei Vorrichtungen wie Strom oder
Wasser. Aber wir geniessen den sonnigen Restnachmittag gemütlich auf dem
Achterdeck. Eine bewohnte Ortschaft in der Nähe gibt es nicht, aber wir haben
ja sowohl für Abendessen wie Frühstück alles an Bord.
Liegegeld: 0,00 €
Montag, 29.05.
Vluchthaven De
Wacht(Dordse Kil) – Gouda, 42 KM, 2 Schleusen, 4:40
Waren wir gestern
noch nur durch eine schmale Gasse von Berufsschiffen zu unserem Liegeplatz
gelangt, sieht der Freizeitschiffer gegen 09:00 Uhr, dass es ihm doch besser
geht: die Berufsschiffe haben weitgehend abgelegt, z.T mitten in der Nacht. Wir
brechen bei zunächst recht windiger dann aber zunehmend schwüler Wetterlage
kurz nach 10 Uhr auf und über Oude Maas, Noord, Niewe Maas und schließlich
Hollandse Ijssel erreichen wir unser Liegeplatz in Gouda viertel vor drei. Der
Weg führte uns vorbei an Zwijndrecht, dort erster erfolgloser Tankversuch – sie
haben betanken keinen weißen Diesel mehr (im Gegensatz zum roten, steuerfreien
für die Berufsschiffahrt) – dann Dordrecht mit zweitem, erfolgreichen
Tankversuch (1,33 €/ltr) nach etwas abenteurlichem Anlege- und Wartemanöver im
Strom bei ziemlichem Berufsverkehr, schließlich Kinderdijk (richtig, der Ort
mit den vielen Windmühlen) und noch Krimpen und Cappelle an der Ijssel, bevor
wir über einen Seitenkanal bzw. die Nieuwe Gouwe ins Zentrum von Gouda
gelangen.
Bummel durch die
schöne Stadt mit Grachten, altem Marktplatz und Renaissance Stadthuiz,
Abendessen am Marktplatz. Später am Abend noch Gewitter und Regen.
Liegegeld 15 €
(?), incl. Strom und Wasser.
Dienstag,30.05.
Gouda – Alphen
a/d Rhijn, 16 KM, 1 Schleuse, eine ganze Reihe von Klapp-, Hub- und Drehbrücken
(auf der Karte kurz bB=bewegliche Brücken), 2:45
Nach dem
Frühstück zunächst Einkauf, dann abgelegt zur ca 200 m entfernten
Wassertankstelle (11:15 -11:30) und über eine Schleuse zurück auf die Gouwe,
die uns mit mehreren Klapp- bzw. Hebebrücken (z.T. kürzere Wartezeiten) etwas
langweilig zur Kreuzung mit dem Oude Rhijn führt, in den wir links einbiegen und
nach kurzer Fahrt im Zentrum von Alphen a/d Rhijn festmachen. Hier darf man
eigentlich nur tagsüber liegen bis 18:30, aber wir bleiben trotzdem über Nacht
und niemand stört sich dran, dafür gibt’s auch kein Wasser und keinen Strom. Am
Nachmittag noch ein – vergeblicher – Versuch unseren Ladewandler zu verbinden.
Dann eben nicht, machen wir wenn wir wieder zu Hause sind. Noch ein kleiner
Rundgang über die Einkaufsstraße (mäßig interessant), ich ergattere in einer
Slijterei unseren geliebten, lang vermissten Bookma (Oude Genever). Abends
essen an Bord.
Liegegeld 0,00 €.
Mittwoch, 31.05.
Alphen a/d Rhijn
– Maarssen/Vecht, 30 KM, 1 Schleuse, viele Brücken (bB), 6:50
Bei schönstem
Wetter – blauer Himmel, angenehme Temperaturen machen wir heute eine
wunderschöne Fahrt zunächst über den nicht so spannenden, aber ruhigen Aarkanal
(wir haben die Hauptwasserstraßen verlassen, kaum noch Berufsschiffahrt) nach
einer Schleuse in die in sanften Kurven dahinfließende Amstel, südlich kurz vor
den Ausläufern von Amsterdam biegen wir nach links (zunächst Richtung Osten,
dann wieder südlich) in die Kromme Mijdrecht ab, ein schmales Gewässer sehr
holländisch durch kleine Dörfer, Weiden und Felder, dennoch kommt uns zu
unserer Überraschung ein gar nicht mal so kleines Berufsschiff entgegen. Dann
ein noch kleinerer Kanal nach links durch eine Klappbrücke (Öffnung wird durch
Knopfdruck angefordert) nun schnurgerade mit einigen rechtwinkligen Biegungen
und einem weiteren Abzweig in einen anderen Kanal, bis wir schließlich bei
Breukelen unter drei sehr niedrigen Brücken (Verdeck und Windschutzscheiben
mussten gelegt werden) hindurch wieder in der dicht besiedelten Zivilisation
zwischen Eisenbahn und McDonalds im stark befahrenen Amsterdam - Rhijn Kanal
landen. Den noch ein gut 6 KM in südliche Richtung bis wir kurz vor Utrecht links
über einen kleinen Stichkanal in die Vecht gelangen, auf der wir uns wieder
nach Norden wenden und bald darauf am linken Ufer bei Maarssen gegenüber einer
hochherrschaftlichen Villa an einem kleinen Steiger nach langer, aber lohnender
Fahrt um 17:00 anlegen. Kein Strom, kein Wasser, aber ruhig und sehr schön
unter den Zweigen einer Trauerweide.
Liegegeld 0,00 €
Donnerstag, 01.06.
Maarssen/Vecht –
Weesp, 30 KM, 9 bB, 4:20
Per Fahrrad in
den Ortskern Brot und anderes kaufen und bei schönem Wetter um 10:30 los auf
einer der malerischsten Wasserstrecken Hollands, der Vecht, die sich durch
wechselnde Landschaften an alten Schlösschen, modernen Prachtbauten und wieder
kleinen reetgedeckten Häusern vorbei Richtung Ijsselmeer schlängelt. Nach gut
vier Stunden Fahrt machen wir in Weesp im Jachthaven fest. Ein sehr hübscher,
grachtendurchzogener Ort nicht weit südöstlich von Amsterdam gelegen. Abends
großer Auftritt, Eltern mit ihren Kindern ziehen in einem langen Zug einmal um
die Stadt, warum, ist uns nicht so ganz klar geworden. Wir speisen zu abend auf
einer Holzterrasse zu einer Gracht sehr holländisch, u.a. Spare Ribs und alles
mit viel Salat und einigen Pilsjes.
Liegegeld 14,85,
Strom 0,50 € KW/h, Wasser 0,50 € / 100 ltr.
Freitag, 02.06.
Weesp – Elburg,
70 KM,2 Schleusen, 6:40
Bei weiter
schönem Wetter brechen wir um 10:20 nach Wassertanken zu unserer streckenmäßig
auf dieser Reise bisher längsten Fahrt auf (so langsam wollen wir doch nach
Hause): die Vecht bis Muiden, dort ins Ijsselmeer und dann in die sogenannten
Randmeere südlich um Flevoland an der alten Küstenlinie der Zuiderzee entlang
bis Elburg. Wieder eine alte, typisch holländische Stadt mit historischem
Hafen, barocken Häusern – und natürlich – auch vielen Touristen (zumeist aber
Niederländer) sowie viel Gastronomie. Am Abend nach Spaziergang von unserem
Anlegeplatz (leider sehr laut an der großen N 309) etwas außerhalb landen wir
bei lauer Abendluft an dem einzigen freien Tisch vor dem nicht gerade
billigsten Restaurant des Ortes: „Le Papillon“. Dafür waren Essen und Wein für
knapp 100 € aber auch das Geld wert.
Liegegeld 18,05 €
incl. Wasser und Strom
Samstag, 03.06.
Elburg –
Zwartsluis, 40 KM, 1 Schleuse, 4:15
Ab 10:40 weiter durchs
Drontemeer kreuzen wir die Mündung der Gelderschen Ijssel (einer der vielen
Mündungsarme des Rheins) ins Ijsselmeer bzw. Ketelmeer und wenden uns nach
Osten ins Zwarte Meer, schließlich das zwarte Water und gelangen nach
Zwartsluis um kurz vor drei Uhr, wo wir gegenüber der Stadtkade an einem
Anleger festmachen. Wir waren schon oft hier, man liegt hier gut und hat immer
was zu schauen, abends Pfannkuchen und Schnitzel mit reichlich Pommes.
Liegegeld 14,25 €
incl. Wasser und Strom
Sonntag, 04.06.
Zwartsluis –
Echten (Nähe Hogeveen)/Hogeveensche Vaart (bei KM 19,5), 28 KM, 2 Schleusen,
4:10 incl. 1 Std. Wartezeit Mittagspause an der Schleuse
Wir wollen nach
Deutschland in die Ems über die 2014 neu eröffnete Verbindung von
Erika/Klazinaveen nach Ter Apel, wo der Haren-Rütenbrok-Kanal abgeht und zur
Ems führt.
Bei blauem Himmel
mit dicken weißen Wolken werfen wir um 10:30 die Leinen los fahren Richtung Meppel,
das wir südlich auf dem Meppeler Diep umfahren und nach schleusenbedingter
Mittagspause von 12:00 -13:00 vor der Rogatsluis in der Hooggeveensche Vaart weiter
über die Ossesluis bis zum kleinen Ort Echten kurz vor Hoogeveen um 14:50 gelangen
und dort festmachen.
Liegegeld 0,00 €,
Strom über Automat 1 € /kwH
Montag 05.06.
Echten – Brücke
Klenkerbrug/Verlengde Hoogeveense Vaart, 27 KM, 2 Schleusen viele bB, 3:00
In einer
Viertelstunde gelangen wir nach unserem Aufbruch in die Nieuwe Brugsluis vor
Hoogeveen, dann südlich um Hoogeveen herum gelangen wir beim Ort Noordscheschut
durch dieselbe, nämlich die dortige Schleuse in die Verlengde Hoogeveense Vaart
und machen hier erst mal Mittagspause, wegen der nächsten Brücke. Es gibt
einige Poller am Ufer und auch eine Wassertankmöglichkeit, die leider erst
einmal von einem dicken Kahn in Anspruch genommen wird, aber kurz vor Ende der
Mittagspause schaffen wir auch noch eine halbe Tankfüllung bevor es weiter
geht. Es ist zwar noch trocken, aber der Wind nimmt kräftig zu. Es ist kurz vor
drei, eine nächste regelrechte Anlegemöglichkeit ist noch ein ganzes Stück
entfernt und so nutzen wir die Gelegenheit unmittelbar vor einer Brücke (der
Klenkenbrug ca 6 KM vor Nieuw Amsterdam) mitten in der Wallachei im
Windschatten eines Bauernhauses für die Nacht festzumachen und verabschieden
uns mit Dank von unserer Brückenwärterin. Die Brückenwärter begleiten hier die
Boote oder erwarten sie nach telefonischer Ankündigung vom letzten
Brückenwärter, manche Brücken öffnen nach Anforderung per Funk über Kanal 84
oder 18.
Liegegeld 0,00 €
Dienstag, 06.06.
Klenkerbrug – im
Veenpark Museum (Nähe Barger-Compascum), 25 KM, 4 Schleusen, 6 bB, 5:35 mit
Wartezeiten
Bei zunächst
sonnigem Wetter gelangen wir eine halbe Stunde nach Aufbruch um 09:25 an die
Eisenbahnbrücke vor Nieuw Amsterdam, einem typischen Veendorf (Veen
niederländisch für Moor, Veendörfer verlaufen rechts und links von Kanälen, die
der Entwässerung eines Moores dienen, das dann abgetorft wird durch die
Kolonisten in den Parzellen rechts und links des Kanals). Hier befinden sich
gut ausgestattete Liegeplätze und alle Geschäfte des täglichen Bedarfs, nach
wenigen Kilometern folgt nach einer Schleuse Erica, ebenfalls ein Veendorf. Danach
knickt der Kanal nordöstlich (in unserer Fahrtrichtung links) ab und führt nach
Klazinaveen. Hier wäre bis 2014 Schluss gewesen, aber kurz vor Klazinaveen
biegt rechtwinklig nach links der Oranjekanal ab, der mit einer Schleuse
beginnt und die wir noch rechtzeitig vor der Mittagspause um 11:40 erreichen.
Auf der rechten (östlichen) Seite nach der Schleuse befinden sich einige
Anlegeplätze.
Die nun folgende
Fahrt ist mit Oranjekanal und anschließend der Veenvaart mitten durch das
Freilichtmuseum Veenpark, folgend Oosterdiep und weitere Verbindungen bis Rütenbrock
erst seit 2014 befahrbar gemacht worden mit Renovierung von Brücken und
Schleusen, vor und im Veenpark mit neugebauten Schleusen und einigen kurzen
neugebauten oder ausgebauten Kanalstücken zur Verbindung mit alten Wasserwegen.
So ergibt sich eine Verbindung von Deutschland und der Ems aus, südwestlich
Holland zu erreichen. Für Schiffer aus dem nördlichen und östlichen Deutschland
eine schöne Alternative zum Rhein oder zur Überquerung des Dollart für die
Fahrt nach Holland.
Wir fahren ja nun
in umgekehrter Richtung nordöstlich, kurz nach der Oranjeschleuse und der
Unterfahrung einer Autobahnbrücke geht’s rechts ab – mittlerweile bei heftigen
Regen- und Sturmböen – in die neue Veenfahrt und zur neu gebauten Schleuse an
deren Beginn, wo wir um 12:15 festmachen. Der Schleusenwärter winkt uns aber
schon halb eins zu, die Schleuse öffnet sich und wir gelangen danach zur
nächsten –ebenfalls neuen- Schleuse, die uns mit gleich zwei Kammern so knapp 6
Meter nach unten befördert. Aber nicht gleich, erstmal müssen wir wieder
festmachen, nach kurzem regengepeitschten Gang zum Schleusenwärter heißt es,
Schleuse defekt, Monteur ist zwar schon da, aber es kann dauern. Dann dauert’s
aber doch nur eine knappe Stunde und wir kommen durch eine historische
Hebebrücke mitten in das Veenparkmuseum, in dem es Veenhäuser mit alter Schule,
originalem Kramladen, einigen Handwerkerhäusern und einer Torffabrik zu sehen
gibt. Der Liegeplatz ist schön am grünen Ufer und wenn man das Museum besucht
(10 €/Person) kann man die erste Nacht dort umsonst liegen, sonst bzw. die 2
Nacht kostet der Liegeplatz dann 1 € je Meter Bootslänge. Wir machen nach
stürmischem Festmachen im Regen einen gemütlichen Nachmittag und abend im
warmen und trockenen Boot und lassen das Veenmuseum Veenmuseum sein.
Liegegeld 11,00,
Strom 1,00 €/kwH am Automaten.
Mittwoch, 07.06.
Veenpark Museum –
Haren/Ems, 25 KM, 6 Schleusen, viele bBs, 5:00 Stunden
Es ist weiter
wechselnd wolkig und zum Teil regnerisch, abends wieder recht stürmisch. Die
Temperaturen sind gesunken und der Schiffer zieht Socken an. Früh um 09:00 Uhr
geht’s weiter durch einige bewegliche Brücken (bB) an denen die Wärter in ihren
signalroten Jacken schon von weitem an ihren Häuschen zu sehen sind oder ihr
Nahen auf Fahrrad oder Roller, wenn sie mehrere Brücken bedienen. Zwischen
09:40 – 10:10 durchfahren wir das Veenörtchen mit dem seltsamen Namen
Emmer-Compascum mit zwei Schleusen und einigen Brücken und dann noch mehr
Brücken, (darunter auch Hebebrücken, für die wir unser Verdeck etwas abknicken
müssen, damit wir die max. Höhe von 3,40 Metern nicht übersteigen) bis
Rütenbrock, wo 11:00 nach 12 KM Fahrt noch eine Schleuse auf uns wartet, nach
der man dann entweder geradeaus weiter nach Ter Apel (mit Liegeplätzen) fahren
kann oder - wie wir - gleich nach rechts in den Haren - Rütenbrock - Kanal
abbiegen. Gleich rechts liegt hier eine Straßentankstelle mit einer Zapfsäule
am Wasser, an der wir günstig für 1,17 €/ltr tanken. Nach weiteren 14 KM, drei
Schleusen und einigen Brücken, die aber einschließlich der Schleusen prompt bei
Annäherung bedient werden, müssen wir dann doch noch von 13:00 – 14:00 vor der
Straßenbrücke in Haren warten (wegen Schulschluss und entsprechendem
Busverkehr, wie man uns am Telefon erklärt), aber können schließlich kurz nach
zwei Uhr am Anleger in Haren fest machen. Hier gibt es keinen Strom und kein
Wasser, dafür ist es aber nah zur Stadtmitte mit Geschäften und Restaurants.
Sonst müsste man noch durch die letzte Schleuse am Ende des Kanals, die Ems
ungefähr 500 Meter stromauf, und rechts in einen großen Sportboothafen mit
allen Einrichtungen, aber eben ein Stück zu laufen zur Stadt. Der Anleger in
der Stadt ist allerdings auch kostenpflichtig, steht auf einem Schild, aber
nicht wo man sein Geld los werden kann.
Abends Essen in
einem nah gelegenen ganz ordentlichen Italiener (La Trattoria, Lange
Straße/Bischof Deman Straße).
Liegegebühr 10 €
Donnerstag,
08.06.
Haren – Petkum/Ems-Seitenkanal,
83 KM, 6 Schleusen, 8:20
Um 13:40 ist
Hochwasser an der Schleuse Herbrum, von da bis zur Mündung ist die Ems
Tidengewässer. Um 18:40 ist Niedrigwasser an der Schleuse Oldersum, wo wir die
Ems verlassen und in den tidenfreien Ems-Seitenkanal gehen. Also gegen ein Uhr
mittags an der Schleuse Herbrum, um mit ablaufendem Wasser Richtung Mundung
nach Oldersum zu gelangen. Das müsste zu schaffen sein, aber wir müssen außer
der Schleuse vom Haren Rütenbrok Kanal zur Ems noch 4 große Emsschleusen mit
Berufsschifffahrt bewältigen. Da weiß man nie was kommt.
Wir legen 09:20 bei
grauem, teils regnerischen, aber nicht mehr stürmischem Wetter ab, auf dem
kurzen Weg des Kanals zur Schleuse ruft jemand vom Fahrrad uns etwas zu, was
nach „ihr habt doch noch nicht bezahlt“ klingt, sodass jetzt ganz Haren
annehmen muss, dass wir so eine Art Zechpreller sind. Am Anleger stand etwas
von „kostenpflichtig“ und wir sind davon ausgegangen, dass wir die
Liegegebühren ebenso wie die Kanalbenutzungsgebühr – ganze 5,00 € - an der
letzten Schleuse des Kanals zur Ems bezahlen. Gestern und heute morgen ist auch
niemand zum Kassieren erschienen. Als wir in die Schleuse einfahren, steht der
wilde Radfahrer schon da und lamentiert. Ich erkläre ihm mit der mir eigenen
Ruhe und Sachlichkeit, dass er gefälligst hier nicht so rumblöken und lieber
dafür sorgen solle, dass ein Hinweis mit Telefonnummer und Gebühren am Steg
angebracht werde, reiche dem nunmehr kleinlauten alten Zausel liebenswürdig die
erheischten 10 €-und verlasse die gastliche Stätte.
09:40 biegen wir
in die hier sehr lieblich sich zwischen Wiesen und Wäldern windende Ems ein und
wenden uns zu Tal. Auch das Wetter spielt mit, es wird trocken, später sogar
sonnig. In die erste Schleuse ( Hilter) können wir so einfahren und sind 20
Minuten später wieder in Fahrt, die Schleuse Düthe klappt ebenso schnell, an
der Schleuse Bollingerfähr müssen wir eine gute halbe Stunde auf ein
Berufsschiff warten, dafür werfen wir nach der Schleuse den Riemen auf die
Orgel und schaffen es, mit dem Berufsschiff mit knapp 14 KM/h mitzuhalten mit
der erhofften Folge, dass wir hinter ihm sogleich in die Schleuse Herbrum
einfahren können und so tatsächlich knapp eine halbe Stunde nach Hochwasser um
14:15 in die Tiden-Ems einfahren und von der Strömung getragen bis zu 20 KM/h
über Grund und damit auch rechtzeitig vor Niedrigwasser (bei Niedrigwasser, als
tiefstem Wasserstand kann man in Oldersum nicht schleusen)die Schleuse Oldersum
um 17:00 Uhr erreichen. Wir hatten uns schon über Funk angekündigt, können so
einfahren und können 10 Minuten später auf den nach dem dreckig-gelblichen
stark strömenden Tidengewässer auf das ruhige Gewässer des Seitenkanals ausfahren.
Es geht langsam auf sechs Uhr zu und so legen wir im kleinen Sportboothafen des
Wassersportvereins Petkum um 17:50 mit Hilfe einiger netter Vereinsmitglieder
an.
Es ist überraschenderweise sonnig und warm, mit einem gemütlichem Essen auf dem Achterdeck mit einem letzten Grolsch und einem kleinen Genever beschließen wir den Abend auf dem Achterdeck.
Es ist überraschenderweise sonnig und warm, mit einem gemütlichem Essen auf dem Achterdeck mit einem letzten Grolsch und einem kleinen Genever beschließen wir den Abend auf dem Achterdeck.
Liegegebühr 10,00
€ incl. Strom und Wasser
Freitag, 09.06.
Petkum –
Marcardsmoor/Wiesmoor, 44 KM, 3 Schleusen, 7:15
Auch heute können
wir nicht so einfach ins Blaue fahren. Wir haben erfahren, dass auf unserer
weiteren Strecke auf dem Ems-Jade-Kanal ein Stück vor Aurich die Klappbrücke
Bangstedter Verlaat nur einmal um die Mittagszeit öffnet, heute noch einmal um
10:00 vormittag, weil ein Ausflugsboot unterwegs sei. Ich lege hastig das
Verdeck bei unsicherem Wetter, weil am Ende des Seitenkanals über den
Verbindungskanal drei max 3,00 Meter hohe Brücken zu durchfahren sind. Das schaffen
wir nur mit gelegten Scheiben. In völliger Verkennung der tatsächlichen
Entfernung legen wir 08:45 ab. Tatsächlich erreichen wir die Brücke Bangstedter
Verlaat trotz eigentlich viel zu schneller Fahrt und bereitwillig schnell
geöffneter Brücken erst um 11:15 bei schweren schwarzen Wolken.
Die Hetze war unnötig, das Ausflugsschiff ist bei dem Wetter gar nicht losgefahren, entsprechend ist die Brücke noch geschlossen und wird kurz vor 12:00 bei Gewitter und Regen geöffnet. Mit drei weiteren vor uns angekommenen Booten fahren wir nun im Konvoi, erreichen die Schleuse Kukelorum gegen 12:30, die der Schleusenwärter trotz Mittagspause (12:00 nis 13:00) öffnet, 13:20 durchfahren wir Aurich und erreichen die Schleuse Wisens um 14:00. Hier müssen wir eine halbe Stunde warten, weil immer nur zwei Boote in die Schleuse passen. 14:50 fahren wir aus der Schleuse aus und sind um 16:00 Uhr an unserem Liegeplatz in Wiesmoor, genauer in Marcardsmoor im hier abzweigenden Nordgeorgsfehnkanal. Der Himmel hat ein Einsehen und schließt seine bis dahin reichlich strömenden Pforten. Ich hebe Rabelais vom Schiff und rappele die knapp 7 KM zu unserem Haus, um das Auto zu holen. Nach Ausladen und häuslichen Auspacken geht’s zum wohlverdienten Abendessen zum lang vermissten Griechen „Delphi“.
Die Hetze war unnötig, das Ausflugsschiff ist bei dem Wetter gar nicht losgefahren, entsprechend ist die Brücke noch geschlossen und wird kurz vor 12:00 bei Gewitter und Regen geöffnet. Mit drei weiteren vor uns angekommenen Booten fahren wir nun im Konvoi, erreichen die Schleuse Kukelorum gegen 12:30, die der Schleusenwärter trotz Mittagspause (12:00 nis 13:00) öffnet, 13:20 durchfahren wir Aurich und erreichen die Schleuse Wisens um 14:00. Hier müssen wir eine halbe Stunde warten, weil immer nur zwei Boote in die Schleuse passen. 14:50 fahren wir aus der Schleuse aus und sind um 16:00 Uhr an unserem Liegeplatz in Wiesmoor, genauer in Marcardsmoor im hier abzweigenden Nordgeorgsfehnkanal. Der Himmel hat ein Einsehen und schließt seine bis dahin reichlich strömenden Pforten. Ich hebe Rabelais vom Schiff und rappele die knapp 7 KM zu unserem Haus, um das Auto zu holen. Nach Ausladen und häuslichen Auspacken geht’s zum wohlverdienten Abendessen zum lang vermissten Griechen „Delphi“.