Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Freitag, 30. September 2016

Frankreich 2016 - Teil 4: Vom Canal de Midi nach St.Jean-de-Lôsne (Saône)

weitere Bilder und Streckenbeschreibungen kann man in diesem Blog unter "Frankreich 2015 Von der Saône zur Rhone" finden, nur in umgekehrter Richtung.

September 2016
Canal de Midi bis Lyon

Freitag, 26. - Montag, 29.08.2016
Villeneuve-les-Bèziers

Anfang Juni haben wir unser Schiff in Villeneuve–les–Béziers zurückgelassen (siehe Blogeinträge April bis Juni 2016).
Ende August sind wir mit zwei Stationen über Troisdorf und Macon am Sonntag, den 28. nach knapp 1.500 KM Autofahrt an den Canal de Midi zurückgekehrt und fanden unser Schiff wohlbehalten vor, wenn auch staubbedeckt. Hier hatte es – im Gegensatz zu Ostfriesland – seit Monaten nicht geregnet. Die 30° Außentemperaturen trafen uns nicht unvorbereitet, denn auch in Norddeutschland war kurz vor unserer Abreise der Sommer mit hohen Temperaturen wieder eingekehrt.

Im Schweiße unserer Angesichter haben wir das Boot wieder „seeklar“ gemacht, d.h. Cabrio-Verdeck gewechselt, Fahrräder und Faltmotorrad vom Achterdeck auf's Vordeck gewuchtet, Strom aufgeladen, Wasser getankt und Schiff und Fenster von Staub gereinigt. Am Abend gab's dann noch ein ganz ordentliches Menu im Restaurant des Campingplatzes, vor dessen Toren unser Boot brav knapp drei Monate auf uns gewartet hatte. Am folgenden Tag noch Lebensmittel und Getränke (die vor allem, u.a. das gute Lidl-Bier Perlembourg nach deutschem Reinheitsgebot) besorgt und Dienstag sind wir dann aufgebrochen zu unseren vorerst letzten Etappen auf dem Canal de Midi.

Dienstag, 30.08.2016
Villeneuve-les-Béziers - Agde

Nach knapp drei Stunden, 17 KM, einer Schleuse und einer Flussüberquerung
Ouvrage de Libron - der Libron kreuzt den Kanal 

erreichen wir den „Port d'Ècluse rond“ in Agde, wie der Name sagt, unmittelbar vor der Rundschleuse von Agde, wo es geradeaus weiter zum Etang de Thau geht und rechts nach Agde in den kleinen Fluß Herault. Nach kleiner Diskussion dürfen wir uns rückwärts in den letzten Liegeplatz dieses Hafens einer Mietbootfirma quetschen. Ich hole per Faltmotorrad, unserem „Rabelais“, das Auto von Villeneuve nach, wobei der Fahrtwind mit einer Luft wie aus einem Föhn wenig Erfrischung bietet, eher schon die Klimaanlage im Auto, die ich perverserweise bei offenem Verdeck nutze. Am Hafen von Agde kann man das Auto gut stehen lassen, der Bahnhof befindet sich nur 5 Minuten Fußweg entfernt.

Mittwoch, 31.08.
Agde - Mèze

Nach knapp 10 KM, einem kurzen Stück auf dem Fluß Herault,
einer Schleuse und drückend heißer Windstille liegt der Canal de Midi nun endgültig hinter uns. Nach dem von vielen Schiffsschrauben aufgewühltem trüben Wasser des Kanals ist das frische blaue (Salz-)Wasser des Etang de Thau nicht nur optisch eine Erholung, der Fahrtwind und die weißen Schaumkronen auf unserer Heckwelle sind einfach eine Freude. 
vor uns Mèze
 Nach monatelanger Tuckerfahrt mit 800, maximal 1.000 Umdrehungen kann auch unser Motor sich wieder etwas frei fahren. Mit gut 12 KM/h bei 1.500 U/pM erreichen wir schnell die Hafeneinfahrt von Mèze, wo man hinter der Kaimauer einen wunderbaren Blick über Etang und einen schmalen Dünenstreifen hinweg aufs Mittelmeer hat. 

Die Liegegebühren sind deutlich höher als in den Kanalhäfen (35,44 € für unser 11,5 m Boot), aber man gönnt sich ja sonst nix – ausser einem schönen Menü in einem der Restaurants rund um den Hafen mit frischen Austern direkt aus dem Thau.

Donnerstag, 01.09. – Freitag, 02.09.
Sète - Frontignan

Am nächsten Tag durchqueren wir die 2.Hälfte des Etang, fahren bei Sète in den Canal Rhone à Sète ein und sind nach 1 1/2 Stunden in Frontignan, wo es Liegeplätze (kostenfrei, maximal drei Tage) mit Strom und Wasser (Jetons am Automaten á 2 Euro) am Kai vor der niedrigen Straßenbrücke gibt, die nur zweimal am Tag, morgens und nachmittags, für die Schifffahrt öffnet. Der Kai ist gut belegt, wir finden gerade noch einen Platz für uns direkt vor den mit einer Kette im Wasser abgesperrten Plätzen für einige historische Fischerboote.
 
Liegeplatz in Frontignan vor der Brücke
Der Bahnhof liegt fußläufig nahebei. Gerade habe ich dort die Fahrkarte am Automaten gelöst (ja, das kann ich inzwischen, einschließlich Seniorenrabatt), läuft auch schon der Zug ein, der mich in kaum einer halben Stunde klimatisiert nach Agde bringt, wo unser Auto brav, aber sehr aufgeheizt auf mich wartet. Nach einer weiteren Dreiviertelstunde bin ich wieder zurück in Frontignan, neiderregend im Cabrio, dafür mit nassgeschwitztem Hemd und ebensolcher Hose.
Am Nachmittag wollen wir unser Boot an einen Platz weiter von der Brücke und dem dortigen Verkehrslärm entfernt verlegen, weil nach der nachmittäglichen Brückenöffnung einige Plätze frei geworden sind. Wegen geringen Rangierraums (die Kette!), eines Dränglers, der genau bei unserem Ablegen nicht eine Minute warten kann und direkt hinter uns festmacht, gerade jetzt aufkommenden kräftigen Windes, enger Lücke am neuen Platz und nerviger unerbetener Ratschläge eines rheinischen Weltumseglers gestaltet sich das Manöver etwas stressig und so viel leiser ist es am neuen Platz auch nicht.
Wir bleiben noch einen Tag in Frontignan und nützen ihn für einen Freitag am Meer in Frontignan-Plage; wie es sich gehört mit Strandliege und Sonnenschirm vom „Plagiste“, kühlen Getränken und kleinem Snack. Alles zusammen 35 Euro, da kann man eigentlich nicht meckern. Der Tag wird durch einen Lidl-Besuch abgerundet, denn nun werden wir einige Tage kein Auto mehr zur Verfügung haben. Etwas längere, Rabelais-ungeeignete Entfernungen bzw. schlechte Bahnverbindungen zu unseren Etappen liegen vor uns. Ich werde das Auto erst von Avignon aus nachholen.

Samstag, 03.09.
Frontignan – Galician

Heute stehen wir um 7:00 Uhr auf, durchfahren die Brücke um 08:30, um gleich dahinter wieder zum Frühstück wieder anzulegen. Um 10:00 Uhr brechen wir dann zu einem längeren Etmal auf.
Canal der Rhone à Sète:Fischerhäuschen zwischen Kanal und Etang
Wir haben uns entschlossen, nicht im Hafen von Palavas-les-flots anzulegen und den Canal Rhone á Sète bis zum kleinen Örtchen Gallician in der Camargue durch zu fahren. Den Wochenendrummel in Palavas oder Carnon, Badeorte der 400.000-Einwohner-Stadt Montpellier brauchen wir nicht.

Was wir aber brauchen, ist eine Tankstelle, denn bis Avignon gibt es keine weitere Möglichkeit, am Wasser zu tanken, bei Palavas jedoch kreuzt das kleine Flüsschen Lez den Kanal, nach Süden fließt es durch Palavas, nach Norden ist er in Richtung Montpellier bis zum vor wenigen Jahren neu erbauten Sportboothafen in Latte schiffbar. Kurz nach der Abzweigung Richtung Latte liegt ein Supermarkt mit einer Tankstelle unmittelbar am Ufer. Benzin kann man dort von einer Zapfsäule direkt in den Bootstank leiten, Diesel muß man erst in einen Kanister füllen, knapp 20 Meter zum Steg und Boot tragen. Etwas umständlich, aber preiswert für 1,094 € den Liter und damit gut 40 bis 50 Cent billiger als an den dünn gesäten Tankstellen am Ufer des Canal de Midi. Wir tanken 100 Liter und haben mit etwas Schweiß 40 € gespart. Danke für den Tip der englischen Pénichennachbarin in Frontignan!
Mit vollem Tank fahren wir weiter am Rande der verschiedenen Etangs auf der einen und Stranddünen zum Mittelmeer auf der anderen Seite mit schönen Ausblicken auf Meer, Seen und Berge.
Anlegemöglichkeiten auf der Strecke von Frontignan bis Aigues-Mortes (das wir Steuerbord liegen lassen) gibt es nur wenige: kurz vor Palavas an der Schwimmbrücke zur Insel Maguelone (ohne Wasser, ohne Strom), Palavas selbst (etwas schwierige, schräg zur Strömung des Lèz liegende Plätze), den Lèz aufwärts in Latte (eine Schleuse, meist keine freien Liegeplätze), im 5 KM von Palavas liegenden Carnon-Plage (keine Versorgung, wunderbare Poller an einer Kaimauer, aber Liegeverbot, da nur für Festlieger, und kaum ein freier Platz, dann noch bei einem Mietbootunternehmen kurz nach der Brücke in Carnon, aber auch kaum freie Plätze)
Auf der Höhe von Aigues-Mortes gibt es einen Abzweig zu dieser Stadt und weiter bis ins Mittelmeer. Der Hafen vor der beeindruckenden Stadtmauer von Aigues-Mortes gewinnt leider keinen Schönheitspreis und hat hohe Preise. Die mittelalterliche Stadt haben wir uns schon im Frühsommer bei einer Autotour angesehen, wie natürlich auch Le Grau du Roi an der Küste und das berühmte Saintes Maries-de-la-Mer.
Wir aber, wie gesagt, lassen nun das Mittelmeer in immer größerer Entfernung liegen, fahren am Abzweig Aigues –Mortes vorbei und erreichen gegen 17:00 Uhr den kleinen Hafen Gallician (Verbreiterung des Kanals, mit Heck oder Bug an der Kaimauer festmachen, Strom und Wasser vorhanden)
Liegeplatz bei Galician


Zum Thema Zufahrten zum Mittelmeer, es gibt nur wenige, von Ost nach West:
über die Rhone bei Port Napoléon, an Aigues-Mortes vorbei bei Grau du Roi, durch einen Kanal vor Sète (mir war aber nicht ganz klar, ob für Sportboote gänzlich verboten oder nur für Mietboote untersagt), in Sète selbst durch den Hafen, in Agde über die Rundschleuse und dann den Fluß Herault bis zur Mündung, vom Canal du Midi über den Zweigkanal nach Narbonne und dann beim Port la Nouvelle.

Sonntag, 04.09.
Galician

Liegetag. Heiß, heiß, heiß…steht im Logbuch.
Elke hat schon Freitag eine Erkältung erwischt, die heute ihren Höhepunkt erreicht. Schlapp liegt und sitzt sie auf dem Achterdeck im Schatten dank Cabrioverdeck und großer weißer Tücher, die dereinst mal unsere Wohnzimmervorhänge waren. Sie bewähren sich an heißen Tagen vor allem im Frühling oder im Spätsommer, wenn die Sonne morgens und abends schon etwas tiefer steht und unter Verdeck und Bimini scheint.

Im Dorf nähern sich die Feierlichkeiten mit Kirmes und Verkaufsbuden dem nachmittäglichem Stierspektakel, bei dem kühne Reiter auf den schlanken weißen Camargue-Pferden relativ kleine Stiere aus der in beinahe jedem Ort vorhandenen kleinen Arena in wildem Galopp mitten durch die Dorfstraße treiben, vorbei an teils völlig ungeschützten dichten Zuschauertrauben, aus denen heraus kühne junge Männer versuchen die Stiere den Reitern abspenstig zu machen, festzuhalten und zu Boden zu werfen, was aber kaum gelingt. Die Reiter treiben die Stiere dann weiter bis in einen Stiertransporter, vor dem die Pferde abrupt und spektakulär abbremsen, während die Ladetore des LKWs hinter dem Stier zuschlagen.


Video rechts klicken, neuer Tab



Montag. 05.09.
Galician – Vallabrègues/Rhone

Bei weiter blauem Himmel mit ein paar Streifenwölkchen und hohen Temperaturen werfen wir mit weiter kranker Fraumannschaft nach Wassertanken die Leinen los, erreichen gegen 11:00 Uhr die Schleuse St.Gilles, durch die wir die Petit Rhone (französisch heißt es le Rhone) erreichen, 
Auf der Petit Rhone
nach weiteren zwei Stunden ihren Abzweig von der großen Rhone, auf der wir uns stromabwärts die kurze Strecke ( ca.3 KM) nach Arles wenden. Leider gibt es dort noch immer keine Anlegemöglichkeiten. Wir hatten 2015 einige Bauarbeiten am Kai gesehen und gehofft, dass dieser touristisch bedeutende Ort mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten (Arena, römisches Theater, etc.) auch einige Anlegemöglichkeiten für Sportboote geschaffen hätte, mais hélàs, nichts dergleichen. 
Arles - leider ohne Liegeplätze
Wir drehen um und fahren nun stromauf bei immer kräftiger auffrischendem Wind von Nord vorbei an Tarascon am linken 
Tarascon
und Beaucaire am rechten Ufer, um an der Schleuse von Vallabrègues das Tor buchstäblich vor der Nase zugemacht zu bekommen. Entweder hat man unsere Anmeldung über Funk nicht gehört oder nicht hören wollen. Dreiviertel Stunde Wartezeit dann ist die Schleuse wieder „unten“, um 16:30 sind wir „oben“ fahren aus auf ein stürmisches „Meer“. Der Wind hat sich zu einem kräftigen Mistral ausgewachsen und die oberhalb der Schleusen immer wieder breit sich öffnende Rhone bietet nun ein Meter hohe Wellen mit Schaumkronen. Am linken Ufer (in unserer Fahrtrichtung rechts) ist der kleine Liegeplatz von Vallabrègues, wo wir mit Hilfe freundlicher Dauerlieger bei heftigem Gegenwind uns in den einzig freien Platz quetschen zwischen zwei dicken Rohren (an denen die Steganlage befestigt ist) mit vorn und hinten kaum 10 cm Platz. Längere Bastelarbeiten mit Tauwerk und Fendern sind erforderlich, um das Schiff einigermaßen sicher zu haben bei nunmehr ausgewachsenem Sturm. 
Auf Fotos sieht die Welt oft leichter aus...
Nach nautischer Schwerstarbeit lasse ich es mir aber nicht nehmen, im klaren Rhonewasser zu baden. Es ist angenehm warm, im ebenfalls warmen Sturmwind trocknen Handtücher und Badehose im Nu.
Die Nacht ist unruhig, das Wasser gurgelt und plätschert, das Schiff schaukelt kräftig und ich schau immer mal wieder nach dem Rechten, ob das Boot nicht doch vorne oder hinten gegen die Rohre stößt.

Dienstag, 06.09.
Vallabrègues – Avignon

Morgens um ½ sieben kurz vor Sonnenaufgang hat der Sturm etwas nachgelassen. Der Stegnachbar hatte uns erzählt, dass der Mistral heute noch etwas kräftiger werden solle, außerdem müssen wir bis 10:00 Uhr unsern Platz für eine kleinen Fähre räumen. Kurz entschlossen legen wir ungefrühstückt schnell ab, um weiter nach Avignon zu fahren, wo wir uns ruhigeres Liegen versprechen. In weniger als zwei Stunden erreichen wir um 09:15 Uhr den Anlegeplatz in Avignon gleich unterhalb der Stadtmauer. 
Sur le pont d'Avignon...
Hier ist es tatsächlich etwas geschützter und der Liegeplatz ist bequem, verfügt über Strom und Wasser. Der Wind flaut entgegen den Wettervorhersagen im Laufe des Tages ohnehin ab. Da aber zwischen der Stadtmauer und dem Kai noch die vielbefahrene Umgehungsstraße verläuft, ist die Entspannung auf dem Achterdeck eher grenzwertig. Nach dem nachgeholten Frühstück sitze ich um 11:38 im Zug nach Frontignan, Ankunft dort 13:00, zehn Minuten später bin ich am Auto und 20 Minuten vor drei wieder in Avignon.
Nachmittags dann Einkauf im Casino (ohne Jetons, Casino ist eine Supermarktkette) und am lauschig warmen Abend sehr gutes Essen im grünen Garten hinterm Haus des deswegen so heißenden „ Au Jardin des Carmes“ am Place des Carmes.https://goo.gl/maps/RLuTNTFfeNq

Mittwoch 07.09.
Avignon – L’Ardoise

Blauer Himmel, kaum ein Lüftchen, weiter heiß (30°). Elke geht es wieder besser, dafür hat es mich erwischt. Schnupfen und vor allem immer stärker werdender Husten.
10:15 Uhr Leinen los, 11:30 kommen wir an die Schleuse Avignon, die mit offenen Toren auf uns wartet und wir so einfahren können, dafür stellt uns der Schleusenvorgang selbst auf eine Geduldsprobe in gefühlten Millimeter-Schritten hebt sie uns 10,5 Meter an. Es hat dann doch „nur“ eine halbe Stunde gedauert bis wir wieder ausfahren können und 13:45 im Altarm der Rhone bei dem kleinen Industrieort L’Ardoise in einem Sportboothafen (Liegegebühren 17 € incl Strom und Wasser) festmachen, der von einer deutschsprachigen Dame verwaltet wird, die auch das kleine schwimmende Restaurant betreibt, in dem man ganz nett essen kann, wenn nicht gerade – wie heute – Ruhetag ist. Ruhetag kann man nicht ganz so wörtlich nehmen, weil daneben auch Liegeplätze für Berufsschiffe sind, die lautstark mit Kies ent- oder beladen werden. 

Zum hässlichen Ort muss erst das hohe Ufer auf steiler Treppe erklommen werden (d.h. für Fahrradausflüge etwas beschwerlich) und dann sind’s noch 2 – 3 KM zum Bäcker. Da bleibt man gern an Bord und freut sich über seine Vorräte.
Altarm der Rhone ist nicht ganz richtig, es ist das alte Flussbett, von dem oberhalb und unterhalb der Schleusen und Kraftwerkskanal von Caderousse abzweigt. Vom Entfernung vom talseitigen Abzweig der Rhone bis zum Liegeplatz beträgt ungefähr 5 KM.

Donnerstag, 08.09.
L’Ardoise – St.Étienne


Heute Nacht war es erstmals mit unter 20° etwas kühler. Halb zehn fahren wir wieder los, für die Schleuse Caderousse brauchen wir eine halbe Stunde von 10:30 bis 11:00, dann noch eine Stunde Fahrt und wir sichten am linken Ufer (für uns Backbord) des hier sehr breiten Flusses das kleine hübsche Dörfchen St.Étienne, 

Ponton St.Étienne
an dessen Kaimauer in der Saison ein kleiner Ponton schwimmt mit Platz für zwei Boote und sogar Stromanschluss oben an der Straße, dafür brauchts allerdings ein relativ langes Kabel. Morgens und abends etwas Geräusch vom Berufsverkehr, vom anderen Ufer sind häufig verkehrende Züge zu hören, aber sonst ein schönes Plätzchen.(Keine Liegegebühren) Im Dorf gibt’s zwei Restaurants, einen Weinhändler (Côte du Rhone) und morgens kommt der Bäcker zwischen 7:15 und 08:00 zum Rathaus.
St.Étienne
Abends frischt der Mistral wieder kräftig auf.

Freitag, 09.09.
St.Étienne – Cruas

Weiter blauer Himmel, weiter sehr warm, weiter kräftiger Mistral. Der Kapitän weiter erkältet. Leinen los um kurz nach neun, halb elf sind wir an der Schleuse Bollène, Einfahrt ohne Wartezeit und in 15 Minuten haben wir die 23 Meter Höhenunterschied überwunden (Bollène ist die höchste Schleuse Frankreichs und einer der mit dem größten Höhenunterschied Europas), 

es folgt eine weitere Schleuse (Châteauneuf-du-Rhone) etwas unterhalb von Montélimar und um 15:45 Uhr legen wir nach etwas mehr als 6 1/2 Stunden Fahrt im Sportboothafen von Cruas an, nahe beim gleichnamigen Atomkraftwerk. Zum Zentrum des kleinen Städtchens am Fuße einer Hügelkette sind es knapp zwei Kilometer. Dort gibt es einen kleinen Supermarkt, zwei Bäcker, eine Apotheke. Und eine schöne alte romanische Kirche. Ein Restaurant gibt’s glaube ich auch. Gut zu laufen auf ruhigen Straßen mit Blick auf eine inzwischen zur Wohnanlage umgebauten alten Abtei über der Stadt.
Liegegeld 13 € incl. Wasser und Strom, WiFi Empfang an der Capitainerie. Mit unserer Antenne sogar bis zum Schiff.

Samstag, 10.09.
Cruas

Weil’s hier ganz nett ist (wenn man nicht direkt zum Atomkraftwerk schaut), das Wetter weiter schön und der Kapitän schwer erkältet, bleiben wir heute hier.
Hafen Cruas

 Sonntag, 11.09.
Cruas – Valence


Um 9:45 fahren wir los, sind eine Viertelstunde später an Schleuse Logis-Neuf, hätten gerade einfahren können, da meldet sich ein Tanker, der auch zu Berg schleusen will. Das heißt für uns anderthalb Stunden warten, 

denn man kann normalerweise zwar zusammen mit der Berufsschifffahrt schleusen, aber nicht mit Tankschiffen, die werden aus Sicherheitsgründen grundsätzlich einzeln geschleust. 11:30 dann Einfahrt, 11:55 Ausfahrt, bei abwechslungsreicher Fahrt vorbei am backbord hübsch gelegenen Städtchen La Voulte mit Kathedrale und Schloss (Anlegemöglichkeit an schrägen Kaiwänden) 
La Voulte sur Rhone
erreichen wir die nächste Schleuse Beauchastel (13:40 – 14:15) und legen nach einer weiteren Stunde Fahrt im großen Sportboothafen von Valence an. Der hat auch eine Tankstelle mit Selbstbedienung, aber nur während der Öffnungszeiten der Capitainerie (also nicht am Sonntag). Die Liegegebühren von 22,40€ werden wir erst am nächsten Tag los, weil ich nach zwei vergeblichen, weiten Gängen durch die Hitze zur Capitainerie endlich begriffen habe, dass sie Sonntags gar nicht und nicht erst am Spätnachmittag wie an den übrigen Tagen geöffnet haben. Bei der Rückkehr vom 2. Fußmarsch habe ich dann auch endlich das nicht zu kleine Schild am Steg direkt bei unserem Boot bemerkt, auf dem das alles schon geschrieben stand. Na ja, ich bin ja auch soo krank. Weil es Sonntag ist, öffnet natürlich auch das Restaurant nicht mit schattiger Terrasse und Blick über die Boote zur Rhone. 

Montag, 12.09
Valence - Andancette

Es ist weiter sehr warm, heute schwül, erst windstill, später brist es dann wieder kräftig auf. Um 10:00 machen wir los, um amTanksteg für 1,269 €/ltr etwas über 200 Liter Diesel zu bunkern.
10:30 dann wieder auf den Fluß, eine dreiviertel Stunde später können wir so in die erste Schleuse des Tages einfahren, Bourg-en-Valence, die uns in knapp 20 Minuten wieder 13,65 m höher entlässt. Bald darauf passieren wir die Einmündung der Isère von Osten. 13:15 erreichen wir die nächste Schleuse  - Gervans - und haben leider wieder längere Wartezeit wegen eines Gefahrgut-Schiffes, die nur allein schleusen dürfen, 14:30 haben wir es geschafft und erreichen gegen vier Uhr das kleine Örtchen Andancette am Fuße eines Bergrückens und mit einer der klassischen Rhonebrücken. Stromauf der Brücke ist am linken (östlichen) Ufer gegenüber des Städtchens ein kleiner Anleger, an dem gerade ein Boot Platz hat. Wasser oder Strom gibt es nicht, aber brauchen wir auch nicht. Am späten Nachmittag machen wir einen Spaziergang über die einspurige, für Fußgänger etwas spannend zu überquerende Brücke, um vielleicht ein Restaurant zu finden. Aber Fehlanzeige; einen Bäcker gibt es auch nicht, allerdings ein Depôt de Pain im kleinen Spar-Supermarkt. Und dann werden wir noch Zeuge eines spannenden Schauspiels:






Wasserflugzeuge der Securité Civile landen auf dem breiten geraden Stück Rhone unterhalb von Andancette, nehmen Wasser auf, starten wieder und kommen so alle 10 Minuten zurück, um erneut zu landen, etc. Mehr als eine Stunde lang. 
Ein anderes Schauspiel direkt am Ufer unseres Anlegeplatzes, ein junger Mann harrt trotz großer Sonneneinstrahlung in einer überdimensionalen Flasche aus, nur gekühlt von einem solarbetriebenen Ventilator. Eine Aktion von Umweltschützern.


Dienstag, 13.09.
Andancette - Condrieux

Heute hat es sich nach langem nachts auf angenehme 18° abgekühlt. Nach der morgendlichen Tour mit dem Rad auf die andere Seite zur Baguettebeschaffung zum Frühstück starten wir 9:30 zum vorletzten Etmal auf der Rhone und erreichen nach drei Stunden und einer Schleuse (Sablons, Höhe 12 Meter) den Port de Plaisance "Syripel", in einem Altarm der Rhone beim Örtchen Les Roches de Condrieu schön gelegen gegenüber dem mit einer Brücke verbundenen Ort Condrieu, von dessen Weinbau schon Plinius der Ältere (29 n.Chr bis 79.n.Chr., wo er sich dummerweise in Neapel aufgehalten und den Ausbruch des Ätna nicht überlebt hat) berichtet und der (der Ort, nicht Plinius) heute durch seinen AOC Weißwein aus der Rebsorte Viognier Kennern bekannt ist.
Blick von Condrieu's Weinbergen auf den Hafen SYRIPEL
Weiterer Vorteil dieses gut gepflegten Hafens mit netten Hafenmeistern und einer Tankstelle ist, dass sich im Ort ein Bahnhof (Stationsname "Saint Clair du Rhone") auf der Strecke Lyon - Avignon befindet. Vienne (keine Anlegemöglichkeit) ist keine 10 Kilometer entfernt, und nach Lyon ist man per Bahn in 20 Minuten gelangt. Eigentlich ist "Syripel" damit der ideale Dauer-Liegeplatz für Liebhaber des Südens.
Ich fahre um kurz vor zwei Uhr per Zug in zwei Stunden nach Avignon und bin mit dem Auto um 18:00 Uhr wieder zurück.

Mittwoch, 14. bis Donnerstag, 15.09
Les Roches de Condrieu

Wir bleiben immerhin zwei Tage hier, kaufen am folgenden Mittwoch gut bei Lidl in Vienne ein, gehen am Abend ins "Belle Vue" mit namensbegründendem schönen Blick auf die Rhone für schlappe 150 € essen, einschließlich 1/2 Liter Wein "Chanson" aus Condrieu (http://www.laroutedesblancs.com/domaine-de-monteillet/279-condrieu-chanson.html) für 46 €, man gönnt sich ja sonst nichts. Am Donnerstag noch kleinere Reparaturarbeiten, Fliese in der Dusche festgeklebt, Duschpumpe gereinigt und ein kleiner Auto-Ausflug durch die Weinberge. Liegegebühr für zwei Tage 42,58 € (ja, 42,58 da ist der Franzose genau), die dritte Übernachtung schenkt uns der Hafenmeister und das Auto kann ich auch auf dem schrankenabgetrennten Parkplatz stehen lassen.

Freitag, 16.09.
Les Roches de Condrieu - Lyon

Das Wetter hat sich geändert, die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag kräftiger Regen, Donnerstag Wolken-Sonne Mix bei 24° und heute ist's bedeckt mit einzelnen Schauern, aber auch etwas Sonnenschein. Wir starten 10:20, passieren die Schleuse Vaugris in einer halben Stunde, dann vorbei am schöne Städtchen Vienne mit alten römischen Hinterlassenschaften, und gelangen dann bald in einen sehr geraden, ziemlich langweiligen Seitenkanal, dessen begrünte hohen Ufer die kilometerlang sich hinziehenden Tanklager neben riesigem Eisenbahnrangiergelände sich nur an einigen Be- und Entladestationen für die Tankschiffe erähnen lassen. 14:20 machen für eine knapp halbstündige Wartezeit vor der Schleuse Pierre-Benite, der letzten vor Lyon und in der Rhone  fest, eine Stunde später fahren wir aus und benötigen für die letzten Kilometer bis zum Hafen Confluence in Lyon 25 Minuten und haben damit auch die Rhone verlassen, der Hafen liegt schon an der Saône.
neuer Sportboothafen "Confluence" in Lyon
weitere Bilder und Streckenbeschreibungen kann man in diesem Blog unter "Frankreich 2015 Von der Saône zur Rhone" finden, nur in umgekehrter Richtung.

Frankreich 2016 - Teil 5: Die Saône von Lyon bis St.Jean de Lôsne

weitere Bilder und Streckenbeschreibungen kann man in diesem Blog unter "Frankreich 2015 Von der Saône zur Rhone" finden, nur in umgekehrter Richtung.

Samstag, 17.09
Lyon - Trévaux

Lyon hatten wir bereits 2014 auf unserer Fahrt von St.Jean de Lôsne in den Canal de Midi besichtigt, so fiel uns die Flucht vor dem sich durch Aufbau großer Beschallungsanlagen direkt am Hafen für den Abend androhenden Getöse nicht schwer. Bei grauem Himmel geht's wunderschön durch Lyon Saone-aufwärts mit einer Schleuse bei Couzon-au-Mont-d'Or nach Trevoux, wo wir nach drei Stunden Fahrt kurz nach 13:00 an einem Steg unterhalb eines Campingplatzes festmachen.

Blick über die Saone - hinter der Brücke rchts der Liegeplatz am Camping municipale
Unweit vom auf einem Bergrücken gelegenen mittelalterlichen Städtchen mit weitem Blick ins Land. Schräg hinter dem Campingplatz gibt's für heiße Tage ein Freibad "Les Cascades".
Trévoux - Spaziergang. Es ist kühl geworden
Die Liegegebühren betragen 9,00 € incl. Strom und Wasser und in der Saison kann man bei Hafenmeister/Campingwart Baguette und Croissants für den nächsten Morgen bestellen.

Sonntag, 18.09.
Trévoux - Montmerle

Von strömendem Regen lassen sich an diesem Sonntagmorgen Hardcore-Jogger nicht abhalten, die zu irgendeinem überregionalen Laufwettbewerb 200 Meter von unserem Liegeplatz starten und ankommen mit kräftigen Lautsprecheransagen. Brauchen wir auch nicht unbedingt und starten trotz Regen für eine kurze schleusenlose Strecke bis Montmerle, da wir um 12:30 erreichen, gerade rechtzeitig um noch den Abbau eines kleinen Marktes auf der Platanenallee am hohen Ufer unseres Anlegesteges zu erleben, aber leider nichts mehr kaufen können. Nicht schlimm, wir haben ja alles an Bord. Aber bei dem Wetter hätte ein frisch erworbener Käse, eine Pâte de Campagne oder ein Fläschchen edlen Getränks unser vom Regen getrübtes Herz erfreut.
Regen - Regen - Regen
Unverdrossen und wasserdicht gekleidet machen wir uns Richtung Campingplatz auf, an dem man seine Liegegebühren entrichten soll, aber der ist doch recht weit entfernt, der Eingang dann noch auf der uns abgewandten Seite - nee, da geben wir unser Vorhaben auf und vertreiben uns den Rückweg durchs Dorf mit der Betrachtung Sonntagabend geschlossener Restaurants (na ja, eher Pizzerien) und für Montagmorgen ebenfalls Geschlossenheit ankündigender Boulangerien.Doch zum Glück gibts einen auch montags geöffneten kleinen Supermarkt, der auch Brot hat. Ein gemütlicher Nachmittag auf dem Boot folgt, nachts hört es auf zu regnen und der Mond bescheint wunderbar den Fluss.

Montag, 19.09.
Montmerle - Macon

Das Wetter trocken, einige sonnige Abschnitte, gemütliches Frühstück und der Hafenmeister/Campingwart taucht am Steg auf. Geht doch. Muss man also nicht den weiten Weg zum Campingplatz gehen oder wie das holländische Boot, dass wie wir hier übernachtet hat, für die anker lichten. Aber 10 € für den Liegeplatz mit Strom und Wasser, da kann man ja auch nicht maulen.(Fortsetzung folgt)





Sonntag, 24. April 2016

Frankreich 2016, Teil 2: Canal Lateral a la Garonne

Canal Lateral a la Garonne


Donnerstag, 21.04. Toulouse - Grisolles
Heute wollen wir weiterfahren, es ist grau, aber weitgehend trocken, obwohl die Hafenmeisterin gestern abend noch einmal mit dem Wetterbericht für morgen kam, wonach es regnen sollte und vorschlug, noch einen Tag zu bleiben, denn dann gelte für unsere Anwesenheit schon der günstigere Wochenpreis.
Nein, heute soll es weitergehen, wir legen ab …. und ein ganz feiner Nieselregen beginnt, kaum zu merken, hört auch immer wieder auf. Nordwestlich durch die Stadt geht es durch drei Schleusen bis zum Ende des Canal du Midi. Dort beginnt der Canal lateral á la Garonne (Garonne Seitenkanal), in den wir nach anderthalb Stunden einfahren. Verkehr ist schon seit der letzten Übernachtung vor Toulouse in Négra so gut wie keiner mehr, vor allem keine Leihboote mehr, so auch jetzt im Garonne-Kanal. Auf diesem Kanal begleiten uns noch ein Stück laute Autostraßen, Fabrik- und Lagergebäude, aber langsam endet die Stadt, es wird stiller und auf der oft direkt am Kanal verlaufenden Eisenbahn kommt ab und an mal ein Zug, doch der ist schnell vorbeigerauscht. Rauschen tut er zwar noch nicht, aber der Regen nimmt langsam zu, macht auch keine Pausen mehr. Es wird nass und nässer, ich schicke die beste aller Ehefrauen und beste aller Decksoffiziere unter dasselbe, es reicht, wenn einer nass wird. - Schon früher einmal erwähnt, wegen der niedrigen Brücken über den Canal du Midi mussten wir unser Cabrio-Verdeck über dem Steuerstand abbauen und wir haben nur einen Steuerstand an Deck. - Die Schleusen kann man gut allein machen, es sind Automatikschleusen. Bei Annäherung an eine Schleuse, meldet man sich durch drehen an einem über dem Kanal senkrecht hängenden gartenschlauchähnlichem 

Gebilde an, die Ampel vor der Schleuse springt von Rot auf Rot-Grün, die Schleuse füllt sich, dann öffnet sich das Tor (wenn die Schleuse schon voll/oben ist, geht das Tor gleich auf), man fährt ein, manövriert möglichst passgenau an eine der beiden senkrecht ins Schleusenwasser tauchenden Stangen,
macht daran ein Tau mittschiffs fest (wir jedenfalls kommen ohne ein zweites Tau aus), steigt an Land und drückt am Schleusensteuerungsgerät eine grüne Taste 

und das Boot sinkt mit der Schleuse und mit ihm rutscht das Seil die Stange hinunter. Unten angekommen, Seil lösen, während die Tore öffnen, und ausfahren. Aber bei nassen Hosen, Blick versperrend rutschenden Kapuzen und anderen regenbedingten Unannehmlichkeiten wird es langsam ungemütlich, doch die im Kartenführer vermerkte, von uns als Tagesziel geplante Anlegestelle gibt es nicht, also weiter, und die Anlegestellen vor oder nach den kommenden Schleusen liegen in der Wallachei, will sagen, weit entfernt von einem „Boulanger“. 16:00, zwei Stunden später als geplant, finden wir in Grisolles schließlich einen kleinen Ladekai, der nicht gänzlich von überwinternden oder sonstwie dauerliegenden Schiffen (meist Engländer auf Riesenschiffen, also langen Schiffen) belegt ist. Einen Ring zum Festmachen gibt es immerhin, während mir das Wasser aus allen Ärmel- und Hosenlöchern läuft, noch schnell einen Hering eingeschlagen und endlich ins wohlgewärmte Schiff, etwas Trockenes an. So sieht von drinnen die Regenwelt draußen ganz gemütlich aus, zumal mit einem innerlich wärmenden Grog in der Hand und dann im Bauch.

Freitag, 22.04. Grisolles – Montech
Nach gestrigem Dauerregen bis in die Nacht sieht der Morgen ganz hoffnungsfroh die Sonne durch aufsteigenden Nebel schimmern, wie sich herausstellen wird, schafft die Sonne es den ganzen Tag nicht, gänzlich durchzukommen, aber immerhin bleibt es während unserer kurzen zweistündigen Fahrt mit nur einer Schleuse trocken. 12:25 machen wir die Leinen fest im kleinen Hafen von Montech. Vor einer Kette von fünf Schleusen und einem daneben liegenden technischen Wunderwerk aus den 70iger Jahren, dem Pente d'Eau, eine schräge Rinne, in der die Penichen(Berufsschiffe) bis 2009 mit einem Wasserkeil von zwei kräftigen Dieselmaschinen hoch geschoben bzw. heruntergelassen wurden.
Pente d'Eau de Montech - Wasserkeil-Schiffshebewerk bei Montech

Über die valentineske Nummer der Anmeldung bei einer netten,  aber völlig überorganisierten oder , ehrlicher, unterdurchblickenden Hafenmeisterin, um unsere 3,60 € Liegegebühr zu entrichten, folgt noch eine Ergänzung..
HIER ist die Ergänzung:
Also, die Hafenmeisterin: Als wir ankamen, war in dem Hafen – der wie die meisten Kanalhäfen eigentlich nur eine Verbreiterung des Kanals ist, an dessen alten Ladekais Stege angebracht werden(manchmal nicht einmal das) - ein (ja, ein !) Platz frei, sonst alles Dauerlieger. (nicht nur Engländer). Die Capitainerie (Hafenmeisterei) geschlossen, Mittagszeit, es hätte aber auch wegen Vorsaison sein können. Strom- und Wasseranschlüsse gibt es, die (englische) Bootsnachbarin erklärt, dass man Jetons brauche, die es am Automaten an der Hafenmeisterei gebe. Gesagt, getan, zum Automaten und zwei Jetons á 2 € per VisaCard (!) erstanden, für die man je 3 Stunden Strom und 30 Minuten Wasser tanken kann. Nachmittags ist dann die Captainerie doch geöffnet, wir hin, weil sich das so gehört und wir sowieso einen kleinen Spaziergang ins Städtchen machen wollten. Madame la Capitaine fragt, auf welchen Platz wir uns gelegt hätten (Auf welchen Platz? War doch nur einer frei?). Platz 15? Hm. Ob wir Jetons hätten? Ja, vom Automaten. Vom Automaten? Hmm. Wie lange wir bleiben wollten? Eine Nacht? Hmmm. Dann hektischer Telefonanruf bei wem auch immer. Vielleicht bei Mr. le Maire? Des passants, pour une nuit, oui, ils avons des jetons, etc., französisch wortreich für einen einfachen Sachverhalt. (Ich empfehle einmal die Verkehrsnachrichten im Radio „Info“ während einer Autobahnfahrt. In der Zeit hat der WDR - früher, als es sowas noch gab - ein Hörspiel gesendet.) Dann wieder an uns, wann wir denn morgen starten wollten? 10:00 Uhr? Hmmmm. Ein weiterer Anruf. Auch hier geht es um die erstaunliche Tatsache, dass ein Boot im dafür vorgesehenen Hafen angekommen ist und über Nacht bleiben will. Dann wieder zu uns, es sei nämlich so, morgen früh käme ein Monteur zu einem Boot, dass an dem Steg vor dem Restaurant am Hafen läge und der rauche stark, das Restaurant mache aber schon um 08:00 Uhr auf und deswegen müsse das Boot frühzeitig an den einzig verfügbaren Platz verlegt werden, nämlich den, an dem wir lägen. Schließlich habe ich verstanden (sorry, mein Fehler), dass nicht der Monteur stark raucht, sondern die Motoren des Schiffes bestialisch qualmen und die Gäste des Restaurants nicht belästigt werden sollen. Statt weiterer Diskussion nimmt die Madame zwei Aufstelltafeln in die Hand, bedeutet uns mitzukommen. Ein Schild „Reservé“ stellt sie vor unserem Liegeplatz auf, das nächste am Kaiende und dorthin sollen wir unser Boot umlegen. Nachdem wir ihr aber deutlich gemacht haben, dass wir an dem Platz (wo keine Festmacher mehr waren) unmöglich liegen könnten und wollten und wir außerdem, wenn denn alles so schwierig sei, ja auch früher aufstehen und dann los fahren könnten, wenn das andere Boot an unseren Platz wolle, war die Hafenmeisterin auch zufrieden. Ah ja, gut, ja, wenn das Boot dann käme und wir losführen...Bon! Pragmatisch ist er, der Franzose und natürlich auch die Französin. Also dann zurück in die Capitainerie, auf das wir das Liegegeld für die Nacht entrichteten. Hier dauerte es gefühlt nur noch wenige Hörspiellängen, bis wir den für Franzosen verständlicherweise völlig unverständlichen Bootsnamen „Gouden Eeuw“ buchstabiert hatten, auch den merkwürdigen Namen „Friedrich“ und so schließlich den DIN-A4 Bogen mit der Anmeldung in Händen hielten. Die Liegegebühr von 3,60 € incl. Taxe de séjours hatte sich die Stadt Montech redlich verdient.
Wer sich jetzt fragt, was das alles mit den Jetons vom Automaten zu tun haben könnte, ist genauso ratlos wie ich nach einer Folge von Inspektor Barnaby (Engländer). Es ist wahrscheinlich überflüssig zu erwähnen, dass am nächsten Morgen weder Eigner noch Monteur kamen. (und am übernächsten Tag auch nicht) und das Boot, wenn es nicht verqualmt ist, wohl noch immer da liegt.
Abends gut, aber auch relativ teuer gegessen im am Hafen gelegenen Restaurant eines Christian Constant, der über Frankreich verteilt wohl mehrere Restaurants betreibt.


Samstag, 23.04. Montech – Castelsarrasin
Wegen vortags beschriebener Umstände also klingelt der Wecker um 07:00, um 07:30 bin ich beim Bäcker, das Frühstück ist um 08:30 beendet, wir sind startklar, aber, wie gesagt, kein rauchender Monteur in Sicht, die Schleusen machen erst um 09:00 auf. Wir trödeln noch ein bißchen hin, kontrollieren noch einmal des Mastes Neigung – ja wir haben gestern, bevor wir das Abenteuer mit Mme la Capitaine bestanden haben, aufgrund der vorvortägigen Wettererfahrung und der Tatsache, dass die Brücken auf dem GaronneKanal mindestens 3,60 Meter Durchfahrthöhe haben, unser Cabrioverdeck wieder montiert und den Mast so eingestellt, dass er unser Höhenmesser für knappe Durchfahrten ist.
Dann tuckeln wir langsam bei grauem, aber trockenem Wetter los, kommen um 09:00 Uhr an der ersten der fünf Schleusen in Folge an, es ist grün, aber… kein Schleusenwärter da. Nach einem Anruf kommt er – Unverständliches brummelnd - auf seinem Dienst-Mofa angebraust, und in einer knappen Stunde haben wir die Schleusen bewältigt, nach einigen weiteren in ruhiger Fahrt bei einem entgegenkommendem (deutschen) Segelboot langen wir in Castelsarrasin um die Mittagszeit an. Ein relativ großer Hafen, sogar eine kleine Werft, ein Bootsverleih „LeBoat“ und einige - wenige - freie Plätze. Sonst alles Engländer. Nein, nicht nur, auch Franzosen mit abenteuerlichen Wohnbooten. Die Capitainerie ist geschlossen, nicht wegen Mittagszeit, sondern im „Winter“ (September – April) ist sie nur wochentags geöffnet. Strom und Wasser gibt’s aber trotzdem, ohne Jetons und Automaten, und sogar WiFi, das ich dank meiner speziellen neu angeschafften und am Mast montierten Verstärker-Antenne auch im Boot empfangen kann. Die Liegegebühr beträgt laut Aushang 7 Euro.
Der Bahnhof liegt gleich über die Passerelle gegenüber, kein Kampf mit Automaten ist nötig. Von einer sich unendlich auf einen Kunden freuenden jungen Bahnbediensteten gibt es am tatsächlich vorhandenen Fahrkartenschalter Auskunft und für 5 € ein Ticket nach Toulouse und der Zug kommt auch schon in 45 Minuten. 12:59 geht’s los, in einer knappen Stunde bin ich am Hauptbahnhof von Toulouse, in zwanzig Minuten geschwinden Schrittes am Hafen und mit dem Auto durch finsterste Regenschauer in 1 ¼ Stunden wieder die 65 KM zurück in Castelsarrasin. Dort scheint – nach ebenfalls heftigen Schauern - wieder die Sonne und gegenüber dem Hafen beginnt Leben in die dort aufgebaute Kirmes mit schwindelerregenden Fahrgeschäften zu kommen. Allerdings verhageln weitere Schauer den Schaustellern das Geschäft – nicht gänzlich, wie man dem vormitternächtlichen Kreischen und dem Bassgewummere entnehmen kann.

man muss es mögen...
Sonntag, 24.04. Liegetag – Ausflug nach Montauban
Nach dem Frühaufstand des Vortages erst mal ausschlafen, dann zum Bäcker. Die Sonne scheint! Aber ein frisches Lüftchen weht, das Thermometer steigt den ganzen Tag nicht über 13°.
Mittags ein kleiner Autoausflug nach Montauban, wohin von Montech auch ein Stichkanal führt, aber 11 Schleusen auf ebenso vielen Kilometern, dass muß nicht sein. Die Stadt liegt hoch über dem Fluß Tarn, der – den gewaltigen Brückenpfeilern zu entnehmen – auch mal hochwassermässig ganz schön ungemütlich sein kann.

Montauban hat schöne Bauten in schöner Altstadt, aber für einen Bummel zu Fuß ist es uns zu kühl. Warum laufen, wenn man auch fahren kann. Eine meiner beliebten Stadtführungen per Auto in mir völlig unbekannten Gassen.
Für Nachreisende: der Hafen am Ende des Montauban-Kanals liegt tatsächlich vor Montauban. Man muss für eine Stadtbesichtigung von dort aus schon ganz gut zu Fuß sein.
Zurück in Castelsarrasin am Nachmittag noch Kreischen und Wummern von der Kirmes gegenüber, um 19:00 aber ist der Spuk schon wieder vorbei und die Magen testenden Fahrgeschäfte in Windeseile abgebaut.

Montag, 25.04. Castelsarrasin– Malause
Die Sonne scheint, gegen Mittag mehren sich die Wolkenfelder wieder und insgesamt ist es geradezu saukalt.

Wir starten um 10:00 und brauchen für die 7 KM zum Städtchen Moissac zwei Stunden, haben dafür aber auch sieben Schleusen und einen großen Aquaeduct über den hier breiten Tarn bewältigt.
Kanalbrücke über den Tarn

Moissac ist ein hübsches Städtchen mit einer Verbindungsschleuse hinunter zum Fluß, vielen Schiffen an seinen Kanalufern und einer Tankstelle direkt am Wasser. Wir sind heute aber voller Tatendrang und legen noch nicht an. Unseren Dieseltank hatten wir in Toulouse gefüllt. (für teure 1,42 €, aber besser als Kanister schleppen. Hier hätte der Diesel nur 1,25 € gekostet. Na ja, dann auf dem Rückweg). Wir passieren die von der Schleusenwärterin geöffnete Drehbrücke 
und fahren weitere 11 KM mit zwei Schleusen, teils parallel zum Tarn bis zu dem kleinen Örtchen Malause, dessen im Kartenführer eingezeichnetes Hafenbecken sich als befestigtes Kanalufer erweist, an dem bis auf einen für uns genau passenden Platz wieder lauter Dauerlieger in Laubenpieperidylle mit romantischen Satellitenschüsseln und Sonnenschutzkonstruktionen
am Ufer dem Tourismus das Leben schwer machen (nein, diesmal keine Engländer, zumindest soweit wir das beurteilen konnten).

Aber es gibt Strom und Wasser, die Liegegebühr betrüge 3,50 €, wenn man nach der Ankunft gleich die Mairie angerufen hätte. Ham' wer aber nich.
Die ziemlich dicht beim Kanal verlaufende Eisenbahn hat hier auch einen Haltepunkt, von dem man morgens kurz nach 7:00 Richtung Bordeaux und zwanzig nach Fünf am Nachmittag Richtung Toulouse fahren kann. Davon will ich keinen Gebrauch machen, das Auto steht gut in Castelsarrasin, ich will es holen, wenn wir in Agen sind.

Dienstag, 26.04. Malause - Agen

Schöne Strecke, die allerdings auch an mächtig dampfenden Kühltürmen eines Atomkraftwerkes vorbei führt, stets begleitet von der Eisenbahnstrecke, aber völlig ruhig, denn es kommt kaum ein Zug, um genauer zu sein, es kommt überhaupt kein Zug, während  der ganzen knapp sechstündigen Fahrt nicht. Aber das nehmen wir gar nicht bewußt wahr, wir sind damit beschäftigt, bei den Brücken über den Kanal zu peilen, ob wir auch mit unserem Cabrioverdeck durchkommen, ohne am Brückenbogen anzukratzen. 
Mastspitze als Peilmarke und Verdeck auf gleicher Höhe?

Alles gut gegangen und dann nähert sich der sagenhafte KM 101,8, an dem laut unserer Karte eine besonders niedrige Brücke mit 3,62 Meter Durchfahrthöhe verzeichnet ist. Wir glauben zwar, dass unser Schiff mit Cabrioverdeck nur 3,60 Meter hoch ist, aber wir wissen es nicht genau. Ja! Ausmessen?! Klar! Leichter gesagt als getan. Wie misst man die Höhe in der Schiffsmitte? Wie zum Bezugspunkt Wasserspiegel?  Alle Flächen von hier zum Schiffsrand sind leicht abgerundet, damit das Regenwasser abfließen kann. Steht man mit dem Zollstock auf dem Schiff an der Reling, um den Abstand bis zum Wasserspiegel zu messen, ist das Schiff durch das Gewicht des Messenden etwas schief, bzw. auf dieser Seite etwas tiefer im Wasser. Wenn man an Land steht: wie misst man mit einem 2 Meter Zollstock (contradictio in subjecto) Höhen über 2 Meter? Wie mit einem Maßband, das länger, aber flexibel ist, etc., etc. 
Also, wir vermuten, dass die Höhe 3,60 nicht übersteigt, wissen es aber nicht, außerdem sind gerundete Brücke an den Seiten tiefer, aber wieviel? Auch die Zeichnungen im Guide Fluvial helfen da nicht weiter.
links der Brückenquerschnitt deer nicht vorhandenen Brücke

Aber wir haben ja ein Verdeck konstruieren lassen, dessen Stangen sich teleskopartig etwas ineinanderschieben lassen, und wir so - wenn auch mit faltigem Verdeck - 20 cm niedriger sind. Eine Strecke vor besagter, besonders niedrig angekündigter Brücke machen wir also kurz fest, nehmen zwei Stützstangen heraus und schieben das Verdeck etwas zusammen, fahren weiter, und der KM 101,8 kommt, aber keine Brücke, und weiter und weiter, aber diese Brücke kommt nicht. Much ado about nothing! Ja, unser Guide fluvial, nicht zum ersten Mal ist er nicht auf der Höhe, obwohl es die neueste Ausgabe ist. Na ja, besser eine zu niedrig angekündigte Brücke kommt nicht, als wenn eine  Brücke unangekündigt kommt und dann das hektische Basteln beginnt, wenn man nicht sogar gleich mit Mast und Verdeck in die Brücke rauscht, die in der Regel sich als die Stärkere erweist.
So sind wir in Agen angelangt, am Nachmittag findet sich die Erklärung für die ruhige Eisenbahnbegleitstrecke: Grève, Streik. Ich habe aber trotz Eisenbahnerstreik das Auto aus Castelsarrasin nachgeholt, es fuhr nämlich ein Ersatzbus für die ausgefallene Eisenbahn. 
Liegeplatz bei Locaboat in Agen

Zum Wetter: es ist unsüdfranzösisch kalt und aus dicken Wolken fällt immer wieder mal schwächerer, mal stärkerer, mal kürzerer, mal längerer Regen. Die Temperaturen steigen nur bei kurzen Sonnenlöchern über 13°, die Schiffsheizung elektrisch oder per Diesel läuft meist. 

Mittwoch, 27.04. Agen - Liege- und Ausflugstag
Heute morgen erst mal zum Markt, immer Mittwochs auf dem Place de Pin. Dort Spargel, Erdbeeren und im Marché Couvert, der – modernen – Markthalle im Stadtzentrum ein paar Austern und etwas Roastbeaf gekauft, man gönnt sich ja sonst nichts. Das Wetter: heiter bis wolkig, wenn die Sonne einen direkt bescheint, warm, sonst kalte Luft, 13°-14°. Anziehtechnisch eine ziemliche Herausforderung. Nachdem die Markteinkäufe im Schiff gelagert sind, steht eine kleine Ausflugsfahrt per Auto auf dem Programm, Puymirol, Valence/Garonne und Auviller. 
Kornhalle in Auviller

Alles kleine Orte, mittelalterliche Gründungen, sogenannte Bastiden (siehe Wikipedia – Bastide), befestigte Orte, die es in Aquitanien zahlreich gibt, malerisch alle, viele hochgelegen. Von Auviller hat man einen weiten Ausblick über das Garonne-Tal.
Garonne


Donnerstag, 28.04. Agen – Buzet-sur–Baïse
Gleich nach dem Start überqueren wir eine lange Kanalbrücke über die Garonne und 
Kanal überquert Fluß

anschließend geht es mit einer vierstufigen Schleusentreppe weiter und dann ein langes Kanalstück zwischen wildbewachsenen Ufer weiter wie auf dem Amazonas, allerdings sehr viel schmaler und ohne Krokodile und Piranhas, immerhin sichten wir einen Eisvogel. Nach einer kleinen und einer Doppelschleusen erreichen wir Buzet-sur-Baïse, mit einem sehr schönen Hafen beim Mietbootunternehmen Nichols, ruhig und von der Gemeinde mit Picknickplätzen schön angelegt.
Buzet
Heute brause ich anschließend mal wieder mit Rabelais nach Agent zurück, um das Auto nachzuholen, was in zwei Stunden geschafft ist.

Freitag, 29.04., Liegetag in Buzet-sur-Baïse
Buzet, ein kleines Örtchen, ist für sein eigenes AOC-Weingebiet bekannt und von Kennern geschätzt.
Für Schiffer ist es interessant, weil es hier eine Abzweigung vom Kanal mit einer Doppelschleuse zum Flüßchen Baïse gibt, das zum linken Ufer der Garonne mündet wenige Kilometer stromab gefolgt vom Fluß Lot, der von rechts mündet. Beide Flüsse sind schiffbar, sowie das kurze Stück Garonne zwischen ihren Mündungen. Der Lot (gesprochen mit "t", also wie Lotte ohne "e") ein ganzes Stück bis über Villeneufe sur Lot hinaus, also mehr als 50 KM und auch für ein Boot mit unserem Tiefgang (1,20 m) befahrbar. Für die Strecke auf der Garonne muß man sich vorher erkundigen, die Wassertiefe ist je nach Wetter sehr variabel, aber es gibt Lotsen und sogar ein Schubschiff, das schwach motorisierten Booten stromauf gegen die Strömung hilft.
Die Baïse führt bis nach Condom, dem Ort meiner Träume, nicht nur wegen des Namens, sondern, da wollte ich schon immer hin, weil ein früherer Kollege diese Heimatstadt seiner Ex-frau einst als so südfranzösisch geschildert hat. Aber wie das mit den Traumvorstellungen so ist, die Baïse ist zu flach, als das wir den Ort meiner Sehnsucht per Schiff erreichen könnten, und als wir ihn denn per Auto besuchten, nun ja, schon südfranzösisch, beeindruckende alte Kirche,

Station auf einem der vielen Jacobswege nach Santiago di Compostella und auch noch Heimat des Gascogner Degenheldes d'Artagnan (ja, ja die Erinnerungen an die einstige Sommer-Freilichtinszenierung im Katharinenkloster in Nürnberg der "3 Musketiere"...), aber halt auch nicht südfranzösischer als andere Orte in der Gegend.
von einem ist halt nur der Degen zu sehen, dafür hat ein anderer einen Vogel

Am Abend gehen wir in Buzet essen ins „Le Vigneron“ und sind angenehm überrascht über die Qualität und noch mehr über den Preis: 15 € für ein Menü mit Suppe, Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch und weißgott kein übliches Einerlei. Kann man nur empfehlen.

Samstag, 30.04. Liegetag
Heute grausames Wetter, es begann eigentlich ganz freundlich, wir haben sogar auf dem Achterdeck gefrühstückt, die Sonne schien, aber die Wolken wurden immer dicker und die Schauer immer heftiger am Nachmittag kamen noch heftige Sturmböen dazu und schließlich sogar noch einige Schneeflocken!!!
Was soll's, wir liegen gut, haben Stromanschluss, lassen das Heizöfchen laufen und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein. Das muss er wohl gehört haben, und schickt mir des Nachts ein gewaltiges Magen-Darm-Problem, das am nächsten Morgen zwar überstanden ist, den Skipper aber schwer angeschlagen erscheinen lässt.

Sonntag, 01.05. Liegetag
Am 1. Mai sind die Schleusen auf den französischen Kanälen geschlossen. Das hat uns nicht überrascht, nach kurzer Diskussion hatten wir auch schon am Freitag beschlossen, nicht weiter nordwestlich zu fahren, auch keine Flussexpedition über die etwas zweifelhafte Garonne in den Lot zu unternehmen, sondern hier im gemütlichen Buzet den 1. Mai abzuwarten und dann umzukehren, wieder Richtung Toulouse, südöstlich, über den Canal du Midi Richtung Mittelmeer. Also fahren wir – obwohl ich ja nach meinen nächtlichen Problemen sooo schwach bin – mit dem Auto den Lot entlang bis Villeneuve-sur-Lot 
Villeneuf sur Lot

und besichtigen dabei auch alte Bastiden teils mit schönen Aussichten über die weiten Täler und sanft geschwungenen Obstlandschaften von Lot und Garonne.
Damit ist nun unser westlichster Punkt der Reise auf Kanälen von Ostfriesland nach Frankreich erreicht und der Wendepunkt.

Mehr im 3.Teil unseres diesjährigen Reiseberichtes.