Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Sonntag, 15. Juni 2014

Die letzte Etappe – Der Kanal de Bourgogne bis St.Jean-de-Lôsne

Freitag, 13.(!)06.
Joigny – Briénon/Canal de Bourgogne
blauer Himmel mit etwas Schleierwolken, warm, etwas Wind, kurz bestes Wetter

Wir erreichen den Kanal durch Burgund, der von der Yonne abgeht, bzw. in diese führt, unsere letzte Etappe für diesen Sommer. Durch einen Tunnel, an Dijon vorbei führt er bis St:Jean-de-Losne an der Saône. Knapp 200 KM und fast ebensoviele Schleusen. Wir beenden unsere Fahrt heute in Briénon, ein kleines Örtchen, was in unmittelbarer Nähe des Anlegeplatzes über einen Supermarkt mit Tankstelle verfügt, also kurze Wege für Kanistertransport. Wir allerdings hatten noch an Yonne getankt und hoffen, bis ans Ziel unserer Fahrt mit dem Treibstoff auszukommen. Und da wir erst gestern unsere Vorräte mit Auto mehr als aufgefüllt hatten, sind wir auf diese Einrichtungen nicht angewiesen und machen einen kleinen Spaziergang durch dieses nicht zu den Wichtigsten zu zählenden Städtchen mit alter Kirche und merkwürdigem Waschhaus aus dem 18. Jahrhundert.
 Fasziniert haben mich die offensichtlichen Dauerbewohner eines - na, sagen wir großzügig, -Hausbootes vor dem wir angelegt haben, die mit großem Mut und offensichtlicher Kennerschaft bei großer Wärme aus zwei Transportern anscheinend einen machen, indem sie auf der grünen Wiese den Motor des einen auseinandernehmen und auf dem Gras säuberlich Zylinderkopf neben Nockenwelle etc. sortieren.


Samstag, 14.06.
Briénon – St. Florentin
zunächst blauer Himmel, zunehmend windig, dunkle Wolken/Sonnenmix

Morgens Überraschung beim Aufstehen. Nanu!? Das Schiff liegt schief, etwas zur Steuerbordseite gekippt, ich hatte es mir gleich gedacht, aber ein Blick nach draußen bestätigt es, wir haben aufgesetzt, weil ca. 20 cm weniger Wasser im Kanal steht. Kleine Ursache, große Wirkung – 13 Tonnen schiebt man, auch wenn sie zum größten Teil aufschwimmen, nicht mal eben zur Seite.
Der Kiel hängt fest im schlammigen Kanalaufer. Wie praktisch, daß wir in einem Hafen festgemacht haben, der gleichzeitig eine Station von "Nicols" Charterbooten ist und dass Samstag ist, der Tag, an dem die Boote wechseln. Und wir hatten gleich in der Nachbarschaft ein solches Charterboot mit einer Mannschaft mit sechs kräftigen jungen Männern liegen. Wir mußten nicht lange bitten und mit vereinten Kräften konnten wir das Boot in tieferes Wasser schieben. Allerdings mit der Folge, daß ich einen gewaltigen Spagat machen mußte, um noch in letzter Minute aufs Schiff zu kommen, Elke und ich waren ja beide zur Erleichterung und zum Mitschieben von Bord gegangen. Jetzt hat sich aber meine sinnreiche Konstruktion aus Leiter, Rollen und Festmachvorrichtung bewährt. Die wurde schnell eingehängt und im Balanceakt konnte auch Elke wieder aufs Schiff gelangen. Fotos von solchen Aktionen gibts ja meist nicht, weil alle mit wichtigeren Dingen beschäftigt sind. Hier nur die Leiter:


 Wir waren gegen unsere Gewohnheit früh aufgestanden und hatten auch schnell gefrühstückt, sodass wir pünktlich zu Beginn der Schleusenzeiten – auf dem Canal de Bourgogne 09:00 Uhr – vor den Toren einer solchen lagen, aber wer nicht kam, war unser Eclusier, obwohl wir gestern zusammen mit einem anderen Boot diese Zeit verabredet hatten. Na ja, er kam dann mit 20 Minuten Verspätung ("dessolée – un autre bateau" – er hat zwei Schleusen zu betreuen) auf seinem Mofa angebraust. Bei der nächsten Schleuse wartete schon ein anderes Boot, vor uns unsere Mitfahrer, wir passten nicht mehr mit hinein, also warten, bis unsere zwei Vorfahrer hochgeschleust sind, ausgefahren, dann ein Boot von der Gegenseite eingefahren ist, herabgeschleust, ausgefahren und wir dann endlich an die Reihe kamen. Die nächsten zwei Schleusen gingen etwas zügigiger, weil ein Boot anlegte und die Grillausrüstung aufbaute und wir nicht mehr eine Schleusung abwarten mußten. Die Schleusen auf dem Canal de Bourgogne sind noch wie früher, alles von Hand.


Ein Schleusenvorgang geht also ungefähr beim bergwärts Schleusen wie jetzt in unserem Fall so:
der Talfahrer ist in die Schleuse eingefahren. Hinter ihm dreht der Schleusenwärter mit einer Konstruktion aus Schiebestange und Hebel erst die eine Torhälfte zu, geht dann knapp 40 Meter zum anderen Ende der Schleuse (wir haben hier die sogenannten Freycinet – Maße, die sich Ende des 19.Jahrhunderts ein Verkehrs-und Kanalminister dieses Namens zur Normierung des Schifffahrtswesens auf französischen Kanälen ausgedacht hat, also 39 Meter lang und 5,05 Meter breit) überquert über die auf dieser Seite geschlossenen Tore die Schleuse zur anderen Seite, geht wieder 40 Meter zurück, dreht hier die andere Torhälfte zu, sodass jetzt die Schleuse geschlossen ist. Bei diesen Toren dreht er jetzt an jeder Torhälfte mit einer Kurbel über eine Zahnstange die sogenannten "Schütze" zu, Klappen in den Toren, die das Wasser aus der Schleusenkammer ein- bzw. ausströmen lassen. Nun wieder zurück ans andere Schleusenende, dort die Schütze hochgedreht, das Wasser strömt aus, der Wasserspiegel sinkt und damit das in der Schleuse befindliche Boot. Dann wird wieder die eine Torhälfte aufgedreht, 40 Meter zurück über die anderen Tore auf die andere Seite, wieder 40 Meter nach vorn, die zweite Torhälfte aufgedreht, nun kann das Boot ausfahren und dann die Bergfahrer einfahren und... the same procedure, nur umgekehrt. Das Wasser fließt in die Schleusenkammer, der Wasserspiegel steigt und damit erklimmt wundersamerweise auch das Boot nie gekannte Höhen. (Wer sich mal zu diesem Thema mit französischer Logik beschäftigen möchte: http://bernard.langellier.pagesperso-orange.fr/quizecluse/recluse.htm ). Um den Vorgang zu beschleunigen und einen guten Eindruck beim Schleusenwärter zu machen, den der - hoffentlich - dem Nächsten mitteilt, kann man, falls das die Arbeiten am eigenen Boot wie festmachen, etc. zulassen, helfen beim Tore auf- bzw. zudrehen.

Sonntag, 15.06.14
St.Florentin-Tonnerre
blauer Himmel, zunehmender Wind, kühl

Tonnerre ist ein hübsches, kleines Städtchen, das von der Anlegestelle (Liegegbühr 8,90 € incl. Strom und Wasser) mit einem kleinen Fußmarsch zu erreichen ist, der über das den Kanal bis hierher (und auch noch weiter) begleitende Flüßchen Armançon führt und über ein aus dem 13. Jahrhundert stammendes Spital mit erstaunlich großem Saal, den wir banausischerweise nicht angeschaut haben,

mit einer entsprechend großen Dachfläche und einige schöne Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert verfügt. Schön ist eine hier nach vielen, schwer erforschbaren Kilometern durch die Karstberge, an und auf denen Tonnerre liegt, geheimnisvoll aus der Tiefe aufsteigende, kräftige Quelle, die sehr schön in einem Rund mit Schattendach vor amphitheatralischer Kulisse gefaßt ist.

Montag, 16.06.14
Tonnerre -Tanlay
blauer Himmel, kräftiger Wind, wärmer

In Tanlay ist es wie in vielen kleinen französischen Orten schwer, an einem Montag zu überleben. Da haben nämlich viele Geschäfte zu, vor allem die für Bootsfahrer nicht unwichtigen Bäcker.
Immerhin gibts hier im Örtchen noch einen, auch einen Lebensmittelladen (natürlich Lundi fermé) und selbst eine Boucherie hat sich gehalten, ebenfalls zu. Andererseits haben die Bäcker (sowieso) und viele andere Geschäfte des täglichen Bedarfs auch sonntags vormittag geöffnet.
Wir haben uns am Morgen aber noch im – größeren - Tonnerre mit mehreren Bäckern, die sich über den jeweiligen Schließtag verständigen– versorgt, und am nächsten Morgen schwinge ich mich dann wieder auf mein Rad und hole beim dann ja wieder geöffneten Bäcker unser Baguette und Croissants. An der Anlegestelle (Liegegebühr übrigens 0,00 € und Strom und Wasser ebenfalls) gibts sogar ein Restaurant , das allerdings nur Pizza und Crêpes bietet. Also, ich muß in Frankreich nicht unbedingt Pizza essen, als wir aber unser kleines Nachmittagsbier auf der Terrasse dieses Etablissements bezahlten, roch es gut nach Pizza, wohl keine aufgetauten. Wir haben dennoch verzichtet und ein schönes Mahl mit Baguette, Käse, Terine de Campagne, etc. auf dem Achterdeck verzehrt.

Diese profanen Bemerkungen sollen nicht davon ablenken, daß hier auch ein bemerkenswertes Renaissanceschloß zu besichtigen ist.

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Dienstag, 17. Juni
Tanlay – Ancy le Franc
wolkig, zunächst kühl, später warm

Mittwoch, 18. Juni
Ancy le Franc – Raviere
sonnig und warm, teils kräftiger Wind

Donnerstag, 19. Juni
Raviere – Liegetag
blauer Himmel, sachte Brise, Schleierwolken

Freitag, 20. Juni
Raviere – Montbard
wie gestern, sehr warm

Samstag, 21. Juni
Montbard -Liegetag
wie gestern, sehr warm

Sonntag, 22. Juni
Montbard – Venarey les Laumes
wie gestern, heiß

Montag, 23. Juni
Venarey les Laumes – Pouillenay
erst sonnig, später zugezogen, ab Mittag warmer Landregen

Heute beginnen wir mit der ersten von mehreren Schleusentreppen – eine Folge von Schleusen, zwischen denen nur kurze Distanzen (100 – 200 m) liegen – die uns in den nächsten Tagen bis vor einen Tunnel in der Scheitelhaltung (dem höchsten Punkt eines Kanals) in über 300 Höhenmetern führen und hier die Wasserscheide zwischen in das Seine-Becken fließenden Gewässern und denen, die Richtung Saône und Rhone entwässern, überwinden.
Abends tröpfelt es nur leicht und wir machen uns zu Fuß ins knapp 1 Kilometer entfernte Dorf auf, um ein schönes französisches Menu zu uns zu nehmen, u,a, mit burgundischen Schnecken und Epoisse-Käse (burgundische Spezialität, sehr herzhaft) in auf Blätterteig überbackener Art.

Dienstag, 24. Juni
Pouillenay – Marigny le Cahouêt
Nachts Regen, morgens dichter Nebel, ab 09:00 beginnt die Sonne sich durchzukämpfen, dann Sonnenschein mit vielen Haufenwolken, etwas Wind, angenehm.
Nun die zweite Etappe auf der Schleusentreppe. Wir sind von morgens um 09:00 bis kurz nach 12:00 knapp 60 Meter mit 19 Schleusen bergan gestiegen. Es ist schon merkwürdig, wenn man dann vom Boot aus ins Tal schauen kann.


Dafür ist dann aber auch Schluß für heute. Morgen geht's um 09:00 Uhr weiter auf der Schleusentreppe, vorgesehen ist morgen die Etappe biis Port Royal mit 13 Schleusen. Die für Rentner unchristliche Zeit von 09:00 morgens ist der Tatsache geschuldet, daß man sich mit den Schleusenwärtern verabreden muß, die dann das Boot auf seinem Weg durchs Wasser von Schleuse zu Schleuse auf dem Moped begleiten. Und morgens um 09:00 starten heißt um 6:45 aufstehen, um -jedenfalls heute-noch das Wasser im Boiler mit der Eberspächer Dieselheizung zu erhitzen, weil wir gestern vergessen hatten, die mögliche Aufheizung über Motorwärme einzuschalten. Wer will schon kalt duschen? Außerdem haben wir etwas Probleme mit unseren Batterien, die etwas schwach auf der Brust geworden sind, also auch Generator anschließen und anwerfen (es gibt am Liegeplatz außer Pollern zum Festmachen keine Versorgung mit Strom oder Wasser), damit wir in unserem ganz auf Strom umgestellten Boot auch Kaffe und Eier kochen, die Apfelsinen auspressen und die Milch für meinen Kaffee aufschäumen können. Ja, Ja, Luxus. Aber etwas braucht der Mensch. Das frische Baguette mußte ich dann auch noch erstrampeln – mit dem Rad ins Dorf, wo es zum Glück einen kleinen Laden mit einem Depot de pain gibt.
Versorgung ist am heutigen Liegeplatz auch nicht vorhanden und wegen niedrigen Wasserstandes können wir nicht ganz am Ufer anlegen, sondern müssen mit unserer Gangway auf Abstand halten.
Aber trotz oder gerade wegen der relativen Abgeschiedenheit gefällt uns der Canal de Bourgogne seit einigen Tagen immer besser. Und so versorgungslos ist es hier dann auch nicht. Beim Gang ins Dörfchen finden wir immerhin einen Bäcker mit Alimentation (kleiner Lebensmittelladen) und angeschlossenem Café. Und beim weiteren Spaziergang am Kanal entlang gibt es sogar bei Schleuse 26 eine kleine Pension, die Getränke auf der Terrasse  umrauscht vom Schleusenwasser , Chablis von einem Weingut zum Verzehr und zum Einkauf anbietet und eine Table d'Hôte, was ich mal mit einfachem Essen übersetze.

Mittwoch, 25. Juni
Marigny le Cahouêt – Pont Royal
schön, teils kräftiger Wind

Donnerstag, 26. Juni
Pont Royal – Liegetag
schön, weniger Wind

Freitag, 27. Juni
Pont Royal – Pouilly en Auxois (vor Tunnel)
zunächst blau, zieht sich immer mehr zu

Samstag, 28. Juni
Pouilly – Vendenesse (Tunneldurchfahrt)
vormtags Regen, nachmittags Sonne/Wolken, nachmittags Gewitter

Sonntag, 29. Juni
Vendenesse – Pont d'Ouche
morgens Regen, später Schauer, abends besser

Monzag, 30. Juni
Pont d'Ouche – La Boussiere
bedeckt,später Schauer, abends Besserung

Dienstag, 1. Juli
La Boussiere – Pont de Panny
Nebel, schnell Sonne, nachmittags Wolken

Mittwoch, 2.Juli
Pont de Panny – Dijon
sonnig mit teilweise bedrohlichen Wolken, aber es bleibt trocken, sehr warm
etwas anstrengender Tag mit vielen Schleusen – nichts ungewöhnliches auf dem Kanal de Bourgogne, aber heute ging es recht zäh mit langweiligen Schleusenwärtern, aber nach Start um o9:oo Uhr haben wir um 17:15 endlich unser Ziel erreicht, den Port du canal in Dijon,

Donnerstag, 3.Juli
Dijon – Liegetag
blauer Himmel, heiß

Zur Auffrischung der Biervorräte zweimal per Rad -jeweils 5 Minuten – zum LIDL gefahren, soviel der Rucksack tragen konnte. Wasser haben wir aber auch gekauft, beim kurz hinter dem Kanal gelegenen INTERMARCHÉ. 
Nicht nur wir haben Durst 
Für die, die glauben wir könnten im Angesicht dieser ehrwürdigen, wichtigsten Stadt des Burgund nur ans Trinken denken..., wir waren schon früher einmal in Dijon und kennen bereits die eine oder andere Sehenswürdigkeit. Und dann sind wir am späten Nachmittag mit der bis 2012 neu implementierten Straßenbahn zum Bahnhof gefahren zwecks Erkundung unserer für den 15.07. geplanten Rückfahrt und haben dann einen Stadtbummel (schwitz, kühl,kühl mit Leffe und Hoegarden blanche) mit kleinem Abendessen unternommen. Wegen eines Liegeplatzes für Herbst und Winter hatten wir schon gestern mit dem Port du Plaisance in Seurre an der Saône telefoniert, da der geplante Zielort St.Jean de Losne keine freien Plätze mehr hat.
Nach Seurre soll es nun in den nächsten Tagen gehen..

Freitag, 4.Juli
Dijon - Epoisse
bewölkt, später Aufheiterung, schwül, nachmittag Gewitter
Die vorletzte Etappe auf dem Kanal de Bourgogne. In Anbetracht ernster Gewitterwarnungen, machen wir gegen 14:00 fest, nicht unter Bäumen wie vom Schleusenwärter geraten, beim kleinen Örtchen Epoisse, immerhin mit Supermarkt, bei dem wir ab 8:30 auch Brot bekämen, wenn, ja wenn der unbarmherzige Schleusenrhytmus auch am nächsten Morgen nicht schon wieder um 09:00 Uhr begänne.

Samstag, 5.Juli
Epoisse - St.Jean de Losne
Schluß mit Canal de Bourgogne
nach kurzem morgendlichen Sonnenschein grau und Regen, ab Mittag Auflockerung und schwülwarm
Die letzte Etappe auf dem Kanal de Bourgogne hier schnurgerade, aber immer noch kurze Schleusenabstände. Inzwischen ist nach den Regenfällen der letzten Tage mehr Wasser im Kanal und die Durchfahrten der Brücken sind jedesmal ein Balance- und Peilakt. Wegen des unsischeren Wetters haben wir unser Verdeck nicht wie sonst meist auf dem Kanal weggeklappt sondern in eine dank sinnreicher Konstruktion niedrigere Stellung gebracht.
Verdekc niedrig

Eigentlich dürften wir damit die angegebenen Durchfahrtshöhen von 3,40 m einhalten, aber so genau weiß man das bei diesen Angaben nie, da ist dann noch mal ein Rohr oder ein Kabel unter der Brücke verlegt worden oder – wie heute – schauen die Moniereisen aus dem gammeleigen Beton und sind nach unten gebogen.
Aber bis zur Mittagspause haben wir es bis vor die letzte Schleuse zwischen Kanal und der Saone am Hafenbecken von St. Jean de Loisne geschafft. Um 13:04 erscheint der Schleusenwärter und die letzte Schleuse – von 189, davon für uns 113 zu Berg und 76 zu Tal - ist geschafft. Wir fahren als erstes zur hier an der Saone gelegenen Tankstelle mit gemäßigten Preisen (1,42 €/ltr, das billigste Diesel an einer Straßentankstelle/Supermarkt kostet im Moment 1,30 €) und der angenehmen Überraschung, das wir seit dem letzten Tanken noch auf der Seine nur 223 ltr für lt. Karte 340 KM mit 90 Maschinenstunden gebraucht haben, also 0,66 ltr/KM bzw. 2,51 ltr/h.

Dann anlegen im Hafen Blanquardt auf dem selben Platz wie vor zwei Jahren, wenn der jetzt frei ist, wieso dann nicht im Winter? Aber es ist Wochenende und die Herrin über den Belegungsplan nicht da. Wir machen also keinen neuerlichen Anlauf einen Platz zu bekommen, wollen morgen weiter nach Seurre und beschließen den Tag mit einem angenehmen Besuch im "L'Amiral" in dem Vater und Sohn schnellen Service und rustikale, aber gute Küche bieten mit einer Käseplatte zum Menuabschluss wie man sie in Frankreich schon seit vielen Jahren leider nicht mehr bekommt: Eine Platte mit großer Auswahl wird hingestellt und man bedient sich nach Belieben, und es waren gute Käse!!!


Dienstag, 10. Juni 2014

Abendessen auf dem Achterdeck


P1070143
Weiter die Seine und dann die Yonne aufwärts

Mi, 4. Juni
Paris – Draveil (Porte des Cerises)
Regen, schwere Starkregenschauer,spätnachmittag trocken
Wir zeigen Paris nach vier Tagen die Kehrseite, die Stadt seineaufwärts aber auch.

Und das bei zunächst nur sehr bewölktem Himmel, aus dem dann aber immer öfter und immer häufiger Schauer fielen bis zu solch heftigen Starkregenschauern, das wir buchstäblich nichts mehr sehen konnten. Der Zufall wollte, das wir da gerade die Einfahrt zu einem Sportboothafen ausmachen konnten und so haben wir nach 24 KM und drei Stunden Fahrzeit beigedreht und in Draveil im Sportboothafen "des Cerises", einem "Centre des Loisirs" (Freizeitzentrum) für stolze 24,80 € incl. Strom und Wasser festgemacht. Bald darauf kam die Sonne herfür, allerdings, um nach kurzer Zeit erneuten Schauern Raum zu geben.


Nach dem Regen ist vor dem Regen.



Do, 5. Juni
Draveil – Melun
blau mit Schleierwolken und Kumulus

Fr, 6. Juni
Melun – Montereau (Mündung Yonne)
blau, warm, etwas Wind, später gut warm

Brücke über die Yonne und Kathedrale von Montereau


Sa, 7. Juni
Montereau – Pont sur Yonne
sonnig, manchmal grau, heiß, nachts Gewitter
Nach dem vormittäglichen Besuch des Marktes mit Einkauf sagenhaft guter Erdbeeren und etwas Pastete und Roastbeef beim Traiteur machen wir mittags unsere Leinen los und schippern der ersten Schleuse auf der Yonne entgegen, die leider -wie die folgenden auch- über schräge Wände verfügt. Schiffer wissen, dass das schwierig werden kann, für Nichtschiffer: an schrägen Wänden kann man nicht so einfach festmachen, weil zuerst das Unterwasserschiff Kontakt mit den Wänden bekommt, was man nicht abfendern kann mit den dicken mit Luft gefüllten Würsten aus stabilem PVC (Fender), die sonst den Kontakt von Bordwand mit Steinwand abfedern (abfendern) und vor Kratzern und Stößen bewahren. Abgesehen davon ist durch die schrägen Wände auch die Entfernung zu den Pollern, an denen man sonst mit Seilen das Schiff fest vertäuen und vor ungewollten Bewegungen bewahren kann, so weit, dass selbst geübte Lassowerfer Schwierigkeiten hätten, diese – die Poller – zu erreichen.

Auch wenn der Schleusenwärter hilft und die Seile annimmt, weiß ich keine Methode, wie man das Schiff beim turbulenten bergwärts Schleusen ruhig halten könnte – das Wasser strömt mit Macht in die Schleusenkammer, bein abwärts Schleusen ist es etwas ruhiger, weil das abfließende Wasser nicht so große Strömungen verursacht und man zunächst auch die Poller erreichen kann, dann aber beim absinken das Boot mit Bootshaken vom Kontakt mit den Schleusenwänden abhalten kann.
Das weiß ich aber nur theoretisch, denn, wie wir vor der Schleuse auf deren Öffnung warten, kommt unsere Rettung in Form der Péniche ERCNA und deren freundlichem Schiffersehepaar. Sie signalisieren uns sofort, dass sie – wie immer bei Berufsschiffen – zuerst in die Schleusenkammer einfahren und wir dann bei ihnen längsseits festmachen können. Besser geht es nicht, wir fahren hinein, binden unser Boot fest, lassen den lieben Gott einen guten Mann sein und halten ein kleines Schwätzchen mit dem Marinier und seiner Frau.

Die hat vorher beim Einfahren geschickt dem Schleusenwärter ein dickes Tau übergeben, der hängt das in einen Poller ein, der Schiffer "dampft in die Spring", d.h. er läßt die Maschine vorwärts laufen, schlägt das Ruder so ein, dass das Heck gegen die Schleusenwand gedrückt wird, und rutscht so langsam mit seinem dicken Rumpf an den schrägen Wänden hinauf.

Wenn der Schleusenvorgang beendet ist, machen wir los, fahren als erste aus, lassen den Penichenkapitän überholen und bei der nächsten Schleuse vice versa.

Das wiederholen wir mit Variationen sechs Schleusen lang und erfahren vom Skipper viel über unser nächstes Ziel – Pont sur Yonne -, dort sind die Schiffersleut' nämlich zuhause, und über das Leben als Penichenschiffer mit seinen Höhen und Tiefen.
Das Ganze hat daneben auch den Vorteil, dass die Schleusen für das Berufsschiff ohne Verzögerung parat sind und so haben wir die Strecke von fast 30 KM mit sechs Schleusen in knapp fünf Stunden geschafft, sind um kurz nach fünf Uhr im hübschen kleinen Ort angelangt und gönnen uns am Abend ein schönes Menu im schönen Innenhof eines Landgasthofs.

Pfingstsonntag, 8. Juni
Pont sur Yonne – Liegetag
sonnig, sehr heiß
Hier gab's heute am Sonntag großen Markt,

wir wollten eigentlich nur vormittags auf den Markt und dann nach der Mittagspause – wie von unserem netten Pénichen-Kapitän bereits beim Schleusenwärter angekündigt – nach Sens weiterfahren. In Anbetracht der Hitze und des ganz gemütlichen Liegeplatzes haben wir das dann bleiben lassen und sind hier liegen geblieben. Ich konnte dadurch noch etwas Fernarbeit am PC erledigen und bei guter UMTS-Verbindung auch losschicken.
Ansonsten haben wir still vor uns hingeschwitzt und mit großen, diesmal in weiser Voraussicht und den Erfahrungen der Vorjahre mitgenommenen Tüchern uns einigermaßen einen Schattenplatz auf unserem Achterdeck eingerichtet, durch den tatsächlich dann und wann ein kühlendes Lüftchen zog.

Pfingstmontag, 09.Juni 2014
Pont sur Yonne - Sens
sonnig, heiß, nachmittag Gewitter mit Hagel, anschl. kühl und wieder sonnig

Heute fahren wir weiter, nachdem wir uns vorher über Funk (wee asch eff soassantnöff= VHF 69) bei den Schleusenwärtern angemeldet hatten, dass wir weiterfahren wollen; lt. Karte ist Sonntag und Feiertag (Pfingstmontag ist auch in Frankreich gesetzlicher Feiertag, was aber nicht heißt, dass einige Geschäfte nicht doch geöffnet sind und auf der einen oder anderen Baustelle die Handwerker schwitzen) und das Schleusen ist innerhalb der vorgesehenen Zeiten 08:00 – 12:00 und 13:30 – 18:00 Uhr "sur demande", also auf Anfrage. Die Schleusenwärterin antwortet freundlich, dass ein Boot "avalant", also talfahrend an der nächsten Schleuse ist und wir dann bergauf -"montant"- schleusen können. So ist es auch, bei schönem, erst noch nicht ganz so heißem Wetter fahren wir über zwei Schleusen kleine 12 KM und langen in der kleinen (für französische Verhältnisse mit 25.000 Einwohnern schon ziemlich großen) Stadt Sens an, die mit der Kathedrale St.Étienne über die erste Kirche in gotischem Stil in Frankreich verfügt mit wunderbaren Glasfenstern teils im Originalzustand noch aus dem 12.Jahrhundert. Hier liegen wir unterhalb der Brücke an etwas weit auseinander liegenden Pollern, aber mit Wasser- und Stromanschluss "für umme". Der montägliche Markt bei der Kathedrale und teils in einer eigentümlichen, mit hoher Dachkonstruktion versehenen Markthalle aus dem 19.Jahrhundert ist allerdings schon fast vorbei.

Bald zieht es sich zu und wie erwartet, kommt ein Gewitter auf uns nieder, nicht lang, aber mit kräftigen Hagelschauern, die uns um unser Verdeck zittern lassen. Nach einer knappen Stunde ist alles vorbei und "hätt'" wie wir so sagen "noch immer jut jejange". Anschließend kommt die Sonne heraus wie vorher und es ist gleich wieder warm, allerdings ist die Luft frischer und der abendliche Tau auf unserem Schiff läßt uns auf stabileres und nicht mehr ganz so heißes Wetter hoffen.

Dienstag, 10.06.
Sens – Villeneuve
gemischt Sonne mit Wolken, warm


Mittwoch, 11.06.
Villeneuve – Joigny
zunächst bedeckt+kühl, später sonnig und warm
Wunder der Technik oder strampeln für Internetverbindungen....(folgt)


Donnerstag, 12.06.
Joigny – Liegetag
blauer Himmel, weiße Wolken, sehr warm
In der Schiffersprache heißt es Liegetag, wenn das Boot liegen bleibt, nicht etwa die Schiffer. Die haben heute ein Auto gemietet, um nach Auxerre zu fahren. Auxerre liegt an der Yonne, aber wir werden vorher mit dem Schiff auf den Canal de Bourgogne abbiegen.. Auxerre ist eine schöne Stadt, die wir aber schon kannten, der wahre Grund: dort ist eine ORANGE Filiale, in der ich hoffte, endlich meine Karte wieder aufladen zu können. Dort ging das auch problemlos - aber zu Hause angelangt, sprich auf dem Schiff in Joigny, gleiches Problem wie am Vortag. Der Hafen hatte allerdings WiFi, das nur nicht bis zu unserem Steg reichte, ich konnte allerdings halb auf einer Mülltonne sitzend am Abend noch meine Internet-Dinge erledigen. Aber wir haben trotz dieser Internetzeitklauerei einen schönen Tag verlebt, sind durch Auxerre gebummelt, haben die beeindruckende Kathedrale besichtigt, Kaffee und Ricard getrunken und das ganze mit einem Großeinkauf bei Leclerc und Lidl (für halbwegs vernünftiges Bier, die Jevervorräte sind leider erschöpft) gekrönt. Am Abend gabs dann Austern und Crevettes und schönen Wein aus der Bourgogne. 

Sonntag, 1. Juni 2014

PARIS - Nous sommes arrivée – We made it – Wir haben es erreicht!

Samstag, 31.05.
Reuil – Paris, Port d'Arsenal
blau, angenehm, später Wolken
So, heute haben wir es geschafft, von Reuil 25,5 Meilen=47,2 KM und 2 Schleusen, die Seine in all ihren Schleifen durch Paris einschließlich der mit dichtem Ausflugsbooten (Bateaux Mouches) gesegneten Strecke vom Eiffelturm bis zur Isle de la Cité haben wir tolle Aussichten und Einsichten gehabt, um schließlich nach 5 Stunden den Hafen Arsenal ( der gleichzeitig der Beginn des Canal St.Martin ist), direkt an der Place de la Bastille zu erreichen.

Wir hatten gestern telefonisch uns angemeldet, trotz 180 Plätzen im Hafen ist der immer gut belegt, aber wir haben noch einen Platz bekommen. Es ist ja noch Vorsaison und wir haben auf der Herfahrt von Lille bis Paris auch nur  maximal 10 Bateaux de Plaisance, also Sportboote gesehen. Aber im Hafen sind auch viele Dauerlieger, so dass das Platzangebot begrenzt ist. Im Sommer sicher schwierig. Aber unsere Schweizer Ratgeber hatten recht: es ist eine beeindruckende Fahrt über die Seine mitten durch die Stadt mit all ihren bekannten und  eindrucksvollen Bauten, wie z.B. die Notre Dame aus der Tiefe des Fahrwassers.

Der Verkehr zwar dicht, aber wenn man das mit dem Ausflugsbootverkehr am Berliner Spreebogen vergleicht...Ich meine, die Berliner Ausflugsbootkapitäne sollten mal ein Austauschprogramm mit den Parisern machen, um nur etwas von der Höflichkeit und Gelassenheit der Pariser anzunehmen.
"Est-ce-que je pourrais vous passer? Mais oui, pas de problème!" Auf die Frage, ob man ein Ausflugsschiff passieren könnte, würde man in Berlin als Sportbootfahrer, wenn überhaupt, höchstens eine raunzige Antwort bekommen. Ganz zu schweigen bei Fragen nach der besseren Route. Monsieur, prenez le bras á gauche, c'est mieux. So geht's doch auch.
Jedenfalls geniessen wir jetzt Paris sozusagen aus der ersten Reihe am Abend bei einem Absacker.


Übrigens waren es von Wiesmoor bis Paris jetzt 596 Meilen oder 1103 KM, bei 157 Maschinenstunden und 650 Liter Diesel. Schleusen müssen wir noch nachrechnen, aber so 50 - 70 werden es gewesen sein.
Knapp 200 Schleusen bis zu unserm nächsten Ziel, St. Jean de Losne (Nähe Dijon) werden es noch sein.


Sonntag, 1.Juni - Dienstag, 3.Juni
Wetter einigermaßen - Sonne mit Wolken, ganz selten ein paar Tropfen, mal warm und dann muß man wieder eine Jacke anziehen, weil ein kühles Lüftchen weht.
Wir haben uns die letzten Tage die Füße platt gelaufen: Isle de la Cité, Jardin du Luxembourg, Champs Elysée und gestern vor allem der Flohmarkt an der Porte de Clignancourt.

Am Sonntag dachten wir , ganz pfifig zu sein, denn das war der erste Sonntag im Monat und da sind die Pariser Museen eintrittsfrei. Hurra, wir geh'n (nicht ins Maxim, sondern) ins Musem Quaie d'Orsay und schauen uns die van-Gogh-Ausstellung an. Da aber noch ein, zwei andere Menschen auf diese Idee gekommen sind,

haben wir davon abgesehen und sind stattdessen zum Jardin du Luxembourg gewackelt.
"Mit einem Dach und seinem Schatten
dreht sich eine Weile der Bestand
von Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert eh' es untergeht.
Und dann und wann ein weißer Elefant..."

Das Karussel haben wir leider nicht gefunden, bzw. wollten wir nicht unsere heißen Füsse noch an das andere Ende des Parks bewegen.

Stattdessen habe ich im Park ein wenig Autorität ausgestrahlt


 und - 


 dann und wann - niedergeschlagenen Damen Mut zugesprochen.
Am Place de Vosges ist es übrigens auch sehr schön.

Und nach allen Märschen und Metro-Fahrten - Einzelticket 1,70 €, 10 Stück 13,70 € - haben wir uns in unserer privilegierten Lage auf dem Achterdeck unseres Schiffes entspannt und den Blick über den Hafen schweifen lassen:
Der Liegeplatz kostet übrigens für unser Größe (ab Juni) etwas über 40 €, im Monat gut über 500 € und das ganze Jahr rd. 5.200 € - billiger kann man wohl in Paris kaum eine Wohnung haben. Das scheinen sich auch einige im Hafen liegende gedacht zu haben, der Hafen ist jedenfalls voller Dauerlieger.