Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Sonntag, 27. Juni 2010

zurück in Wiesmoor

Samstag, 26.06.2010
Oldersum - Wiesmoor-Marcardsmoor

Nach Frühnebelauflösung erst Ostfriesenhimmel - blau mit weißen Wolken, ab mittag fast nur noch blau.
Wir brechen kurz nach 10:00 Uhr in Oldersum auf, eine knappe Stunde auf dem Ems-Seitenkanal (ca. 10 KM), das einzig befahrbare fertig gestellte Teilstück des vor dem Krieg auf eine Strecke bis Münster hin geplanten Seitenkanals, dann erreichen wir Emden, das eine Menge Wasserwege anbietet. Führen wir gerade aus weiter, gelangten wir über die Schleuse Borsum in den Emder Hafen, müßten uns dann durch die geöffnete Eisenbahnbrücke (was nur zu bestimmten Zeiten geht und bei Temperaturen über 25° problematisch ist, ja, echt, das Teil klemmt dann) zum Emder Delft bewegen und auf dem im Hafen beginnenden Ems-Jade-Kanal weiter durch einige zu öffnende Brücken bis zur Kesselschleuse durchkämpfen und dann würden wir Emden verlassen. in umgekehrter Reihenfolge haben wir es auf der Hinfahrt gemacht, weil die von uns heute angesteuerte Verbindungsschleuse wegen Reperaturarbeiten außer Betrieb war.
Heute also wenden wir uns kurz vor der Borsumer Schleuse nach rechts (ostwärts) in den kurzen Verbindungskanal, montieren wegen zwei sehr niedriger Brücken (um die 3,00 Meter Durchfahrtshöhe) unseren Mast ab (legen allein reicht nicht) und gelangen nach knapp zwei Kilometern in die sogenannte Verbindungsschleuse, die fernbedient wird von der Kesselschleuse und ewig braucht. Dort steigen wir auf das Niveau des Ems-Jade Kanals (der Emden mit Wilhelmshaven verbindet) und sind dann nach knapp zwei weiteren Kilometern auf demselben. Hier kann man sich das alles auf einer Karte anschauen: http://navigator.wasserwandern.de/modules/wasserwandern2/index.php?pageId=&lgn_objekte_id=295
11:50 Uhr ist es inzwischen, wir tuckern nun auf dem sich wundervoll zunächst durch hübsche Randbebauung von Emden, (http://maps.google.de/maps?ll=53.376199,7.256137&spn=0,0.006856&t=h&z=17&lci=com.panoramio.all&layer=c&cbll=53.376199,7.256137&cbp=12,0,,0,5&photoid=po-19324850)
dann durch weite ostfriesische Weiden mit Kühen, Pferden oder gar nichts drauf schlängelnden Kanal, der über Aurich, durch einige bewegliche Brücken und zwei Schleusen schließlich zum nördlichsten Stadtteil Wiesmoors (ja, Wiesmoor ist "Stadt" seit seinem Gründungsjubiläum zum 100. Jahr 2006), Marcardsmoor führt. Hier zweigt der Nordgeorgsfehnkanal nach Süden ab (klar, heißt ja Nordgeorgsfehn) und kurz nach der Abzweigung ist unser Liegeplatz, den wir gegen 16:15 erreichen.http://www.panoramio.com/photo/15025608
Nun geht die Logistik wieder los, Elke packt die Sachen in Taschen und Tüten, ich strampele mit meinem Rad die 7 Kilometer zu unserem Haus in Wiesmoor-City  :), dort steige ich ins Auto um, fahre wieder zurück, lade das Gepäck ein, für das wir zwei Fahrten brauchen. Die zweite Fahrt mit dem Auto zurück macht Elke und ich schwinge mich nun auf Elkes Drahtesel, der ja auch wieder zurück muß und strampele noch mal sieben Kilometer.
Zu Hause ist alles bestens, der Garten blüht und gedeiht, es ist alles wie wild gewachsen,

der Nachbar hat fleißig unseren Rasen gemäht, eine Nachbarin ansonsten unser Haus gehütet und gelüftet. Nach zwei Monaten auf knapp 30 qm genießen wir wieder weitläufige Zimmerfluchten, Badezimmer und Spültoiletten.  Und gehen am Abend erst mal wieder zu unserem Lieblingsgriechen.

Das wars erst mal, technische Daten (Gesamtkilometer, Stunden, Schleusenzahlen etc plus einiger Fotos folgen so nach und nach).
Heute (Sonntag) habe ich erst mal wieder unseren voriges Jahr gebuddelten Pool gangbar gemacht, Plane runter, Pumpe angeschlossen, Wassertemperatur von 20° konnte man bei 30° Lufttemperatur ertragen.

Samstag, 26. Juni 2010

jetzt sind wir schon fast zu Hause



Donnerstag, 24.06.2010
Elsfleth - Surwolde (am Küstenkanal)

Die Hunte mit auflaufendem Wasser (vulgo Flut) bis Oldenburg, dort warten wir zwei Stunden vor der Schleuse, bis drei Berufsschiffe (die immer Vorrang haben) hochgeschleust wurden. Die Schleuse ist nur für Schiffe mit maximal 85 Meter Länge ausgelegt, die meisten Berufsschiffe sind so lang, inzwischen gibt es auch die Klasse der 110 Meter Schiffe. Jedenfalls, wenn dann ein Berufsschif in der Schleuse ist, gibt's keinen Platz für Sportboote mehr. Aber schließlich kommt kein Berufsschiff mehr und mit vier anderen Sportbooten schleusen wir endlich in den Küstenkanal ein, der schnurgerade und ziemlich langweilig, begleitet von einer lauten Bundesstraße die West-Ost-Verbindung zwischen Ems und Weser schafft. Im Laufe der über 50 Kilometer, die wir auf diesem Kanal fahren, überholen wir die vor uns geschleusten Berufsschiffe alle (die dürfen 10 KM/h fahren, Sportboote 12 KM/h). So ein Überholmanöver im Kanal ist ziemlich spannend, weil physikalische Gesetze (die ich nicht verstehe, nur von ihnen weiß) dafür sorgen, daß das Wellensystem des Berufsschiffes eine anziehende Wirkung auf das Sporboot hat und es gleichzeitig abbremst, sodaß das Passsieren der 85 Meter langen Boliden sich schweißtreibend hinziehen kann. Aber durch Absprache über Funk mit dem zu überholenden Berufsschiff, dem allgemeinen Abhören des Funkverkehrs und duch den Gebrauch eines Fernglases hat man schon vor dem Überholmanöver erkundet, daß (höchstwahrscheinlich) kein Gegenverkehr kommt.
Nach einem langen Tag mit gut acht Stunden Fahr- (und Warte-)zeit biegen wir ca. 12 Kilometer vor Ende des Kanals in den Jachthafen Surwolde ein und genießen noch einen warmen Sommerabend an Bord mit am Morgen in Elsfleth eingekauften Baguette- und anderen Brötchen und einigermaßen kaltem Bier. Der Kühlschrank läuft unterwegs auf 12 Volt und da ist er wirklich nicht sehr leistungsstark.

Freitag, 25.06.2010
Surwolde - Oldersum (Ems)

Hochwasser ist an der Schleuse Herbrum an der Ems heute um 13:49 Uhr, d.h. daß danach die Ebbe einsetzt und damit die Strömung auf der tidenabhängigen Strecke der Ems bis ins Meer nun mit uns, den nordwärts strebenden, den Talfahrern ist.
Kurz nach 10:00 Uhr brechen wir auf, fahren noch 12 KM Küstenkanal bis zur Schleuse Dörpen, die uns auch gnädig mit schnell geöffneten Toren empfängt. Nach der Schleuse geht es noch ca. drei KM auf dem Küstenkanal, dann erreichen wir die Einmündung in den Dortmund - Ems- Kanal, wenden uns talwärts, also nach Norden Richtung Emden, haben noch die Schleuse Bollingerfähr und nach weiteren sieben Kilometern die Schleuse Herbrum, die idyllisches Emsschippern von Befahren gelber Brühe trennt, die Mekong, Jangtse und was sonst noch für gelbe Flüsse in den Schatten stellt, also das Fahren auf ruhigen, idyllischen Binnengewässern trennt von gezeitenabhängigen, die noch dazu durch ständig tieferes Ausbaggern für ein katholisches Unternehmen in Papenburg mit riesigen Kreuzfahrtschiffen ständig mehr Schlick und absterbende organische Masse hin und her bewegt.
Und fast genau zum Tidenhöhepunkt haben wir die Schleusung hinter uns und brausen auf der uns immer schneller im Ebbstrom tragenden Ems dahin, bei gleicher Motorleistung erst 13 KM/h, dann 14, 15, schließlich fast 20 KM/h.
Das Wetter ist friesisch blau mit einigen Wolken, 25 °, aber relativ kräftigem Nordwestwind, der die gelben Fluten bald zu kabbeligen Wellen aufrührt ("Wind gegen Strom" heißt das in Fachkreisen) mit der Folge, daß immer öfter und immer höher das Wasser über Deck und Fenster spritzt.
Nach knapp drei Stunden haben wir Oldersum erreicht, wo man die Ems verlassen und in den Ems-Seitenkanal einschleusen kann, was wir tun. Dort hinter der Schleuse ist ein Jachthafen und wir machen nach knapp 70 Kilometern und acht Stunden um 17 Uhr 15 fest.
Ein abendlicher Spaziergang ins Dorf führt uns zu einem Biergarten, in dem heute Grillabend ist. Nackensteak, Bauchspeck, Schnitzel, Bratwurst, Nudel- und Kartoffelsalat nebst einigen Bieren und zwei Korn zum Abschluß haben uns sagenhafte 22 Euro gekostet.
Darüber scheint der Mond.



Mittwoch, 23. Juni 2010

Bremen und dann Fußball in der Hunte und ....Tooooor!



Montag, 21.06.2010
Hoya - Achim

Und dann haben wir Hoya doch einen Umsatzschub verpaßt, einen Stuhl haben wir erstanden, der nun - vom freundlichen Tischlermeister, der ihn aufgearbeitet hat, mit uns und unseren Einkäufen zum Hafen gefahren und dann noch zm Schiff getragen - im Vorschiff ruht. Biedermeier trifft 70iger Jahre Teak-Ausbau sozusagen.
Dann geht's weiter, bei schönem Wetter weiter die Weser stromab, die wirklich schöne Ansichten bietet.


Und machen fest in Achim, schön an hohem Ufer mit Villen gelegen,
nach zwei Schleusen - Dörverden und Langwedel, wo es im Schleusenkanal etwas eng zugeht wegen Bauarbeiten und reichlich Verkehr von Berufsschiffen. Fahrzeit 3 Stunden 25 Minuten und Entfernung 33 KM.

Dienstag, 22.06.2010
Achim - Bremen
Weiter schönes Wetter, es wird langsam wärmer und entsprechend füllen sich die Strände an der Weser.
Strandbesucher I
Strandbesucher II

Kurz vor Bremen gibt's eine Tankstelle, wo leider über 400 Liter Diesel zu 1,35 €/ltr in den Tanks unserer Adler verschwinden, dann noch eine Schleuse bei Bremen Hemelingen. Für Sportboote unter 4 Meter Breite gibt es eine eigene, automatisch betriebene Schleuse und während wir mit zwei kleinen Bootchen die langwierige automatische Prozedur abwettern, werden in der großen Schleuse gleich zwei Schleusenvorgänge abgewickelt. Aber dann noch drei weitere Kilometer an der Stadtkulisse von Bremen entlang und unterhalb der Kirche St.Stephanie gibt es einen schönen Liegeplatz, zwar mit viel Wellen von vorbeifahrenden Fracht- und Passagierschiffen, aber in 10 Minuten ist man am Roland, der Böttcherstraße und dem Schnoorviertel. Bei schönem Wetter alles voller Leute, Staßencafes etc. Und vom Liegeplatz mal wieder in der esten Reihe schöne Ausblicke auf Bremen.

Bremen bei Tag und...

bei Nacht

Es war zwar warm, aber das wir unbedingt das Schiff am anderen Ufer hätten entern wollen, so weit war es doch noch nicht.

Ein Schiff voller Becks?

Mittwoch, 23.06.2010
Bremen - Elsfleth

Das Wetter - man glaubt es kaum - bleibt schön und es wird noch wärmer. Die Folgen bekommt ein harmloser Angler zu spüren, der seinen Schattenplatz energisch (mit der Angel!) gegen ebenfalls schattenhungrige Kühe verteidigen muß, aber wem gehört die Weide schließlich?

Gesehen auf der Fahrt weiter die Weser abwärts, die nun nicht mehr Binnenwasserstraße ist, sondern Seeschifffahrstraße. Zum Befahren reicht der "Sportbootführerschein Binnen" nicht, es braucht den "Sportbootführerschein See", ha'm wer aber.
In Bremen wechselt entsprechend die Kilometrierung und fängt für die Unterweser bei 0 an. Wir befahren sie bis KM 32, bis zur Einmündung der Hunte. Ja, da sind die Landratten mal wieder überrascht... die Hunte, die Hunte? Wer weiß das schon, daß das ein Flüßchen ist, das Oldenburg mit der Welt über die Weser verbindet. Deswegen fahren wir hier herum, denn von Oldenburg führt schließlich der Küstenkanal (weit entfernt von jeder Küste) zum Dortmund-Ems-Kanal, der führt nach Emden und von da, über den Ems-Jade-Kanal werden wir schließlich wieder Wiesmoor erreichen.
Übrigens müssen wir anhand eines Tidenkalenders auch ein bißchen rechnen, denn die Unterweser und die Hunte sind Tidengewässer (Tide=Gezeiten, Ebbe und Flut), deren Strömung man bedenken muß. In unserer Fahrtrichtung von Bremen stromab brauchen wir Ebbe, also ablaufendes Wasser, damit wir nicht gegen die Strömung ankämpfen müssen. In Elsfleth, in die Hunte eingebogen, ist es umgekehrt, hier brauchen wir die Flut, die die Strömung gegen die Fließrichtung des Flußes umkehrt und uns so in Richtung Oldenburg schiebt. Da dürfen wir aber nicht zu spät - also zum Höhepunkt der Flut - eintreffen, denn die dortige Eisenbahnbrücke ist dann zu niedrig für uns. Ist gar nicht so einfach, die Schifffahrt.
Davon ist auch der Hafenmeister von Elsfleth überzeugt, und auch davon, daß außer ihm niemand dieSeefahrt richtig beherrscht und daher allen Ankömmlingen erklärt, wie sie richtig fest zu machen haben und auch,  welche Klampen auf ihren Schiffen sie zu belegen haben. Ich wage, mich zu widersetzen und selbst zu bestimmen, welche Klampen ich wie belege. Kam nicht gut an, aber der gelernte Seemann hat dann die Landratte sich selbst überlassen, nicht ohne mich über die richtige Aussprache unseres holländischen Schiffsnamens zu belehren. Na ja, wie jeder Leser weiß, habe ich kein Problem, wenn jemand anderer Meinung ist als ich.
Elsfleth ist ein hübsches altes Seefahrerstädtchen mit entscheidenden Läden und Einrichtungen direkt am Hafen. (Bäcker und Kneipe) Und heute leider zusätzlich mit einer direkt am Anleger eingerichteten WM-Bar, in der sich bis halb neun Uhr (Beginn des Fußballspiels Deutschland - Ghana) die gesamte Bevölkerung Elsfleths bis ca. 40 Jahren mit Deutschlandfahnen, seltsam klingenden Plastikblasinstrumenten und sonstigen schwarzrotgoldenen Requisiten einfindet.
Während ich dies schreibe, sind wir 1:1 beschallt worden und ich weiß inzwischen alles, was der ARD-Sprecher von den verschiedenen Fußballspielern hält und was die alles hätten anders machen müssen, schließlich scheinen die deutschen Fußballer das endlich verstanden zu haben und es fiel ein Tor zu ihren Gunsten, wobei es dann blieb. Nach Ende der Übertragung schallten noch einige Schlachtgesänge
"...so stimmen wir alle ein. Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein werden wir 2010 Weltmeister sein". Bei dieser wortmächtigen Gestaltungskunst verzagt ein einfacher Blogschreiber und wendet sich jetzt dem JEVER Pils zu. Es wird auch stiller. Und der Mond scheint über Hunte und Fußballfans.

Sonntag, 20. Juni 2010

weiter auf der Weser


Sonntag, 20.06.2010
Nienburg - Hoya


28 KM, eine Schleuse und 2 Stunden bei einigermaßen trockenem, stark wolkigem, aber nicht zu kaltem Wetter von Nienburg nach Hoya, einem kleinen Städtchen an der Weser mit Uferpromenade, "blauem Wunder" (nachts blau beleuchteter Brücke, die auch tagsüber blau ist). Ein altes Städtchen, einst Sitz einer Grafschaft, gepflegt. Bürgermeister ("blaues Wunder")

 und Tourismus haben Ideen (Museumseisenbahn "Kaffkieker").

Wie so oft, fällt mit auf, daß unsere Art zu reisen, nicht nur die immer wieder neue Entdeckung der Langsamkeit ist, sondern auch die Entdeckung des Landes. ("Schland, oh Schland...").
Man kommt an Orte, die sonst im Leben nicht ein Reiseziel gewesen wären, entdeckt die kleinen Schönheiten,
Weser-Fachwerk



und sieht Entwicklungen manchmal deutlicher als in großen Städten. Eine lange Einkaufsstraße gibt es, jede Menge Läden, aber... der eine leer, der andere "Ausverkauf wegen Geschäftsauflösung", der dritte, ja was ist da zum Verkauf? Etwas Trödel, etwas Computer (in der 1A-Lage), der Metzger - war einmal. Lebensmittel? Ein Asia-Food und Kitschladen. Sonst: Versicherungen, Secondhand-Kleidung, usw.
leer

Früher war der Ort offenkundig regionales Zentrum, heute? Man kämpft, und hat direkt am Ortszentrum ein "Famila". (Riesensupermarkt wie Walmart o.a.) Der ist wahrscheinlich mit ein Grund fürs Geschäftesterben, aber gäb's den nicht, wär gar nix mehr am Ort.
Also nicht nur im Osten, der Ex-DDR, überall geht es so. In Frankreich ist das schon vor zwanzig Jahren passiert, Italien steht es bevor, die kleinen Städte sterben aus und in den großen Städten sterben die Stadtteile aus. Unter dem 22.05. habe ich Beobachtungen in Berlin-Spandau zu dem Thema geschildert, im Zusammenhang noch ein Nachtrag. Große Wohnhäuser, offenkundig mit Eigentumswohnungen, stehen mit schönem Blick an der Scharfen Lanke (Havel, Wannsee), gepflegte Grünflächen: auf dem Weg zu EDEKA, der naheliegende KAISER's ist -wie beschrieben- seit ein oder zwei Jahren geschlossen, eine alte Frau mit Rucksack, damit sie die Hände frei hat für zwei Stöcke, die sie zur schwer gebeugten Fortbewegung benötigt. Vielleicht nutzen ihr die Erfahrungen von Hamsterfahrten einst.
Na, nun werden wir aber was pathetisch. Jedenfalls, wenn ich jetzt - um halb elf abends - aus dem Schiffsfenster schaue - wie immer in der ersten Reihe mit Blick auf Weser und Hoyas "blauem Wunder", es ist noch hell, kein Wunder, aber eine schöne Jahreszeit.

Samstag, 19. Juni 2010

Noch drei Tage Mittellandkanal und dann in die Weser...

Mittwoch, 16.06.2010
Wolfsburg - Salzgitter-Haldensleben
Bestes Mützenwetter - pflegte meine Mutter zu sagen. Also Sonnenschein mit einigen weißen Wolken, 24° und ein leichter Wind - was will man mehr.
Wolfsburg modern - Autostadt


Wolfsburg klassisch


Bald hinter Wolfsburg ist die Schleuse Süllfeld erreicht, auch hier geht es trotz "Talfahrt" 9 Meter nach oben, dann weiter auf dem Mittellandkanal an der Einmündung des Elbe -Seitenkanals vorbei (der ca. 50 KM stromauf von Hamburg von der Elbe abzweigt und nach Süden führt)  und nach drei Stunden 20 Minuten und 37 KM haben wir den idyllischen Hafen Heidanger am Stichkanal nach Salzgitter erreicht. Hier liegen wir immer gern, heute ist dazu auch schönes Wetter und nicht Montag(Ruhetag), sodaß ein warmer Abend auf der Terrasse des Restaurants Yachthafen Heidanger den Tag beschließt. 


Donnerstag, 17.06.2010
Salzgitter - Hannover-Seelze

Weiter bei schönem Wetter Richtung Westen, nach drei Stunden ist die Schleuse Anderten (kurz vor Hannover) erreicht, da gehts nun auch talfahrtgemäß 14 Meter nach unten und wir hatten Glück: durchs Fernglas erspähen wir grünes Licht, Berufsschiffe sind schon eingefahren und es folgen zwei Sportboote - und wir noch gut einem Kilometer entfernt. Aber wofür gibts denn den Funk (für dessen Benutzung man selbstverständlich eine Prüfung machen muß)? "Schleuse Anderten für Sportboot im Oberwasser", "Schleuse Anderten hört", "Wir sind jetzt KM soundsoviel komma fünf, können wir noch mit zu Tal schleusen?", "Ja, kommt man ran, wir nehmen Euch noch mit". So viel Gnade erlebt der Sportbootfahrer nicht immer, aber im Großen und Ganzen haben wir uns während dieser Reise noch nicht zu beklagen.
Auch in Hannover gibts schöne Plätzchen


Nach der Schleuse Anderten geht es dann in einem weitem Bogen um Hannover herum, schöne Häuschen am Wasser wechseln mit Industrieansichten, bei KM 149 geht der Stichkanal Linden ab, wir stechen mit ihm, fahren zwei KM bis zum Sportboothafen Seelze, wo wir schon auf der Hinfahrt gelegen haben und bekommen abendlichen Besuch von einem erinnerungsschwangeren ex-Hannoveraner ("Hier war früher die Badeanstalt"). Auf der abendlich sonnenbeschienen Terrasse des Restaurants "Zum Yachthafen" essen wir zur Abwechslung mal ein Schnitzel (jeder eins, nicht eins zusammen) und Elke ißt, wozu es in Berlin partout nicht gekommen ist: eine Riesen-Currywurst.


Freitag, 18.06.2010
Hannover - Minden Schachtschleuse -Petershagen/Weser

Das Wetter hat sich leider abgekühlt, die Sonne verzogen und es gibt auch schon mal einen kleinen Schauer. Wir erreichen Minden, wo wir über die Schachtschleuse ganz allein wieder 14 Meter tiefer auf die Weser gelangen.
Schachtschleuse Minden von der Weser aus gesehen

Nach einigen von der Strömung betriebenen schnellen Kilometern erreichen wir die Abzweigung des Kanals zur Schleuse Petershagen, halten uns aber nach Steuerbord weiter auf der Weser. Dort ist auf dem rechten Ufer vor dem Stauwehr ein Campingplatz mit Bootsanleger. Hier machen wir fest, gerade rechtzeitig vor einem Regenschauer und genießen einen gemütlichen Nachmittag und einen gemütlichen Abend mit Bratkartoffeln, Spiegeleiern und Tomatensalat aus der Bordküche, bereitet von der besten aller denkbaren....


Samstag, 19.06.2010
Petershagen - Nienburg


Auch heute etwas aprilmäßig, dabei aber warm. Die Weser trägt uns


mal Regen - mal Sonnenschein

durch drei Schleusen bis Nienburg, das mir nicht nur durch die Tatsache eines bewohnten Storchennestes auf einem Haus mitten in der Fußgängerzone in Erinnerung bleibt, sondern wahrscheinlich auf ewig mit der Erinnerung an die bohrenden Fragen einer Friseurin, der ich mich überfälligerweise anvertraut habe. Auf die berufsübliche Frage hatte ich geantwortet: "kurz", auf weiteres Nachfragen, "toben Sie sich aus", dann noch detaillierter, "die Ohren frei, der Nacken kurz, ich hab' da so einen Wirbel". Aber nein, es reichte nicht, ob ich mit der Schere, oder mit "der Maschine" behandelt werden wolle...Um Gottes willen, welche Maschine? Ich war schon in mehreren Erdteilen bei den unterschiedlichsten Friseuren und -innen, ganz zu schweigen von den vielen in den unterschiedlichsten Städten meiner bisherigen Wohnorte (der Mann ist rumgekommen), aber die Frage nach den Werkzeugen hat mir noch keine Vertreterin, kein Vertreter dieses ehrenwerten Berufsstandes gestellt. ( Der auch durch frivole Liedtexte wie dem von den "10 nackten Friseusen" nicht in den Dreck gezogen werden kann). Also, ich habe mich geweigert, eher, außer Stande gesehen, diese Frage zu beantworten und da beschloß die Dame mit der kopfschüttelnden Weisheit ihrer mindestens 28, gefühlt 128 Jahre: "jetzt fangen wir erst mal mit der Schere an, dann können wir ja immer noch..." Was? Ich weiß es nicht, jedenfalls wurde es ein sehr schöner Haarschnitt in dem Salon, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Dienstleistungen für 11 Euro abzurechnen. Ob diese großartige USP-Idee von einem ehemaligen Fußballer oder einem Rheinländer stammt, habe ich ebenfalls nicht in Erfahrung gebracht.

Dienstag, 15. Juni 2010

Langes Etmal - ein Tag Pause



Montag, 14.06.2010
Burg - Wolfsburg

Normalerweise sind wir ja faule Schiffer, drei bis vier Stunden Fahrt, dann legen wir meist wieder an, heute haben wir eine lange Etappe (bei Seeleuten heißt das "Etmal") gemacht.
Von Burg fahren wir den Elbe-Havel-Kanal westwärts bis zu seinem Ende an der Schleuse Hohenwarthe, die uns 19 Meter nach oben befördert (obwohl wir in der "Talfahrt" sind)
weil's so imposant ist: wir ganz allein, Schleuse unten...
19 Meter und Millionen Liter später, wir, immer noch allein, oben

 und dann geht es über das Wasserstraßenkreuz Magdeburg mit einer Brücke über die 'Elbe (sh. Eintrag vom 13.Mai auf unserer Hinreise) und weiter auf dem Mittellandkanal, vorbei ohne Halt an Haldensleben bis nach Wolfsburg, das wir nach 88 KM und etwas über acht Stunden erreichen. Die Fahrt war ruhig, die Schleuse Hohenwarthe haben wir mit etwas Wartezeit in 50 Minuten überwunden, meistenteils hat die Sonne zwischen dicken weißen Wolken geschienen und ein mäßiger Westwind hat für angenehme Temperaturen knapp über 20 Grad gesorgt. Auf dem Mittellandkanal war relativ viel Verkehr mit Berufsschiffen, von denen uns einige bekannt vorkamen von unserer Hinfahrt, andere, weil uns ihre Namen an Bekannte erinnerten.

Dem Kapitän gings gut, weil heute die Kapitänin längerer Strecken das Steuer übernommen hat, und er sich auf dem Vordeck die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und den Vögeln lauschen konnte (auf dem Vordeck sind die Motorengeräusche nämlich kaum zu hören).

Dienstag, 15.06.2010
Wolfsburg Liegetag

Heute sind wir nicht aus Vergnügungssucht nicht weitergefahren, nicht, weil wir endlich mal VW's Autostadt besichtigen wollten, auch nicht weil wir uns über das 1:1 der Italiener oder das 2:1 der Holländer Gedanken machen wollten. Beide Spiele haben wir nicht gesehen - nicht nur weil wir nicht so fußballbegeistert sind, sondern auch, weil unser toller Fernseher nix empfängt (siehe Eintrag vom 09.05). Eine in Brandenburg bei Tchibo erworbene Universal-Fernbedienung hat unser komplett Un-universaler Fernseher nicht akzeptiert, so wissen wir immer noch nicht, ob unsere Antenne versagt, oder ohne Fernbedienung das Gerät nicht zu programmieren ist.
Also wegen all dieser Dinge sind wir nicht nicht weitergefahren, sondern, weil sich vor ein paar Tagen ein Kaufinteressent für unser Schiff gemeldet hat, der in der Nähe Wolfsburgs wohnt. Die intensiven Verfolger unseres Blogs wissen, daß wir unser Schiff verkaufen wollen, weil, naja, weil eben ein Schiff immer einen Meter zu kurz ist und wir ein größeres Boot anstreben. Er kam und hat sich unsere "Adler 34" von Storebro angeschaut und wir werden sehen.
Wetter war schön, wenige Wolken, angenehme Temperaturen, frischer Wind, aber nicht zu kühl.
Zu bemerken ist noch, daß ich zwei 5-Liter Kanister Öl für unsere durstigen Herren im Keller (zu denen wir nach einer von Elke ausgegebenen Devise immer nett sind) per Fahrrad beim Baumarkt besorgt habe und dabei mich mit meinem handgemachten Rennrad von Bridgestone für 10 € wohl etwas zu scharf in die Kurve gelegt habe. Aber keine Sorge - die aseptische Wirkung von Lidl's Chianti ist bekannt.

Sonntag, 13. Juni 2010

Westwärts - Von den Seen zum Kanal

Sonntag, 13.Juni 2010
Kirchmöser - Burg

So richtig will die Sonne heute nicht scheinen, aber kalt ist es auch nicht und trocken. Wir sind also zufrieden und jammern nicht und lassen die Seenlandschaft Berlins und Brandenburgs nun endgültig hinter uns.
In etwas mehr als vier Stunden haben wir heute Burg (richtig, im Jerichower Land und Geburtsstadt von Clausewitz) erreicht.
Der Hafen am Elbe-Havel-Kanal ist ewas vom Kern des Städtchens entfernt, aber ein halbstündiger Spaziergang führt uns in eine merkwürdige Welt:


Fachwerkbauten aus dem 16. Jahrhundert, Türme der ehemaligen Stadtmauer, romanische Kirche aus dem 12.Jahrhundert und Fußgängerzone und Geschäftsstraßen fast vollständig mit Gebäuden aus Gründerzeit, Jugendstil, aber auch 20iger Jahren und frühen 30igern. Das ganze an einem Sonntag besucht zwei Stunden vor Beginn des ersten Fußballspiel Deutschlands in der Weltmeisterschaft - gespenstisch. Gut Restauriertes neben gänzlich Verfallenem, jede Menge Eisdielen, Nagelstudios, Bäcker und chinesisch-vietnamesische Kramläden für Dinge, die der Mensch nicht braucht. Burg ist im 2. Weltkrieg weitgehend unzerstört geblieben, der Zahn der Zeit hat während DDR-Zeiten vieles angenagt, aber vieles hat sich da auch erhalten - durch Nichtstun. So wird der Gang durch Burg zu einer Reise in die Vergangenheit - wie so oft in Städten, Städtchen und Dörfern im Osten.
Die Post ist so gewaltig wie ehemals
die örtliche Braukunst immerhin noch durch ein Gebäude dokumentiert
und Meiers Eisdiele sah schon vor drei Jahren so aus (mitten in der Stadt!).
Schaufenster sind erhalten geblieben und seit langem wieder mit Ware gefüllt,


einstige Liebe zur Schönheit prangt trotz aller Verfallserscheinungen noch über der Tür zum Billig-Kaufhaus,

und Liebhaber eklektizistischer Villen können in Burg sicher ein Schnäppchen machen.


Auf der ARD - Homepage lese ich gerade: "...gewann das Team von Joachim Löw souverän mit 4:0." Das Deutschland siegt, war Jubelschreien, Tröten und Feuerwerkskrachern zu entnehmen, aber wie hoch, weiß ich erst jetzt.

Samstag, 12. Juni 2010

See-Tage


Donnerstag, 10.06.2010
Ketzin - Plauer See(Brandenburg)


Morgens hat es etwas gegrummelt und dann kräftig geregnet. Gut, daß ich abends das Verdeck doch noch zugemacht habe trotz Sternenhimmel. Aber bei der Fortpflanzung ist die Natur erfinderisch, die Pappelsamen wurden vom Regen mitnichten weggespült, sondern ballen sich zusammen und kleben nur umso fester an Dach, Fenstern, Tauen.
Ansonsten hat der Regen auch die Temperaturen unbeeindruckt gelassen, es bleibt warm, was sage ich - heiß. Aber wir wollten es ja so.
Havelidylle fern...

und nah

Wir brechen auf und haben beschlossen, in Brandenburg nicht festzumachen
Brandenburger Strandidylle

 - ham 'wer ja schon besichtigt - sondern in der Hoffnung auf etwas kühle Brise im Plauer See bei unserem heißgeliebten, sagenumwobenen Kirchmöser (...spiegelt die deutsche Geschichte der letzten 100 Jahre wider: http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchm%C3%B6ser).


In der Tat haben wir dort wieder einen schönen Liegeplatz in der ersten Reihe mit herrlichem Seeblick, der Wind hält sich leider in Grenzen - es ist wirklich heiß - aber trägt dafür unsere schneeweißen Wunderwerke der Natur herbei - Pappelsamen. Gegen die Hitze gibt es ein probates Mittel, die Badeleiter an der Badeplattform. (für Nicht-Schiffer: am Heck des Schiffes angebrachte Plattform mit einer Klappleiter, die,  man ahnt es bei dem Namen, bestens für Abstiege ins kühle Naß geeignet ist. Und natürlich - fast wichtiger - auch die Rückkehr an Bord ermöglicht. Ansonsten nutzen wir die Badeplattform hauptsächlich als Fahrradtransportmittel.)

Und das Wasser des haveldurchflossenen Sees ist erfrischend kühl und sauber.
Ja und dann erleben wir mal wieder, daß man sich als Schiffer immer mal wieder trifft und, daß die Welt ein Dorf ist. Ein Boot und seine Besatzung, das wir in fernen regnerischen kalten Tagen (die wir trotz Affenhitze gerne missen) auf der Hinfahrt zuletzt in Wolfsburg getroffen haben, macht ebenfalls an unserm Steg fest und wir stellen fest, daß wir uns sogar noch aus fernen Berufszeiten kennen. Das war natürlich einen längeren gemeinsamen Abend im "Zum Fischerufer" direkt bei unserem Steg wert.




Freitag, 11.06.2010
Kirchmöser Liegetag


Sobald kommen wir ja nicht mehr auf unserer weiteren Rückfahrt an klaren Seen vorbei oder durch sie hindurch, daher bleiben wir bei weiter heißem Wetter, heute ab und an unterbrochen durch einen Gewitterschauer und mit heiß ersehntem kühlendem Wind, am Plauer See und tun das, was wir am liebsten tun...nix.
Und abends noch mit den Bootsnachbarn ein Abschiedsbier mit Diskussionen über ex-Berufsthemen. Diese Themen, so nah.. und doch so fern. Machen uns mal wieder unseren glücklichen Stand deutlich, frei von lohnabhängigem Zeitdruck sich der Schifferei widmen zu können.

Samstag,12.06.2010
Kirchmöser Liegetag

Man darf's ja gar nicht laut sagen: wir sind nicht traurig, daß es heute bedeckt ist und auch ab und an etwas regnet, angenehme 20 ° sind eine Labsal nach einigen sehr heißen Tagen. Und morgen solls auch wieder sonnig und trocken werden. Da wollen wir wirklich nicht meckern.
Und da das Schifffahren nicht nur wegen der drei f so anstrengend ist, legen wir noch einen "Ruhetag" hier am Plauer See ein und beobachten die Segelregatten, die unser gastgebender Verein heute für die verschiedensten Bootsklassen durchführt. Ein Meer von Segeln über dem See.

Mittwoch, 9. Juni 2010

Die Rückfahrt hat begonnen



Montag, 07.06.2010
Köpenick -Potsdam

Zugegeben, es war gestern heiß und man war dankbar für ein kleines Lüftchen ab und an. Heute nacht hat es kräftig geregnet, morgens und tagsüber weitgehend trocken, manchmal kam auch die Sonne heraus. Dann wurde der Westwind immer kräftiger und damit -gefühlt - kühler. Also, ich schwitze lieber etwas mehr.
Heute war nochmal Tanken in Köpenick an der billigen Tankstelle angesagt (heute sogar nur 119,9 Eurocent, in Potsdam glatte 10 Cent mehr) und dann haben wir über Spree und Teltowkanal den Griebitzsse erreicht und damit Berlin verlassen.

An den Ufern des Griebitzsees einige kleinere Anwesen

Vom Griebitzsee nach Backbord, Steuerbord die Glienicker Brücke liegen lassend, erreichen wir nach 4,5 Stunden, 45 Kilometern und einer Schleuse Potsdam, wo wir in der Neustädter Havelbucht unterhalb wenig schöner Hochhäuser, aber nahe der Innenstadt festmachen.

Das war noch Industriearchitektur - Pumpstation für die Fontänen von Sanssoucis in Gestalt einer türkischen Moschee

Dienstag, 08.06.2010
Potsdam -Werder

Mein Wunsch hat offensichtlich Gehör gefunden, es ist heute wieder warm, zunächst blauer Himmel, später etwas Gewölk und schwül. "Det jibt heute noch wat", meinte der Hafenmeister, damit hatte er ebenso unrecht wie vor drei Wochen, als wir hier bei herrlichstem Mai-Wetter lagen, also 12 ° und Regen, und er meinte, "det wird aba morjen besser".
Also, wir hatten eine schöne Fahrt von Potsdam in den Schwielow-See durch die enge Passage von Caputh

mit seiner Seilfähre, dort einmal rum, aber Liegeplätze gab es nicht, oder jedenfalls keine, die uns gefielen, also weiter die Havel abwärts zur Insel Werder, wo wir - wie schon auf der Hinfahrt und auch 2007 - nördlich der Insel festmachen und einen wunderschönen Abend auf dem Achterdeck verleben. Sicherheitshalber klappen wir nachts das Verdeck zu und schließen die Luken, aber es bleibt trocken.

Mittwoch, 09.06.2010
Werder - Ketzien

Heiß, heiß, heiß - das wir das noch erleben dürfen. Morgens graublauer Himmel und schwül, aber es kommt kein Gewitter und trotz wechselnder Bewölkung - es wird immer wärmer und kein Regen. Wir legen nach anderthalb Stunden Fahrt um die Mittagszeit in Kentzien an. Schöner Anleger, sehr ruhig in der Ketziner Havelschleife,

aber unser Schiff wird quasi eingeschneit von Unmengen von Pappelsamen, die in dichten Wolken auf uns herniederschneien.
Und die armen Schwäne haben den ganzen Tag noch nichts zu fressen bekommen.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Leute! Die Sonne scheint- und es ist warm




Mit einem blog halst man sich ja was auf, trotz Regenwetter und nach dem Kommando "Leinen fest" Kojensitzen - was soll man sonst tun, außer mit Regenjacke und Fleecepullover angetan nach dem Bäcker suchen, also trotz Kojensitzen bin ich mal wieder kräftig im Hintertreffen. Deswegen erst mal das wichtigste:
Der 3.Juni wird in Brandenburg und Berlin als der Tag in die Geschichte des Jahres 2010 eingehen, an dem die warme Jahreszeit begann. (Hoffentlich bleibts jetzt eine Weile so), mehr demnächst, der Akku des Laptops gibt schon den Geist auf...

Donnerstag, 03.06.2010
Teupitz - Zernsdorfer Lanke /Kablow-Ziegelei

Wetter - wie gesagt- gestern abend zeigt sich, schon nach Sonnenuntergang ein größer werdender Streifen hellen Himmels mit Abendrot, heute morgen scheint früh schon die Sonne, dann kommt noch mal ein breiter grauer Streifen, der bis Mittag verschwunden ist und kein Regen mehr und kein kalt mehr.
Wir brechen auf vom Teupitzer See, dem südöstlichsten Ort unserer Tour, weiter ginge es von hier aus auch nicht, der Teupitzer See ist sozusagen Kopfstation. Wir könnten jetzt nach 12 Kilometer noch einen Schlenker nach Süden machen, weiter die Dahme aufwärts, aber auch das wäre eine Sackgasse. Wir könnten auch nach einem Stück zurück Richtung Berlin in die Spree-Oder-Wasserstraße gelangen und dann schließlich in die Oder, aber das stand sowieso nicht auf unserem Plan und hätten wir jetzt wegen des Oder-Hochwassers auch vergessen können.
Aber , liebe besorgt Interessierte unter den LeserInnen, ansonsten merken wir von dem Oder Hochwasser hier nichts, die hiesigen Gewässer sind durch Schleusen von der Oder abgeschottet. In Ansehung des Wetters der letzten drei Tage haben wir aber ein gutes Verständnis für anschwellende Gewässer.

Ab jetzt also fahren wir langsam wieder heimwärts. Heute zurück bis zum Krüpelsee, legen kurz an der Seeterrasse an und geben den Schlüssel zurück, was wir bei unserer Übernachtung hier vor einer Woche (sh. 27.05.) vergessen haben. Hier gibt's für Elke endlich eine Curry-Wurst, die ja eigentlich in Berlin fällig gewesen wäre, aber irgendwie ist's nicht dazu gekommen.

Dann machen wir noch einen Abstecher vom Krüpelsee in einen Seitenarm, die Zernsdorfer Lanke, an derem nördlichen Ende der Kapitäns-Klub wunderbar unter hohen Bäumen liegt.

Dort werden wir mit freundlichen Hallo und Handschlag wie lang erwartete Gäste begrüßt. Betrieben wird der Kapitäns-Klub vom multitalentierten Ehepaar Gisder, Gastronomie mit Biergarten, Sauna, Gästekojen, Veranstaltungen, Physiotherapie u.v.m. (siehe http://www.gt-worldwide.com/487.html)

Eigentlich haben sie nur am Wochende auf - Boote sind aber immer willkommen - und gerade heute haben beide eigentlich Termine, aber ruckzuck haben sie sich was überlegt und wir bekommen am Abend noch einen herrlichen rheinischen Sauerbraten nebst anregender Unterhaltung mit dem Hausherrn, der von und über alles etwas weiß. (im Gegensatz zu mir, wie die geneigten Leser wissen). Für Berliner auch ein schöner Ausflugstipp - mit der S-Bahn bis Königswusterhausen, dann z.B. mit dem Fahrrad weiter oder (wie wär's, Fritz) mit einem geliehenen Boot (Bootsverleih Rübezahl ist mir z.B. wegen des so aussehenden Besitzers aufgefallen). Übernachten kann man da auch. 

Freitag, 04.06.2010
Zernsdorfer Lanke - Zeuthen

Hurra, es bleibt schön, strahlender Sonnenschein und Liegeplatz mit bester Aussicht.


Samstag, 05.06.2010
Zeuthen - Liegetag

Weiter herrliches Wetter, wir bleiben liegen und gönnen uns einen Ruhetag - haben wir uns ja nach unseren anstrengenden Tätigkeiten verdient - mit Schauen auf den bunten Bootsverkehr Berliner und anderer Ausflügler und mit kräftigem Schaukeln mit den von jenen erzeugten Wellen. Wir sind ja seefest.

Morgendämmerung - noch rührt sich kein Bootsfahrer

Sonntag, 06.06.2010
Zeuthen - Köpenick

Heute kommen wir schon ins Schwitzen, lassen einen Teil unseres Verdecks aufgespannt zum Sonnenschutz und stürzen uns ins Berliner Bootsgetümmel. Nach knapp zwei Stunden haben wir Dahme-aufwärts Köpenick erreicht, den zunächst angestrebten Liegeplatz direkt gegenüber dem Schloß geben wir nach schwierigem Anlegemanöver wegen zu großer Schaukelei wieder auf, ganz Berlin - so scheint es - ist heute per Boot unterwegs und das verursacht ordentlichen und nicht abreißenden Wellenschlag.
Nicht alle Boote sind schön - aber manche haben Humor

Wir fahren um die Altstadt herum, biegen dabei östlich in die Spree und machen beim Bootsverleih an der Gaststätte "Zum Waschhaus" fest. Vetter Wolfgang und seine Frau nehmen nach anstrengendem Golftag wie wir beide nach anstrengender Rentnerschifffahrt den halbwegs kühlen (Sonnenschirmschatten und kühle Brise von der Spree) Biergarten des "Waschhauses" dankbar in Anspruch. Fast überflüssig zu sagen, daß auch hier kräftig Wellen geschlagen wird vom Verkehr zum Müggelsee oder von demselben. Aber unser Schiff schaukelt am Steg ohne uns und unser Biergarten schaukelt nicht.