Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Freitag, 28. Mai 2010

Um Berlin herum - 23.05.- 28.05.2010

(Pfingst-)Sonntag, 23.05.2010
Berlin-Spandau - Berlin-Treptow


Sind wir alt? Mitnichten, deswegen geht es heute zu unserer Insel, der "Insel der Jugend", die liegt in der Spree in Berlin-Treptow und dort liegt auch der "Klipper", ein Gastronomieschiff mit der "größten Wasserterrasse Berlins". Können wir nicht beurteilen, aber am Pfingstmontag, der grau begann und gegen Nachmittag richtig warm und sonnig wurde, drängelten sich die Leute, um einen Platz zu bekommen.
In Spandau stößt noch unser Freund Fritz zu uns, dessen Jugendlichkeit uns erst recht in der Wahl des Ziels bestärkt. Wir fahren aber nicht über die Spree, deren Verkehr mit zahlreichen, ruppigen Fahrgastbooten wir am Regierungsviertel, Reichstag, etc. vorbei nicht brauchen. Die Tour haben wir schon 2007 erledigt.

Mitreisender Glienicker Brücke fotografierend

Heute fahren wir von der Scharfen Lanke havelabwärts, vorbei am Großen Wannsee und der Pfaueninsel bis vor die Tore Potsdams, unter der Glienicker Brücke hindurch in die Glienicker Lake und dort scharf links, also nach Osten, durch den durch seine Uferbegehungsstreitigkeiten bekannten Griebnitzsee schließlich in den Teltowkanal, der uns südöstlich (so südlich, daß dort sogar Wein angebaut wird)
Weinbau am Teltow-Kanal


vorbei an Teltow, Lichterfelde, Steglitz, Tempelhof führt, dann biegen wir steuerbord (das ist links) in den Britzer Verbindungskanal, der uns zur Spree bringt, die wir dann ein kurzes Stück stromab in nordwestlicher Richtung befahren. Nach zwei Kilometern ist bei der Abzweigung des Rummelsburger Sees die Insel der Jugend und der Klipper erreicht. Und es zeigt sich, daß es klug und weise von der besten aller denkbaren Ehefrauen war, dort telefonisch einen Liegeplatz zu reservieren.




Mit dem Bug fast auf dem Teller mit Schnitzel der Terrassengäste kommen wir gut zu liegen einschließlich Aussicht auf die Start- und Landebahn für Wasserflugzeuge.  







Nachtrag für eine geografisch interessierte Leserin: Wir haben auch dieses Jahr (wie 2007) gern einige Tage in Spandau, genauer Pichelsdorf, auf der "Scharfen Lanke" gelegen. Das ist quasi das nordwestliche Ende des Wannsees, der aber nur ein Teil der sich zwischen Berlin und Potsdam mächtig ausbreitenden Havel ist. Was sagt Wikipedia?
"Das einstige Fischerdorf Pichelsdorf liegt auf einer Halbinsel, die im Osten von der Havel und vom Pichelssee sowie im Westen vom Grimnitzsee und der Scharfen Lanke (auch „Pichelsdorfer Fenster“ genannt) umschlossen wird. Am gegenüberliegenden Ufer von Havel und Pichelssee liegt die Halbinsel Pichelswerder." Pichelsdorf hat selbstverständlich nichts mit picheln zu tun, obwohl wir das auch dort getan haben.
Und dann gibt's noch die "Krumme Lanke", aber die "ist ein See im Südwesten Berlins im Bezirk Steglitz-Zehlendorf am Rande des Grunewalds. Er stellt nach dem Nikolassee und dem benachbarten Schlachtensee den drittsüdlichsten See der Grunewaldseenkette dar." (Wikipedia).
Das Wort "Lanke" ist wohl slawischen Ursprungs, die haben nämlich mindestens bis zum 11. Jahrhundert in Brandenburg gesiedelt, und heißt wohl so etwas wie See.
Nachtrag zum Nachtrag: geografisch bestens beschlagene Leser - kein Wunder (oder doch?), wenn man Berliner ist - haben darauf hingewiesen, daß die Scharfe Lanke nicht das südöstliche Ende des Wannsees ist. Sie ist Teil der Havel, wie eben auch der etwas südlicher liegende Wannsee.




 (Pfingst-)Montag, 24.05.2010
Berlin-Treptow - Berlin-Friedrichshagen


Wetter? siehe Foto, aber wenigstens ist es warm (um die 20°) und bleibt halbwegs trocken


Himmel über Treptow
Weiter geht es in Richtung Osten, nach Köpenick, dort suchen wir eine Tankstelle, die uns unterwegs von wiedergetroffenen englischen Schiffsreisenden als billig empfohlen wurde. Die Tankstelle ist neu und noch nicht in unserer Karte verzeichnet und wir kurven herum und sehen - nix. Es ist zwar Pfingstmontag, aber das Wetter hat offensichtlich alle Ortskundigen von den Stegen vertrieben. Fragen können wir also keinen und die von Boot zu Boot zugerufenen Wegweise unserer Engländer können wir nicht so recht mehr erinnern. Nach einigem Suchen - Köpenick liegt an der Einmündung der Dahme in die Spree und hat so schon einiges an Wasserflächen plus der "Alten Spree" zu bieten, die die Baumgarteninsel schmal umrundet und von einer Brücke überquert wird, die für unsere Durchfahrtshöhe zu niedrig ist. Da also fahren wir erst ganz zuletzt hinein - und nach einer Kurve, da liegt sie, die im März eröffnete Wassertankstelle, an der man sich selbst bedienen muß und die vor allem die gleichen Preise fürs Diesel hat wie die Straßentankstelle, von der sie betrieben wird. Wir haben Glück und können für 1,20 €/ltr - billiger als an so macher Straßentankstelle - 380 Liter bunkern. Und man kann auch noch mit Karte bezahlen, sonst gibts Sprit nur gegen Bares. An anderen Tankstellen an der Spree werden zur gleichen Zeit bis zu 1,36 € gefordert. Macht 60 € Unterschied, dafür kann man schon zweimal essen gehen. Das machen wir dann auch, nachdem wir in Friedrichshagen kurz vor dem Ausfluß der Spree aus dem Müggelsee beim "Wassersportzentrum Berlin" (mit Brötchenservice vom benachbarten Hotel) angelegt haben. Vor dem Essen sind wir noch in den Ort spaziert und haben in der Gaststätte des "Berliner Bürgerbräu", die Brauerei ist ebendort an der Spree gelegen, ein "Rotkehlchen" getrunken. (Danke Ingo, für die Führung dorthin letzten November).
Zum Wetter passend fanden wir diese nur auf den ersten Blick verwirrende Anlegestelle an der Spree, auf den zweiten Blick birgt sie tiefes philosophisches Verständnis für die Wettersituation dieses denkwürdigen Mai 2010.


Dienstag, 25.05.2010
Berlin-Friedrichshagen - Berlin-Schmöckwitz


War es gestern grau, aber warm, so zeigt sich der heutige Tag aufgelockert, jedoch ein kräftiger, ungemütlicher Westwind pustet die Wellen auf dem Müggelsee an dessen östlichem Ende zu ozeanischer Dünung mit Schaumkronen auf - na, ja, einen halben Meter Wellenhöhe werden wir schon bezwungen haben. Um so idyllischer zeigt sich die dann folgende Müggelspree, windgeschützt durch Bäume mit einigen schönen "Datschen".

Wir gelangen in den Dämmeritzsee, wenden uns dort nach Süden in den Gosener Kanal, der uns in den Seddinsee führt. Hier pfeift der Wind wieder über die freie Fläche, diesmal schräg von vorn und unser hochseetüchtiger "Adler 34" quert lässig in Schräglage wie ein Segelboot dieses Gewässer.
 So gelangen wir nach Schmöckwitz an der Dahme in den "Yachthafen Schmöckwitz", der wind- und wellengeschützt uns noch einen sonnigen Nachmittag auf Deck beschert. Und der REWE-Markt mit Bäcker liegt keine 400 Meter entfernt. Und was gibt's da noch? Die uns von Friedrichshagen bekannte Bürgerbräu-Spezialität "Rotkehlchen" (Das trinken wir jetzt immer).







Bierspezialität, Konsumentin (Sudoku ratend)


Mittwoch, 26.05.2010
Berlin-Schmöckwitz - Liegetag

Das Wetter ist einigermaßen, wir erholen uns einen Tag im Hafen von unserer anstrengenden Reise, machen einen Spaziergang durch Schmöckwitz mit einer Mischung aus Jugendstil-Landhäusern, Datschen im grau-braunen DDR-Putz und modernen Häusern, mal protzig mit zweifelhaftem Geschmack, mal ganz normal und eine neuerbaute marokkanische Burg mit Mauer- und Turmzinnen ist auch dabei, warum, weiß wahrscheinlich nur der Bauherr. Ein altmodischer Badeort aus dem frühen 20. Jahrhundert, Wessiprotz und DDR-Relikte (z.B. das Eiscafé am Hafen "Ob kalt, ob heiß, Winkel's Eis") mit Kopfsteinpflaster und Lindenalleen mit sandigen Bürgersteigen. Und das weniger als eine Stunde mit Straßen- und S-Bahn von Berlin-Mitte. Kleiner Wermutstropfen - die Maschinen im Landeanflug auf Berlin Schönefeld.
Am Abend trifft Freund Helmut aus Berlin mit ebendenselben Verkehrsmitteln ein (nicht mit dem Flugzeug) und wir gehen essen in ein Steak-Haus in der Chopinstraße in Eichwalde (Nachbarort von Schmöckwitz, nicht mehr Berlin), das wirbt mit "50% auf alles" (außer Tiernahrung, möchte man ergänzen) und kann daher unseren Freund überzeugen, die Stadtgrenze zu überschreiten. Das Essen war gut, spottbillig und auf dem Spaziergang zurück fängt es an zu nieseln.

Samstag, 22. Mai 2010

Berlin - erreicht

Donnerstag, 20. Mai 2010
Werder - Berlin-Spandau, Scharfe Lanke

Wetter - grau, frisch, aber trocken, im Laufe des Tages wärmer und sonnige Abschnitte (!!!?)

Kurz vor Caputh, aus dem Schwielow-See kommend fährt vor uns in den kleinen Kanal zwischen Schwielow-See und Templiner See ein uns bekanntes Boot ein. Die Schiffersleut' sind Engländer und wir haben vor 14 Tagen ein langes schleusenreiches Etmal gemeinsam gemeistert und uns anschließend bei einem gemeinsamen Abendessen angeregt unterhalten. Das passiert immer wieder, daß man Boote und ihre Besatzung bei längeren Strecken mit dem selben Ziel wieder trifft, auch wenn unterwegs ganz unterschiedliche Halteplätze angesteuert werden oder der eine oder der andere an einem Ort mal einen Tag länger bleibt. Vor drei Jahren auf unsere damaligen Berlin-Tour haben wir ein Ehepaar über viele Wochen immer wieder mal getroffen, völlig zufällig ohne jede Verabredungen. In Wolfsburg haben wir sogar ein Boot und seinen Skipper getroffen, dem wir vor zwei Jahren zwischen Elsaß, Straßburg und rheinab bis Koblenz mehrfach begegnet sind. Die Schifferswelt ist eben ein Dorf.
Von Werder

ging es heute über Schwielow-See, Templiner See, ohne Halt durch Potsdam durch - kennen wir durch frühere Aufenthalte ganz gut - weiter durch den Tiefen See, unter der weltberühmten Glienicker Brücke hindurch

- ja, eben jene mit den Agentenaustauschen zu Kalte-Kriegs-Zeiten - die Havel weiter stromauf, vorbei an Pfaueninsel (und vorher und nachher noch jede Menge Schinkel-Bauten an den Ufern), den Großen Wannsee steuerbord lassend erreichen wir schließlich nach 3 Stunden und 32 KM Spandaus Ufer in Pichelsdorf an der Scharfen Lanke.

Hier waren wir 2007 auch schon einmal. Man liegt hier wunderbar, wir haben wieder einen Anlegeplatz in der ersten Reihe und ein italiernisches Restaurant gleich am Platze (Am Pichelsee 22, "Il Pescatore", empfehlenswert).
Der Tag klingt aus mit dem Besuch eines Freundes bei gemeinsamen Abendessen in besagtem Restaurant.

Freitag, 21. Mai 2010
Berlin - Spandau Liegetag
Wetter - erst grau, aber warm, im Laufe des Tages zunehmend blauer und wärmer - 25°, das wir das noch erleben dürfen.

Vormittags kommt der Monteur von Volvo-Hoth (direkt auf der anderen Straßenseite) an Bord - einen kurzfristigen Termin konnte ich am Donnerstag-Nachmittag noch ergattern - und er heilt unser Wasserpumpen-Problem buchstäblich durch Handauflegen. Einmal den Deckel vom Wasserfilter ab, etwas an der Dichtung gewischt, wieder zugeschraubt und - funktioniert.
Ich kann es nicht fassen, einen ganzen Nachmittag habe ich nichts anderes gemacht als auf- und zugeschraubt und abgewischt - der aufmerksame Leser erinnert sich des Berichtes vom Liegetag in Idensen ca 14 Tage vorher am Mittellandkanal. Aber, jetzt, auch nach mehrmaligem Probieren, auf- und wieder zuschrauben, es funktioniert. Also gut. Ich erwerbe noch neue Dichtungen (0-Ringe), montiere diese und die Funktion hält an. Hat der verdammte Filter doch irgendwo Luft gesogen. Na, Hauptsache, es funktioniert.
Mittags machen wir uns per Bus auf zur Museumsinsel und besuchen das "Neue Museum" tief beeindruckt von Vorgeschichte (Eiszeit, Neandertaler und so bis zum Goldhelm, frühe Bronzezeit) und von der Restaurations-Architektur dieses jahrzehntelang halb verfallen/verwahrlosten Gebäudes, erlahmen unsere kulturellen Kräfte und die unserer Beine, noch ein Geschwindgang durch die ägyptische Abteilung (Nofretete natürlich) und andere Räume und nach zweieinhalb Stunden wanken wir in den Lustgarten, treffen dort einen anderen lieben Freund, mit dem noch ein Bier und ein schönes, gemeinsames Abendessen, zur Abwechslung mal italienisch, aber bei des Freundes Hausitaliener im Nicolai-Viertel, sehr gut. Noch ein Stündchen Busfahrt und wir geniessen auf dem Achterdeck den noch leidlich warmen Abend mit Halbmond und einigen Sternen und auch einem Bier oder zwei oder so. 

Samstag, 22.Mai 2010
Berlin - Spandau Liegetag

Wetter - erst zögerlich, dann immer mehr blauer Himmel, zwischendurch Wolkenfelder und auch frischer Wind, aber das kann man für diese Jahreszeit gelten lassen.

Nun sind wir in der Hauptstadt, aber auch hier ist die Welt nicht anders, mehr und mehr konzentriert sich das Einkaufsangebot vor allem bei Lebensmitteln auf große und größte Märkte, selbst der Kaiser's in Pichelsdorf hat aufgegeben, immerhin war - nicht weit von unserem Liegeplatz - ein Einkaufszentrum mit einem großen Kaiser's, mehreren kleinen Geschäften, Imbißläden und Lottogeschäft und - für Schiffer besonders wichtig, einem Laden von AWN, einem großen Bootsartikelvertreiber. Der ist noch da, aber kein Kaisers, die kleinen Läden alle leer, nur die Imbißfrau hält durch mit dem Mut der Verzweiflung. Ja, und wo kriegen wir jetzt unser Brot, Bier, Obst, Wurst und was der Mensch sonst noch so braucht, her? Jetzt passen Se mal uff, da lang ist der Penny (begeistert mich nicht), da lang der Reichelt/Edeka.

Noch ne ganze Ecke, zu Fuß eigentlich nicht erreichbar. Also starten wir heute eine Fahrradexpedition mit zwei Rücksäcken und ich balanciere noch einen kleinen leeren Bierkasten (11 Flaschen, zur Fußballweltmeisterschaft, wie sinnig, elf Freunde sollt ihr sein, aber elf Flaschen?) mit Krombacher Weizen alkoholfrei (eine Empfehlung meines Arztes, weniger aus Gesundheitsgründen, mehr von Biertrinker zu Biertrinker). Zurück kehren wir reich beladen mit u.a. Beelitzer Spargel, Erdbeeren, einem gefüllten Krombacher Elfer-Kasten und anderen überlebenswichtigen Dingen. Ja, das Einkaufen als Schiffer ist für autogewohnte Menschen eine  Herausforderung.

Und dann, heute nachmittag, man höre und staune, war auch noch ein kleines Schläfchen in der Sonne auf dem Achterdeck drin. Man staune nicht deswegen, daß wir fleißigen Schiffersleut auch mal zu einem Schläfchen kommen, sondern - hallo! - draußen, in der Sonne, ohne zu befürchten, daß irgendwelche Gliedmaßen wegen Erfrierungen amputiert werden müssen.

Mittwoch, 19. Mai 2010

eine Schwalbe macht noch keinen Sommer...

Montag, 17.Mai 2010
Kirchmöser - Brandenburg

Wetter - auch heute weitgehend sonnig, abends bedeckt

Nach gemütlichem Frühstück mit Brötchen vom Bäcker beim "Netto" (dem "richtigen" Netto, den wir Wessi's kennen (netto-online.de), nicht dem Netto mit dem Hund im Logo (netto.de)) legen wir um halb eins ab. Vorher haben wir noch Wasser getankt. Kostet in der Regel ein Euro je 100 Liter, so auch hier. Da wir meist auch an Bord duschen, müssen wir bei einem knapp 300 Liter fassenden Tank so alle drei - vier Tage nachtanken. 
Nach einer reichlichen Stunde Fahrt durch den Plauer See und dann vor allem durch die sehr schöne Brandenburger Niederhavel mit schlängelndem Verlauf vorbei an sumpfigen Ufern, Kopfweiden und Binsen

erreichen wir Brandenburg (die Stadt Brandenburg an der Havel, denn das Land Brandenburg haben wir nach Durchquerung von Sachsen-Anhalt schon kurz nach Genthin erreicht) und machen dort am "Salzufer" fest beim "Slawendorf", einem Erlebnis-Museum mit nachgebauten Holzpalisaden, ebensolchen Hütten, etc. Hier liegt man schön kurz vor der "Jahrtausendbrücke", die Altstadt und Neustadt miteinander verbindet. Ein freundlicher Empfang durch einen kompetenten Hafenmeister, der sofort zu touristischen und Einkaufsmöglichkeiten Auskunft erteilt, einen Stadtplan mit Empfehlungen für einen Stadtrundgang überreicht und Bestellungen für den morgendlichen Brötchendienst entgegennimmt. Das ist Service!
Und bei halbwegs sonniger Nachmittagssonne sitzen wir tatsächlich bei offenem Verdeck und gönnen uns ein -alkoholfreies- Weizenbier.
Die Empfehlungen zum Stadtrundgang nehmen wir danach gern an, der sich einschließlich Besichtigungszeiten auf rund zwei Stunden beläuft. Man sieht dabei auch merkwürdige Gestalten.
Was macht Roland mit der linken Hand?

Abends gehen wir im "Bismark" essen, dessen Wirt auch gern mal in selbigem Kostüm launige Unterhaltung bieten soll. Das ist uns erspart geblieben, dafür gabs einen hervorragenden Zander "Müllerin-Art" bzw. Matjes "preußisch", ebenfalls sehr gut. Dazu zwei "Preußen-Pils", seit 1795, angeblich der bevorzugten Marke von Herrn Bismark.


und welcher Brandenburger ist echt?


Dienstag, 18. Mai 2010
Brandenburg - Werder

Wetter -leider war's das nach zwei sonnigen Tagen schon wieder, grau ist's und zunehmend frischer Wind lassen 15° noch ungemütlicher erscheinen.

Wir verlassen Brandenburg und fahren weiter die Havel aufwärts, deren Mäander - durch den Wasserbau etwas begradigt - weiter durch schöne Landschaften, seebreite Erweiterungen und schließlich mit einer 90° Grad-Wendung nach Süden durch den kleinen und dann den großen Zernsee zur Inselstadt Werder führen. Heute war unsere Strecke 31 KM; einschließlich der Vorstadtschleuse, in die wir nach kurzer Wartezeit einfahren konnten, betrug die Fahrzeit vier Stunden.


Mittwoch, 19.Mai 2010
Werder - Liegetag (due to weather conditions)

Nachts hat es schon angefangen und hält bis Mittag an - strömender Regen, dann geht der Regen in permanenten Niesel über. "Kommt aus Polen", sagt der Hafenmeister in einem Ton, der vermuten läßt, daß daher ohnehin nichts anderes zu erwarten ist.
Es wird zwar wärmer, aber auch das zusammen mit der ebenfalls vom Hafenmeister verbreiteten Hoffnung, daß es morgen wieder besser werden soll, bestärkt uns in der gemeinsamen Meinung, die uns morgens beim zugegeben gemütlichen Geräusch prasselnden Regens auf das Kajütdach schon unausgesprochenermaßen hat bis neun Uhr schlafen lassen, bestärkt uns also in der Meinung: so nicht, liebes Wetter, wenn Du uns so kommst... dann bleiben wir einfach liegen.  Nicht im Bett, sondern am Steg in Werder.
Nach morgendlichem Regenspurt erworbene Brötchen verzehren wir zum Spätstück, lesen, schauen im Internet nach unseren Kontoständen (war ein Fehler) und machen nachmittags einen Nieselspaziergang. Und zum Essen bleiben wir auch an Bord und leeren eine hervorragende Dose "Texastopf" (die armen Texaner, immerzu Bohnen, könnt' isch nit), dazu Köstritzer Pils und natürlich auch ein Schnäpschen - inzwischen sind wir bei "Fürst Uranow" angelangt, "Putin" trinken wir aus ideologischen Gründen nicht und "Gorbatchow" scheint's nicht mehr zu geben. Und der "Alte Kapitän" - der geneigte Leser wird sich erinnern - hat uns schon vor längerer Zeit verlassen.

Sonntag, 16. Mai 2010

Der Himmel hat ein Einsehen

Sonntag, 16.Mai 2010
Kirchmöser 2.Liegetag

Wetter - tatsächlich, es gibt sie noch, die liebe Sonne, wärmendes Gestirn.

Heute vormittag riss der Himmel zusehends auf, blaue Löcher (meine Mutter pflegte zu sagen "Bubenhosen") mehrten sich. Bei teilweise kräftigem Wind und schnell ziehenden Wolken war es sofort erheblich wärmer. Für Mitte Mai immer noch frisch, aber wir wollen nicht undankbar sein.
Gestern hat es den ganzen Tag geregnet bei 10°. Heute können wir die Fenster und Türen öffnen, teilweise sogar im Klappstühlchen an Deck sitzen und die schöne Aussicht auf den Plauer See genießen. Oder beim Abendbrot im Abendrot den Reihern zusehen, die höchst angeberisch, aber auch sehr elegant an uns vorbei und zwischen den Masten der Segelboote hindurch segeln.
So lob ich mir das Schifffahren bzw. das Schiffstillliegen.

Samstag, 15. Mai 2010

es geht noch schlechter...Regen, Regen 10°


Freitag, 14.Mai 2010
Burg - Kirchmöser (Brandenburg)

Wetter - das kennen wir schon, grau, 15°. Es tröstet wenig, daß die Wetterkarte Tiefs über ganz Europa zeigt. Was nützt es, wenn auch Spanier und Italiener frieren?

10:30 Uhr werfen wir die Leinen los (nautisch für lostuckern),  den Elbe-Havel-Kanal weiter ostwärts der am heutigen Etappenziel schon die ersten Züge der großartigen Brandenburger und Berliner Wasserlandschaft zeigt. Heute brauchen wir für unser Etmal von 48 KM fast sechs Stunden, wir haben nämlich auch zwei Schleusen zu überwinden, für die in Zerben brauchen wir fast eine Stunde, weil wir erst mal 40 Minuten warten müssen, bevor es losgeht,
Die Entdeckung der Langsamkeit - warten vor der Schleuse

für die Schleuse Wusterwitz nur 10 Minuten, weil die wegen eines vorher aufgeschleusten Berufsschiffes die Tore weit offen hält und die Lichter Grün zeigen.
Eine für Nicht-Seeleute (für mich aber auch) kleine nautische Merkwürdigkeit am Rande: Wir schleusen nach unten, eigentlich also "zu Tal", der Elbe-Havel-Kanal ist aber in Richtung Osten mit Grün an Steuerbord betont, normalerweise die Richtung, die man von See kommt, also z.B. einen Fluß einfährt, den man dann natürlich stromauf, "zu Berg" befährt, und wenn da Schleusen kommen, geht's nach oben. Hier beim Elbe-Havel-Kanal ist es aber so, daß die Richtung Osten als "zu Berg" gilt, obwohl man eigentlich zu Tal schleust. Alles klar? Beim Mittellandkanal verhält es sich genauso. Warum? Ich weiß es nicht.
Nach unserer heutigen zweiten Schleuse Wusterwitz öffnet sich der Elbe-Havel-Kanal in den Wendsee und geht dann in den Plauer See über. (Der Plauer See in Brandenburg bei Plaue und nicht der Plauer See in Mecklenburg-Vorpommern bei Plau) Im Plauer See umschiffen wir eine Untiefe, halten uns nach Steuerbord (rechts) und legen am Steg des Eisenbahner-Segel-Clubs von Kirchmöser (PLZ 14776) (die aufregende Geschichte Kirchmösers vom 1. Weltkrieg bis heute siehe unter den Berichten aus 2007 in diesem Blog, der Zeitzeuge ist immer noch Hafenmeister). Grau und windig war's die ganze Zeit, mit dunkel dräuenden Wolken , jetzt nieselt es ein wenig, aber dann ist es wieder - wie den ganzen Tag - trocken. Wir schließen schnell den Strom an, bald breitet sich wohlige Wärme aus und wir genießen die schöne Aussicht auf den See aus der ersten Reihe.


Samstag, 15.05.2010
Kirchmöser Liegetag

Heute wollten wir sowieso einen Liegetag machen, der Dauerregen seit heute Nacht bestärkt uns. Don Ceramico (bitte halte durch) rattert vor sich hin, das einzige Problem, was wir bei aller Gemütlichkeit haben, wir sollten unsere Vorräte angesichts des morgigen Sonntags etwas auffrischen, aber ob zu Fuß oder mit dem Rad, Regen ist einfach scheiße. Schauen 'mer mal...

Plauer See von Kirchmöser Richtung Plaue

Donnerstag, 13. Mai 2010

und nun durch Sachsen-Anhalt bis Burg am Elbe-Havel-Kanal

Mittwoch, 12.Mai 2010

Wolfsburg - Haldensleben

Wetter - vormittags lockert es nach leichtem nächtlichem Regen tatsächlich etwas auf.
Die Sonne zeigt sich scheu, ja, es gibt sie noch in diesem milden Frühlingswinter, und tatsächlich springt das Thermometer von 15° auf 19°, aber mittags ist der Spuk schon wieder vorbei. Wir ziehen die dicken Fleecepullover und die Regenjacken wieder über.

In vier Stunden ansonsten ereignisarmer Fahrt (wenn man von der Tatsache absieht, daß an der Stelle der früheren deutsch-deutschen Grenze die Grenzerbaracke zum italienischen Lokal "Il Canale" umfunktioniert wurde) erreichen wir nach 54 Kilometern Haldensleben. Zum Ort mehr in diesem Blog unter den Eintragungen vom Jahr 2007( unter "Pfingstsonntag").
Einen kleinen Spaziergang durch das hübsche Städtchen mit fast vollständig erhaltener Stadtmauer machen wir noch, erwerben beim vietnamesischen Gemüsehändler für 4,45 € (!) vier Orangen, (allerdings ganz dicke) und zurück auf's Schiff zu unserem Freund, dem Heizöfchen mit Ceramic-Heiztechnik, das man bei schwach abgesicherter Bootssteg-Elektrik auch im Sparmodus betreiben kann.



Kirche, Rathaus und Roland in Haldensleben

Donnerstag,13.Mai
Haldensleben - Burg

Wetter - es nervt einfach nur, kalt, grau, 15°.

Heute fahren wir nur 23 Kilometer, brauchen dafür aber 4 Stunden und 15 Minuten.
Bald nach Haldensleben erreicht der Mittellandkanal das Wasserstraßenkreuz, an dem mittels einer großen Brücke die Elbe überquert wird. Geplant war das schon beim Bau des Mittellandkanals (begonnen Ende der zwanziger, vorläufig fertiggestellt Ende der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts), aber der 2. Weltkrieg und dann die deutsch-deutsche Teilung führten dazu, daß zunächst an dieser Stelle es mit einer Abstiegsschleuse zur Elbe hinunter ging, kurz unterhalb Magdeburgs dann die Elbe ein kurzes Stück befahrenwurde, bis durch den Niegripper Verbindungskanal der Elbe-Havel-Kanal Richtung Berlin erreicht wurde. Seit 2004 nun überquert man per Trog die Elbe und wird dann mit 19 Meter Niveauunterschied in der Schleuse Hohenwarthe auf den Elbe-Havel-Kanal expediert. Das das heute bei uns über anderthalb Stunden gedauert hat, liegt nicht an der Höhe dieser modernen Schleuse mit Schwimmpollern (man muß also nicht bei jedem 2. Meter Höhenunterschied die Seile umhängen, die das Boot an der Schleusenwand halten) sondern ist einfach Schiffers Schicksal, mal geht's schnell, mal dauert's. Weil noch ein Boot kommt, weil die Schleuse gerade unten oder oben ist, oder weil.. ich weiß es nicht.
Nach der Schleuse fahren wir noch ein paar Kilometer auf besagtem Elbe-Havel-Kanal und erreichen dort den Sportboothafen des Städtchens Burg (siehe zu Burg das entsprechende Kapitel in diesem Blog aus dem Jahre 2007, unter "Pfingstmontag"). An diesem freudlosen Vatertag erschallt von der Hafenkneipe laute Musik, der optimistische Wirt hat Bänke und Tische, Musikanlage und Grill aufgestellt, auf dem mangels der Massen grillbesessener Väter ein trauriges Würstchen schmurgelt. Was solls, wir haben einen schönen Liegeplatz und unseren bereits mehrfach erwähnten Freund "Ceramic".

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PS
Wegen telefonischer Nachfragen besorgter Leser: Der "Alte Kapitän", Spitzenaquavit der Fa. Lidl für 5,95 € ist längst ausgetrunken, aber neben Jagertee - einer freundlichen Gabe von Elkes Kusine in 2007, die jetzt zu ihrem Recht kommt - hatten wir noch etwas Kirschwasser (inzwischen ebenfalls alle) und eine kürzlich angebrochene Flasche Wodka. Also macht Euch keine Sorgen, meine Lieben....Und getrunken wird immer erst nach 12:00 Uhr.

Dienstag, 11. Mai 2010

Weiter auf dem Mittellandkanal

Samstag, 08.Mai 2010
Idensen - Liegetag


Wetter... reden wir nicht drüber
Heute eine kleine Radtour ins Dörfchen Idensen, das keiner kennt, aber eine schöne, kleine romanische Kirche aus dem Jahre 1180 (oder kurz davor oder danach) sein eigen nennt mit einem Storchennest (bewohnt) auf dem Dach.
Ein Hauch von Frühling


Für den Mittag haben Hafennachbarn einen Tankwagen angekündigt und richtig, er kommt und wir tanken Diesel zum -vergleichsweise- Spottpreis von 1,23 € (dem Preis an einer normalen Straßentankstelle), in Hannover bei der Schiffstankstelle nannte man uns auf telefonische Anfrage 1,36 € ( bei 248 Litern, mehr ging nicht in usere Tanks - immerhin 32 € Unterschied, kann man schon essen gehen dafür)
Nach dem Tanken bemerkt der technisch begabte Bootsnachbar, daß ich vor dem Start des Backbordmotors bei diesem erst den Wasserfilter aufschraube, mittels eines Schlauches und Trichter ca. 1 ltr Wasser in den Ansaugstutzen Richtung Motor gebe, um dann erst Leistung der kühlungs- und dafür motorüberlebenswichtigen Wasserpumpe für das Seewasser zu haben (siehe Abenteuer vom 02.05.2010 weiter unten in diesem Blog). Also erst mit seinen Tipps, dann allein an Filter und Motor geschraubt, neuen Impeller eingebaut (jetzt geht gar nichts mehr), dann wieder den alten eingebaut, jetzt funktioniert es wieder wie vorher, also mit anfüllen. Der immer wieder trostreich vorbeischauende Nachbar kann sich das ebensowenig erklären. Mir kommt der treffende Spruch in den Sinn "Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich". Nach mehreren Stunden in meinem speziell mitgeführten Overall (Blaumann ist es nicht, denn er ist ferrarirot) im Keller - dort befinden sich sozusagen die Motoren - als Schlangenmensch - es ist eng dort - gebe ich mich damit zufrieden, daß es ist, wie es ist. Vielleicht das Pumpengehäuse? Oder doch ein Schlauch nicht dicht? Ich denke an eine Volvowerkstatt in Berlin-Spandau direkt an der Scharfen Lanke. Vielleicht können wir ja dort des Rätsels Lösung finden lassen.

Sonntag, 09. Mai 2010
Idensen - Hannover-Seelze

Wetter...nachmittags gibt es etwas Ahnung von Sonnenschein bei brütend heißen 16°
Ein berühmter Buchtitel lautet „Jesus kam nur bis Eboli“, wir kamen nur bis Seelze. Wir sind dem Lindener Seitenkanal vor Hannover bis zur Abzweigung gefolgt zum Hafen Linden/Hannover und noch ein Stück in Richtung Leine-Abstiegsschleuse, da ist auch auf der linken (Herrenhäuser) Seite ein Jachthafen, der aber nur kleine Stege hatte und voller Zelte und Jugendlicher war, sodaß wir dort nicht angelegt haben, sondern wieder ca. 6 KM zurückgefahren zum Jachthafen bei Seelze, dort schön angelegt und abends in dem tagsüber sehr belebten Restaurant (Muttertagseinladungen, aber auch Kommunions- und Konfirmations-gekleidete Mädchen haben wir gesichtet) Fisch gegessen.
Nachmittags aber wollten wir eine Radtour machen und ggfls. die Herrenhäuser Gärten erreichen und vorher noch die Stätten der Kindheit eines Lesers dieses Blogs in Letter, wollten vorbei an Tankstellen und Lidlmärkten so richtig in die Pedale treten, da, pffhhh, mein Hinterrad war platt. Und kein Flickzeug. Also umgekehren und schiebend zu Fuß wieder das Schiff erreichen, die Sehnsucht nach Letter, Hannover und seinen Schönheiten im Herzen. Am Schiff habe ich dann den Reifen geflickt und mich noch einer weiteren Prüfung ausgesetzt:
Bisher hatten wir auf unseren Reisen keinen Fernseher an Bord und haben ihn auch nicht wirklich vermisst.
Im Zeitalter digitalen terrestrischen Fernsehens dachten wir jedoch, elegant, ohne das häufig in den Häfen zu beobachtende nervöse Drehen an Satellitenschüsseln von sportschaubesessenen Bootssportlern, mit einer kleinen elektrisch verstärkten Zimmerantenne auszukommen und hatten uns deswegen einen Flachbildfernseher zugelegt, der dieser Technik mächtig ist und auch noch einen DVD-Player integriert hat. Zuhause in Wiesmoor hat auch alles wunderbar funktioniert, in Emden auch noch so einigermaßen, aber da stellten wir schon fest, daß ich die Fernbedienung vergessen hatte. So ein Fernseher will aber an jedem veränderten Ort neu auf die lokalen Sendefrequenzen programmiert werden und ohne die Fernbedienung mit allerlei dafür vorgesehenen Tasten kann man am Gerät selbst nur wenige Tasten bedienen, aber irgendwie bin ich dahintergekommen, wie diese die meisten Funktionen auch darstellen können. Aber... das Gerät zeigt immer "Kein Signal", liegt es nun daran, daß die elektronische Antenne mal heruntergefallen ist, oder daran, daß man ohne Fernbedienung altprogrammierte Sendefrequenzen nicht richtig löschen kann? Jedenfalls nach stundenlanger Fummelei habe ich mich darauf besonnen, daß man seinen Tag auch anders verbringen kann, als mit Motor-, Fahrrad- und Fernsehbasteleien. Aber ärgern tuts mich doch irgendwie. Damit fertig zu werden, nennt man frustrationstolerant. (Grrrh, aaah, grummel, zerspring')


 
Montag, 10.Mai 2010
Hannover-Seelze - Salzgitter-Heidanger


Wetter, kalt und grau.
Von der mediterranen Idylle eines ehemaligen Kiesloches und der Freundlichkeit des Betreibers. Leider hat sein schönes Restaurant montags Ruhetag.
"Ereignisarme 53 KM auf dem Mittellandkanal einschließlich Schleuse Anderten nach kurzer Wartezeit mit 14,7 Meter Hub, 2 Berufsschiffen und zwei weiteren Sportbooten bis zum Stichkanal Salzgitter, dort nach 3 KM ein schöner Jachthafen – Heidanger - in einer künstlich angelegten Lagune ruhig und mitten im Grünen. Der Betreiber des „Restaurants am Jachthafen“ – gute Karte, gutes Essen- ist auch für den Hafen zuständig. Als ich wissen will, wo der nächste Bäcker ist, fragt er, wie viele Brötchen?  Bringe ich Ihnen morgen früh mit....Und dabei ist nicht nur die Lagune als Liegeplatz schön, am und vom Restaurant sieht’s aus, als wär man am Gardasee."
Das habe ich 2007 für den 25.Mai notiert und das stimmt auch heute. Nur die Temperaturen leider nicht. 




Dienstag, 11. Mai 2010
Salzgitter -Heidanger - Wolfsburg


Wetter, kalt und grau, nachmittags lockert es etwas auf, ein paar Sonnenstrahlen. Die Gefahr eines Sonnenbrandes bleibt gering, aber immerhin, seit langer Zeit wird die wattierte Jacke etwas zu warm.

Berlin ist noch weit, wenn man's denn auf dem Bild erkennen könnte (248 KM bis Berlin zeigt der Wegweiser an der Einmündung des Salzgitter - Zweigkanals in den Mittellandkanal) Die Fahrt führt an der Einmündung des Elbe-Seitenkanals vorbei weiter Richtung Osten auf dem Mittellandkanal zur Schleuse Sülfeld, die gnädigerweise gleich nach unserer Ankunft Grün zeigt, sodaß wir ein halbe Stunde später 9 Meter tiefer unsere Fahrt fortsetzen können. In Wolfsburg führt der Kanal direkt am VW-Werk entlang, vorbei an der "Autostadt" zum Sportboothafen des Wolfsburger Motoryachtclubs direkt vor dem neuen VFL-Stadion.
Der Hafen ist gut eingerichtet, es gibt eine Waschmaschine und nach fast zwei Wochen kommt uns das gerade recht. Für 5 € gitbt's eine Wertmarke, die man über der Waschmaschine einwirft und dann...tut sich nichts. Aber der freundliche Hafenmeister bringt das gleich in Ordnung. Den Trockner kann man nach dem Waschen kostenfrei ebenfalls benutzen. Auch der streikt zunächst, aber meine computererfahrene Elke weiß dieses Problem elegant zu lösen: man macht einfach nochmal alles auf Null, die Tür auf und wieder zu und dann geht's. Ist doch logisch. Abends gibts Carpaccio, Tagliatelle al Salmone und für den Kapitän eine Pizza in der Hafenkneipe, die natürlich wie heißt? Neptun ... wie sonst.




Sonntag, 9. Mai 2010

Das Wetter bleibt schlecht

Mittwoch 05.Mai 2010
Recken - Bad Essen

Morgens Sonnenaufgang - also nicht nur astronomisch, sondern sichtbar, aber dann Nebel, der lichtet sich wieder, blauer Himmel...sollte es doch besser werden? Da ziehen graue Wolken auf und es regnet. Wir brechen auf, fahren nun gleichmäßig auf dem Mittellandkanal ungestört von Schleusen. Der Regen hört auf, es bleibt kalt, da! Plötzlich taucht ein Riesenspeicher am Ufer auf und wir bekommen  einen Riesenschreck:
 Es scheint, als habe der EierFÜHRER persönlich zu uns gesprochen. Um Gottes willen, gestern haben wir noch beim Lidl gesündigt, aber wir geloben Besserung, morgen, gleich morgen, werden wir die richtigen Eier kaufen.

Die weitere Fahrt verläuft ereignisarm. In Bad Essen, nach 49 Kilometern und 4 Stunden Fahrt legen wir wieder an und tatsächlich kommt die Sonne etwas heraus. Im Windschutz der Bäume am Hafen wärmen wir uns an ihren Strahlen.
Bad Essen hat dieses Jahr die Landesgartenschau, davon haben wir nicht viel gesehen, aber es gibt schöne alte Fachwerkhäuser, viele Rentner und ab 17:00 ist die Stadt so lebhaft  wie eine Geisterbahn nach Feierabend.

Donnerstag, 06.Mai 2010
Bad Essen - Minden

Weiter gehts heute 35 KM nach Minden. Im Hafen des Motoryachtclubs von Minden ist der Teufel los - der niedersächische Motorbootverein oder so ähnlich hat zu einer "geführten Weserfahrt" stromauf von Minden geladen und 42 Sportboote sind dem Ruf gefolgt. Und entsprechend voll ist es im Hafen. Wir quetschen uns mit Hilfe eines netten Holländers an einen kleinen Steg. Überflüssig zu vermelden, daß die Fahrt durch graues Wetter mit ca 12° uns nur den Griff zum "Alten Kapitän" übrig läßt, der und unser Elektroöfchen lassen uns langsam wieder auftauen. Ich versuche mich an unserer defekten Dieselheizung, ein Boschdienst ganz in der Nähe (gefunden durch mein Navi mit seinen POIs) kann mir immerhin einen Schaltplan unseres 30igjährigen Gerätes kopieren. Hilft aber auch nicht weiter.
Unter den Voraussetzungen und angesichts des strömenden Dauerregens hoffen wir auf Gnade vom Eiergeist, weil wir immer noch keine korrekten Eier haben, aber morgen... bestimmt.
Wir beschließen den Abend im "Hafenblick" bei Schnitzel bzw. Matjes mit hausgemachten Bratkartoffeln.

Freitag 07.Mai 2010
Minden - Idensen

Die ganze Nacht hat es geregnet, dank Stromanschluß hat auch die ganze Nacht unser Elektroöfchen ratternd für Wärme gesorgt, aber nun nach dem Frühstück hat der Himmel ein Einsehen, es bleibt kalt und grau, aber es hat wenigstens aufgehört zu regnen...man wird bescheiden.
Wir machen uns zu Fuß auf Richtung Einkaufsmarkt und tragen nun im Edeka-Zentrum unsere Schuld ab, korrekte Eier werden erworben:
Nicht nur aus Deutschland, sondern auch noch aus Bodenhaltung. Unklar ist mir zwar, was der deutsche Hühnerzüchter mit der geschulterten Heugabel will...tote Hühner am Boden abdecken?
Lassen wir das, wir müssen schließlich weiter nach Berlin. Nebenbei konnten wir im Edeka - Centrum (mit C oder Z? ich weiß es nicht mehr) auch noch die Wirksamkeit der Marktwirtschaft studieren. Kaltes Wetter - hohe Spargelpreise, 7,99 € lassen auch meine Spargelliebhaberin zurückschrecken.
Um 12:00 Uhr brechen wir auf (nautisch: werfen wir die Leinen los), erreichen bei trockener Fahrt um 15:45 den Hafen beim kleinen Örtchen Idensen, ca. 30 KM westlich von Hannover. Kaum haben wir festgemacht, beginnt es mal wieder zu regnen. Aber was soll's, wir haben ja alles: Stromanschluß für den Elektroofen, "Alten Kapitän" für's Gemüt (er geht leider schon zur Neige) und in der romantisch "Schatzinsel" genannten Hafenkneipe essen wir zur Abwechslung Schnitzel mit Bratkartoffeln. Für unser Seelenheil ist auch noch gesorgt. Warum die nicht in Duisburg sind? Vielleicht auf der Flucht vor "übergriffigen" Bischhöfen.









Dienstag, 4. Mai 2010

Immer noch in Richtung Berlin

Montag, 03.Mai 2010
Haren/Ems - Lingen/Ems

Wir starten in Haren erst mal mit Tanken. Hier gibt es nämlich eine Bootstankstelle. Das ist ja auch ein Thema. Diesel an der normalen Tankstelle kostet zur Zeit ca. 1,23- 1,25 €, aber für Schiffer ist's oft teurer, weil der Treibstoff eben erst ans Wasser geschafft werden muß, der Umsatz geringer ist als an einer normalen Tankstelle und viele Sicherheitsbestimmungen hinzukommen, damit kein Diesel ins Wasser kommt. In Haren ging es einigermaßen, wir haben 1,28 € gezahlt. Hier wäre es sicher billiger gewesen:

Das Wetter ist kalt und grau, der Schleusen sind viel, gelandet schließlich in Lingen im Alten Hafen. Da gibt's keinen Strom und damit auch keine (Elektro-)Heizung - die Dieselheizung startet irgendwie nicht, dafür aber einen LIDL und einen Bäcker, gerade mal 200 m vom Liegeplatz entfernt. Der Jugoslawe gleich nebendran war leider schlecht, zumindest mein Pleskavica (das die heute alles aus diesem Fertighackfleisch machen müssen, genau wie Döner..) Und es hat - kaum das wir angelegt haben - geregnet und geregnet. Im dem dem LIDL benachbarten KICK haben wir zwei Fleecedecken erstanden und können so - Elke in Bettdecke + Fleecedecke + eine andere Decke gehüllt, ich die Füße in den Frottestrandmattenbezug gehüllt, darüber Bettdecke und darüber KICK's Fleecedecke-einigermaßen warm die naßkalte Nacht überstehen. Ich muß gestehen, der "Alte Kapitän",
 ein Aquavit aus dem Hause LIDL, hat dabei auch geholfen. ( und Socken und T-Shirt und Trainingsanzug und aquavitbedingte Schnarcher, oder wie Goethe seinen Werther schreiben läßt:...das war eine Nacht, Wilhelm!")


Dienstag, 04.Mai 2010
Lingen/Ems - Recke/Mittellandkanal KM 13

Urlaub machen wir, aber Urlaub wovon? Vom Rentnerdasein? Wahrscheinlich, heute war jedenfalls knochenharte Arbeit und viel Geduld erforderlich.
Viele Schleusen,
Wartezeiten, um 10:00 Uhr gestartet und schließlich um 20:15 Leinen fest in der kleinen Marina Recke mit angeschlossenem Campingplatz, Wohnmobilstellplatz, Ausflugsboot, auf dem man heiraten kann ("Paula", das schwimmende Standesamt - ja so wahr ich Till heiße), Grillabend, das ganze Jahr über, Ferienwohnungen, in denen man seine Trauung vielleicht noch überdenken kann....Wir jedenfalls waren froh, daß dieses umtriebige Unternehmen in Recken uns um diese Zeit noch Bratwurst und Steak mit Kartoffelsalat, Tortellini und Krautsalat nebst einigen Bitburger Pilsenern einschließlich Liegeplatz mit Strom für tutto completto 32 €  serviert hat.
Jetzt kann ich mich nur noch um meinen "Alten Kapitän" kümmern. Ab morgen lassen wir's dann auch wieder ruhiger angehen. Bis Anderten (hinter Hannover) kommen keine Schleusen mehr und entsprechend auch keine "Betriebszeiten" und Anlegeplätze gibts auch genug. Ach ja, das Wetter war heut auch ganz anständig, viel Sonne, aber noch sehr kühler Wind.

Sonntag, 2. Mai 2010

Sonntag, 02.Mai 2010
Herbrum - Haren an der Ems

Auch heute eingeschränkte Schleusenzeiten auf dem DEK (sonn- und Feiertags 06:00 bis 14:00), daher stehen wir schon mal ungewohnt früh auf (07:00). Die Sonne ist aufgegangen und scheint hoffnungsfroh über einige kleine Wolken hinweg. Sollte der Wetterbericht geirrt haben...? Um es vorweg zu nehmen, er hat nicht, im Laufe des Vormittags wirds grauer und grauer, bis es schließlich auch ein paar Tröpfchen gibt.

Wir machen indessen frohgemut nach gemütlichem Frühstück um 09:10 Uhr die Leinen los und gerade will ich, eben in die Ems eingefahren, ein bißchen Gas geben, da stockt mir mal wieder der Atem...die Backbordmaschine im roten Bereich. Sofort augeschaltet, mit halber Kraft, also nur dem Stbd-Motor weiter, Elke übernimmt das Ruder und ich die Fehlersuche. Das Kühlwasser dampft mir auch schon entgegen wie bei den Autos früherer Tage. Sollte sich wieder einmal ein Keilriemen verabschiedet haben oder der Impeller (Pumpe für das Kühlwasser)? Nein, Keilriemen ist in Ordnung, vielleicht der Wasserfilter verstopft?
Als verantwortungsbewußter Skipper habe ich natürlich nach dem Motorstart auch überprüft, ob das Wasser läuft (da gibt es ein Schauglas, das aber nicht immer so ganz klare Schau gibt) und ich könnte schwören, das es lief. Also erst mal den Wasserfilterdeckel abschrauben, das darin befindliche Sieb ist vom gestrigen Ems-Flutwasser auch ganz schön verschlammt (muß denn bloß für die Meyerwerft in Papenburg die Ems immer tiefer und tiefer ausgebaggert werden mit der Folge immer größerer Schlammtransporte während der Gezeiten?), aber verstopft? Kann man eigentlich nicht sagen, egal, Sieb gereinigt, Filter wieder verschraubt, den etwas abgekühlten Motor wieder gestartet, mais hélàs, kein Wasserstrom zu sehen.
Gut (oder auch nicht) fahren wir erst einmal in die vor uns auftauchende Schleuse Bollingerfähr, die nach Funkanfrage schon die Tore weit geöffnet hat und grünes Licht zeigt.
Nach der Schleusung legen wir an einem Steg an und ich gehe der Kühlwasserversorgung weiter auf den Grund, öffne den Filter erneut und gieße mit einem Schlauch Wasser in die Ansaugleitung zum Motor, ist da nämlich Luft drin, hat's der Impeller mit dem Wasser ansaugen schwer. Deckel wieder verschraubt, Motor gestartet, das Wasser läuft, die Pumpe funktioniert und die Motortemperatur bewegt sich brav im grünen Bereich - et hätt' noch immer joot jejange.

Für Technikinteressierte ein kleiner Exkurs, die anderen lesen einige Zeilen weiter unten weiter.
Schiffsmotoren (für Sportboote) sind zunächst mal nichts anderes als Automotoren, aber die Kühlung muß anders funktionieren als dort. Beim Auto wird das zirkulierende Kühlwasser im Kühler - ein dichtes Geflecht wasserdurchströmter Lamellen - durch den Fahrtwind gekühlt. Das geht beim Schiff nicht, hier muß das Kühlwasser anders gekühlt werden, ein viel verwendetes System, auch bei unseren Volvo Penta Motoren (die in Wahrheit Peugeot-Motoren sind, die durch die Tochterfirma  Penta von Volvo marinisiert wurden) ist das sogenannte Zweikreissystem. Ein innerer Kühlwasserkreis zirkuliert wie beim Auto - Motor, tritt aber nicht in die fahrtwindgekühlten Lamellen eines Autokühlers ein, sondern in einen Wärmetauscher, in dem der zweite, "äußere"  Kreislauf frisches (kaltes) Wasser zirkulieren läßt, in der Regel ist das Wasser dem entnommen, auf und in dem das Boot schwimmt, daher wird dieser Kreislauf "Seewasser" (auch wenn's aus Fluß oder Teich kommt) genannt. Dieses Wasser wird also von außen angesaugt, durch den Wärmetauscher gepumpt, wo es das Kühlwasser des inneren "geschlossenen" Kreislaufs kühlt und dann mit den Auspuffgasen zusammen wieder außenbords gepumpt wird. Das Pumpen übernimmt ein Gummischaufelrad in einem Gehäuse, der Impeller, und da das Wasser von außen ja auch verunreinigt sein kann und der Durchmesser der Ansaugöffnung schon recht groß ist  (6 - 8 cm), wird das Wasser vor Eintritt in den Motor durch einen Filter geführt (der schon mal verstopfen kann). Wenn nun also dieser äußere Wasserkreislauf gestört ist (Filter oder Ansaugöffnung verstopft, Impeller defekt, Keilriemen zum Impellerantrieb defekt), dann wird der Motor früher oder später zu heiß. Alles klar?

So, nun auch für die Technikuninteressierten weiter.
Wo waren wir? Ach ja, die Kühlung funktioniert wieder und der Stress hat auch unseren Blutkreislauf geweitet und soll ja in Maßen gesund sein. Vielmehr gibt's auch nicht zu berichten, außer daß wir nach zwei weiteren Schleusen in Haren an der Ems im neuen Sportboothafen um 13:40 festgemacht haben, hier wir erst mal wieder Wasser gebunkert und morgen werden wir im alten Hafen Diesel tanken. Hoffentlich ist der Preisgott uns gnädig. Was sonst zu Haren zu bemerken ist, habe ich schon im Vorjahr beschrieben, als wir von hier aus durch den Haren-Rütenbrok - Kanal gen Holland geschippert sind, siehe:http://tillmauritius.blogspot.com/2009/06/oldersum-bis-groningen.html (unter Freitag, 05.06.2009)

Samstag, 1. Mai 2010

Nach Berlin, zu Schiff, die Zweite

Mit guten Vorsätzen - regelmäßig zu bloggen und nicht wie letztes Jahr die Leser irgendwo zurückzulassen - starten wir unsere zweite Reise nach Berlin auf eigenem Kiel.

 Freitag, 30.04.2010
Wiesmoor (Marcardsmoor)  - Emden
Nachdem es vor nicht einmal zwei Monaten noch so bei uns ausgesehen hat...
hatten wir schon sommerliche Tage in der vergangenen Woche, an denen wir durchaus mit dem einen oder anderen Schweißtropfen unser Boot startklar gemacht haben:
  • Ölwechsel an zwei Motoren
  • Winterlagerschmutz außen wie innen entfernen
  • Bootsrumpf und Dächer wachsen und polieren
  • Sommerpersenning montieren
  • Matratzen und Polster (im Winter zu Hause gelagert) wieder einbringen
  • Wasser auffüllen (300 liter)
  • Betten beziehen
  • Lebensmittel und Getränke einladen
  • dto Bücher, Karten, Reiseführer
    auch noch - nicht zu vergessen, aber ohne Schweiß - die web'n walk Karte wieder mobilisieren, sodaß wir auch auf dem Boot (fast) uneingeschränkt internetfähig sind. Fast, d.h. Timo Beil will uns nicht über Skype telefonieren lassen, wahrscheinlich wollen Sie ihre Konkurrenz bekämpfen (kein voice over IP heißt das dann auf kommunikations-chinesisch.
Nachdem das nun alles erledigt war, wollten wir eigentlich am 01.Mai starten, aber ein Blick auf dieses Papier:
  ließ uns die Frage stellen, was, wenn Samstag ein Feiertag ist? Der 1.Mai nämlich, der "Tag der Arbeit"- für Rentner irgendwie überflüssig. Tatsächlich Feiertag wie Sonntag - und da ruhen außer in der Hauptsaison die Schleusen auf dem Ems-Jade Kanal. Das hieße, wir könnten erst am Montag, den 3.Mai starten und soviel Zeit haben wir nicht - Rentner!
Also starten wir schon Freitag bei leider inzwischen verschlechtertem Wetter, grau, regnerisch und 15° mit dem üblichen Ritual - wir zwei zusammen mit dem Auto zum Liegeplatz am Nordgeorgsfehnkanal im Wiesmoorer Stadtteil Marcardsmoor - ja ja, seit 2006 ist Wiesmoor, "die Blüte Ostfrieslands" mit seinen 14.000 Einwohnern Stadt - dort laden wir den restlichen Krempel (Laptop, Fernseher und was der Mensch sonst noch so braucht) aus, Elke schifft sich ein und ich fahre allein mit dem Auto zurück und parke es in der heimischen Garage. Dort noch rasch den Postboten abgepaßt mit den auf den letzten Drücker bestellten vier neuen Fendern, die in den Rucksack und dann das vor zwei Jahren als "Opknapper" (Schnäppchen) für 10 Euro erstandene tadellose Bridgestone Rennrad bestiegen und die 7 Kilometer bis zum Liegeplatz in knapp 15 Minuten gestrampelt.

Fahrrad zum anderen, schon zwei Tage vorher von mir zum Boot geradelten auf die Badeplattform plaziert, 09:58 werfen wir die Leinen los, und gelangen mit einer längeren Pause an einer Schleuse, aber der selbstlosen Bereitschaft des Schleusenwärters, der auf seine Mittagspause für uns verzichtet, zwei Schleusen bedient und zahlreiche Brücken für uns öffnet, noch vor Ende der "Betriebszeit" nach Emden, wo wir im "Delft" um 17:00 Uhr festmachen.
Für Kenner: der schnellere Weg wäre kurz vor Emden in den Verbindungskanal, dort dann über die Verbindungsschleuse in den Ems-Seiten-Kanal bis Oldersum und dann in die Ems, aber die Verbindungsschleuse war wegen Reparaturarbeiten gesperrt, also mußten wir nach Emden über die Kesselschleuse, dann neben anderen Brücken, die Gunst der Öffnungszeit der Eisenbahnbrücke über den Emder Hafen erwischen, zur Borsumer Schleuse und von da dann in den Ems-Seiten-Kanal.

Der Ems-Jade-Kanal endet in Emden und damit auch die Zuständigkeite des NLWKN, die Schleusen am Emder Hafen (Seeschleuse und Borsumer Schleuse) werden von Niedersachsen Ports bedient, der Ems-Seiten-Kanal und die Oldersumer Schleuse liegen dann in der Zuständigkeit des Bundes wie auch die Ems und der folgende Dortmund-Ems-Kanal. Hier gelten dann am 1.Mai die Feiertagsregelungen, d.h. Betriebszeiten bis 14:00 Uhr bei den Schleusen. Das heißt wir kommen weiter.
Liegeplatz im Delft in Emden




Samstag, 01.Mai 2010
Emden - Herbrum (DEK KM 210)

Das Wetter ist heute leider noch schlechter als gestern, dicke graue Wolken, kräftige Regenschauer, was der April an namenstypischem Wetter weitgehend hat vermissen lassen, scheint der Mai an seinem Feiertag unbedingt nachholen zu müssen. Was soll's - das kann doch einen Seemann nicht erschüttern, also 09:30 Leinen los, langsam zur Eisenbahnbrücke geschippert, zur Anmeldung zweimal kräftig getutet und tatsächlich, pünktlich, wie wir es von der Deutschen Bahn AG gewohnt sind, öffnet dieselbe um 09:55 die Brücke, wir hindurch und zur Borsumer Schleuse, die vorher über Funk schon von uns benachrichtigt wurde und mit freundlichem Doppelgrün zur Einfahrt lädt.

10:15 - 10:25 dauert die Schleusung und weiter durch den Ems-Seiten-Kanal zur Schleuse Oldersum, 

die ebenfalls über Funk vorangemeldet Grün zeigt. 11:15 angekommen, verlassen wir die Schleuse auf die Ems um 11:30 und brausen mit erst 20, später sogar 24 Stundenkilometer dank der Hilfe der auflaufenden Flut zu Berg. Für die 40 KM an Leer und Papenburg vorbei zur ersten Schleuse, die die unregulierte Ems bis zur Mündung von der regulierten Ems mit dem Dortmund-Ems-Kanal (DEK) trennt, brauchen wir so gerade mal 2 Stunden. Zur Dimension, unser Boot, ein sogenannter Halbgleiter, erreicht mit seinen zwei 106 PS Volvo Penta Motoren von 1976 bei 4.000 UpM 24 km/h als Spitzengeschwindigkeit. Das muten wir unseren "älteren Herren im Keller" aber nie zu, meist fahren wir so mit um die 2.000 UpM 11 KM/h durchs Wasser. Jetzt, auf der lehmig dahinstrudelnden Emsflut haben wir wegen der Feiertagsbetriebszeit auch etwas Gas gegeben, 3.000 UpM bedeuten so ungefähr 16 KM/h, aber die Strömung hat noch einmal kräftige 7 bis 8 KM/h dazu gegeben.
Wir erreichen die Schleuse Herbrum bei DEK-KM 212 also um 13:30 gerade noch rechtzeitig, um vor Schließung 14:00 Uhr ca. 1,50 m nach oben geschleust zu werden. Die nächste Schleuse - Bollingerfähr - ist nur 5 KM weiter stromauf, aber die würden wir nicht mehr rechtzeitig erreichen, daher biegen wir kurz hinter Herbrum nach links ab (der offiziell rechten Seite des Flusses/Kanals immer in Fließrichtung gesehen) in einen kleinen Seitenarm, an dem hinter einem Deich das Restaurant und Hotel "Emsblick" liegt, dessen auf dem Deich aufgestellten Strandkörbe in dem Regenwetter etwas verloren aussehen. 
Vor dem Hotel am Ufer ein Steg, an dem wir festmachen. 14:00, eine anstrengende Schifffahrt hält außer ihren drei fnach ihrem Ende noch die durch den am Steg befindlichen Stromanschluß ermöglichten Annehmlichkeiten bereit. Wärme durch den Elektroheizer, Bulletten als Zwischenmahlzeit aus dem Kühlschrank, warmes Wasser zum Haare waschen und Föhn zum Trocknen der selben für die Bordfrau und für den Schreiber dieser Zeilen einen Internetanschluß über einen wundersamer Weise vorhandenenen wlan-Hotspot, der sogleich für ein Skype - Telefonat mit Freunden genutzt wird. Abends im "Emsblick" ein köstliches Spargelmenue mit "hiesigem" Spargel mehr als daumendick, Lachsfilet, Schnitzel, roher und gekochter Schinken, Petersilienkartoffeln und die entsprechenden Saucen Butter und hollandaise, für zwei Personen mit Jever Pils und Prosecco für 41 €, kann man eigentlich nicht meckern, außer Wolfram Siebeck vielleicht, aber zu Unrecht.