Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Freitag, 14. April 2017

Frankreich 2017 von der Saone nach Ostfriesland

Anfahrt und Vorbereitung


Unser Schiff hat den Winter in St.Jean de Lôsne verbracht, wir in Ostfriesland, der 01. April sollte uns wieder zusammenführen mit Hilfe der Deutschen Bahn, der Société Nationale de Chemin de Fer und Europcar, ein ambitionierter Plan, der um 05:09 in Leer Ostfriesland startete und der – das wußten wir – am 5 Minuten kurzen Umsteigestopp in Köln scheitern konnte. Bekommen wir den Anschlusszug nicht, dann kommen wir nicht wie vorgesehen um 15:15 in Dijon an, sondern frühestens nach 19:00, dann hat das Europcar-Büro am Bahnhof von Dijon geschlossen, der –
schon bezahlte - Leihwagen kann nicht übernommen werden, die alternative Regionalbahn bringt uns frühestens nach 20:00 Uhr in das Städtchen St. Jean, dann, dann, dann…

Samstag, 01. 04. bis Mittwoch, 05.04.
Also, ein früh aufstehender Freund hat uns am 01.April 2017 um 04:00 Uhr morgens zum Bahnhof in Leer gebracht, die Westfalenbahn pünktlich nach Münster, dort umsteigen in den IC von HH via Bremen nach Köln, der aber, so erfuhren wir, als wir mit schwerem Gepäck den Bahnsteig erklommen hatten, heute mal von einem anderen Bahnsteig abfuhr. Das haben wir geschafft, dort stand der Zug und unsere reservierten Plätze waren tatsächlich frei….allerdings saß auf dem Nebensitz ein Bierkasten, der schon mehr leere als volle Flaschen beinhaltete und um uns herum der uns bisher unbekannte Alptraum des Eisenbahnreisenden – Fußballfans! Werder Bremen spielte am Nachmittag in Freiburg und die getreuen Fans waen zu früher Stunde bester Stimmung und die war lautstark. Der Sinn der Liedzeile „Auswärts sind wir asozial...“ ist uns dröhnend klar geworden. 
Diese Mütze hatten wir klugerweise auf dem Schiff gelassen
Diese freundliche Atmosphäre wurde aber stark beeinträchtigt von der fürsorglichen Warnung des tapferen Schaffners, dass Bauarbeiten auf der Strecke nach Köln die Fahrtzeit verlängern und der vorgesehene Anschlusszug eventuell nicht erreicht werden könnte. Vielleicht sollten wir in unseren vorgesehenen Zug ja schon in Dortmund einsteigen, falls der wartete… Der wartete allerdings nicht. Ich will es abkürzen, der Adrenalinspiegel stieg mit der Lautstärke der Fans, der sekündliche Blick auf die Uhr machte es auch nicht besser, aber der Zugführer gab sein Bestes, hat die Verspätung wieder eingeholt, der Anschlusszug auf dem gleichen Bahnsteig wartete, bis wir unser Gepäck aus dem einen in den anderen Zug gewuchtet und unsere reservierten Plätze im wunderbar ruhigen und nicht nach Bierpfützen riechenden Wagon gefunden hatten. Keuch! Pust! Alles gut. Alles? Nein, ein kleines Trüppchen aufrechter Werderfans saß nur zwei Reihen hinter uns, denn auch Züge Richtung Karlsruhe führen letztendlich nach Freiburg. Es waren nur vier Fans, aber die Literflasche Jägermeister wurde leerer und die Gruppe lauter, da waren wir denn schon in Karlsruhe, unserem dritten Umsteigebahnhof. Dort fuhr ein wunderbar ruhiger Zug völlig fanlos mit uns nach Straßburg, da dann Umstieg in den TGV (Trés Grand Vitesse), der uns mit bis zu 320 KM/h tatsächlich pünktlich 15:15 nach Dijon brachte. Also, sage noch einer etwas gegen das Bahnfahren, knapp 1.000 KM in gut 12 Stunden mit viermal Umsteigen für für uns beide zusammen knapp 200 €. Hätten wir mit dem Auto nicht geschafft. In Dijon Übernahme des Leihwagens . Zwei Tage für 48 € (Taxi nach St.Jean hätte 65 € gekostet), statt des gebuchten Polo ein komfortablerer Skoda Felicia Kombi, um 16:30 waren wir am Schiff, konnten Strom (Batterien) anschließen, die winterfest gelüfteten Wasserleitungen und den Wassertank befüllen, die Schiffstoilette vom Frostschutz befreien, Kleidung in den Schrank hängen, Betten beziehen, anschließend noch die wichtigsten Einkäufe fürs Frühstück am nächsten Morgen und dann noch in aller Ruhe uns ein kleines Restaurant in St.Jean aussuchen und den Abend angenehm ausklingen lassen.
Zu bemerken ist noch, dass die Fahrt von herrlichem Wetter begleitet war und dass das Thermometer am Zielort am Nachmittag nahe 20° zeigte.




Sonntag vormittag dann zum Intermarchée im Ort und solange wir noch das Auto haben, ordentlich Vorräte, vor allem Getränke (schwer) einkaufen.
Montag noch zum Lidl (der hatte Sonntag zu) weitere Einkäufe (deutsches Bier) und Wein erledigen, dann erst das Fahrrad zum Bahnhof und schließlich das Auto nach Dijon bringen, dort noch schnell ein Ladekabel fürs Netbook besorgen, weil zu Hause vergessen. 50 € später war auch das erledigt. Zum Bahnhof, Auto abgeben, Fahrkarte besorgen, Ankunft am Bahnhof St.Jean 15:30, mit dem dort deponierten Fahrrad zum Schiff. Dort beendete der Monteur der Fa. Blanquard (sehr zuverlässig mit gerechten Preisen) gerade den Hauptteil der Motorinspektion, die wir vorsorglich schon im Herbst vorher terminiert hatten. Ölwechsel, neuer Ölfilter, Getriebeölwechsel, Impeller Wasserpumpe neu und die Brösel der alten aus der Kühlwasserleitung entfernen.
Am Dienstag kam er noch einmal, um die restlichen Arbeiten zu erledigen, u.a. Dieselfilter wechseln bzw. kontrollieren. Bis Mittwoch hatten wir noch einiges andere am Schiff zu erledigen: Das Winterverdeck gegen das Sommerverdeck tauschen, das alte Relingskleid gegen das neue. 
Das zweite Boot am rechten Steg, man sieht das "Sommer"-Verdeck 

Das Schiff waschen, Teakdeck schrubben, innen sauber machen, Wäsche waschen, etc. etc.
Hört sich nicht so recht nach Urlaub an, war aber alles ganz entspannt bei sonnigem, wenn auch teils kühl windigem Wetter.
Am Mittwoch sind wir noch einmal zu Fuß zum Lidl gepilgert, dessen Sonderangebote „Poissonière“ wir uns nicht entgegehen lassen konnten: Austern, Garnelen, Kaviar. Endlich haben wir das Schiff von seinem krautigen Uferplatz verlegt, die Schraube „frei“ gefahren, das heißt, durch Vor- und Rückwärtsfahren von Schlingpflanzen befreit und am „krautfreien“ Gästesteg angelegt, den Wasserfilter vom Unterwassergemüse befreit. Nun ist „all op Stee“ wie der Ostfriese sagt und morgen, Donnerstag, kann's los gehen.


Wohin eigentlich? Und wo lang?
Nachdem wir 2014 gen Frankreich aufgebrochen, in diesem Sommer über den Canal de Bourgogne St.Jean de Lôsne erreicht und dann das Schiff über den Winter in Seurre an der Saône (10 KM von St.Jean entfernt) gelassen haben, 2015 südwärts über Saône und Rhone in den Canal den Midi geschippert sind, das Schiff einen weiteren Winter in Frankreich im Wasser des Canal de Midi in Argens sur Minervois verbracht hat, um uns dann im Frühsommer 2016 den Canal de Midi westwärts bis Toulouse zu bringen und auf dem Seitenkanal der Garonne noch ein ganze Stück darüber hinaus, sind wir umgekehrt, haben im Sommer 2016 unseren „Gouden Eeuw“ bei Beziers bis Herbst auf uns warten lassen und sind dann im September wieder zurück über Rhone und Saône nach St.Jean de Lôsne gefahren. Der Winter 2016 auf 2017 war nun der dritte Winter in Frankreich, jetzt soll es zurück zum Heimathafen in Ostfriesland in Wiesmoor gehen; das Boot muß nun mal aus dem Wasser, das Unterwasserschiff behandelt, ja , das ganze Schiff neu gestrichen werden.

Der Rückweg soll über den Canal du Centre führen, der bei Chalons sur Saône abzweigt und mit seinen Anschlußkanälen Canal lateral á la Loire (Loire Seitenkanal),Canal de Briare (meines Wissens der älteste Kanal Frankreichs) und den Canal du Loing in die Seine führen, über Paris in deren Nebenfluß, die Oise, den Canal du Nord weiter nach Lille, schließlich durch Belgien über Gent und Antwerpen nach Holland, um schließlich auf bis jetzt noch nicht ganz feststehenden Wasserwegen nach Ostfriesland zu gelangen.
Auf dieser Wasserkarte kann man sich den Weg (zumindest in Frankreich) vergegenwärtigen:

Genauer geht's unter: http://www.vnf.fr/vnf/img/cms/Transport_fluvialhidden/Carte_Bienvenue_VNF_2017_20161214100308.pdf (etwas umständlich, es öffnet sich ein pdf-Dokument, da muß man auf Seite 2 gehen und die dann auch noch drehen, sie steht nämlich auf dem Kopf - wahrscheinlich für Australier)

Also, Donnerstag geht’s los:

Canal du Centre

St.Jean de Lôsne.Fragnes
6 Stunden, 5 Schleusen (2 auf der Saône, 2 Canal du Centre), 64 KM


Donnerstag, 06.04.
blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, aber kalter Nordwind.
Um 10:00 Leinen los, erst einmal zur Tankstelle am Ufer in St.Jean de Lôsne und für 1,26 €/ltr den Tank aufgefüllt . Dann die Saône abwärts vorbei an Seurre und Verdun sur le Doubs, nach zwei Schleusen und ca. 60 KM erreichen wir um 15:00 Uhr die Einfahrt zum Canal du Centre oberhalb von Chalons sur Saône. Die Schleuse Nr.34b trägt uns in 15 Minuten 10 Meter höher, dann sind es noch etwas mehr als vier hübsche Kanalkilometer bis zum Örtchen Fragnes, an dessen schönem Anlegeplatz mit Wasser, Strom, WiFi und Bäcker direkt neben der Capitainerie wir um 16:10 die Leinen fest machen. (Liegegebühr 10,40 € (incl. Strom, Wasser, WiFi)

Liegeplatz in Fragnes








Freitag, 07.04.
Fragnes - Santenay, 4 Stunden, 17 KM, 10 Schleusen

10:10 Uhr brechen wir bei blauem Himmel und nicht mehr ganz so kaltem Wind auf. 

Wir steigen weiter kräftig bergan, die Schleusen sind automatisch, d.h. es gibt keinen Schleusenwärter, der die Schleusen vor Ort bedient, sondern nach Erkennung durch Radardetektor vor Schleuse 34, der ersten nach der Einfahrtsschleuse 34b (hatten wir gestern) öffnen sich die Tore, man fährt ein, zieht an einer blauen Leine (nicht an der roten, das ist die Notfall-Leine, die den ganzen Vorgang stoppt) und setzt damit den Schleusenvorgang in Gang. Tore schließen sich, Wasser strömt ein (bei Bergfahrt wie jetzt bei uns), hebt das Schiff, wenn der Wasserstand ausgeglichen ist, öffnen sich die Tore, bei der Ausfahrt erfassen Detektoren das Schiff und melden der nächsten Schleuse: da kommt ein Boot, bereite dich vor. Das klappt im Prinzip ganz gut, auch bei Gegenverkehr. Wenn's doch mal hakt, ruft man eine Telefonnummer an und, oh Wunder - in meist weniger als 10 Minuten braust ein weißes Auto mit VNF-Logo (Voie Navigable de France, bei uns hieße das Bundeswasserstraßenamt oder so) und einem Schleusenwärter herbei, der alles wieder richtet. Kräftig bergan steigen heißt allerdings, dass die Schleusen mindestens 2,50 m hoch sind, aber meist über 5 m. Und das bedeutet, einfahren, schauen, dass man an der Leiter landet, die sich variantenreich mal vorn, mal hinten, mal rechts mal links befindet. Dann die Leiter hoch, Seile mitnehmen oder sich zuwerfen lassen, um die Poller legen, dann zum Mast mit der blauen Leine, die ziehen und los geht’s. 
blaue Leine ziehen
Das schafft man bei den niedrigeren Schleusen von einem höheren Boot wie dem unseren ganz gut ohne Leiter, bei den 5-Meter-Schleusen gibt es Schwimmpoller. Also Poller in der Schleuse, die sich auf Schiffshöhe befinden und mit dem Wasserstand aufschwimmen. Ganz praktisch und bequem, wenn sie nicht klemmen und dann bei höherem Wasserdruck wie Torpedos nach oben schießen. Also immer schön seitwärts von diesen Pollern stehen. 
Schwimmpoller

Schwimmpoller schön und gut, allerdings sind sie so angebracht, dass ein Sportboot (in der Regel ja nicht so lang wie ein französisches Berufsschiff – Péniche genannt – von einst mit ihren 33 Metern) zwar an den Pollern festmachen kann, aber weit entfernt ist von der Leiter und dem Mast mit der besagten blauen Leine. Also heißt das Einfahren, bis ganz vorne hin, da befindet sich die blaue Leine, kräftig ziehen, die Dinger klemmen gern, dann mit dem Boot zurücksetzen und an den Schwimmpollern festmachen, das möglichst in der Zeit bis sich die Tore geschlossen haben und das Wasser teils kräftig einschießt. 

Wenn man mal vom Schiffahrtstechnischen absieht, wir haben Glück mit dem Wetter, die Luft erwärmt sich langsam. Sitzt man irgendwo vorm Wind geschützt, ist es richtiggehend heiß. Die Sonne hat ordentlich Kraft und in der klaren Luft sind im Nu Ohren, Nase, Nacken verbrannt.

Eigentlich hatten wir vor, in Chagny zu übernachten, aber anders als es auf der Karte aussah, ist der Hafen eigentlich nicht sehr schon neben einer großen Ziegelei, 
Hafen Chagny
die Anlegestellen haben zwar Strom und Wasser, aber erst wenn jemand kommt und die Zapfstellen aktiviert, und ob der kommt...Wir fahren also weiter, eine wunderschöne Kanalstrecke von mehr als 10 Kilometer ohne Schleuse. Wunderschön nicht deswegen (naja, auch), sondern weil der Lohn der 10 Schleusen mit über 40 gewonnenen Höhenmetern die Besonderheit des Kanalfahrens ist: man kann vom Schiff ins Tal sehen, was ja auf normalen Wasserwegen nicht der Fall ist.
Blick ins Tal
Flüsse sind immer im Tal. Wir genießen die schönen Ausblicke auf gerühmte Weinberge und machen um 14:30 oberhalb des Weinstädtchens Santenay (für Weinliebhaber:hier trifft sich die Côte de Beaune mit der Côte Chalonaise -AOC, daher hier wie in den anderen Orten dieser Gegend ein Weingut am anderen mit den entsprechenden Verkostungs- und Einkaufsmöglichkeiten) an einem stillen Anleger fest, der nicht nur sonnig, sondern auch einigermaßen windgeschützt ist.


Ich aktiviere Rabelais (von Räbbelchen, rheinisch für Moped), unser kleines Faltmotorrad, um in Santenay Einkäufe zu machen und die Bäckerlage für den nächsten Morgen zu erkunden. Hätte man auch mit dem Fahrrad machen können, hin ja, aber zurück schwer bergan, da ist's mit Motorkraft doch bequemer.


Samstag, 08.04.
Santenay - St.Lèger, 1 Stunde 45 Minuten, 8,5 KM, 4 Schleusen
Morgens mit Rabelais schnell Baguette besorgt und dann geht’s weiter, teils durch stille Wälder, teils an Berghängen entlang mit Aussichten in die weiten Täler mit blühenden Obstbäumen und ergrünenden anderen Bäumen. Der Frühling kommt mit Macht, die Nächte sind kühl, die Luft auch noch streng, aber in der Sonne ist es schon recht warm. Wir beenden die heutige Etappe nach kurzer Fahrt in St-Léger sur Dheune, dem kleinen Flüßchen, das hier den Kanal speist. Der Hafen hat Strom und Wasser und wird von der Mietbootfirma Locaboat betrieben. 

Die Saison hat noch nicht so recht begonnen, daher ist es noch ruhig, was die Mietboote anbetrifft. An der Brücke über den Kanal gibt es ein Restaurant und – mindestens genauso wichtig – einen Bäcker, wie wir bei einem kurzen Rundgang durch den Ort feststellen, der auf einmal unerwartet schweißtreibend ist: der kühle Wind hat sich gelegt, wir aber sind noch in windfester Wärmekleidung, die Sonne scheint uns aufs Gehirn, nur hatten wir keinen Sonnenschirm. Am Abend gönnen wir uns im Restaurant an der Brücke „Petit Kir“ ein Menu, trotz etwas möchte-gern hochnäsigem Ambiente ist das Essen regional typisch und gut und die 77 € incl. Wein, Aperitif und Kaffee angemessen. Liegegebühren bei Locaboat 15,40 € incl Strom, Wasser, WiFi. Kleiner Schönheitsfehler des Liegeplatzes: hier beginnt der Teil des Kanals, an dem die Straße unmittelbarer Begleiter auf dem ehemaligen Treidelpfad ist und das schöne Wetter vor allem Motorradfahrer auf die kurvenreiche und landschaftlich schöne Strecke lockt. 
Wir lieben Motorradfahrenr

Und Motorräder – mit wenigen rühmlichen Ausnahmen – werden von ihren Besitzern stets lautstark in höchsten Drehzahlen mit viel unnötigem Zwischengas betrieben, der Höllenlärm macht es schwer, Gedanken an ferngezündete Motorvernichtungen und Schlimmeres zu unterdrücken.

Sonntag, 09.04.
St.Lèger - St.Julien, 3:30 h, 13 KM, 11 Schleusen

Nachts sind die Temperaturen bei sternenklarem Himmel auf 1° gefallen, tagsüber heizt die Sonne unser Schiff im Salon auf 30° auf. Wir fahren wegen der Brücken von manchmal sehr knapp 3,50 Meter Höhe mit gelegtem Cabrioverdeck (das ungefähr 3,48 Meter hoch ist), einerseits um unnötigen Stress bei Brückendurchfahrten zu vermeiden, wo doch schon mal ein dicker Draht oder ein Versorgungsrohr herunterhängt, andererseits weil's so schönes Wetter ist. Ergebnis am Abend: glühende Gesichter, verbrannte Ohren, rote Nasen. Heute sind wir fleißig und meistern 11 Schleusen zu Berg, außer den letzten beiden so um die 2,50 m bis 2,70 m hoch. Da kann ich gerade noch vom Achterdeck über die Reling den Schleusenrand erklimmen, die Seile um die Poller legen, und die berühmte blaue Leine ziehen, um den Schleusungsvorgang in Gang zu setzen. Die beiden letzten Schleusen des Tages sind dann wieder etwas über 5 Meter hoch mit Schwimmpollern. Da aber niemand unseren Schleusenrhytmus stört (außer uns niemand unterwegs) und die automatische Meldung von Schleuse zu Schleuse funktioniert, können wir nach dreieinhalb Stunden Fahrt ein Etmal von 13 KM und 38 Höhenmetern vermelden und machen die Leinen bereits um 13:30 Uhr in St.Julien sur Dheune fest. (dies ist übrigens einer weiteren Besonderheit dieses Kanals geschuldet. Die Schleusenwärter haben zwar Mittagspause von 12:00 – 13:00, man kann aber die automatischen Schleusen weiter bedienen bzw. befahren. Bei anderen Kanälen sind auch die automatischen Schleusen während der Mittagspausen ausgeschaltet) 
St.Julien
In St.Julien haben wir einen schönen Liegeplatz (allerdings keine Versorgung, kein Strom, kein Wasser) in einer Ausbuchtung des Kanals mit Picknicktischen im Schatten von Bäumen und einem Restaurant über die Brücke, das jeden Tag und damit auch heute - Sonntag Abend - geöffnet hat. (die meisten franz.Restaurants haben Sonntag Abend und Montag geschlossen). Leichtsinnig wie wir sind, gehen wir heute noch einmal essen und bereuen es nicht. In der „Auberge au Manoir“ sind wir für 80 € incl. Wein bestens bedient worden und schlendern durch die warme Abendluft zurück zum Schiff für einen Absacker auf dem Achterdeck und genießen, dass die Motorradfahrer den Sonntagabend zu Hause verbringen.

Montag,10.04.
St.Lèger - Blanzy, 5:00 h, 16,6 KM, 15 Schleusen

Nacht wieder kühl (1°) - draußen, im Schiff dank dicker Decken und Dieselheizung warm, tagsüber blauer Himmel und Sonnenbrand an Gesicht, Händen und Armen, trotz Crème und Sonnenhut. Aber man kann nicht besser klagen. 10:15 sind wir, wie mit dem Éclusier (Schleusenwärter) tags zuvor verabredet an Schleuse Nr.8 und beginnen unser Tagewerk, in Verlaufe welchselben wir acht Schleusen – fast alle gut 5 Meter – zu Berg bewältigen, 
Blick zurück auf Schleusentreppe

dann erreichen wir in der Scheitelhaltung (dazu gleich mehr) Montchanin, wo uns unsere Karte und unser Wasserstraßenführer einen kanalnahen Supermarkt und einen kleinen Hafen versprochen haben, diese Versprechen aber nicht über eine Zeitraum von 10 Jahren halten können – so alt und älter sind unser Führer und unsere Karte. Also da oben gibt’s nichts außer einem Betriebshof mit Büro des VNF, vor dem wir wenigstens für die Zeit der Schleusenwärtermittagspause festmachen können und auch den Schleusenwärter informieren lassen, das wir weiterfahren wollen, damit der die erste Schleuse des nun folgenden Abstiegs fertig machen kann. 

Und vor dem ein Kirschbaum blüht mit einigen Ästen weißer und einigen Ästen rosa Blüten. 

Einschub für die an Theorie der Binnenschifffahrt Interessierten:

Scheitelhaltung, Auf- und Abstieg: Mit den letzten Schleusen sind wir heute noch einmal gut 40 Meter gestiegen mit manchem Weitblick zurück in die Niederungen belohnt.
Der Canal du Centre gehört zur Gattung der Kanäle mit Scheitelhaltung, d.h. er steigt auf der einen Seite auf, überwindet einen Höhenzug (in unserem Falle werden 125 Höhenmeter von der Saône her überwunden) und steigt auf der anderen Seite wieder hinab und verbindet so meist zwei Gewässersysteme, in diesem Falle sogar über die Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Atlantik. Alle Wässer auf der Seite, die wir von der Saône her erklommen haben, fließen ins Mittelmeer, alle Wässer der vor uns liegenden Talstrecke hingegen via Loire in den Atlantik. Deswegen sind die Schleusen zur Mittelmeerseite neben der Nummerierung mit Zusatz „Midi“, die zur anderen Seite mit „Océan“ bezeichnet. Die konstruktive Herausforderung bei Kanälen mit Scheitelhaltung liegt darin, dass eine ausreichende Wasserversorgung für die Scheitelhaltung gewährleistet wird, denn durch die Schleusen fließt ja ständig Wasser zu Tal, das ebenso beständig nachfließen muss. 
Ein anderer Kanaltypus ist der Seitenkanal, also ein Kanal, der einen Bach, Fluß etc. bei seinem Weg zu Tal begleitet und von diesem mit Wasser versorgt wird. Durch seine Schleusen und die damit verbundenen aufgestauten Strecken sorgt der Kanal für die Schiffbarkeit eines sonst zu kleinen oder flachen Gewässers, wie z.B. der Loire, dessen Seitenkanal wir im Verlauf der Strecke noch befahren werden.

Theorie Ende, weiter mit dem Verlauf der Fahrt:

Nach der Mittagspause brauchen wir um 13:00 nur kurz an der Schleuse Nr.1 (Océan) zu warten, dann kommt der Schleusenwärter und weiter geht die Fahrt nun mehr in volle Schleusen, bei denen nach unserer Einfahrt das Wasser herausfließt und wir entsprechend absinken. Abwärts schleusen ist etwas einfacher als aufwärts, weil man nicht erst mit Leitern oder sonstigen Manövern die Schleusenwände erklimmen muß, um Seile zu befestigen und die Mechanik zu bedienen. Nach gut zwei weiteren Stunden Fahrt durch schönste und abwechslungsreiche Gegend, 

bei der auf der begleitenden Straße immer weniger Verkehr zu verzeichnen ist und entsprechende Ruhe einkehrt, erreichen wir um halb vier Uhr Blanzy. Der Liegeplatz ist mit Strom und Wasser versehen und kostenfrei. Der Bäckergang von Elke wird montagsbedingt (da haben die meisten Bäcker zu, weil sie sonntags auf hatten) etwas lang und wegen kräftig scheinender Sonne etwas schweißtreibend. Der treusorgende Kapitän hatte bei der Rückkehr aber bereits das schattenspendende Bimini aufgerichtet.

Dienstag, 11.04.
Blanzy - Montceau les Mines, 1:00 h, 3,2KM, 2 Schleusen
Nach kurzer Fahrt erreichen wir das architektonisch weniger bedeutende frühere Bergbaustädtchen Montceau les Mines 

gemütlich im Schatten eines Atomkraftwerks liegend mit weitem Hafenbecken, Liegeplätzen mit Strom und Wasser, WiFi für 6,80 €. 

Da wir schon um 11:30 Uhr ankommen, können wir noch schnell über den Dienstag vormittag stattfindenden Markt gehen, Apfelsinen, Eier und völlig überteuerten Ziegenkäse von einem baskischen Schlitzohr erstehen. Man hätte auch vor der letzten Schleuse am rechten Ufer am eigens eingerichteten Anleger des direkt am Ufer liegenden Leclerc-Supermarktes anlegen können.

Mittwoch, 12.04.
Montceau - Génélard, 3:20 h, 18,3 KM, 2 Hubbrücken, 7 Schleusen

Bei mittlerweile gewohnt blauem Himmel, heißer Sonne und kühlem Wind lassen wir zunächst drei Hubbrücken (Bedienung nach Zug an der Leine 100 m vor der Brücke) 


und dann die am Ufer vorbeiziehenden Reste der Bergbauvergangenheit Montceaus hinter uns. 
Die Fahrt führt uns bald wieder durch die liebliche Landschaft des Charollais mit seinen gleichnamigen Rindern 

immer begleitet von der glücklich immer stiller werdenden Landstraße auf dem ehemaligen Leinpfad. Nach Schleuse 23 öffnet sich der Kanal in Génélard zu einem weiten Becken mit schönen Liegemöglichkeiten an beiden Ufern, kostenfrei mit Strom und Wasser. Außer uns lag noch eine Péniche aus Groningen im Hafen, sonst Einsamkeit und Ruhe von einigem Verkehr über die nahegelegene Brücke abgesehen, der aber am späteren Nachmittag fast vollständig verebbte. 

Der Ort hat Geschichte geschrieben als Übergangsort im zweiten Weltkrieg zwischen dem von Deutschland besetzten Teil Frankreichs und dem vom Vichy-Regime regierten. 

Ein moderner Bau am rechten Ufer mit kleiner Bücherei erinnert in einem Museum an die Geschichte dieser Demarkationslinie. Auch die sonstige – frühere – Bedeutung des Ortes als bedeutender Handelshafen Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wird mit Tafeln an den Ufern informativ dokumentiert. Hinter einem Kriegerdenkmal Wahlplakate für Marie le Pen machen da nachdenklich.

Ansonsten ist aus wie so vielen Orten auf unserer Reise das ehedem lebhafte Treiben gewichen, Geschäfte und Restaurants lassen Hoffnung aufkeimen, beim Näherkommen allerdings muss man erneut erkennen, das alte Besitzer keine Nachfolger gefunden haben oder in Zeiten riesiger Supermärkte und jedermanns Automobilität einfach aufgeben mussten.
Liegegeld 0,00 € incl. Strom und Wasser

(Die Tage vom 13.04. bis zum 20.04. müsst' isch noch maache, aber ab 21.04. kann man weiter unten weiterlesen)

Donnerstag, 13.04.
Génélard - Paray le Monial, 3:40, 19,8 KM, 7 Schleusen

Nach schleusenreicher Fahrt bei schönem Wetter 





begleitet stets von einer wenig befahrenen  Straße kommen wir nach Paray le Monial. Es gibt zwei Anlegemöglichkeiten, eine (in unserer Fahrtrichtung) vor dem Ort auf der rechten Seite in einer Kanalverbreiterung auch mit Strom wie es beim Vorbeifahren schien, die andere kurz nach der Ortsmitte, ebenfalls auf der rechten Seite unter schattigen Bäumen hinter einer dort fest liegenden Restaurant-Péniche eines Schweizers. Dort machen wir fest um 13:50 Uhr.
Katzenbesuch - kam auch nachts

Es gibt Strom und Wasser, WiFi kann man in der Nähe der Restaurant-Péniche empfangen, braucht aber den Zugangscode. Wir haben dort weder gegessen (sah aber ganz nett aus) noch getrunken, der Mâitre de Restaurant hat mir nach einem kleinen Pläuschchen den Code auch so gegeben.
Paray-le-Monial ist ein altes Städtchen durchflossen vom Wasserlauf der Bourbince mit einer romanischen, schön gelegenen Kloster- und Pilgerkirche, die durchaus sehenswert ist und auch einen schönen Kreuzgang bietet. 
spätromanische Basilika Sacre-Coeur

Sehr ausführlicher Artikel in Wikipedia. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sacr%C3%A9-C%C5%93ur_(Paray-le-Monial) Der Spaziergang durch den Ort mit Brücken und Gässchen lohnt sich.

Liegegebühr 0,00 €

Freitag, 14.04.
Paray le Monial - Digoin, 2:00, 3 Schleusen

Nach zwei Stunden durch hübsche Landschaft landen wir in Digoin in der Kanalverbreiterung einer ehemaligen Werft, die jetzt einem Charterbootunternehmen (Les Canalous) als Basis dient. Es gibt einige Gastplätze, man muß sich in einem kleinen Häuschen auf der linken Seite hinter der Brücke anmelden (nicht bei der Charterbasis). Es gibt Strom und Wasser und auf der rechten Seite bei eben der Charterbasis kann man tanken. Wenn man nicht tanken oder übernachten will, könnte man ohne Halt und Reue weiter fahren. Wir waren aber nun mal da. 


Die Umgebung des Liegeplatzes ist nicht berauschend, etwas Industrie, große Straße, Eisenbahn, dennoch nicht laut. Der Ort liegt 1 – 2 KM entfernt auf der rechten Seite, typisches Provinzörtchen mit kleinem Rewemarkt. Ein großer Supermarkt (Leclerc) befindet sich entgegengesetzt nach rechts an der nordöstlichen Ausfallstraße, zu Fuß schon etwas ambitioniert. Nach einem kleinen Fußmarsch in diese Richtung finden wir auf der rechten Straßenseite (Avenue du Général de Gaule) das Restaurant „Moderne“, auf den ersten Blick nicht berauschend, wir haben da aber bei freundlicher Bedienung gut gegessen, 2 mal Menu, Wein, Bier, Kaffe für 55,80 €, kann man nicht meckern.



Samstag, 15.04.
Digoin - Dompierre sur Besbre, 6:30 h, 28 KM, 6 Schleusen

(Oster)Sonntag, 16.04.
Liegetag

(Oster) Montag, 17.04.
Dompierre . Vanneaux, 5:45 (incl 1:30 Wartezeit Mittagspause), 25 KM, 5 Schleusen 

Dienstag, 18.04. 
Vanneaux - Fleury, 7:00 (incl.2:20 Ausflug nach Décize), 6 Schleusen, 28 KM

Mittwoch, 19.04.
Fleury - Nevers, 3:40, 5 Schleusen, 22 KM

Donnerstag, 20.04.
Nevers – Cours les Barres, 3:40, 4 Schleusen, 1 Aquaeduct (über den Allier), 22 KM

Freitag, 21.04.
Cours les Barres – Herry, 4:45 (incl. 50 Min. Wartezeit vor Schleuse), 6 Schleusen, 23,5 KM

Dem Schleusenwärter bei der letzten Schleuse gestern (Aubray, Nr.24) hatten wir auf die übliche Frage, wann wir den nächsten Morgen weiter wollten, gesagt, dass wir entweder in Cours les Barres oder in Marseille les Aubigny übernachten wollten, je nach dem wie uns der Liegeplatz gefällt. Ist ja immer schwierig vorher zu sagen, wo man bleiben möchte, wenn man die Strecke noch nicht kennt. Jedenfalls da oder dort, und das wir um 10:00 Uhr aufbrechen, was beim Liegeplatz Cours les Barres bedeutet, das wir an der nächsten Schleuse ungefähr 10:15 sein würden. Das hat er in unserem Beisein auch seinem Kollegen durchgegeben.
Marseille les Aubigny

Jedenfalls erscheinen wir um 10:20 an der (Doppel-)Schleuse von Aubigny in Marseille les Aubigny, aber: die Schleuse ist zu, kein Schleusenwärter zu sehen und die Telefonnummer, die für den Fall der Abwesenheit des Schleusenwärters üblicherweise am Schleusenhäuschen steht, war durchgestrichen und mit einem Filzstift neu daneben geschrieben, nur „neu“ war schon eine Weile her und die Schrift zur Unleserlichkeit ausgeblichen. Na ja, Elke nutzt die Zeit, um die praktischerweise direkt bei der Schleuse liegende Èpicerie aufzusuchen und ich, ich versuche den Schleusenwärter zu finden. Der ist dann auf einmal an der unmittelbar folgenden ungefähr 100 Meter entfernten Schleuse zu sehen und dann schließlich auch ein Boot, das uns entgegen zu Berg schleust. So kann's halt gehen und 40 Minuten später kommen wir dann dran. Elke war auch nicht sehr erfolgreich, auf die Frage nach Eiern hat der Ladenbesitzer völlig erstaunt erklärt, dass er keine habe, in einem Ton, als habe man im Milchladen nach Schnaps gefragt.
Nach der Doppelschleuse und einer weiteren, der Nr.27 bei Beffy ist es schon 11:40, also werden wir die nächste Schleuse nicht vor 12:00 Uhr, der Schleusenmittagspause, erreichen. In Beffy ist ein guter Anlegeplatz mit Stegen, Strom und Wasser, Piknickplätzen, sogar eine Absaugeanlage für Schmutzwasser ist vorhanden. Während unserer gut halbstündigen Mittagspause dort kommt auch eine freundliche Dame per Auto (offensichtlich von der Gemeinde) und fragt, ob wir irgendetwas bräuchten. Wir sind aber wunschlos glücklich, freuen uns, dass der seit Tagen herrschende eisige Wind etwas nachgelassen hat und es spürbar wärmer wird. Die Sonne scheint sowieso wie schon seit Anbeginn unserer Reise (nach der kleinen Osterunterbrechung) vom strahlend blauen Himmel. Kurz vor halb eins fahren wir weiter, passieren Schleuse Nr. 28 Argenvière, bei der unmittelbar eines der selten gewordenen Restaurants mit dem Routier-Schild steht und von Ansehen eine guten Eindruck macht, jedenfalls standen eine Reihe von Autos und ein paar LKW auf dem Parkplatz, was für guten Besuch sprach. (Anlegen kann man nur oberhalb der Schleuse)
Nach zwei weiteren Schleuse legen wir bei dem kleinen Ort Herry an. Ruhiger Anlegeplatz, ohne Strom, Wasser evtl. nach Anfrage bei der Mairie. Wie so viele kleine Orte in Frankreich abseits der großen Straßen auch hier wieder zu besichtigen: das Sterben aller Geschäfte, Cafés, etc. “Harry's Bar“ mit Restaurant ist schon einige Jahre geschlossen, die vom Informationsschild am Anleger erwähnte Kirche mit Chor aus dem 11.Jahrhundert ebenfalls (ich nehme aber an, nicht wie das Restaurant für immer). 
In Herry ist selbst die Straße ins Paradies eine Sackgasse

Einen Bäcker gibt es gottseidank noch und – museumsreif – eine Épicerie (Lebensmittelhandlung) widersteht den Zeitläuften. Mit einer Tanksäule, Lotto-Annahme, Zeitungen und sonst noch allerlei öffnet sie nachmittags wieder um 16:00 Uhr (na ja fast, halb fünf ist ja auch gut) und wir bekommen unsere Eier, etwas Schinken, einen Sechserpack Grimbergen und was man sonst noch so braucht.

Die Nacht ist dann ohne Strom und damit ohne Heizöfchen arschkalt, morgens 0° (draußen, im Schiff gemütliche 13°) und Reif auf dem Schiff. Die Dieselheizung ist uns nachts zu laut.

Samstag, 22.04.
Herry – Léré, 5:50 incl. 0:40 Aufenthalt Thibault, 5 Schleusen, 32 KM

Nach kalter Nacht wird es morgens dank kräftiger Sonne schnell warm, nach 0° um 07:00 schon 13° um 09:00. 09:45 werfen wir die Leinen los, kommen etwas früher als verabredet an der ersten Schleuse des Tages an, der Schleusenwärter hingegen pünktlich um 10:20, noch eine weitere Schleuse und wir steuern kurz nach zwölf Uhr unseren geplanten Liegeplatz in St.Thibault an gegenüber von St.Satur, das wiederum am Fuße der Anhöhe liegt, auf welchem das Städtchen Sancerre dem berühmten hier angebauten Wein seinen Namen gibt. In Führer und Karte wird der Liegeplatz gelobt als idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung (z.B Sancerre) und außerdem wegen seiner Einrichungen, u.a. Dieseltankstelle, Waschmaschine in den sanitären Anlagen und und und. 

Lieber Freund und Wasserwanderer, kommst du nach St.Thibault, fahre weiter, horche nicht auf die Klänge der Wassser-Karten, steure nicht in den kurzen Seitenkanal, der als verheißungsvoller Ort gepriesen wird. Du ersparst dir – zumindest bei 1,20 m Tiefgang - Grundberührungen, weil Penichen fast bis in die Mitte des Kanals festgemacht haben, weiter ersparst Du Dir den Anblick von Booten, auf die die ganze Wucht des rheinischen Mystizismus (müsst' isch mal maache) hereingebrochen ist und die -kaufmännisch gesprochen – längst abgeschrieben sind, ihre Besitzer das nur nicht wahr haben wollen. Jene Rostdampfer also, die die eine Seite des Kanalufers verstopfen, weiter ersparst Du Dir den Ärger über schräge Kanaluferwände auf der gegenüberliegenden Seite, mit deren Berührung die klassischen Kanalschiffe kein Problem haben, wohlgepflegte Sportboote aber schon. Weiter mußt Du nicht eine Bude besuchen, die großzügig „Acceuil“ überschrieben ist, deren Öffnungszeiten auch noch angeschrieben sind, die aber in ihrem Inneren nur noch ihrer Bedeutung beraubter Rohre und sinnlose Leitungen birgt, bei weitem aber keine Waschmaschinen oder gepflegte Sanitäranlagen. Auch die desillusionierende Auskunft einer alternativen Dame aus einem ehemaligen Wohnmobil (was es jetzt ist, vermag keiner mehr so recht erkennen) zu der Dieselzapfsäule ersparst Du Dir: „La pompe ne marche pas!“ Kurz, wie meine Mutter gesagt hätte: „Alles Scheiße, Deine Elli“. Wer Elli war, habe ich nie herausbekommen.

Wir schleichen uns wieder heraus aus dem Stichkanal, zentimeternah an der kanalversperrenden Peniche und ohne Grundberührungen und lassen Sancerre damit links liegen, sollen die doch ihren überteuerten Wein selber trinken.
Drei Schleusen und 2:45 später machen wir in Léré fest, versehen mit der Empfehlung der freundlichen Schleusenwärterin von Houards kurz davor für das Restaurant „La Gaieté Lerance“. Die Empfehlung war gut, wir haben dort hervorragend gegessen, 99,00 € waren es wert, für Völlegefühl und Sodbrennen anschließend kann man den Koch nicht direkt verantwortlich machen, eher die Kondition nicht ganz jugendlicher Gourmets.
Liegeplatz ohne Gebühren mit Strom und Wasser versehen und einen Bäcker gibt es auch am Ort. Das alles zusammen macht es mehr als wett, dass wir am Spätnachmittag in aller Schnelle unser Boot wegen einer ankommenden Hotel-Péniche verlegen mussten.

Montag, 24.04,
Liegetag - Chatillon

Wir haben beschlossen, noch einen Tag in Chatillon zu bleiben, der Bäcker ist nicht weit - und (!) er hat montags auf - , vor allem aber, der örtliche Supermarkt hat einen Lieferservice und bei unseren abgeschmolzenen Vorräten (vor allem Getränke, und die sind schwer) ist das nicht so schlecht. Außerdem ist's ein ruhiger Liegeplatz und wir wollen uns mal nicht dem Diktat der Schleusen unterwerfen und richtig ausschlafen – sonst stehen wir ja schon mitten in der Nacht so gegen 08:30 auf…
Also wird Rabelais aktiviert, denn der Supermarkt „Gi 20“ (sprich: dschiweng) ist doch etwas entfernt und – schlimmer noch – eine ziemliche Steigung ist zu bewältigen. Da trägt mich Di Blasi doch einfacher hin als eigenes Strampeln auf dem Fahrrad, schnauft allerdings heftig dabei. Montags wird zwar nicht geliefert, aber vor 10:00 den nächsten Morgen ist auch gut. 100 € später für Wasser, Wein, Bier und – ja - auch ein Fläschchen Schnaps neben anderen Dingen brausen Rabelais und ich zufrieden zu Tal, im Rucksack nur die zu kühlenden Dinge: Käse, Butter, Schinken, Steaks. Der weitere Tag verläuft ruhig, ich besichtige noch die alten Schleusen (Site de Mantelot) des stillgelegten alten Kanals, der zur Loire hinunter führte und auf der gegenüberliegenden Seite weiter nach Briare. Schön restauriert bzw. erhalten. Die Flußüberquerung war im frühen 19.Jahrhundert für Schiffer und (Treidel-) Mannschaft eine ziemliche Herausforderung. (Foto).
Wetter sonnig, Himmel etwas Schleierwolken, das Barometer fällt, abends Eintrübung...hoffen wir, das es trocken bleibt. Á propos Hoffnung: den TV-Nachrichten entnehmen wir, das gestern beim ersten Präsidentschaftswahlgang Herr Macron 24 % erzielt hat und die Dame, die „Frankreich wieder in Ordnung bringen“ will, 21,3 %. Und Mr. Hollande ruft zur Unterstützung für Macron auf. Hoffen wir, dass es hilft.

Dienstag, 25.04.
Chatillot – Ouzouer-sur Trézée, 2:00, ein Aquaeduct über die Loire 600 m, 2 Schleusen, 13 KM

Unsere gestern eingekauften Vorräte werden wie bestellt vor 10:00 Uhr geliefert. Leider ist der Himmel grau, der Wind kühl und keine wärmende Sonne auf dem Pelz. Heute legen wir unser Verdeck nicht, sondern machen es durch Einschieben eigens dafür vorgesehener Teleskopstangen ca.10 cm niedriger, damit wir stressfrei und gegen etwaige Regenfälle gewappnet die 3,50 m hohen Brücken passieren können. Um eine weit zurück liegende Ecke sehen wir eine Péniche biegen, was unser Ablegemanöver beschleunigt, denn hinter so einem Kahn her zu tuckern, ist schon kein Vergnügen, das Warten vor der Schleuse, die Pénichen mit Vorrang abfertigt und kein weiteres Boot aufnehmen kann, noch weniger.
Wir fahren also zügig los und legen bald größeren Abstand zwischen uns, überqueren mit dem Kanal auf einer von Gustav Eiffel 1890 erbauten Brücke (nicht von ihm persönlich), 600 Meter lang die Loire, dann weiter am Städtchen Briare vorbei, welches wir schmählich links liegen lassen. Ebenso den dem Vernehmen nach schönen Sportboothafen im ersten Teil des von der Loire aufsteigenden, hier beginnenden Canal de Briare mitten in der Stadt, der auch eine Dieseltankstelle haben soll. Öffnungszeiten oder gar Preise konnten wir dem Anrufbeantworter des Hafens leider nicht entlocken. Um den (den Hafen, nicht den Anrufbeantworter) zu erreichen, hätten wir hinter Briare eine 170°-Grad Drehung in den alten Kanalteil machen und noch zwei Schleusen absteigen müssen. Bei grauem Wetter und ungewissen Aussichten auf Diesel (und zu welchen Preisen?) haben wir uns also fürs Weiterfahren entschieden, meistern die zwei nächsten, automatischen, ca. drei und vier Meter aufsteigenden Schleusen unterstützt durch den trotz Automatik erscheinenden Schleusenwärters. Im kommenden Ort hätten wir ohnehin die Mittagspause der Schleusen und ihres Personals (12:00 – 13:00) abwarten müssen und haben uns entschieden, gleich für die Nacht hier in Ouzouré um 11:50 festzumachen, einerseits des unfreundlichen Wetters wegen, andererseits, weil dann noch sechs Schleusen aufwärts und eine sechsteilige Schleusentreppe abwärts von uns bis zum nächsten Anlegeplatz zu bewältigen gewesen wären. Diese gut vier Stunden sparen wir uns für morgen auf, da ist ja bekanntlich auch noch ein Tag. Strom und Wasser gibt's hier, ob's was kostet, weiß ich zum Zeitpunkt des Schreibens noch nicht. (Kost nix) Die weitere Versorgung ist auch gesichert, um die Ecke ist ein Bäcker, gegenüber ein Metzger, ein Kneipe ist vorhanden ebenso wie eine Épicerie mit Zeitschriften und Lotto.

Mittwoch, 26.04.
Ouzouer – Rogny, 12 Schleusen, 10,5 KM, 5:00 incl. 1:15 Pause

Heute geht’s um kurz vor 10:00 los – wie meistens, aber heute, weil wir gar nicht früher los können. Denn gestern nachmittag kam noch eine Hotel-Péniche („Horizon II“) und legte für die Nacht in Ouzouer an und fuhr heute weiter und zwar um 09:00 Uhr, wenn die Schleusen auf machen. Und da zwei Schleusentreppen bevorstehen mit je 6 Schleusen zu Berg und dann zu Tal, und Berufsschiffe immer Vorrang haben und für uns kein Platz mehr in der Schleuse ist, fahren wir halt eine Stunde später als die "Horizon II" los, was uns nicht schwer fällt. Bis zur Mittagspause um 12:00 Uhr haben wir die Scheitelhaltung des Canal de Briare erreicht, sind also „oben“ bei 120 Meter über dem Meeresspiegel, der Wasserscheide zwischen Loire, von der wir kommen und Seine, wo wir hin wollen. Von jetzt ab geht’s mit uns bis nach Paris, wenn wir von der Seine in die Oise einbiegen, nur noch bergab – rein geografisch. 
Weil die Péniche weiter vor uns ist und auch Mitttagspause machen musste, fahren wir wieder etwas später ab (13:30) und erreichen nach den sechs Talschleusen den hübschen Ort Rogny. Die Fahrt selbst war auch wieder schön, a) weil der anfänglich graue Himmel sich zu mehr und mehr Sonnenstrahlen zwischen Wolken und Dunst lichtete, b) weil wir durch abwechslungsreiche, ziemlich einsame Gegenden mit Wäldern, Feldern und auf der Scheitelhaltung mit größeren Seen tuckern.
Neben der letzten Schleuse vor Rogny kann man rechts die denkmalgeschützte und gut erhaltene sechsstufige Schleusentreppe sehen, die zur Zeit Henry IV und seines tatenreichen Minister und Freundes Sully Anfang der 1600erter Jahre eine Neuheit war und diesen ersten Kanal mit Stauhaltung (siehe Kapitel am Anfang dieses Berichts) in Frankreich, ja sogar in Europa überhaupt erst möglich gemacht hat.
In Roigny gibt es zwei Anlegemöglichkeiten: in unserer Fahrtrichtung zu Tal geht nach der Schleuse rechts ein kleiner Wasserlauf ab, an dem gleich vorne an Liegeplätze und die Charterfirma Nicols liegen und etwas weiter auf dem rechten Ufer ein längeres Uferstück zum größten Teil unter dem Schatten großer Platanen (deren Blätter sich vorsichtigerweise nur ein bißchen herausgewagt haben - im Schatten und im Wind sind es höchstens 10°) mit einer Reihe von Liegeplätzen mit ausreichend Strom- und Wasser spendenden Säulen und einer kleinen sanitären Anlage, zur Zeit aber wegen Reparaturarbeiten gesperrt. Am Anfang dieser Liegeplätze ist für zwei Pénichen reserviert und unser „Horizon II“ liegt auch schon da. Kostenpflichtig sollen die Liegeplätze auch sein, aber bis jetzt – 19:00 Uhr – ist niemand zum Kassieren gekommen. So'n Pech aber auch. Nein - 19:20 kam doch noch die Dame der Gemeinde und kassierte überschaubare 11,40 €.

Épicerie mit Bar und Tabac gibt’s gleich gegenüber, Mittwochs und Freitags auch "Pizza á emporter", den Bäcker um die Ecke und ein paar 100 Meter zurück zur Schleuse sind auch zwei Restaurants, tatsächlich beide geöffnet. Eins werden wir heute abend testen. Ha'm wir dann auch, war solide burgundische Küche mit Schnecken, FoieGras, Zanderfilet an Sauce Meurette, 63,50 € mit Wein, Käse und Nachtisch für zwei Personen, kann man nicht meckern.

Donnerstag, 27.04.
Rogny - Chatillon Coligny
4:10 incl. 2:25 Schleusenpause, 6 Schleusen, 10,5 KM

Heute macht es sich doch ein bisschen störend bemerkbar, dass wir hinter unserer Hotel-Péniche „Horizon II“ herfahren. Noch ist Vorsaison und ein Schleusenwärter muss mehrere Schleusen bedienen. Wir sind zwar um 09:45 Uhr, eineinviertel Stunde nach der Péniche losgefahren, aber sie ist langsamer als wir und bei dicht hintereinander liegenden Schleusen muss erst die Péniche durchgebracht werden, so dass wir schon um 11:35 Uhr vor Schleuse 27 Briguemault festmachen, weil wir vor der Mittagspause von 12:00 – 13:00 (und die ist heilig, nicht nur bei Schleusenwärtern, sondern allgemein in Frankreich) nicht mehr abgefertigt werden. Also geniessen wir die Ruhe unseres einsam gelegenen Platzes und der Wärme der mit den Wolken kämpfenden Sonne. Und da uns tatsächlich ein Boot entgegen kommt und dies erst die Schleuse zu Berg bewältigt geht’s nicht um 13:00 sondern erst um 13:30 weiter und eine knappe Stunde später haben wir die drei Schleusen bis Chatillon Coligny bewältigt und machen nach nur gut 10 Kilometern und einer reinen Fahrzeit von 2 ¼ Stunden am gut ausgestatteten Liegeplatz unmittelbar vor der Information Touristique gleichzeitig Capitainerie fest, bei der ich als braver Plaisancier (zu deutsch wesentlich zackiger „Sportbootfahrer“) vorstellig werde, um zu erfahren, dass „tout gratuit“ sei, also Liegeplatz, Strom und Wasser kostenfrei, dazu noch WiFi mit dem unknackbaren Code „123“. So kann ich nach einer kurzen Fahrradbesichtigung des Ortes bei ziemlich ungemütlich gewordenem Wetter – die Wolken und auch der kühle Wind haben die Oberhand behalten – mich der Übertragung meiner Texte für den Blog ins Internet nebst Fotos widmen kann. Vorher gab's noch Gelegenheit, mit einem sehr gut deutsch sprechenden Franzosen (er war Deutschlehrer) über den am vergangenen Sonntag stattgefundenen 1. Wahlgang zur französischen Präsidentschaft zu sprechen und unser gemeinsames Entsetzen über  die mehr als 20 % für die europafeindliche Faschistentochter LePen auszutauschen.

Freitag, 28.04.
Chatillon Coligny – Montargis, 4:25 incl 20 Minuten Schleusenpause, 8 Schleusen, 23 KM
Ende Canal de Briare
Samstag, 29.04,
Montargis – Nemurs, 6:15, 15 Schleusen, 34,5 KM
Beginn Canal du Loing

Sonntag, 30.04.
Nemurs – Moret sur Loing, 3:50 incl 0:45 Zwangspause wegen Schleusenpanne, 9 Schleusen, 18 KM
Moret ist ein hübscher alter Ort, dessen malerische Ansicht vom Wasser her mit alter Mühle, Stadttor und Kirche viele Impressionisten angelockt hat, vor allem Sisley.
Viele Touristen, auch wegen eines großen Flohmarktes, den wir am Nachmittag auch kurz besuchen, dann aber in einem Antiquitätenladen in der Stadt zwei Kerzenleuchter aus einem ehemaligen Kaminensemble (auf dem Sims rechts und links Kerzenständer, in der Mitte eine Uhr) der dreißiger Jahre aus Marmor für zusammen 30,00 € erstehen. Nach meistteils freundlich-sonnigem Wetter mit einigen Wolken schaffen wir den Rückweg vom Städtchen bei dunkelschwarzem Himmel gerade noch trocken zurück, bevor ein kräftiger Platzregen niedergeht und der Tag stürmisch und nass zu Ende geht.

Montag, 01.05. (wichtiger Feiertag in Frankreich)
Liegetag, da alle Schleusen geschlossen bleiben.
Pünktlich zum Maibeginn herrscht bestes Aprilwetter mit Sonne und Wolken, aber relativ warm und trocken. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang zur Mündung des Loing in die Seine, die von einer modernen Passerelle (Fußgängerbrücke) überspannt ist und wir daher auf dem anderen Ufer zurückwandern können.

Dienstag, 02.05.
Moret – Chartrettes, 3:10 mit 40 Minuten Tankpause und Schleusenwartezeit, 1 Schleuse, 21 KM
Direkt gegenüber der Mündung des Loing in die Seine liegt eine Schiffstankstelle, wo wir knapp 200 Liter Diesel für einen halbwegs annehmbaren Preis von 1,49 € aufnehmen. (Bei den preiswerten Supermarkttankstellen kostet der Liter Diesel zur Zeit 1,25 – 1,28 €).
Nun haben wir die Seine erreicht und die Kanäle vorerst verlassen, wir können wieder etwas schneller fahren, womit sich unser Motor nach fast 450 KM Tuckerfahrt zwischen 600 – 1.000 UpM wieder etwas „freiblasen“ kann (1.400-1.500 UpM). Nach morgendlichem Regen genießen wir die Sonne, die bis zum Nachmittag scheint, die schönen Seine-Ufer mit teils abenteuerlichen Häusern aus der vorletzten Jahrhundertwende, um nach einer Schleuse gegen 13:00 Uhr am Steg eines Wassersportklubs unmittelbar vor Schleuse Nr.3 La Cave festzumachen für 11,00 € die Nacht incl. Wasser und Strom. Am späteren Nachmittag unternehmen wir einen Fußmarsch zum etwa 2,5 KM entfernten Supermarkt, um die dringendsten Dinge einzukaufen (z.B. das Abteibier „Grimbergen“).

Mittwoch, 03.05.
Liegetag Chartrettes
Der erste morgendliche Blick aus dem Fenster zeigt grau, grau, grau und Nieselregen. Da drehen wir uns doch mal 'rum, schlafen noch eine Runde, verzichten auf den Gang/Fahrradfahrt zum Bäcker, toasten uns eins und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein.
Ab und an verfolgen wir den regen Schleusenbetrieb, denn hier verkehren wieder eine ganze Reihe von Berufsschiffen, hauptsächlich tief beladen in Richtung Paris und leer mit vollem Tempo und entsprechendem Wellenschlag flußauf zurück.

Donnerstag, 04.05.
Chartrettes – Draveil, Port des Cérises, 6:00, 4 Schleusen, 45 KM
Nach dichtem morgendlichem Nebel legen wir bei langsam durchdringendem Sonnenschein um kurz nach 10 Uhr ab und kommen auf dem Fluss mit großen Schleusen und größeren Abständen zwischen ihnen gut voran, immer hinter einem Frachtkahn her namens „Frantz“, was uns stets einfahrbereite Schleusen beschert und ansonsten ein Marschtempo von 12 – 13 KM/h. Bei dem Ort Draveil liegt stromauf kurz hinter einer Brücke am rechten Ufer die Einfahrt zum großen Sportboothafen „Port des Cérises“, der von Dauerliegern gut belegt ist und für Gäste nur 5 – 6 Plätze bereit hält, die bei unserer Ankunft schon fast alle belegt sind. Wir ergattern den letzten freien Platz. Hier herrschen schon Pariser Verhältnisse: Liegegebühren 25,00 €. Vorsichtshalber telefonieren wir mit dem Pariser Hafen „Port Arsenal“ - unser Ziel für morgen - und reservieren einen Platz für zwei Nächte – und das war gut, weil auch dort schon fast alles belegt war. Abends erleben wir in Draveil noch heftigen Regen und ein kurzes Gewitter, gottseidank erst nach meiner Rückkehr mit „Rabelais“ vom Bäcker für das Abendbrot.

Freitag, 05.05.
Draveil – Paris, Port Arsenal, 3:25, 2 Schleusen plus Schleuse Port Arsenal, 24 KM
Kurz vor uns brechen die Plaisance-Pénichen „Eugenie“ und „Inevitable“ (englisch ausgesprochen wird aus dem schönen Frauennamen „’Judscheni“), die wir schon vor ein paar Tagen am Liegeplatz in Moret an der Einmündung zur Seine getroffen haben und die wir noch öfter treffen werden. Bei der kurz nach dem Hafen liegenden Schleuse treffen wir sie wieder und fahren gemeinsam bis Paris und gemeinsam (was ein sehr enges Manöver wurde) in die Schleuse zum Port d’Arsenal.
Abends zum Essen in ein Restaurant am Place des Vosges, welches Elke von 2014 in besserer Erinnerung hatte.
Liegegebühren 33,86 € incl. Wasser, Strom und WiFi in der Capitainerie.

Samstag, 06.05.
Liegetag Paris
Vormittags größerer Spaziergang, Isle St. Louis, Isle de la Cité, Notre Dame, St. Germain. Nachmittags besuchen wir bei Regenwetter unter Zelten den exclusiven Antiquitätenmarkt rund um den Port d’Arsenal und an der Place de Bastille. Abends Essen nähe „Place de Vosges“ in der Rue Turenne, in einem kleinen Bistro, ganz gemütlich.
Liegegebühren 33,86 € incl. Wasser, Strom und WiFi in der Capitainerie

Sonntag, 07.05.
Paris – Rueil sur Seine, 4:20, 2 Schleusen, 46 KM
Stadtdurchfahrt Paris, leider im Regen, zunächst hinter den beiden englischen Pénichen, die ich aber bald überhole und eingedenk unseres geplanten Liegeplatzes der für drei Boote definitiv zu kurz ist, gebe ich ein bisschen Gas. Nach der zweiten großen Seine-Schleife (nicht umsonst leitet sich der Name unseres Flußes von Serpens=Schlange ab)teilt sich der Fluß in zwei Arme und macht seine dritte große Schleife, im linken Arm auf dem linken Ufer ist bei Rueil ein kleiner Anleger, an dem wir um 13:30 festmachen. Eine Stunde später treffen auch unsere Engländer ein, für eine Péniche ist noch Platz, die andere geht daran längsseits. So haben doch noch alle Platz.
Rueils Zentrum ist städtebaulich modern ganz intelligent gestaltet, an einer von der Seine aufsteigenden Achse bilden rechts Büroblocks eine Schallmauer zwischen der dicht befahrenen Schnellstraße nach Paris und der auf der anderen Seite der Achse befindlichen Wohnbebauung, die einen schönen Ausblick auf den Fluß bietet. Zufahrtstraßen verlaufen unterirdisch unter einem mit Bäumen und einem Wasserlauf gestalteten Platz gesäumt von Cafés und Restaurants. Am Fuße dieser Achse befindet sich ein schöner Anlegeplatz, leider ohne Wasser und Strom.
Abends Fernsehen: Macron ist zum Präsidenten gewählt und nicht der Alptraum LePen. Darauf ein „Grimbergen“.

Montag, 08.05.
Rueil – Conflans-St.Honorine
2:45, 2 Schleusen, 35 KM
Nach einem Einkauf im nicht weit entfernten Supermarkt fahren wir weiter. Wetter leider grau und kalt mit wenigen Sonnenahnungen merkwürdigerweise bei Barometerhöchstständen. Wir legen ein letztes Mal in der Seine an, in Conflans – die Lateiner ahnen den Zusammenhang Conflans = Confluenza=Zusammenfluss - nämlich der Oise in die Seine. Hier ist am schifffahrtstechnisch guten Ausgangspunkt der Standort vieler Pénichen (nach heutigen Maßstäben eher kleiner Berufsschiffe mit rd. 300 Tonnen Ladekapazität), leider inzwischen mehr der letzte Ruheort. In Dreier- und Viererpäckchen liegen die Pénichen, die nie wieder einen Auftrag bekommen und ihren inzwischen sich im Rentneralter befindlichen Schiffersleut' die letzte Wohnung bieten. Konsequenterweise ist hier auch ein Binnenschifffahrtsmuseum mit allen Varianten des französischen Binnenschifffahrtswesen angesiedelt ausgerechnet in einem Neorokokoschlößchen aus dem 19. Jahrhundert hoch über der Seine. Der konditionstestende Aufstieg war vergebens – Montags geschlossen.
Der ansonsten kostenlose Liegeplatz an Fingerstegen bietet Strom und Wasser jeweils gegen Einwurf eines Euro. Der Strom kommt auch brav, nicht aber das Wasser.(Ist wohl noch abgesperrt) Man wird auch über die Schleusenöffnungszeiten hinaus von einigen passierenden Hotelschiffen in den Schlaf gewiegt.

Dienstag, 09.05.
Conflans – Boran sur Oise
5:30, 3 Schleusen, 44 KM
Endlich wieder Sonne, wenn auch mit kaltem Wind. Aber heute wollen wir doch noch einen Blick ins Binnenschifffahrtsmuseum werfen. Das machen wir auch, um 10:01 (Öffnung des Museums um 10:00) sind wir die ersten Besucher und haben abenteuerliche Architektur und interessante Ausstellungsinhalte für uns allein. Als wir uns um 10:45 aus dem Museum verabschieden und den Abstieg zu unserer Anlegestelle unternehmen, kommen uns größere Karawanen aus Rentnerbussen entgegen. Um 11:00 werfen wir die Leinen los und biegen kurz darauf in die Oise nach rechts (Norden) ein. Nun geht’s stromauf, die Strömung ist allerdings gering und wir kommen bei gemütlicher Drehzahl von 1.300 Touren immer noch mit 10 – 11 KM/h voran. Vorbei an Eragny.kurz vor Pontoise, Wohnsitz der Tochter eines uns bekannten Vaters, der gern mit einem französischen Schwiegersohn vorlieb nehmen musste.
Die Liegeplätze an der Oise sind dünn gesät, der beabsichtigte in Isle d'Adam ist von einem unverschämt großen und völlig unseemännischem Bungalow auf Pontons verstopft, so dass wir erst um 16:20 Uhr nach Schleuse Nr. 5 in Boran bei KM 43 einen schönen, aber strom- und wasserlosen Liegeplatz finden gegenüber einem ehemaligen Schwimmbad, von einem undeutbaren, aber umso größeren Symbol gekrönt. Die quersteglosen Poller am Anlegeplatz, die auch sonst keinerlei Verdickungen oder andere Vorrichtungen zum sicheren Halten von Leinen besitzen, stellen den Kapitän vor lösbare, aber herausfordernde Festmachprobleme. Immerhin gibt es zwei Bäcker im Ort (für das Frühstück am nächsten Morgen) und so können wir den Abend beruhigt mit einem gemütlichen Essen an Bord beschließen.

Mittwoch, 10.05.
Boran – Pont St.Maxence oberhalb der Schleuse Nr. 3 Sarrons am Wartekai
3:15, 2 Schleusen, 28 KM
Die Sonne scheint, es ist warm. Es muss einmal gesagt werden, die Schleusenwärter auf der Oise sind durch die Bank freundlich und hilfsbereit, eine Schleuse von jeweils zwei ist meist parat oder wird schnell vorbereitet, es scheint, dass sie auch versuchen, Berufsschiffahrt und Sportschiffahrt getrennt und doch schnell abzufertigen. Viele Schleusen bieten auch die Möglichkeit, Wasser zu bunkern. Wir haben davon nie Gebrauch gemacht, weil die Schleuse ja schnell wieder frei gemacht werden muss, oder man schlecht an die für die Berufsschiffahrt gedachten Zapfstellen kommt. Da wir nun schon den dritten Tag kein Wasser nachtanken konnten, fragen wir beim Schleusenwärter (Schleuse Creil, Nr.4), die Antwort „Bien sur“, der Schlauch in erreichbarer Nähe und alle Zeit der Welt zum Tanken. 200 – 300 Liter brauchen so 10 – 20 Minuten. Dann, bei der nächsten Schleuse – wir haben immer noch keinen vernünftigen Liegeplatz gefunden, die Städte haben meist keine Anlegestege – Frage, ob wir am Kai, der eigentlich für auf Schleusung wartende Schiffe gedacht ist, für die Nacht festmachen können, wieder die freundliche Antwort „Naturallement!“ Und so haben wir einen schönen Platz in der Sonne, ruhig und fußläufig zur kleinen Stadt Pont St.Maxence, die aber einen Gang dorthin nur lohnt, wenn man im kleinen Supermarkt oder beim Metzger oder Obst-und Gemüsehändlerhändler dort etwas braucht. Restaurants schienen uns keinen Besuch wert, und sonst gibt es über den Ort nichts weiter zu berichten als dass er eine Brücke über die Oise mit viel Verkehr bietet.
Wir geniessen Nachmittag und Abend den Sonnenschein mit warmer, unsere Wäsche schnell trocknender Brise und dem Schauspiel der ab und an ein- oder ausfahrenden Schiffe.

Donnerstag, 11.05.
Schleuse Sarron – Compiégne
3:15, 2 Schleusen, 26 KM
Schlossbesichtigung mit Verkehrsmuseum, im Päckchen an Hafenmeisters Schrottboot festgemacht. Tanken verschieben wir wegen Mittagspause auf Morgen
Liegegebühren 12 € incl Wasser und Strom

Freitag, 12.05.
Compiégne – Pont l'Éveque
3:00 incl 15 Min Tanken, 2 Schleusen, 20 KM
Nach nächtlichem, kräftigen Regen kommt morgens die Sonne heraus für einen warmen Tag. Wir tanken bei Max Guerdien et Fils, Straßen- und Schiffstankstelle, Ölhandel, Bootszubehör, Werft, etc. (maxguerdin.fr) für erstaunliche 1,23 €/ltr, billiger als an Markenstraßentankstellen und teils billiger als die Supermarkttankstellen

Samstag, 13.05.
Pont l'Èveque – Béthencourt sur Somme, KM 64
7:15, 5 Schleusen, 1 Tunnel, 31 KM
Nach langer, meist sonniger Fahrt, die leider gleich mit einer fast einstündigen Wartezeit vor der Schleuse Pont l'Éveque begonnen hat, machen wir nach fünf Schleusen und einem etwas über einem Kilometer langen Tunnel in einem „Port public“ fest, auf Deutsch: einer Spundwand am doch viel befahrenen Canal du Nord. Nach einer Festmachdoktorarbeit (viele Seile, viele Fender) kann uns der Sog vorbeifahrender tief abgeladener  Pénichen nicht mehr viel anhaben, außerdem ist nach Schleusenschluss um 19:30 das Wasser schnell spiegelglatt und wir verleben einen ruhigen, gleichwohl himmelsmäßig spektakulären Abend der Spiegelung von Wolken und Sonnenuntergang an einem gänzlich bäckerlosen Ort.

Sonntag, 14.05.
Béthencourt – Péronne sur Somme
2:00, 2 Schleusen, 16 KM
Das Barometer steigt unaufhaltsam in gleichem Maße wie das Wetter schlechter wird. Dieses Paradoxon haben wir eine Woche vorher schon einmal erlebt.Die sonnigen Abschnitte sind kürzer und seltener, dafür immer wieder Regenschauer und teils heftiger Wind. Heute fahren wir nicht so lang und erreichen kurz vor 12:00 Uhr Péronne, wo sich der Canal du Nord (bestimmungsgemäß nach Norden) und die Somme bzw. der Canal de la Somme (nach Westen) teilen. Es gibt hier einen der seltenen Sportboothäfen auf dieser Strecke in einem Seitenarm unterhalb eines Campingplatzes mit Strom- und Wasserversorgung und auch einem Bäckerservice. Am frühen Nachmittag begeben wir uns auf einen Spaziergang ins Stadtzentrum, dass in vielen Dingen schon sehr flämisch anmutet. Die Stadt war im 1. Weltkrieg sehr zerstört und ein modernes Museum („Historial“) im festungsartigen Schloss zeigt die Geschichte des „Grande Guerre“. Heute war die zentrale Straße durch die Innenstadt für einen großen Markt gesperrt mit allerlei Verkaufsständen für Kleidung, Schuhe, Parfüms(?!), Obst und auch einer schönen Frittenbude. Gesättigt an „Frites maison“ mit Mayo, die Schale für 3,50 € und anschließenden zwei „Grimbergen“-Bieren im Straßencafé in einer böigen, teils sonnigen Regenpause finden wir auf dem Rückweg noch einen Bäcker. Es gibt dann allerdings konsequenterweise abends Bratkartoffeln, das Brot kann man morgen auch ganz gut toasten.

Montag, 15.05.
Péronne – Liegetag
Eigentlich hatten wir vor, von Péronne aus einen Abstecher in die Somme stromabwärts zu machen bis Amiéns, die dortige Kathedrale zu besuchen und weil der Fluss ganz schön sein soll. Jedoch – hélas – eine fremde Wasserpflanze von Seeschiffen eingeschleppt hat den Fluss erobert und der wird nun gerade von Péronne aus stromab von dieser Pflanze befreit und ist deswegen bis 21.05. gesperrt. Bis dahin wollen wir aber nicht warten, legen  einen Tag Pause ein, unter anderem, um uns im nahe gelegenen Lidl mit lebenswichtigen Dingen zu versorgen (Bier) und am nächsten Tag weiter Richtung Heimat zu fahren, also weiter den Canal du Nord. Bei Sonnenschein mit Streifenwolken 22° einige Putzarbeiten.

Dienstag, 16.05.
Péronne – Marquion, 7:00, 11 Schleusen, 1 Tunnel mit 4,6 KM, 40 KM
Bei weiter warmen Wetter für unsere Verhältnisse eine Gewalttour. Der Kanal führt durch teilweise einsame Gegenden, aber doch recht eintönig in steilem Aufstieg aus dem Sommetal mit fünf Schleusen mit je ca. 6 Metern Höhenunterschied bis zum gut viereinhalb Kilometer langen Tunnel Ruyaulcourt, der den letzten Höhenzug durchsticht, danach geht es 6 Schleusen ebenso steil wieder bergab ins Tal der Scheldequellen. Liegeplätze gibt es außer an den Wartekais vor bzw. nach den Schleusen eigentlich nicht. Erst nach der vorletzten Schleuse gibt es wenige Kilometer vor Ende des Kanals in Marquion einen Anlegesteiger für Sportboote ohne Strom, aber mit Wasser bei einem Kajakverein. Hier liegt man gut und unterhaltsam beim relativ regen Verkehr der ein- und ausfahrenden Berufsschiffe.

Mittwoch, 17.05.
Marquion – Courcelles les Lens, 4:00, 4 Schleusen, 30 KM
In großen ehemaligem Hafenbecken ca 7 KM nach Douai.
Nach warmem Tag und Abend heftiger Wind und starke Regengüsse.
Am Nachmittag mit Rabelais Erkundungsfahrt und Einkauf bei Leclerq, es gibt auch Genever!

Donnerstag, 18.05.
Courcelles – Wambrechies (Lille), 4:50, 2 schleusen, 40 KM
Rabelais läßt mich morgens bei Brotkauf schnöde wegen lächerlichen Benzinmangels im Stich. Hälfte des Weges geschoben ( 1,5 KM).
Es regnet immer wieder bis mittags.
Abends in Wambrechies – leider schlechtes – Essen in Kneipe direkt am Liegeplatz (war bei unserem ersten Aufenthalt 2014 besser). Spätabends heftiges Gewitter mit gewaltigen Wasserströmen aus der Kanalisation direkt gegen unser Schiff.

Freitag, 19.05.
Wambrechies – Liegetag
Mit dem Bus nach Lille, Stadtbesichtigung (per Sightseeing-Bus) teils in Wolkenbrüchen. Nach Rückkehr etwas komplizierte WiFiVerbindung. Nötig wegen Arbeit für einen Kunden (Brötchen müssen auch ab und an verdient werden). Nachmittag kleiner Rundgang und Kauf von Genever in der Destillerie Claeyssens, der einzig verbliebene Hersteller von Genever in Frankreich.

Samstag, 20.05.
Wambrechies – Menin, 3:15, 2 Schleusen, 27 KM
Blauer Himmel mit dicken Wolken, teils sonnig. Es bleibt trocken. Nach Wasser-Tanken weiter auf dem Canal de la Deûle, der bei Deûlemont in die Leie (französisch: Lys) mündet, die bis Menen (franz: Menin) die Grenze zwischen Frankreich und Belgien bildet. Auf der belgischen Seite passieren wir die Schleuse Komen (franz.:Comines). Da es für unsere Fahrtrichtung die erste belgische Schleuse ist, mussten wir unsere belgische Ident-Nummer angeben, die wir schon 2014 für den Hafen in Antwerpen beantragt hatten. Weiter am nördlichen Ufer, dem belgischen liegt kurz hinter Wervik ein Tankschiff, bei dem wir 118 Liter á 1,29 € tanken.
Bald darauf erreichen wir Menin, wo im von links (von Norden) einmündenden Altarm ein netter Sporboothafen liegt, in dem wir kurz nach 13:00 Uhr festmachen. Die Grenze verläuft auf dem Altarm der Leie, sodass wir für diesen Abend noch einmal auf französischem Territorium übernachten. Oberhalb des Hafens liegt ein kleines Restaurant mit schöner Aussichtsterrasse, abends zum Essen sitzen wir aber drinnen.
Nachmittags mache ich eine kleine Fahrradrunde durch Menen bzw. Halluin auf dem südlichen Ufer, wo der Bär bei irgendeinem Straßen- und Verkaufsfest steppt. Der Ort selber eine nicht allzu schöne Arbeiterstadt.
Liegegebühr 17,19 €

Sonntag, 21.05.
Menin – Deinze, 4:30, 2 Schleusen, 40 KM
Am Sonntag legen wir gegen halb 11:00 ab, passieren bei sonnigem Wetter Kortrijk und biegen nach relativ langweiliger Fahrt in der hier kanalmäßig ausgebauten Leie bei Deinze rechts von der Großwasserstraße ab und folgen der Leie zur kurz nach dem Abzweig hinter der Stadtbrücke gelegenen Liegemöglichkeit in Deinze. Wir bekommen gerade nach so Platz an der Kaimauer, denn heute ist der nur alle fünf Jahre stattfindende große Umzug durch die Stadt mit zahlreichen Motivwagen und Fußgruppen, die alle irgendetwas mit Motiven und der Geschichte von Deinze zu tun haben.
Abends gutes Essen in der fast unmittelbar am Liegeplatz gelegenen Brasserie BrunO mit „Herlijke Gerechten un Lekkere Dagsnacks“ und – nicht zu vergessen - vernünftigem Bier.

Montag, 22.05.
Deinze – Gent (Merelbeke), 1 Klappbrücke, 1 Schleuse, 4:00, 35 KM
Bei wunderbarem Wetter eine der hübschesten Strecken; auf der vielfach gewundenen Leie an zum Teil hochherrschaftlichen Landsitzen vorbei überqueren wir schließlich die Ringvaart und fahren weiter auf der Leie mitten in das mittelalterliche Stadtzentrum von Gent. Dort gegenüber vom Hotel Ibis Gent an der Ecke zum Kanal Ketelvaart gibt es Liegeplätze für Sportboote. Wir können uns aber mit dem Hafenmeister nicht einigen. Er will, dass wir mit dem Heck zum Steg zwischen zwei Pfählen festmachen, wir wollen aber längsseits am Steg anlegen, wo es auch freie Plätze gibt. Dann nicht, fahren wir eben weiter zu einem anderen gut gelegenen Sportboothafen, den ich schon 2014 aufgesucht hatte, dem Portus Ganda. Zu Fuß maximal 10 Minuten, aber mit dem Boot müssen wir windungsreichen Kanälen folgen und gelangen schließlich zur Schelde, in die wir scharf links nach Norden einbiegen bis zu einer Schleuse, nach der wir dann wieder in einen Kanal hätten einbiegen müssen. Aber was ist? Die Schleuse ist gesperrt wegen Umbau und damit der Weg zum Hafen. Zurück zum unfreundlichen Hafenmeister? Klein beigeben? Niemals! Also drehen wir um und fahren auf der Schelde nun in umgekehrter Richtung, die uns weiter durch die Stadt, schließlich ihre Außenbezirke führt. Kurz bevor sie in die Ringfahrt einmündet bzw. deren Weg scharf links  abknickend nach Osten weiterführt, erreicht man den Jachthaven Merelbeke. Dort liegt man schön (am besten auf der linken Seite von der Stadt aus gesehen). Aber zur wunderschönen Innenstadt ist man dann weit entfernt. Aber die haben wir ja jetzt teils vom Schiff aus gesehen und schon in früheren Jahren ausgiebig besichtigt. Kleine Erkundungsfahrt mit Rabelais ergibt: keine Restaurants in erreichbarer Nähe, ein Aldi knapp 1 KM entfernt.

Dienstag, 23.05.
Gent(Merelbeke) – Temse, 60 KM, 4:20, 1 Schleuse
Nun geht es über eine Schleuse kurz nach dem Hafen die Schelde Richtung Meer und hier muß man schon die Tidenzeiten beachten, das heißt für uns zu nachtschlafender Zeit morgens um 06:00 Uhr Leinen los! Auf dem windungsreichen Fluss, dessen schlammbraune Ufer mehr und mehr aus dem zurückgehenden Wasser auftauchen, geht es schneller und schneller bei sich langsam auflösendem Nebel mit der Strömung nach Temse, dass wir um 10:20 erreichen kurz vor Stillwasser, bevor die Flut zurückkehrt und mit mächtigem Strom die Bootsstege um gut vier Meter anhebt. Die liegen ca 500 m vom kleinen Städtchen entfernt. Moderne Wohnhäuser mit Restaurants und einem Supermarkt liegen am Temse-Ufer (nein, am Ufer von Temse zur Schelde). Am Gästesteg ist eine Telefonnummer angegeben, nach Anruf bekommt man den Türcode durchgesagt, damit man an Land gehen und auch wieder zum Boot zurückkehren kann. Es gibt auch eine Tankmöglichkeit für Diesel am Steg. Vorsichtshalber rufen wir beim Hafen in Antwerpen an wegen eines Liegeplatzes dort. Erst sieht es ganz schlecht aus, der Hafenmeister erwartet am Donnerstag (Himmelfahrt) über 100 Boote die gemeinsam einen Ausflug machen. Nach einigem hin und her meint er dann, dass wir zumindest morgen dort liegen können.

Mittwoch, 24.05.
Temse – Antwerpen, 22 KM 1:45 Fahrzeit, 3:00 Wartezeiten
Wegen der Tidezeiten wieder früher Aufbruch um 07:00, nach einer Stunde erreichen wir Antwerpen; der Weg zum großen Hafen von Antwerpen zu dem auch der Sportboothafen im Willemdok gehört, führt jedoch durch Schleusen von der Schelde weg, die bei Niedrigwasser nicht befahrbar sind. Wir müssen also warten bis das Wasser entsprechend gestiegen ist, bis kurz vor 11:00. Gegenüber der Royerssluis bzw. Kattendijksluis gibt es Warteplätze an einem Steg. Die Wartezeit nutze ich zu leider vergeblichen, dafür umso schweißtreibenderen Reparaturversuchen an unserem Ladewandler, aber trotz kräftigen Flüchen will es nicht gelingen, ein entscheidendes Kabel wieder mit den Batterien zu verbinden. Ich lege die Verbindung wieder wie früher vor Einbau des Ladewandlers (den wir eigentlich zum besseren Aufladen unserer großen Verbraucherbatterien durch die 55 Ampère Lichtmaschine voriges Jahr installiert hatten) über einen Diodentrenner. so geht’s dann erst mal.
Kurz vor 11:00 werden die wartenden Boote, außer uns alles Berufsschiffe, für die Royerssluis aufgerufen, nach viel Rangiererei der großen Schiffe quetschen wir uns als letzte hinten in die Schleuse rein. Der Schleusenwärter nimmt von der hohen Kante unser Seil an, es reicht nicht, und ich muß noch schnell mit einem zweiten Tau verlängern. Um 12:00 fahren wir aus der Schleuse aus und gelangen rechts gleich zur Siberia Brug, die nach kurzer Zeit öffnet und uns damit die Fahrt durchs Kattendijkdok frei macht. Am Ende des Docks muss normalerweise die Londenbrug passiert werden, die aber nur zu wenigen bestimmten Zeiten öffnet. Jetzt wird dort gebaut, diese Brücke ist offen, aber unmittelbar vor dem Willemdok ist nun eine Behelfsbrücke, an der wir noch einmal 20 Minuten warten, dann kommt der schneidige Hafenmeister in weißer Uniform in seinem schnellen Schlauchboot und weist uns den Liegeplatz an, und, ja, wir können auch noch eine zweite Nacht bleiben. Kurz nach dem Festmachen (gegen 13:00) begrüßen uns Joke und Erik, ein holländisches Ehepaar, das wir 2014 auf unserer Fahrt durch den Canal de Bourgogne kennengelernt haben und immer via mail, Facebook, etc in Verbindung geblieben sind. Sie sind auf dem Weg nach Süden, nach Frankreich fast auf dem Weg, den wir gekommen sind und so haben wir uns hier im Hafen von Antwerpen verabredet.
Beim Anmelden in der Hafenmeisterei kann ich noch einen zusätzlichen Liegetag abhandeln, und wir können trotz der am nächsten Tag zahlreich erwarteten Boote drei Nächte bleiben sodass wir erst am Samstag wieder losfahren.
Abends essen im Italiener direkt am Hafen.
Liegegebühr 21,15 € je Tag incl. Strom, Wasser, WiFi

Donnerstag, 25.05. (Himmelfahrt)
Antwerpen – Liegetag
Nach dem Frühaufstehen der letzten beiden Tage genießen wir das Ausschlafen. Es ist wunderbares Himmelfahrtswetter. Die angekündigte Sportbootarmada kommt an, aber bei weitem nicht über 100 sondern nur 60 Boote, sind aber auch noch eine Menge. Finden aber alle Platz in dem großen Hafen.
Tagsüber Stadtbesichtigung mit kleinem Rundgang durch das alte Zentrum mit seinen prächtigen Renaissancebauten, vor allem am „Groote Markt“, wo es allerdings nicht einsam ist. Am Hafen liegt der interessante Ausstellungs- und Museumsbau „MAS, Museum an de Strom“, den man bei freiem Eintritt auch über einen „mit meterhohen Glaswänden verkleideter Boulevard 60 Meter nach oben“ ersteigen kann und einen tollen Blick über die Stadt, die Schelde und den Hafen hat“
Abends essen wir gemeinsam mit Joke und Erik bei einem Spanier in Hafennähe gut und reichlich, anschließend bei uns auf dem Achterdeck noch ein Absacker und Verabschiedung, da die beiden morgen in aller Frühe die Schelde aufwärts gen Frankreich wollen.

Freitag, 26.05.
Antwerpen - Liegetag
Das Wetter ist weiter schön und wir schlafen auch heute gemütlich aus. Später ein kleiner Einkauf bei Albert Hein (große Lebensmittelkette in den Niederlanden und Belgien) nicht weit vom Hafen. Anschließend mache ich noch eine kleine Kirchenwanderung, u.a. zur Kirche St.Paul mit Kalvarienberg und Bildern bedeutender Barockmaler u.a. Peter Paul Rubens.

Samstag, 27.05.
Antwerpen – Tholen, 40 KM, 1 Schleuse, 3:45
Bei strahlendem Sonnenschein legen wir kurz nach neun Uhr ab, damit wir die Öffnungszeit am Vormittag der beiden Brücken nach dem Willemsdok und dem Kattendijkdok zum großen Seehafen von Antwerpen nicht verpassen. Den durchqueren wir mit unserem im Vergleich zu den dort liegenden Seeschiffen winzigen Boot in knapp anderthalb Stunden, fahren dann in den Rhein-Schelde Kanal, überqueren die niederländisch-belgische Grenze und nach einer weiteren Stunde in die (mit dem für Deutsche lustig klingenden Namen) Kreekrak-Schleuse ein, die in zwei Kammern von je 320 x 24 meter jeweils bis zu 6 Binnenschiffe im Europaformat bedienen kann. Um 13:00 machen wir fest im Sportboothafen von Tholen, ein sehenswertes altes Städtchen, dessen Befestigungsanlagen noch weitgehend erhalten sind. Hinter dem Deich liegen gleich zwei nette Restaurants, es gibt einige Geschäfte und auch einen „Warme Bakker“. Das ist eine Bäckerei, deren Adjektiv „warm“ nichts über die sexuelle Orientierung des/der Bäcker/in aussagt, sondern, dass dort das Brot selbst gebakken wird und nicht aus einer Brotfabrik kommt. Etwas tendenziös ausgedrückt ist das niederländische Brot trotz reichhaltigen Angebots in unterschiedlichen Bräunungsgraden aber immer weich wie Toastbrot und kann eigentlich nur mit warmer (zumindest nicht aus dem Kühlschrank kommender) Butter halbwegs löcherfrei beschmiert, dann aber mit leckerem Hagelslag (Schokoladen- oder Zuckerstreusel) oder Flokjes bestreut werden.
Am späteren Nachmittag wird es plötzlich grau und mit kühlem Wind etwas ungemütlich mit ein paar Tropfen.
Liegegeld 18,50 €, WiFi im Clubhaus, mit etwas Glück und guter Antenne bis zum Liegeplatz. An Wochenenden und bei schönem Wetter gut belegt, nicht zu spät ankommen.

Sonntag, 28.05.
Tholen- Vluchthaven De Wacht(Dordse Kil), 50 KM, 1 Schleuse, 5:00
Bei sehr warmem Wetter, aber auch einigen kühlen Böen geht es um halb 11:00 weiter auf dem Schelde-Rhein-Kanal, der uns bei dichtem Sportbootverkehr (Sonntag!) durch die proppenvolle Sportbootschleuse der Volkeraksluis ins Hollandse Diep führt. Dem folgen wir nach Westen und biegen dann nach links (Norden) in die Dordtsche Kil ab.
Nach fünf Stunden Fahrt meinen wir für heute genung getan zu haben und biegen nach knapp 4 KM in den am westlichen Ufer gelegenen Vluchthaven ein, an dessen südlichem Ende sich hinter einer ganzen Reihe im Päckchen liegender Berufsschiffe auch ein Anleger für Sportboote befindet. Allerdings mit keinerlei Vorrichtungen wie Strom oder Wasser. Aber wir geniessen den sonnigen Restnachmittag gemütlich auf dem Achterdeck. Eine bewohnte Ortschaft in der Nähe gibt es nicht, aber wir haben ja sowohl für Abendessen wie Frühstück alles an Bord.
Liegegeld: 0,00 €

Montag, 29.05.
Vluchthaven De Wacht(Dordse Kil) – Gouda, 42 KM, 2 Schleusen, 4:40
Waren wir gestern noch nur durch eine schmale Gasse von Berufsschiffen zu unserem Liegeplatz gelangt, sieht der Freizeitschiffer gegen 09:00 Uhr, dass es ihm doch besser geht: die Berufsschiffe haben weitgehend abgelegt, z.T mitten in der Nacht. Wir brechen bei zunächst recht windiger dann aber zunehmend schwüler Wetterlage kurz nach 10 Uhr auf und über Oude Maas, Noord, Niewe Maas und schließlich Hollandse Ijssel erreichen wir unser Liegeplatz in Gouda viertel vor drei. Der Weg führte uns vorbei an Zwijndrecht, dort erster erfolgloser Tankversuch – sie haben betanken keinen weißen Diesel mehr (im Gegensatz zum roten, steuerfreien für die Berufsschiffahrt) – dann Dordrecht mit zweitem, erfolgreichen Tankversuch (1,33 €/ltr) nach etwas abenteurlichem Anlege- und Wartemanöver im Strom bei ziemlichem Berufsverkehr, schließlich Kinderdijk (richtig, der Ort mit den vielen Windmühlen) und noch Krimpen und Cappelle an der Ijssel, bevor wir über einen Seitenkanal bzw. die Nieuwe Gouwe ins Zentrum von Gouda gelangen.
Bummel durch die schöne Stadt mit Grachten, altem Marktplatz und Renaissance Stadthuiz, Abendessen am Marktplatz. Später am Abend noch Gewitter und Regen.
Liegegeld 15 € (?), incl. Strom und Wasser.

Dienstag,30.05.
Gouda – Alphen a/d Rhijn, 16 KM, 1 Schleuse, eine ganze Reihe von Klapp-, Hub- und Drehbrücken (auf der Karte kurz bB=bewegliche Brücken), 2:45
Nach dem Frühstück zunächst Einkauf, dann abgelegt zur ca 200 m entfernten Wassertankstelle (11:15 -11:30) und über eine Schleuse zurück auf die Gouwe, die uns mit mehreren Klapp- bzw. Hebebrücken (z.T. kürzere Wartezeiten) etwas langweilig zur Kreuzung mit dem Oude Rhijn führt, in den wir links einbiegen und nach kurzer Fahrt im Zentrum von Alphen a/d Rhijn festmachen. Hier darf man eigentlich nur tagsüber liegen bis 18:30, aber wir bleiben trotzdem über Nacht und niemand stört sich dran, dafür gibt’s auch kein Wasser und keinen Strom. Am Nachmittag noch ein – vergeblicher – Versuch unseren Ladewandler zu verbinden. Dann eben nicht, machen wir wenn wir wieder zu Hause sind. Noch ein kleiner Rundgang über die Einkaufsstraße (mäßig interessant), ich ergattere in einer Slijterei unseren geliebten, lang vermissten Bookma (Oude Genever). Abends essen an Bord.
Liegegeld 0,00 €.


Mittwoch, 31.05.
Alphen a/d Rhijn – Maarssen/Vecht, 30 KM, 1 Schleuse, viele Brücken (bB), 6:50
Bei schönstem Wetter – blauer Himmel, angenehme Temperaturen machen wir heute eine wunderschöne Fahrt zunächst über den nicht so spannenden, aber ruhigen Aarkanal (wir haben die Hauptwasserstraßen verlassen, kaum noch Berufsschiffahrt) nach einer Schleuse in die in sanften Kurven dahinfließende Amstel, südlich kurz vor den Ausläufern von Amsterdam biegen wir nach links (zunächst Richtung Osten, dann wieder südlich) in die Kromme Mijdrecht ab, ein schmales Gewässer sehr holländisch durch kleine Dörfer, Weiden und Felder, dennoch kommt uns zu unserer Überraschung ein gar nicht mal so kleines Berufsschiff entgegen. Dann ein noch kleinerer Kanal nach links durch eine Klappbrücke (Öffnung wird durch Knopfdruck angefordert) nun schnurgerade mit einigen rechtwinkligen Biegungen und einem weiteren Abzweig in einen anderen Kanal, bis wir schließlich bei Breukelen unter drei sehr niedrigen Brücken (Verdeck und Windschutzscheiben mussten gelegt werden) hindurch wieder in der dicht besiedelten Zivilisation zwischen Eisenbahn und McDonalds im stark befahrenen Amsterdam - Rhijn Kanal landen. Den noch ein gut 6 KM in südliche Richtung bis wir kurz vor Utrecht links über einen kleinen Stichkanal in die Vecht gelangen, auf der wir uns wieder nach Norden wenden und bald darauf am linken Ufer bei Maarssen gegenüber einer hochherrschaftlichen Villa an einem kleinen Steiger nach langer, aber lohnender Fahrt um 17:00 anlegen. Kein Strom, kein Wasser, aber ruhig und sehr schön unter den Zweigen einer Trauerweide.
Liegegeld 0,00 €

Donnerstag, 01.06.
Maarssen/Vecht – Weesp, 30 KM, 9 bB, 4:20
Per Fahrrad in den Ortskern Brot und anderes kaufen und bei schönem Wetter um 10:30 los auf einer der malerischsten Wasserstrecken Hollands, der Vecht, die sich durch wechselnde Landschaften an alten Schlösschen, modernen Prachtbauten und wieder kleinen reetgedeckten Häusern vorbei Richtung Ijsselmeer schlängelt. Nach gut vier Stunden Fahrt machen wir in Weesp im Jachthaven fest. Ein sehr hübscher, grachtendurchzogener Ort nicht weit südöstlich von Amsterdam gelegen. Abends großer Auftritt, Eltern mit ihren Kindern ziehen in einem langen Zug einmal um die Stadt, warum, ist uns nicht so ganz klar geworden. Wir speisen zu abend auf einer Holzterrasse zu einer Gracht sehr holländisch, u.a. Spare Ribs und alles mit viel Salat und einigen Pilsjes.
Liegegeld 14,85, Strom 0,50 € KW/h, Wasser 0,50 € / 100 ltr.

Freitag, 02.06.
Weesp – Elburg, 70 KM,2 Schleusen, 6:40
Bei weiter schönem Wetter brechen wir um 10:20 nach Wassertanken zu unserer streckenmäßig auf dieser Reise bisher längsten Fahrt auf (so langsam wollen wir doch nach Hause): die Vecht bis Muiden, dort ins Ijsselmeer und dann in die sogenannten Randmeere südlich um Flevoland an der alten Küstenlinie der Zuiderzee entlang bis Elburg. Wieder eine alte, typisch holländische Stadt mit historischem Hafen, barocken Häusern – und natürlich – auch vielen Touristen (zumeist aber Niederländer) sowie viel Gastronomie. Am Abend nach Spaziergang von unserem Anlegeplatz (leider sehr laut an der großen N 309) etwas außerhalb landen wir bei lauer Abendluft an dem einzigen freien Tisch vor dem nicht gerade billigsten Restaurant des Ortes: „Le Papillon“. Dafür waren Essen und Wein für knapp 100 € aber auch das Geld wert.
Liegegeld 18,05 € incl. Wasser und Strom

Samstag, 03.06.
Elburg – Zwartsluis, 40 KM, 1 Schleuse, 4:15
Ab 10:40 weiter durchs Drontemeer kreuzen wir die Mündung der Gelderschen Ijssel (einer der vielen Mündungsarme des Rheins) ins Ijsselmeer bzw. Ketelmeer und wenden uns nach Osten ins Zwarte Meer, schließlich das zwarte Water und gelangen nach Zwartsluis um kurz vor drei Uhr, wo wir gegenüber der Stadtkade an einem Anleger festmachen. Wir waren schon oft hier, man liegt hier gut und hat immer was zu schauen, abends Pfannkuchen und Schnitzel mit reichlich Pommes.
Liegegeld 14,25 € incl. Wasser und Strom

Sonntag, 04.06.
Zwartsluis – Echten (Nähe Hogeveen)/Hogeveensche Vaart (bei KM 19,5), 28 KM, 2 Schleusen, 4:10 incl. 1 Std. Wartezeit Mittagspause an der Schleuse
Wir wollen nach Deutschland in die Ems über die 2014 neu eröffnete Verbindung von Erika/Klazinaveen nach Ter Apel, wo der Haren-Rütenbrok-Kanal abgeht und zur Ems führt.
Bei blauem Himmel mit dicken weißen Wolken werfen wir um  10:30 die Leinen los fahren Richtung Meppel, das wir südlich auf dem Meppeler Diep umfahren und nach schleusenbedingter Mittagspause von 12:00 -13:00 vor der Rogatsluis in der Hooggeveensche Vaart weiter über die Ossesluis bis zum kleinen Ort Echten kurz vor Hoogeveen um 14:50 gelangen und dort festmachen.
Liegegeld 0,00 €, Strom über Automat 1 € /kwH

Montag 05.06.
Echten – Brücke Klenkerbrug/Verlengde Hoogeveense Vaart, 27 KM, 2 Schleusen viele bB, 3:00
In einer Viertelstunde gelangen wir nach unserem Aufbruch in die Nieuwe Brugsluis vor Hoogeveen, dann südlich um Hoogeveen herum gelangen wir beim Ort Noordscheschut durch dieselbe, nämlich die dortige Schleuse in die Verlengde Hoogeveense Vaart und machen hier erst mal Mittagspause, wegen der nächsten Brücke. Es gibt einige Poller am Ufer und auch eine Wassertankmöglichkeit, die leider erst einmal von einem dicken Kahn in Anspruch genommen wird, aber kurz vor Ende der Mittagspause schaffen wir auch noch eine halbe Tankfüllung bevor es weiter geht. Es ist zwar noch trocken, aber der Wind nimmt kräftig zu. Es ist kurz vor drei, eine nächste regelrechte Anlegemöglichkeit ist noch ein ganzes Stück entfernt und so nutzen wir die Gelegenheit unmittelbar vor einer Brücke (der Klenkenbrug ca 6 KM vor Nieuw Amsterdam) mitten in der Wallachei im Windschatten eines Bauernhauses für die Nacht festzumachen und verabschieden uns mit Dank von unserer Brückenwärterin. Die Brückenwärter begleiten hier die Boote oder erwarten sie nach telefonischer Ankündigung vom letzten Brückenwärter, manche Brücken öffnen nach Anforderung per Funk über Kanal 84 oder 18.
Liegegeld 0,00 €

Dienstag, 06.06.
Klenkerbrug – im Veenpark Museum (Nähe Barger-Compascum), 25 KM, 4 Schleusen, 6 bB, 5:35 mit Wartezeiten
Bei zunächst sonnigem Wetter gelangen wir eine halbe Stunde nach Aufbruch um 09:25 an die Eisenbahnbrücke vor Nieuw Amsterdam, einem typischen Veendorf (Veen niederländisch für Moor, Veendörfer verlaufen rechts und links von Kanälen, die der Entwässerung eines Moores dienen, das dann abgetorft wird durch die Kolonisten in den Parzellen rechts und links des Kanals). Hier befinden sich gut ausgestattete Liegeplätze und alle Geschäfte des täglichen Bedarfs, nach wenigen Kilometern folgt nach einer Schleuse Erica, ebenfalls ein Veendorf. Danach knickt der Kanal nordöstlich (in unserer Fahrtrichtung links) ab und führt nach Klazinaveen. Hier wäre bis 2014 Schluss gewesen, aber kurz vor Klazinaveen biegt rechtwinklig nach links der Oranjekanal ab, der mit einer Schleuse beginnt und die wir noch rechtzeitig vor der Mittagspause um 11:40 erreichen. Auf der rechten (östlichen) Seite nach der Schleuse befinden sich einige Anlegeplätze.
Die nun folgende Fahrt ist mit Oranjekanal und anschließend der Veenvaart mitten durch das Freilichtmuseum Veenpark, folgend Oosterdiep und weitere Verbindungen bis Rütenbrock erst seit 2014 befahrbar gemacht worden mit Renovierung von Brücken und Schleusen, vor und im Veenpark mit neugebauten Schleusen und einigen kurzen neugebauten oder ausgebauten Kanalstücken zur Verbindung mit alten Wasserwegen. So ergibt sich eine Verbindung von Deutschland und der Ems aus, südwestlich Holland zu erreichen. Für Schiffer aus dem nördlichen und östlichen Deutschland eine schöne Alternative zum Rhein oder zur Überquerung des Dollart für die Fahrt nach Holland.
Wir fahren ja nun in umgekehrter Richtung nordöstlich, kurz nach der Oranjeschleuse und der Unterfahrung einer Autobahnbrücke geht’s rechts ab – mittlerweile bei heftigen Regen- und Sturmböen – in die neue Veenfahrt und zur neu gebauten Schleuse an deren Beginn, wo wir um 12:15 festmachen. Der Schleusenwärter winkt uns aber schon halb eins zu, die Schleuse öffnet sich und wir gelangen danach zur nächsten –ebenfalls neuen- Schleuse, die uns mit gleich zwei Kammern so knapp 6 Meter nach unten befördert. Aber nicht gleich, erstmal müssen wir wieder festmachen, nach kurzem regengepeitschten Gang zum Schleusenwärter heißt es, Schleuse defekt, Monteur ist zwar schon da, aber es kann dauern. Dann dauert’s aber doch nur eine knappe Stunde und wir kommen durch eine historische Hebebrücke mitten in das Veenparkmuseum, in dem es Veenhäuser mit alter Schule, originalem Kramladen, einigen Handwerkerhäusern und einer Torffabrik zu sehen gibt. Der Liegeplatz ist schön am grünen Ufer und wenn man das Museum besucht (10 €/Person) kann man die erste Nacht dort umsonst liegen, sonst bzw. die 2 Nacht kostet der Liegeplatz dann 1 € je Meter Bootslänge. Wir machen nach stürmischem Festmachen im Regen einen gemütlichen Nachmittag und abend im warmen und trockenen Boot und lassen das Veenmuseum Veenmuseum sein.
Liegegeld 11,00, Strom 1,00 €/kwH am Automaten.


Mittwoch, 07.06.
Veenpark Museum – Haren/Ems, 25 KM, 6 Schleusen, viele bBs, 5:00 Stunden
Es ist weiter wechselnd wolkig und zum Teil regnerisch, abends wieder recht stürmisch. Die Temperaturen sind gesunken und der Schiffer zieht Socken an. Früh um 09:00 Uhr geht’s weiter durch einige bewegliche Brücken (bB) an denen die Wärter in ihren signalroten Jacken schon von weitem an ihren Häuschen zu sehen sind oder ihr Nahen auf Fahrrad oder Roller, wenn sie mehrere Brücken bedienen. Zwischen 09:40 – 10:10 durchfahren wir das Veenörtchen mit dem seltsamen Namen Emmer-Compascum mit zwei Schleusen und einigen Brücken und dann noch mehr Brücken, (darunter auch Hebebrücken, für die wir unser Verdeck etwas abknicken müssen, damit wir die max. Höhe von 3,40 Metern nicht übersteigen) bis Rütenbrock, wo 11:00 nach 12 KM Fahrt noch eine Schleuse auf uns wartet, nach der man dann entweder geradeaus weiter nach Ter Apel (mit Liegeplätzen) fahren kann oder - wie wir - gleich nach rechts in den Haren - Rütenbrock - Kanal abbiegen. Gleich rechts liegt hier eine Straßentankstelle mit einer Zapfsäule am Wasser, an der wir günstig für 1,17 €/ltr tanken. Nach weiteren 14 KM, drei Schleusen und einigen Brücken, die aber einschließlich der Schleusen prompt bei Annäherung bedient werden, müssen wir dann doch noch von 13:00 – 14:00 vor der Straßenbrücke in Haren warten (wegen Schulschluss und entsprechendem Busverkehr, wie man uns am Telefon erklärt), aber können schließlich kurz nach zwei Uhr am Anleger in Haren fest machen. Hier gibt es keinen Strom und kein Wasser, dafür ist es aber nah zur Stadtmitte mit Geschäften und Restaurants. Sonst müsste man noch durch die letzte Schleuse am Ende des Kanals, die Ems ungefähr 500 Meter stromauf, und rechts in einen großen Sportboothafen mit allen Einrichtungen, aber eben ein Stück zu laufen zur Stadt. Der Anleger in der Stadt ist allerdings auch kostenpflichtig, steht auf einem Schild, aber nicht wo man sein Geld los werden kann.
Abends Essen in einem nah gelegenen ganz ordentlichen Italiener (La Trattoria, Lange Straße/Bischof Deman Straße).
Liegegebühr 10 €


Donnerstag, 08.06.
Haren – Petkum/Ems-Seitenkanal, 83 KM, 6 Schleusen, 8:20
Um 13:40 ist Hochwasser an der Schleuse Herbrum, von da bis zur Mündung ist die Ems Tidengewässer. Um 18:40 ist Niedrigwasser an der Schleuse Oldersum, wo wir die Ems verlassen und in den tidenfreien Ems-Seitenkanal gehen. Also gegen ein Uhr mittags an der Schleuse Herbrum, um mit ablaufendem Wasser Richtung Mundung nach Oldersum zu gelangen. Das müsste zu schaffen sein, aber wir müssen außer der Schleuse vom Haren Rütenbrok Kanal zur Ems noch 4 große Emsschleusen mit Berufsschifffahrt bewältigen. Da weiß man nie was kommt.
Wir legen 09:20 bei grauem, teils regnerischen, aber nicht mehr stürmischem Wetter ab, auf dem kurzen Weg des Kanals zur Schleuse ruft jemand vom Fahrrad uns etwas zu, was nach „ihr habt doch noch nicht bezahlt“ klingt, sodass jetzt ganz Haren annehmen muss, dass wir so eine Art Zechpreller sind. Am Anleger stand etwas von „kostenpflichtig“ und wir sind davon ausgegangen, dass wir die Liegegebühren ebenso wie die Kanalbenutzungsgebühr – ganze 5,00 € - an der letzten Schleuse des Kanals zur Ems bezahlen. Gestern und heute morgen ist auch niemand zum Kassieren erschienen. Als wir in die Schleuse einfahren, steht der wilde Radfahrer schon da und lamentiert. Ich erkläre ihm mit der mir eigenen Ruhe und Sachlichkeit, dass er gefälligst hier nicht so rumblöken und lieber dafür sorgen solle, dass ein Hinweis mit Telefonnummer und Gebühren am Steg angebracht werde, reiche dem nunmehr kleinlauten alten Zausel liebenswürdig die erheischten 10 €-und verlasse die gastliche Stätte.
09:40 biegen wir in die hier sehr lieblich sich zwischen Wiesen und Wäldern windende Ems ein und wenden uns zu Tal. Auch das Wetter spielt mit, es wird trocken, später sogar sonnig. In die erste Schleuse ( Hilter) können wir so einfahren und sind 20 Minuten später wieder in Fahrt, die Schleuse Düthe klappt ebenso schnell, an der Schleuse Bollingerfähr müssen wir eine gute halbe Stunde auf ein Berufsschiff warten, dafür werfen wir nach der Schleuse den Riemen auf die Orgel und schaffen es, mit dem Berufsschiff mit knapp 14 KM/h mitzuhalten mit der erhofften Folge, dass wir hinter ihm sogleich in die Schleuse Herbrum einfahren können und so tatsächlich knapp eine halbe Stunde nach Hochwasser um 14:15 in die Tiden-Ems einfahren und von der Strömung getragen bis zu 20 KM/h über Grund und damit auch rechtzeitig vor Niedrigwasser (bei Niedrigwasser, als tiefstem Wasserstand kann man in Oldersum nicht schleusen)die Schleuse Oldersum um 17:00 Uhr erreichen. Wir hatten uns schon über Funk angekündigt, können so einfahren und können 10 Minuten später auf den nach dem dreckig-gelblichen stark strömenden Tidengewässer auf das ruhige Gewässer des Seitenkanals ausfahren. Es geht langsam auf sechs Uhr zu und so legen wir im kleinen Sportboothafen des Wassersportvereins Petkum um 17:50 mit Hilfe einiger netter Vereinsmitglieder an. 
Es ist überraschenderweise sonnig und warm, mit einem gemütlichem Essen auf dem Achterdeck mit einem letzten Grolsch und einem kleinen Genever beschließen wir den Abend auf dem Achterdeck.
Liegegebühr 10,00 € incl. Strom und Wasser

Freitag, 09.06.
Petkum – Marcardsmoor/Wiesmoor, 44 KM, 3 Schleusen, 7:15

Auch heute können wir nicht so einfach ins Blaue fahren. Wir haben erfahren, dass auf unserer weiteren Strecke auf dem Ems-Jade-Kanal ein Stück vor Aurich die Klappbrücke Bangstedter Verlaat nur einmal um die Mittagszeit öffnet, heute noch einmal um 10:00 vormittag, weil ein Ausflugsboot unterwegs sei. Ich lege hastig das Verdeck bei unsicherem Wetter, weil am Ende des Seitenkanals über den Verbindungskanal drei max 3,00 Meter hohe Brücken zu durchfahren sind. Das schaffen wir nur mit gelegten Scheiben. In völliger Verkennung der tatsächlichen Entfernung legen wir 08:45 ab. Tatsächlich erreichen wir die Brücke Bangstedter Verlaat trotz eigentlich viel zu schneller Fahrt und bereitwillig schnell geöffneter Brücken erst um 11:15 bei schweren schwarzen Wolken. 
Die Hetze war unnötig, das Ausflugsschiff ist bei dem Wetter gar nicht losgefahren, entsprechend ist die Brücke noch geschlossen und wird kurz vor 12:00 bei Gewitter und Regen geöffnet. Mit drei weiteren vor uns angekommenen Booten fahren wir nun im Konvoi, erreichen die Schleuse Kukelorum gegen 12:30, die der Schleusenwärter trotz Mittagspause (12:00 nis 13:00) öffnet, 13:20 durchfahren wir Aurich und erreichen die Schleuse Wisens um 14:00. Hier müssen wir eine halbe Stunde warten, weil immer nur zwei Boote in die Schleuse passen. 14:50 fahren wir aus der Schleuse aus und sind um 16:00 Uhr an unserem Liegeplatz in Wiesmoor, genauer in Marcardsmoor im hier abzweigenden Nordgeorgsfehnkanal. Der Himmel hat ein Einsehen und schließt seine bis dahin reichlich strömenden Pforten. Ich hebe Rabelais vom Schiff und rappele die knapp 7 KM zu unserem Haus, um das Auto zu holen. Nach Ausladen und häuslichen Auspacken geht’s zum wohlverdienten Abendessen zum lang vermissten Griechen „Delphi“.