Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Es geht weiter...Antwerpen bis Kettenmonster

(Ich habe wirklich vor, die Daten unten - soweit noch nicht geschehen - mit Texten zu füllen)

Montag, 5. Mai
Bergen-op-Zoom – Antwerpen
sonnig, etwas wärmer
Dienstag, 6. Mai
Antwerpen – Liegetag
vormittags grau, bis abend sonnig, dann Regen
Mi,ttwoch 7. Mai
Antwerpen – Temse (Schelde)
grau, Schauer, kräftiger Wind
Donnerstag, 8. Mai
Temse – Gent
grau, ab Mittag Dauerregen, kühl, sehr windig
Freitag, 9. Mai
Gent – Liegetag
heiter -wolkig, kühl, windig
Samstag, 10. Mai
Gent – Deinze (Leie)
Dauerregen bis nachmittag
Sonntag, 11. Mai
Deinze -Kortrijk
grau, kräftiger Wind, 11°
Montag, 12. Mai
Kortrijk – Liegetag
Bis 11:00 Dauerregen, dann aufgelockert
Dienstag, 13. Mai
Kortrijk – Wambrechies (Lille)
morgens Regen, später zunehmende Besserung und sonnig
Mittwoch, 14. Mai
Wambrechies – Liegetag
blau, später wolkig
Donnerstag, 15. Mai
Wambrechies – Liegetag
blau, kühler Wind
Freitag, 16. Mai
Wambrechies – Courcelles
blau mit Schleierwolken
Samstag, 17. Mai
Courcelles – Bassin Ronde/bei Estr?
sonnig, wärmer
Sonntag, 18. Mai
Bassin Ronde/bei Estr? - Cambrai
sonnig und warm
Montag, 19. Mai
Cambrai – Liegetag
sonnig und warm
Dienstag, 20. Mai
Cambrai – Rue de Vignes
blau mit Schleierwolken, später zunehmende Bewölkung
Mittwoch, 21. Mai
Rue de Vignes – Vendhuile (vor Tunnel)

nach nächtl.Gewitter grau, abends Regen
Donnerstag, 22.Mai
Vendhuile – Sérancourt le Grand
Aprilwetter

Das Kettenmonster von St.Quentin
Unser Weg führte uns auch über den Kanal de St. Quentin, dessen Scheitelhaltung durch einen 5,6 KM langen Tunnel führt, den man als letzte Stück auf den französischen Kanälen nicht mit eigener Motorkraft befahren darf, sondern von einem an einer im Grund des Kanals liegenden  Kette sich entlangziehendem Urzeittechnikding durch den Kanal gezogen wird.
Der Versuch, ein Video davon auf diesem blog zu veröffentlichen, (mal sehen, ob die mobil-internet Karte von ORANGE das mitmacht.) Ist offensichtlich gelungen.
Freitag, 23. Mai
Sérancourt le Grand – Liegetag
bis ca. 14:00 sonnig+warm, dann Gewitterschauer

Samstag, 24. Mai
Sérancourt le Grand – Chauny
Schiffe erinnern an Freunde:

grau, später Aufheiterung, spätnachmittag Gewitterschauer

Sonntag, 25. Mai
Chauny - Compiègne
heiter -wolkig

Montag, 26. Mai
Compiègne -Jaux
Dauerregen

Dienstag, 27. Mai
Jaux - L'Isle d:Adam
grau, kühl, aber trocken, 13°

Mittwoch, 28. Mai
L'Isle d:Adam – Pontoise
bis mittag Nieselregen, nach kurzer Unterbrechung was? Ja, Regen

Donnerstag, 29.Mai (Himmelfahrt)
Pontoise bis Conflans, bei KM 71,3 in die Seine stromab bis Meulan (KM 93), gewendet und wieder stromauf bis zum Bootshafen "Val de Seine" gegenüber Verneuil (KM 89,4)
Wetter endlich etwas besser, trocken, ab und an Sonne und wärmer(!)
Heute das letzte Stück auf der Oise, die bei Conflans in die Seine mündet. Die Lateiner wissen es längst: Confluenza=Zusammenfluß, in Deutschland haben wir sowas ja auch, da heißt das Koblenz. Nur dort (in Koblenz) liegen bei weitem nicht so viele Schiffe wie hier in Conflans – St.Honorin, vor allem in der Seine kurz stromauf liegen in Viererreihen die alten Pénichen (klassische französische Lastkähne im Maß von 39 x 5 m, damit sie in die Schleusen passen, die der französische Minister Freycinelle Ende des 19 Jahrhunderts in ihren Maßen festgelegt hatte) Diese alten Penichen dienen nun als Schiffers letzte Heimstatt.

To whom it concerns: Vorbeifahrt auf der Oise, Eragny KM 12 10:40 mit Hupton

Wir waren aber noch neugierig wie es an der Seine aussieht stromabwärts der Mündung der Oise und sind dann noch bis Meulan gefahren, um dort zu wenden und ein Stück wieder stromauf in den auf der linken Seite (Flußufer werden immer in Fließrichtung bezeichnet, stromauf ist das linke Ufer also an des Schippers rechten Seite = Steuerbord) in ein Baggerloch mit verschiedenen angegliederten weiteren Baggerlöchern zu fahren, mit allen möglichen Freizeitaktivitäten von Schwimmbad über Tretboot bis angeln, wohnen, etc. Dieses Konglomerat wird von den Investoren "Val de Seine" genannt, hat wohl auch nicht so ganz den wirtschaftlichen Erfolg, trotzdem werden happige Preise verlangt, für das Bootanlegen pro Nacht 2,10 €/lfd Meter, für uns – im Hafen ist das 11,5 m lange Boot merkwürdigerweise immer nur 11m lang – also 23,10 €, so ziemlich das Doppelte der Durchschnittspreise. Und keinerlei Einrichtungen dabei wie Duschen oder sanitäre Anlagen. Nur Wasser und Strom (4 € extra), der aber für uns unerreichbar war trotz der direkt neben dem Schiff befindlichen Steckdose. Die hatte aber große Euro-Steckdosen 32 Ampère wie sie beispielsweise Marktbeschicker benötigen. Mit der Folge, dass ich bei meiner ganzen Steckersammlung in allen Variationen dennoch hilflos und eben stromlos dastand, denn solche Steckdosen an Anlegeplätzen habe ich noch nie erlebt. Einmal ist ebne immer das erste Mal. Aber es war schön dort und ruhig und wir hatten ein längeres Kläfchen (rheinisch für Schwätzchen) mit Schweizern, die ihr Boot hier liegen haben, in Paris wohnen und immer am Wochenende hierher kommen. Die haben mir auch die Idee ausgeredet,  Paris sozusagen über die Hinter- oder Nebentür zu erreichen, nämlich über den Kanal St. Denis, der die Stadt nordwestlich umrundet, um dann in das Becken von La Villette zu führen. Die x Schleusen, die man da bewältigen muß, schrecken uns nicht, auch nicht die Fahrt sozusagen durch die Hinterhöfe der Stadt, aber die Ortskundigen haben uns eindringlich die Fahrt über die Seine an der beeindruckenden Stadtsilhouette u.a. an der Isle de la Cité und Notre Dame vorbei angeraten. Ich hoffe, der Verkehr ist nicht so schlimm mit den Ausflugsbooten wie am Spreebogen in Berlin, damit der Skipper auch mal den Blick vom Wasser aufwenden kann. On verra!


Freitag, 30. Mai
meist bedeckt, Spätnachmittag sonnig, warm
Verneuil die Seine wieder stromauf, Richtung Paris, bis Reuil (KM 45,2)



Freitag, 23. Mai 2014

Amsterdam über Gouda, Dordrecht, Schelde-Rhijn-Kanal, nach Bergen op Zoom, letzte Station vor Belgien

Donnerstag, 01.05. ist der Tag der Arbeit und in Holland kein Feiertag. Dennoch waren für die Jahreszeit hier schon recht viele Bootsfahrer unterwegs. Offensichtlich ist die Woche nach Ostern, gepaart mit Koningdag, Dag van de Arbeid, und 5.Mai, Befrijdingsdag doch Ferien- und Urlaubszeit. (Eben nachgeschaut: Schulferien in Holland vom 26.04. - 05.05.)
Wir arbeiten heute vorsichtshalber nicht, sondern fahren mit dem Boot mitten durch Amsterdam, nachdem wir vorher einem unwesentlich größeren Kollegen die Vorfahrt gelassen haben, der von See über den Ij kommenden AIDA Sol, gebaut von der MeyerWerft in Papenburg an der Ems.



Vom Sixhaven kreuzen wir den Ij und kommen über die Nieuwe Heerengracht in die Amstel, durchfahren auf ihr das nebelgraue Amsterdam bei zunehmend ländlicherer Anmutung mit zunehmend prächtigeren Anwesen rechts und links am Ufer. Langsam kämpft sich die Sonne durch und an der Tolhuizsluis (hat nichts mit Nervenkranken, sondern mit Zoll zu tun) erreichen wir den Aarkanal, der schließlich den Oude Rhijn kreuzt, hier biegen wir nach rechts auf denselben ab, um nach kurzer Fahrt und drei Brücken (an einer gab's reparaturbedingt kurzen Aufenthalt) Alphen a/d Rhijn zu erreichen, wo wir an einer Kaimauer vor einem Cafe für die Nacht festmachen. Eigentlich gibt es am Ende des Städtchens einige Liegeplätze, die aber von Dauerliegern und einem kleinen Boot belegt waren. In der Saison hätte man wohl einige Schwierigkeiten, hier Platz zu finden. Wo wir festgemacht haben, bedeutete ein Schild, dass festmachen nur tagsüber für einige Stunden erlaubt sei.




Wir haben hier gut gelegen (ohne Strom und Wasser) in der Nähe zu einigen Restaurants und Geschäften (u.a. einem ANWB-Shop, in dem ich mein Kartenmaterial auffrischen bzw. ergänzen konnte) Im von uns erwählten Restaurant gab's Spareribs zum Abwinken, für Freund Klaus also kein Halten mehr. Ich erwählte zur Abwechslung ein Wiener Schnitzel.
Freitag,2.05. grau und regnerisch, kalter Wind. Dazu passte, dass beim Wiedereinbiegen in den Aarkanal Richtung Gouda, gleich beide Brücken wegen Stromausfall nicht funktionierten.Unter der einen kommen wir gerade so durch, die nächste aber, eine Eisenbahnbrücke, ist so flach, dass selbst eine Sloep, deutsch Schaluppe, in den letzten Jahren bei Holländern immer beliebter werdende 6 – 8 Meter offene Boote, meist edel mit viel Teak und riesigen Flaggen ausgestattet,nicht durchfahren konnte. Berufsschiffe stauten sich auf, fragten zunehmend ärgerlich werdend nach den Ursachen. Soweit ich das am Funk verstanden habe, gab es keine Verbindung zu den zuständigen Eisenbahnleuten seitens der sonst für die Brücken verantwortlichen Menschen welcher auch immer zugeordneten Behörde. Wir hatten um 10:25 Uhr als erste festgemacht, im Laufe der Zeit kamen immer mehr Boote hinzu, zwei Berufsschiffe ließen ihre leeren Ladeflächen mit Wasser vollaufen und kamen so unter der ersten Brücke spektakulär mit heruntergefahrenen Steuerhäusern lavierend zentimeterknapp hindurch.

Die Eisenbahnverwaltung glänzte weiter laut diverser Funkdurchsagen durch Kommunikationsarmut, wir haben uns wegen lausigen Wetters unter Deck verzogen und ein wenig geplaudert, als wir kurz vor 15:00 ein kurzes Hupsignal hörten. Wir schauen nach draußen, wie von Zauberhand geht die Eisenbahnbrücke auf, und viel zauberhafter, alle Boote außer uns hatten das scheinbar mitbekommen, wir nicht, über Funk war jedenfalls kein Hinweis gekommen. Aber wir haben schnell die Leinen los geworfen und sind als letzte noch durchgeflutscht, dann machte die Brücke wieder zu – Züge im Wasser hat ja auch niemand gern – und die Gegenrichtung, bei der sich auch jede Menge Schiffe aufgestaut hatten, schaute in die Röhre, mußte also liegen bleiben. Wie das ausgegangen ist, wissen wir nicht. Bei etwas trockenerem Wetter haben wir durch einige weitere Brücken die Strecke nach Gouda in knapp zwei Stunden bewältigt, und machen dort kurz vor 17:00 unsere Leinen an der städtischen Kade fest. Es gibt Strom und Wasser und das Liegegeld, am folgenden Morgen kassiert, ist zivil, 12,00 €.

Am Abend ein Rundgang durch die wirklich schöne Altstadt, mit in spektakuläres Abendsonnenlicht

getauchten Renaissance- und Barockgebäuden, im urigen holländischen Eetcafé, Tante Anna oder so ähnlich, haben wir gut gespeist. Ich habe es mir nicht gemerkt, aber Klaus könnte an seinem letzten Abend nochmal Sparribs gegessen haben, ich hatte Ribeye-Steak.
Samstag, 03.05. kühl, aber sonnig ist es, um 09:30 trifft Heiko aus Ostfriesland ein, der Freund Klaus als Mannschaftsmitglied ersetzt, der unbedingt noch ein bisschen in die Toskana muss. Der Mannschaftswechsel bringt auch Vorratsergänzung in Form von last not least wichtigem Getränkematerial mit sich. Ich spreche von zwei Kästen JEVER Bier, die uns bisher und auch künftig vor so merkwürdigen Getränken wie HEINEKEN oder ähnlichem bewahren.
Heiko und ich verabschieden Klaus, machen noch einen Stadtrundgang, der am Abend noch völlig leere Platz in der Stadtmitte ist von buntem Markttreiben erfüllt. 11:30 geht’s dann weiter über die Hollandse Ijssel, vorbei an Capelle a/d Ijssel, Nieuwe Maas. Dort tanken wir an einem Bunkeerboot vergleichsweise günstig für 1,47 €/ltr. Dann ein Stück Leek, in den oder die Noord, bis wir 15:30 Dordrecht erreichen und dort im Hafen nach Überwindung einer Brücke und schwierigen Rückwärtsmanövern an einem andern Boot festmachen.

Liegegeld 17,00 € incl Strom und Wasser, heute gibt's abends mal nach Stadtrundgang Hamburger für 11,95.
Sonntag, 04.05. habe ich gar nicht erst versucht, einen Bäcker (warme Bakker, die sind aber nicht schwul) zu finden, es gibt in der Pfanne getoastetes holländisches Weißbrot. Wie ein ganzes Volk, ohne zu murren, den Terror eines Berufsstandes erträgt, der weder früh aufsteht, noch Brot bäckt, daß der deutsche Graubrotfanatiker und Brötchenliebhaber noch der Baguette und Croissant verwöhnte Franzose ohne größere Revolutionen ertragen würde, ist einfach bewundernswert. Aber schöne Städte haben sie – die Holländer. Von 09:50 bis 15:30 sind wir bei sonnigem, aber kühlem Wetter über das Hollandse Diep, die Volkeraaksluis und schließlich über den Schelde-Rhijn-Kanal nach Bergen op Zoom gelangt, der letzten Stadt in den Niederlanden auf unserer Reise.

Ein viertelstündiger Spaziergang bringt uns vom Jachthafen (Liegegeld 17 € incl. Wasser und Strom) in der Nachbarschaft von Getreidesilos und Containerladestationen in eine wiederum wunderbare Altstadt mit Marktplatz und stolzem Rathaus aus den Zeiten des Gouden Eeuw.

Heute übrigens mal chinesisch-indonesisches Buffett – all you can eat – alles sehr gut und für 17,00 € absolut reell.



Montag, 19. Mai 2014

Bootsfahrt nach Paris 2014

Dieses Jahr soll es über Holland/Amsterdam und Belgien/Antwerpen und Gent nach Paris über Flüsse und Kanäle gehen. Elke möchte jedoch einmal den Frühling im eigenen Garten erleben und nicht schon gleich nach Ostern für Monate auf's Schiff.
Also, Freunde angefragt und so reisen zuerst Klaus (Wiesmoor – Gouda) und dann Heiko (Gouda bis Lille) als Reisebegleitung und Leichtmatrosen mit.

Wiesmoor bis Veenfahrt.
Ostermontag fahren Klaus und ich erst mal die 10 KM von unserem Liegeplatz in Wiesmoor bis zur Schleuse Wiesens auf dem Ems-Jade-Kanal, damit wir am nächsten Morgen gleich um 08:00 Uhr durch die Schleuse können. So ist auch am nächsten Morgen nicht nur die Sonne, sondern auch der eine Woche vorher angerufene Schleusenwärter pünktlich zur Stelle (wir schreiben den 22.04. und die Saison beginnt erst am 10.05.), mittags passieren wir bereits die Verbindungsschleuse bei Emden, um 13:30 schleusen wir in die Ems, die Tide ist günstig für uns und so brausen wir mit 15 KM/h mit der auflaufenden Flut gen Herbrum. Nach halbstündiger Wartezeit entschleusen wir dem widerlich gelben Flutstrom und schippern auf der nun idyllischen Ems bis Steinbild/Marinapark Ems, wo wir gegen 18:30 eintreffen. Ein Schnitzelessen im Hafenrestaurant beschließt den erfolgreichen Tag – bisher habe ich es an einem Tag von Wiesmoor bzw. Wiesens noch nicht so weit geschafft.
Mittwoch 23.04. sind wir nicht ganz so erfolgreich, eine Schleusenreparatur beschert uns eine einstündige Wartezeit, dann geht’s weiter und um 13:30 Uhr verlassen wir die Ems bei Haren und schleusen in den Haren-Rütenbrock-Kanal. An dessen Ende ist aber erst mal Schluss, weil das holländische Schleusen- und Brückenpersonal für heute einen Feierabend schon um 15:15 Uhr beschlossen hatte. In den einschlägigen Publikationen (vom Almanak bis zu den Infoschriften der Provincie Drente) ist zwar von 17:00 Uhr die Rede, aber was soll's, am Ende des Kanals, schon auf holländischer Seite, bevor man nach links in die Veenfahrt oder nach rechts Richtung Stadskanaal einbiegt, liegt eine Tankstelle, die neuerdings auch einen Steg mit Diesel- und Benzinzapfsäule eingerichtet hat. Hier tanken wir zu zivilen Straßentankstellenpreisen (1,37 €/ltr) und dürfen die Nacht an diesem Steg liegen bleiben.

 Im daneben liegenden Imbiss, der eigentlich auch ein Restaurant ist, nehmen wir zur Abwechslung mal ein Schnitzel zu uns. Da taucht auf einmal der holländische Schleusenwärter auf und wir verabreden für den kommenden Morgen eine zivile Schleusungszeit. (09:00 Uhr).

Donnerstag, 24.04. brechen wir bei ziemlichem Nebel passenderweise zu unserer Reise durch das Moorgebiet auf, das die 2013 neu eröffnete Veenfahrt erschließt. Brücken wechseln mit Schleusen ab, die zügig für uns bedient werden.

Die Veenfahrt (Veen, ostfriesisch Fehn, heißt Moor) führt auch mitten durch das Veenmuseum, wo man anhalten könnte und neben den Torfabbaumethoden auch das Leben in einen Veendorf Anfang des vorigen Jahrhunderts studieren könnte, wir schippern gemütlich durch dieses Freilichtmuseum bei langsam sich durchkämpfender Sonne und über u.a. eine niegelnagelneue Doppelschleuse, die uns allein fünf Meter nach oben hieft.
Am Ende der Veenfahrt sind wir zur Mittagszeit angelangt, die Schleusenbedienung hat Pause and so do we. Am Nachmittag gelangen wir durch die „Verlengde Hogeveensche Vaart“ bis Geesbrug, einem kleinen Örtchen mit einem schönen Anleger, vor dem die sonst den Kanal begleitende und entsprechend laute Straße einen Bogen macht und so etwas vorm Traktorenlärm geschützt ist, die offensichtlich an diesem Tag unbedingt noch Gülle fahren, Saatgut einbringen, etc. wollen. Dummerweise waren wir solange mit dem zunächst nicht funktionierenden Stromanschluss beschäftigt, dass der kleine Laden im Dorf schon zu hatte. Inzwischen habe ich vergessen, was wir dort kaufen wollten, scheint also doch nicht so wichtig gewesen zu sein. Restaurant gab's auch keins, also auch kein Schnitzel. Das mitgeführte (Fertig-)Nudelgericht Bami (oder war's Nasi?) Goreng warmgemacht. Jever und anderes Bier hatten wir ebenso wie Wein und Schnaps genügend an Bord, eigentlich genug, um als männlicher Bootsfahrer zufrieden zu sein. Jedenfalls haben wir uns einige dieser Getränke auf dem Achterdeck zu Gemüte geführt, als sich ein Gewitter, zunächst nur ein bißchen, dann aber immer heftiger entfaltete. Wir haben unser Cabrioverdeck geschlossen, die Blitze, die gewaltigen Donnerschläge und das ungeheure Prasseln des Regens genossen und uns dabei unverdrossen weiter unterhalten (von wegen Männer sagen nichts), wobei aus der Unterhaltung eine ziemliche Schreierei wurde, um das Gewitter zu übertönen.

Weiter bis Amsterdam

Freitag, 25.04 wollten wir eigentlich nach Meppel weiterfahren, entschließen uns aber dann, es links (eigentlich eher rechts) liegen zu lassen und laufen um 16:00 den Stadthafen von Zwartsluis an, bzw. machen um dies Zeit an der Kade fest.

Abends gibt’s kein Schnitzel, sondern Spareribs bzw. Rumpsteak. Am Abend gab es zwar schon einen Vorgeschmack, die folgende Nacht jedoch war die Hölle: buchstäblich die ganze Nacht fuhren irgendwelche Wahnsinnige mit ihren ohne Auspuff infernalischen Lärm entwickelnden „Broomfietzjes“ (nach diesen Erfahrungen ein sehr verharmlosender Ausdruck) kreuz und quer und immer wieder bis halb sechs Uhr morgens durch die Stadt. Keine Polizei, keine Bürgerwehr, kein einsamer, aber umso gerechterer Django hat sie verhaftet, gehängt oder erschossen. Ob das eine Brauchtumsveranstaltung am Vorabend des am 26.04. in Holland begangenen „Koningsdag“ war? Wir wissen es nicht.
Samstag, 26.04. hat uns nach diesen Erlebnissen die tapfere Mannschaft in orangenen Kleidungsstücke und mit orangenen Kopfbedeckungen versehen nicht aus der Fassung bringen können, die vor einem Portrait des Königspaares mit Lautsprechermusik und Ansprachen vorbeikommende Passanten zum Mitsingen animiert haben. Ein „warmer Bakker“ hatte trotz Koningsdag bis 11:00 geöffnet, sodass ich etwas von dem herrlichen, Kühlschrankbutter sich aber hartnäckig verweigerndem holländischen Weißbrot zum Frühstück erstehen konnte. Dann Flucht aus diesem Ort der Liebhaber der Lautstärke über das Zwarte Water in die Randmeren und dort bis Elburg.


Trotz grauen Wetters hatte die Ausübung des Koningdages auch hier viele orangene Menschen zusammengeführt, mit Ach und Krach haben wir einen auf eine Stunde begrenzten Platz (nur „een Hoofdgericht!“)in einem Restaurant in diesem ebenso wie Zwartsluis sehr hübschen Städtchen ergattert und etwas Italienisches zu uns genommen. Jetzt ist klar, eine „Schnitzelreise“, wie Klaus und ich sie schon einmal zusammen unternommen haben, wird es nicht.
Sonntag, 27.04. ist leider auch grau und schlimmer, aus leichtem Niesel wird ein wahrer „Land“regen, obwohl wir uns auf dem Wasser bis Harderwijk fortbewegt haben, um dort in einem Hafen neben dem Delphinarium festzumachen, aus dem merkwürdigerweise hauptsächlich Seehundgebell zu vernehmen war. Heute abend wurde es griechisch, kein Schnitzel.
Montag, 28.04. habe ich mich per Fahrrad auf die Suche nach einem Bäcker begeben (keiner machte vor 09:30 Uhr auf, also wieder Toast morgens) und nach einem in meinem etwas betagten Navi verzeichneten Aldi, wo ich eine holländische Prepaidkarte für mein mobiles Internet erstehen wollte. Aber anscheinend wollen die Leute in Harderwijk nur ins Delphinarium und nicht zu Aldi, der hat daraufhin zugemacht. Nach dem Frühstück ein weiterer Rundgang durch dieses wunderschöne Städtchen mit alter Stadtmauer und entsprechenden Toren, das früher einmal ein Hafen an der Zuidersee (und sicher auch Hansestadt) war, nun aber an einem breiten Wasserarm zwischen altem Festland und neuem, dem Meer bzw. dem aus der Zuidersee (was Meer bedeutet) zum Ijsselmeer (was See bedeutet) verwandelten Gewässer abgepolderten Flevoland liegt. (Ich muss doch etwas kürzere Sätze machen). Um 11:30 Uhr geht’s weiter durch das Randmeer gen Westen durch die Nijbergschleuse, einen kurzen Schwenk durch den südlichen Zipfel des Ijssel- bzw. des Markermeers, Einfahrt in Muiderberg in die Vecht und bis ins malerische Weesp.

 Am Abend gibt’s mal wieder Sparerips.
Dienstag, 29.04.
In Weesp ist Markt, vormittags ein kurzer Rundgang, dann durchfahren wir Weesp und biegen in den Amsterdam-Rhijn Kanal, erreichen den Ij und kurz darauf, um 12:40 , machen wir unsere Leinen fest im Sixhaven gegenüber des Hauptbahnhofs von Amsterdam. Auf dem Ij liegen große Kreuzfahrtschiffe, die mit eigener Kraft ankommen und nur zum Anlegen etwas Bugsierhilfe in Anspruch nehmen. Und vom Sixhaven kommen wir zu Fuß nach Überquerung der benachbarten Schleuse mit einer Fähre in kürzester Zeit in die Innenstadt. Bei warmem, aber grauen Wetter machen wir einen ersten Rundgang, der uns so erschöpft, dass wir nach unserer Rückkehr auf dem Boot die müden Füße kühlen und beschließen, an Bord es uns dank vorfabrizierter Bratkartoffeln und dem einen oder anderen Bier gut gehen zu lassen.
Mittwoch, 30.04. scheint nach nebelgrauem Morgen ab ca. halb zwölf die Sonne, wir gehen los Richtung Innenstadt setzen wieder mit der merkwürdigerweise nichts kostenden Fähre über (jedenfalls haben wir keine Bezahlmöglichkeiten entdeckt, uns dabei aber auch nicht besonders angestrengt).

Zum Anne-Frank-Haus, das wir in Anbetracht der mindestens 500 Meter (!) langen Schlange nur von außen in Augenschein genommen und in der Nähe alternativ in der wärmenden Sonne einen Capuccino zu uns genommen haben. Rembrandt's Nachtwache haben wir uns lieber auf dem Rembrandtsplein als belebte Plastik angeschaut, nachdem wir uns durch eine typisch Amsterdamer Pizza gestärkt haben, die von einem ausschließlich Englisch sprechenden Personal serviert wurde.
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Ja, und jetzt ist schon der 19.05. und ich habe immer noch nichts weiter geschrieben und keine Fotos eingestellt, aber lieber Leser, es wird... inzwischen sind wir über Gouda, Antwerpen, Gent, Kortrijk und Lille nach Cambrai gelangt, in Gouda wechselte Heiko Klaus ab und vergangenen Donnerstag wechselte schließlich die beste aller möglichen Ehefrauen meinen treuen Matrosen Heiko ab. Näheres folgt, aber bis ierhin wollte ich es immerhin schon der Weltöffentlichkeit präsentieren.

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