Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Winterlager Seurre – Résumée
Sonntag, 6. Juli
St.Jean de Losne – Seurre
grau, leichter Regen, nachmittag Aufheiterung schwülheiß, spätnachmittag Gewitter
Endlich mal Ausschlafen, keine Schleusenwärterverabredungen einhalten, das ist auch ein Gewinn, zugegebenermaßen Klagen auf hohem Niveau. Zwanzig vor elf tuckern wir los über angenehm frisches Flußwasser und erst nach eineinhalb Stunden eine Schleuse, eine große, 185 m lang und 12 m breit, denn die Saone ist hier schon Großschifffahrtstraße, aber der (Berufs-)verkehr hält sich in engen Grenzen. Nach der Ausfahrt sind gleich hinter der Schleuse am linken Ufer des kleinen Städtchens Seurre (gut 2.000 Einwohner, aber mit allen Geschäften des täglichen Bedarfs, einem Aldi, einem Heimwerker/Baumarkt und am Ortsausgang einem großen Supermarkt) Anlegeplätze für Passanten und etwas zurück im ehemaligen Schutzhafen Plätze für Dauerlieger/Überwinterer.
Hier legen wir an, schließen in der Capitainerie einen Vertrag für unsere geplante Liegezeit bis zum Start im nächsten Frühjahr.


Montag, 7.Juli bis Donnerstag, 10. Juli
leider ständig grau mit viel Regen und teils recht kühl
Die letzten Tage verbringen wir mit der Vorbereitung unserer Abreise und den entsprechenden Vorkehrungen am Schiff für eine längere Liegezeit ohne unsere Anwesenheit. Zwar liegt das Schiff im Blick der Capitainerie, aber es muß doch alles wettersicher gemacht werden und manche Dinge verstaut. (Tisch, Stühle, Fahrräder, Generator). Das Schlauchbott wird zum x-ten Mal geflickt (diesmal richtiger Kleber, aber ganz dicht ist es immer noch nicht, aber für 120 € für ein 3,20 m HonWave kann man nicht meckern) und dann aufs Vordach gehievt. Das Cabrio-Verdeck wird abgebaut (bei Regen mit anschließendem Trocknen im Salon), das Gestänge gelegt und das Bimini nach vorn über den Steuerstand gerückt.

Mit einigem Fluchen und relativem Zeitaufwand gelingt uns auch das Buchen und Ausdrucken unserer Bahnfahrt zurück - sowohl auf den Seiten der Deutschen Bahn als auch auf denen der französischen SNCF und so werden wir dann morgen, den 11. Juli die Heimreise antreten:
06:00 Taxi von Seurre-Port de Plaisance - Seurre Gare
06:27 Regionalzug Seurre - Dijon, umsteigen
08:01 Normalzug mit Rentnerrabatt - ja alt hat auch Vorteile - Dijon - Mulhouse, umsteigen
Mulhouse - Basel SBB
11:13 Basel ICE - Düsseldorf, umsteigen
16:07 Düsseldorf IC – Leer
19:12 Ankunft, Abholung mit dem Auto durch nette Menschen.
Die Bahnfahrt hat auch gut geklappt, mit 20 Minuten Verspätung, weil der Zug wegen "Personen auf dem Gleis" im Ruhrgebiet eine Umleitung fahren musste.

Ursprünglich hatten wir an eine Heimfahrt mit Leihwagen gedacht wegen Gepäck und Bequemlichkeit, aber über Grenzen ist das im vereinten Europa noch immer bei one-way sauteuer, alternativ hätte man mit französischem Leihwagen über die deutsche Grenze fahren, dort deutschen Leihwagen holen und französischen wieder in Frankreich zurückgeben können. Aber von hier ist es ein ganzes Stück bis zum nächsten deutschen Leihwagen-Ort. Da wir aber im September noch einmal für ein paar stationäre Herbsttage mit dem Auto in das dann hoffentlich schönwettrige Burgund fahren, können wir den Krempel, den wir jetzt per Bahn nicht mitschleppen können, holen. Man sieht, Schifffahren ist nicht so einfach.

FAZIT

Von Wiesmoor bis nach Seurre an die Saone:

Die meisten Streckenabschnitte haben uns gut gefallen, ob Fluß oder Kanal, z.B. Ist die Oise wunderschön, auch die Seine von Conflans bis Paris und dann auch oberhalb der Einmündung der Marne, Selbstverständlich auch die Yonne. Der Kanal der Bourgogne, der stets hoch gelobt wird, hat natürlich auch sehr schöne und auch angenehm einsame Abschnitte, vor allem der Abstieg nach dem Tunnel von Pouilly im Tal der Ouche ist wirklich malerisch. Wann blickt man schon vom Boot aus ins Tal und auf die Berge?
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 Die Anzahl der Schleusen ist natürlich heftig, aber was uns wirklich gestört hat, ist, dass man für fast alle Abschnitte auf diesem Kanal Verabredungen mit dem Schleusenpersonal treffen, auch etwas Rücksicht auf die Terminplanung der die gleiche Strecke befahrende Boote und ihre Mannschaften nehmen muß. Das hat unser Verständnis vom Bootfahren etwas getrübt, das sonst so geht: aufstehen, wenn man ausgeschlafen hat, frühstücken und dann losfahren, wann man Lust hat oder eben auch nicht losfahren...Und eben nicht den Wecker stellen, damit man um 8:45 an der nächsten Schleuse parat steht oder im Voraus zu sagen, bis wohin man zu fahren gedenkt oder wo man die Mittagspause machen möchte und das, wenn man die Strecke, die vor einem liegt, noch gar nicht kennt.


82 Tage, 1570 KM (nach Log, Kartenkilometer können abweichen), 263 Stunden Maschinenlaufzeit, rd. 640 € Liegegebühren, rd 830 ltr Diesel für rd. 1.250 €