Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Montag, 29. Juni 2009

eine Woche kein Netz - jetzt geht's weiter

Donnerstag, 17.06.2009
Terhorn

Früher hätten wir an diesem Tag freigehabt, heute haben wir sowieso frei.
Nachdem es am späten Abend gestern noch angefangen hat zu regnen, heute morgen „Friesenhimmel“, also blauer Himmel mit schnell ziehenden weißen Wolken und Wind, nachmittags zieht es sich mehr zu und wird grau und kühl,
Heute ruht die Schiffahrt – haben wir beschlossen - und was macht der Schiffer, wenn er nicht schifffährt? Er schaut sich andere Schiffe an. Hier in Terhorne gibt es einen großen Jachtmakler, der allein in einer überdachten Halle über 40 Schiffe liegen hat und bestimmt noch einmal 80 im eigenen Hafen. Wir sind fast den ganzen Tag dort und schauen Boote über Boote, denn eigentlich wollen wir unsere Adler verkaufen und etwas größeres uns zulegen. Alter Schifferspruch, jedes Schiff ist immer einen Meter zu kurz. Schau’n mer mal.

Freitag, 18.06.2009
Terhorn

Das Wetter ist nicht berühmt, kräftiger Wind aus Nordwest, Schauer, ab und zu Sonne. Gestern hat wie bestellt während unserer Schiffsbesichtigungen ein Kaufinteressent angerufen, der am Sonntag kommen und sich unser Boot anschauen will. Nach gemütlichem Frühstück machen wir uns ans Werk: Schiff putzen. Ich poliere die weißen Dächer auf Hochglanz und schrubbe das Teakdeck, das, wie es sich für ein Teakdeck gehört, silbergrau ist, wenn man es aber mit Prilwasser und einer Wurzelbürste und reichlich Wasser behandelt, wird das Grau ausgewaschen und der braune ursprüngliche Farbton kommt zum Vorschein, das Deck sieht fast wie neu aus. Im übrigen verdient sich eine ganze Industrie ihr Geld damit, Wundermittel für die Teakreinigung und –auffrischung zu verkaufen. Aber meine langjährigen Erfahrungen gebe ich hiermit preis: alles Humbug – ohne Schrubben geht nix und Pril oder ein anderes einfaches Spülmittel wirkt genau so wie all der teure Kram, der Mühelosigkeit mit Cleanern und Sealern und wer weiß was alles verspricht, aber keineswegs mühelos ist. Gilt übrigens auch für Gartenmöbel. Elke macht sich mit Möbelpolitur über den Mahagony-Innenausbau her und mit Chromputzmittel über alle Beschäge, Klinken, Lüftungsrosetten und was es noch alles schön glänzendes (nach dem Putzen) auf einem Schiff gibt. Die Mühe hat sich gelohnt, auch kritische Holländer bleiben am Steg stehen und loben das „mooi schep“, was bei dem vielen Holz aber doch sicher „veel werk“ sei, ich bestätige das voll bescheidenem Stolz und denke dabei, das die „älteren Herren im Keller“ eine größere Belastung sind. Ein Biertje am Nachmittag, ein kleiner Spaziergang an vielen anderen Schiffen vorbei in dem niedlich kleinen Terhorn mit einem Kamäleon – Dorf/Erlebnisland (geht zurück auf die Werke des erfolgreichsten, aus Terhorn stammenden niederländischen Kinderbuchschreibers) und anschließend Salat mit Thunfisch und Schafskäse auf dem Boot runden den Tag ab.

Samstag, 19.06.2009
Terhorn

Schiffeschauen bei v/d Veen

Sonntag, 20.06.2009
Terhorn – Sneek

Wetter: bescheiden, Schauer, kalter Wind, ab Mittag etwas trockener.
Besichtigung durch Bootsinteressent Korthaus, Probefahrt, anschließend nach Sneek über das graue und etwas kabbelige Sneeker Meer. Die Zufahrt nach Sneek ist der Houkesloot, von dem in Richtung Sneek einige Arme zu Hafenkanälen und Industriegebiet führen, in einem ist die Sneeker Dependance der Jachtmakelaardij De Valk, die wir natürlich aufsuchen, um zur Abwechslung mal Schiffe zu schauen, dort gibt es aber nichts, was uns interessiert, außer einer Adler 34 , die ein Jahr jünger ist als unsere, noch in weitgehend originalem (gut erhaltenen) Zustand, aber doch etwas alt und miefig mit zwei Perkins 170 PS Motoren für 79.000 €. Da liegen wir mit unsern Preisvorstellungen um 57.000 € doch gar nicht so schlecht. Weiter nach Sneek bis kurz vor die erste Brücke der Stadtdurchfahrt, dort legen wir an der Hafenkade an, Strom gibt’s und gleich 30 meter weiter het toiletgebouw. Liegegeld 10, 40 incl. Touristenbelastung für zwei Personen. Später Spaziergang durch den Ort, abends kommt die Sonne zu längeren Intervallen und heizt uns hinter den Scheiben des Restaurants „Onder de Linden“ tüchtig auf, in dem Elke Kibbeling (ein Fisch) und ich Mosselen (Muscheln) essen. (36,40 incl 3 Bier und ein Eis zum Nachtisch).


Montag, 22. Juni 2009
Sneek - Woudsend

Morgens (was heißt hier morgens? Nach dem Aufstehen und Frühstücken: also gegen 11:30) Gang in die Stadt auf der Suche nach einem Lebensmittelgeschäft. Montags haben in Holland viele Geschäfte bis 13:00 Uhr geschlossen. Wir finden einen „Albert Heyn“, eine Art großer Edeka, und kehren schwer beladen mit u.a. 8-Pack Bierbüchsen, einer Flasche Rot- und einer Flasche Weißwein, Fertigsalat (italienisch mit Hähnchenfleisch), Fertiggericht Bami Goreng und einer Tüte geschälter, gewürzter und vorgekochter kleiner Kartöffelchen (müssen nur noch gebraten werden) zurück. Mittlerweile ist es kurz vor ein Uhr, wir können ablegen, denn die Mittagspause der Brückenwärter endet um 13:00 Uhr. Das tun wir denn auch, nach kurzen Wartezeiten öffnen sich für uns zahlreiche Brücken, bei der Fahrt durch Sneek Richtung Heeg sehen wir einen Supermarkt direkt an der Gracht, wir hätten dort bequem anlegen und eben über die Straße fässerweise Bier und Wein ohne großes Schleppen und lange Fußmärsche einladen können. Tja, hätten wir „Netz gehabt“, also eine Internetverbindung, hätten wir das bequem über Google Earth finden können. Aber man will ja auch seinen Forscherdrang bei der Erkundung unbekannter Länder und deren Versorgungsstätten befriedigen.
Der morgens noch graue Himmel klärt sich während unserer Fahrt auf und mehr und mehr kommt die Sonne zum Vorschein bei nach wie vor frischem Nordwind. An Heeg vorbei über das Heeger Meer gelangen wir nach Woudsend (was ich mal mit „Ende der Welt“ übersetze). Es ist nicht das Ende der Welt, auch nicht am A… der Welt, aber sehr ruhig, holländisch niedlich mit kleinen Häuschen und einer Kirche, der die Gläubigen abhanden gekommen sind und damit auch ihre Weihung, und die seit 1969 zum Vergnügen der oft auch rheinischen Wassersporttouristen nun eine Kneipe ist. Seit 2000 ist eine weiter Kirche direkt an der Gracht entweiht (nicht durch frevlerische Handlungen, sondern durch offiziellen Akt) und ein – wahrscheinlich betuchter - Holländer hat sie zu einem herrschaftlichen Wohnhaus umgebaut, dabei Orgel, Kirchturm und Glockenstuhl erhalten. So sind alle glücklich – die gereformeerde Kerk wegen des erzielten Preises, der Bürgermeister von Woudsend, weil das Stadtbild erhalten wird, und der Wohnhausumbauer und-bewohner, weil er einen repräsentativen Sitz am Wasser sein Eigen nennen kann. Trotz aller auch heute noch zu bemerkender Frömmigkeit, ist der Holländer als solcher eben auch pragmatischer Kaufmann.
Wir haben am großen Sportboothafen idyllisch mit Blick auf weite Weiden- und Schilfflächen angelegt und genießen nach Verzehr von Albert Hejns Salat einen wunderschönen wolkenlosen Abend mit Sonnenuntergang kurz nach 22:00 Uhr. (ist eigentlich heute die kürzeste Nacht? Oder war sie gestern oder doch erst morgen?) Wer weiß das schon ohne Internet, aber 5, 95 €, die KPN (Koninklijke Nederlandse Post) für 50 Minuten Internet bei ihrem am Weltenende vorhandenen Hotspot haben will, sind mir recht erfolglosem Netzpiraten zu teuer.

Dienstag, 23. Juni 2009
Liegetag Woudsend

Da wir ja Urlaub machen und nicht auf der Flucht sind, bleiben wir angesichts des strahlend blauen Himmels, des idyllischen Wetters und der Tatsache, daß es in Woudsend auch einen großen Bootsmakler gibt, einen Tag liegen, schauen uns wieder viele andere Schiffe an und verbringen einen faulen Nachmittag auf dem sonnigen Achterdeck, daß dank kluger Anlegeweise windgeschützt liegt. Denn das strahlend schöne Wetter ist mit einem kräftigen Nordwind verbunden, der nicht direkt kalt ist, aber einen schnell auskühlt. Um die Wäsche zu trocknen, ist er allerdings bestens geeignet. Liegegeld übrigens 12,30 € incl. 1,00 € Touristenbelasting und warmer Duschen ohne Münzen, die sind allerdings maximal lauwarm, dafür wollen die 0,50 € im Kasten für den Stromanschluß überhaupt nicht enden. In der lausig kalten vorherigen Nacht haben wir unser elektrisches Heizöfchen betrieben, da wir nicht gefahren sind und unser Warmwasserboiler also nicht durch die Motorwärme aufgeheizt werden konnte, hat der auch elektrisch geheizt, aber bis zum ablegen am nächsten Morgen kam der Strom aus der Steckdose. In den meisten holländischen Häfen sind die Stromanschlüsse an kleinen blauen Kästen, dort wirft man eine Münze ein – in der Regel ein 50-Cent-Stück und drückt auf einen kleinenKnopf neben dem Anschluß, in den man sein Stromkabel gesteckt hat. In der Regel werden dann 1000 – 2000 Watt werden geliefert. Für einen kleinen Kühlschrank ( 60 ltr), Batterienerhaltungsladung und etwas Boilerheizen reicht das meistens schon eine ganze Weile. Beim Wasser ist es ebenso: kleiner blauer Kasten mit Münzeinwurf 50 Cent und das Wasser rauscht durch den am Kasten angebrachten Schlauch, der meist bis zum Schiff reicht. Der erfahrene Skipper hat natürlich auch eigene Schläuche und allerhand Anschlußkombinationen von Gardena auf Normalgewinde und sonstige Konstruktionen. Für 50 Cent gibt’s meist ca. 100 – 200 Liter, unser Tank faßt knapp 300. Reicht meist für ein paar Tage für Spülen, Haarewaschen, Duschen usw.

Mittwoch, 24.Juni 2009
Woudsend – Sloten

Das Wetter ist weiter schön. Blauer Himmel, kräftiger Wind von Nordost, aber nicht mehr so kühl. In sage und schreibe 55 Minuten haben wir die 7 Kilometer zum niedlichen Sloten geschafft und dabei auch noch das „Sloter Meer“ überquert, immerhin dank des kräftigen Windes (holländisch: krachtig) mit einigen Schaumkronen verziert. Da müssen wir uns natürlich von der anstrengenden Seefahrt ausruhen und gehen in den bei der Mühle gelegenen Hafen. Nachmittags sonnen auf dem Achterdeck, dann ein Spaziergang durch das kleine Dorf aus dem Hollandmuseum: durchschnitten von einer Gracht, gesäumt von auf Spalier gestutzten Linden und Häusern aus dem 18. Jahrhundert. Anschließend dortselbst essen, Elke Varkenshaas (Schweinemedaillons) und ich endlich mal wieder ein Wiener Snitsel, beides mit 2 soorten Groenten (Gemüse), Sla (Salat) und Aardappelen, zusammen mit vier Bier für 36,40 € und ordentlich.

Donnerstag, 25. Juni 2009
Sloten – Ossenzijl

Heute ist wieder bei bestem Wetter, es zeigen sich zwar Wolken, und es ist weiter windig, aber erheblich wärmer, manchmal fast schwül. Nun verlassen wir Friesland Richtung Overijssel und fahren über das Tjeukemeer und bei Echtenerbrug in Kanäle, die uns zum Städtchen Ossenzijl tragen. Hier beginnt das Gebiet der „Weeribben“, schmaler Inseln zwischen flachen Kanälen, die beim Torfabbau entstanden sind. Heute wird kein Torfabbau mehr betrieben, die Inseln und Kanälchen sind verschilft, ein Dorado für allerlei Wasser- und Vogelgetier und inzwischen unter Naturschutz und ein Recreatiegebied. Wir legen in einem wunderbar ruhigen „Passantenhaven“ an in einem kleinen See und bleiben die Nacht. Abends noch „een Biertje“.


Samstag, 20. Juni 2009

Ernewoude - Terherne

Mittwoch 16.06.2009

Das Wetter ist schön, blauer Himmel und Ostwind, etwas frisch, aber schön. Nach dem Frühstück Herrn Hoekstra angerufen, ja, kom mal. Um 11:00 Uhr machen wir an der Werft Wartena fest, Herr Hoekstra kommt, zieht die Klompen (Leder mit Gummisohle) aus – heutzutage trägt kaum noch ein Holländer Holzschuhe - und klettert auf Socken in den Motorraum. Einiges Gefummel, Auf- und Zu – Geschraube und: jetzt werkt et. Ja, Diesel ist dünner als Wasser, die Kupferdichtungen (Unterlegscheiben) müssen sich etwas auf die Stutzen anpassen, einreiben sozusagen. Hoekstra raus, Deckel zu, hartelijk bedankt und wir dampfen wieder ab, wieder zurück Richtung Princes-Margrit-Kanal, wieder durch die Gemeindebrücke von Warten. Der Brückenwärter hat sich dumm an uns verdient, vier Durchfahrten á 1,10 € Bruggeld, da wird die Gemeinde reich. Ansonsten werden die meisten Brücken kostenlos bedient, nur die unmittelbaren Stadt/Dorfdurchfahrten, die werden von den Gemeinden und nicht vom Rijkswaterstaat betrieben und da muß dann immer Brückengeld in einen vom Brückenwärter an einer Angel herabgelassenen Holzschuh geworfen werden.
Wir fahren weiter über Akkrum nach Terhorn, wo wir im mit Europamitteln erbauten „Haven vor klassieke Schepen“ fest machen. Unser Boot ist scheint’s klassisch genug und wir liegen schön und ruhig und genießen bei offenem Verdeck einen warmen Sommerabend – hatten wir bisher noch nicht.

Donnerstag, 17.06.2009

Früher hätten wir an diesem Tag freigehabt, heute haben wir sowieso frei.
Nachdem es am späten Abend gestern noch angefangen hat zu regnen, heute morgen „Friesenhimmel“, also blauer Himmel mit schnell ziehenden weißen Wolken und Wind, nachmittags zieht es sich mehr zu und wird grau und kühl,
Heute ruht die Schiffahrt – haben wir beschlossen - und was macht der Schiffer, wenn er nicht schifffährt? Er schaut sich andere Schiffe an. Hier in Terhorne gibt es einen großen Jachtmakler, der allein in einer überdachten Halle über 40 Schiffe liegen hat und bestimmt noch einmal 80 im eigenen Hafen. Wir sind fast den ganzen Tag dort und schauen Boote über Boote, denn eigentlich wollen wir unsere Adler verkaufen und etwas größeres uns zulegen. Alter Schifferspruch, jedes Schiff ist immer einen Meter zu kurz. Schau’n mer mal.

Freitag, 18.06.2009

Das Wetter ist nicht berühmt, kräftiger Wind aus Nordwest, Schauer, ab und zu Sonne. Gestern hat wie bestellt während unserer Schiffsbesichtigungen ein Kaufinteressent angerufen, der am Sonntag kommen und sich unser Boot anschauen will. Nach gemütlichem Frühstück machen wir uns ans Werk: Schiff putzen. Ich poliere die weißen Dächer auf Hochglanz und schrubbe das Teakdeck, das, wie es sich für ein Teakdeck gehört, silbergrau ist, wenn man es aber mit Prilwasser und einer Wurzelbürste und reichlich Wasser behandelt, wird das Grau ausgewaschen und der braune ursprüngliche Farbton kommt zum Vorschein, das Deck sieht fast wie neu aus. Im übrigen verdient sich eine ganze Industrie ihr Geld damit, Wundermittel für die Teakreinigung und –auffrischung zu verkaufen. Aber meine langjährigen Erfahrungen gebe ich hiermit preis: alles Humbug – ohne Schrubben geht nix und Pril oder ein anderes einfaches Spülmittel wirkt genau so wie all der teure Kram, der Mühelosigkeit mit Cleanern und Sealern und wer weiß was alles verspricht, aber keineswegs mühelos ist. Gilt übrigens auch für Gartenmöbel. Elke macht sich mit Möbelpolitur über den Mahagony-Innenausbau her und mit Chromputzmittel über alle Beschäge, Klinken, Lüftungsrosetten und was es noch alles schön glänzendes (nach dem Putzen) auf einem Schiff gibt. Die Mühe hat sich gelohnt, auch kritische Holländer bleiben am Steg stehen und loben das „mooi schep“, was bei dem vielen Holz aber doch sicher „veel werk“ sei, ich bestätige das voll bescheidenem Stolz und denke dabei, das die „älteren Herren im Keller“ eine größere Belastung sind. Ein Biertje am Nachmittag, ein kleiner Spaziergang an vielen anderen Schiffen vorbei in dem niedlich kleinen Terhorn mit einem Kamäleon – Dorf/Erlebnisland (geht zurück auf die Werke des erfolgreichsten, aus Terhorn stammenden niederländischen Kinderbuchschreibers) und anschließend Salat mit Thunfisch und Schafskäse auf dem Boot runden den Tag ab.

Dienstag, 16. Juni 2009

Ernewode-Warten-Ernewoude

Sonntag, 14.06.2009

The same procedure as yesterday. Het weer was moi de gehele dag.Tot ziens!
Ein schöner Tag wie gestern, Liegetag in Ernewoude, jede Menge Schiffsbetrieb und viel zu sehen. Abends Salat aus dem sonntäglich vormittags geöffneten Koopmann dazu Büchsensuppe, aber gut. Anschließend Käse und Tempotaschentücher—von Holländern Witbrod genannt.

Montag. 15.06.2009

Heute wollten wir nach Akkrum und Terhorn fahren, jedoch….Der Anlasser des Backbordmotors streikt, auch die bisher erfolgreichen leichten Schläge mit dem Hammer bleiben erfolglos, aber wir sind ja nicht nur in einem Wassersportdorado sondern auch in einem Werftdorado. Im 4 Kilometer entfernten Warten gibt es deren gleich mehrere, wir rufen die Scheepswerf Wartena, Herrn Hoekstra an, er kann ab 15:00 Uhr, wir fahren hin, er baut den Anlasser aus, der dann zum Bosch-Dienst in Leeuwarden mit dem Auto in 20 Minuten gebracht wird, dort arbeitet ein Nachbar aus dem Dorf, der will am nächsten Tag gleich die Reparatur in angriff nehmen, falls er dazu Teile bestellen muß, kann es bis Mittwoch dauern. Aber was soll’s, Zeit haben wir, in der Werft können wir auch liegen und die schöne holländische Abendstimmung betrachten. Herr Hoekstra nimmt sich auch eines anderen Problems an: eine Dieselleitung leckt und er will dafür „een nieuwe slang maken“, einen neuen Schlauch. Und da auch die Lichtmaschine des Backbordmotors ihre Launen hat, ich aber noch eine alte Ersatzmaschine an Bord habe, wurde die auch gleich mit zum Boschdienst verfrachtet.

Dienstag, 16. Juni 2009

Tatsächlich, nach dem Kaffee kommt Herr Hoekstra, baut eine neue Leitung ein, später kommt er mit der Botschaft, daß der Anlasser repariert und eine Austauschlichtmaschine beim Bosch-Dienst eingetroffen sind und per Boten um 15:00 angeliefert werden. Ich habe bei den Montagearbeiten im übrigen assistiert und anschließend noch die ganze Bilge – so nennen Schiffer das Tiefstuntere im Boot, wo sich Wasser oder in unserm Falle Öl bzw. Diesel sammelt – mit mehreren Küchenrollen gesäubert, anschließend mich und vor allem meine Hände, damit ich nicht geruchsmäßig als wandernder Dieseltank wahr genommen werde. Trotz allem noch ein kleijn uitstapje mit de fiets, ein kleiner Ausflug mit dem Fahrrad ins Dorf zum Einkaufen und für einen Capuccino und ein Eis ins am Wasser gelegene Café mit Ausblick auf den hart arbeitenden Brückenwärter.
Und wie angekündigt: 15:15 kommt Werftbesitzer Hoekstra mit Anlasser und Lichtmaschine, montiert den Anlasser, läuft, bei der Lichtmaschine zögert er, die alte hat wesentlich mehr Kabel als die neue Anschlüsse, da die Batterien von der Lichtmaschine des anderen Motors ebenfalls geladen werden, können wir mit der alten – die mal lädt und mal nicht – weiterleben. Um 17:15 werfen wir die Leinen los – und weils so schön da ist, und auch schon spät, fahren wir wieder nach Ernewoude. Dort angekommen, schaue ich noch mal in den Keller, sprich Maschinenraum, und – gottverdurri (lautmalerisch wiedergegebener holländischer Fluch) – der neu angebrachte Schlauch tropft wieder, diesmal nicht an der Filterseite, sondern an der anderen, zur Dieselpumpe. Na, dann müssen wir morgen eben noch mal nach Warten zur Herrn Hoekstra. Der mich übrigens am Nachmittag noch in den Nachbarort gefahren hat, damit ich dort bei der Bank das nötige Kleingeld für die Reparatur- und Teilekosten abheben konnte. Der Abend klingt aus mit Fritten aus der Snackbar, Hamburger und Hähnchenschnitzel.

Sonntag, 14. Juni 2009

Samstag, 13. Juni 2009

Liegetag in Ernewoude/Princenhof



Samstag, den 13.06.09
Der erste schöne Tag seit unserem Start in den hart verdienten Rentnerurlaub. Morgens noch einige Wolken, aber dann den ganzen Tag strahlend blauer Himmel und nur eine leichte Brise. Das Verdeck hatte ich erst mit einem Gefühl von Wagemut geöffnet, später war es ganz normal. Wir haben auf dem Achterdeck in der Sonne gelegen und tatsächlich erst leichtere Kleidung, dann nach und nach alle an diesem Platz möglichen abgelegt, wo sich alle dem Wassersport frönenden Holländer ein Stelldichein geben. Man kommt nicht zur wohlverdienten Ruhe vor lauter Schiffchen schauen und Anlegemanöver beobachten. Am Abend dann ins nahe gelegene Eetcafe und für den Spottpreis von 42,00 € eine Wiener Schnitzel – hatten wir schon lange nicht mehr – und eine Lachsschnitte mit Frites und Aardappelen und warmen Groenten – die nur Möhren waren – und Sla (= Salat) sowie vier Biertjes.

Freitag, 12. Juni 2009

Groningen bis Friesland, Ernewoude

Freitag, 12.06.2009

Das Wetter ist etwas besser, besser: es regnet nur früh um sechs noch ein bißchen, dann kommt tatsächlich die Sonne und wärmt das Schiff und seine Bewohner nach kalter Nacht. Rechtes Friesenwetter zeigt sich dann den ganzen Tag, weiße Friesenwolken, ab und an verdunkelt, aber es bleibt trocken, der starke Westwind vertreibt Regen und Wolken und Schiffe vor sich her, und sorgt dabei dafür, daß es nicht zu heiß wird. 16°, das muß reichen. Wir brechen um kurz vor 10 Uhr in Groningen aus, fahren zur Oosterschleuse, die wir nach halbstündiger Wartezeit (Berufsschiff von der Gegenseite) in den Starckenborgkanal Richtung Westen, Richtung Friesland verlassen, denn noch befinden wir uns in der Provinz Groningen. Der Kanal geht ungefähr an der Grenze zwischen den Provinzen Groningen und Friesland ca. 35 Kilometer von Groningen in den Princess-Margriet-Kanal über und führt dann direkt in das friesische Seengebiet. Ein Dorado für Schiffer und vor allem Segler.
Wir machen heute mal Strecke, nach 58 Kilometern und 6,5 Stunden Fahrzeit machen wir in Ernewoude/Princenhof fest und wollen da auch einen Tag bleiben und die nächste Zeit in der Gegend um das Sneeker Meer und Lemmer herumschippern. Morgen auf jeden Fall bleiben wir liegen und gnießen hoffentlich die durch Wetterbericht und Barometer angekündigte Wetterverbesserung

Oldersum bis Groningen

Donnerstag 04.06.2009

Morgens früh auf, um 08:00 sind wir an der Schleuse Oldersum, die wir um 08:30 Ems stromauf verlassen. Unsere Entscheidung für diese Richtung war gut, auch heute bläst kräftiger Nord-Westwind, das hätte die Überfahrt über den Dollart nach Delfzijl nicht zur Freude gemacht. Der Grund für den frühen Start: auflaufendes Wasser seit ca. 6:00 Uhr, also Flut, die gegen die Emsströmung wirkt und so dem Schiffer das stromauffahren mit zusätzlichem Rückenwind, also Strömung versüsst. Tatsächlich machen wir bei 2.200 Umdrehungen pro Minute 17 km/h über Grund, durchs Wasser sind das nur 13 km/h, also haben wir eine Strömungsgeschwindigkeit von 4 km/h. Bis 11:40 ist lt. Gezeitenkalender der Höchststand bei Papenburg erreicht, also sollten wir bequem dorthin kommen und noch weiter bis zur Schleuse Herbrum, insgesamt knapp 50 Kilometer. Jedoch…
Während wir über Funk auf Kanal 16 - sollte man auf Küstengewässern und Seestraßen (und eine solche ist die Ems bis Papenburg, ab dort stromauf beginnt die Binnenschifffahrtsstraße Ems bzw. der Dortmund-Ems-Kanal mit gut 225 Kilometern) stets in Hörbereitschaft sein - während wir also über Funk mitfühlend mitbekommen, daß jemand vor Spiekeroog Probleme hat, „können Sie einen Anker auswerfen?“…“wie ist Ihre genaue Position?“ (wir hören nur die Stimme der Rettungsleitstelle, die des verzweifelten – vemute ich jedenfalls mal – Skippers nicht) „Schiff XYZ wird in 20 min bei Ihnen sein“, streift mein routinemäßiger Blick die Temperaturanzeige der Motoren und – verdammt noch mal – die Bbd-Maschine ist im roten Bereich! Sofort Motor aus und mit der Steuerbordmaschine allein weitergefahren, wir sind kurz vor Weener, da kann man vor der Schleuse anlegen und nach dem Rechten sehen. Es ist 09:45. Was ist jetzt schon wieder? Blick durch’s Schauglas des Wasserfilters für den Kühlkreislauf – Wasser läuft nicht. Filter verstopft? Eigentlich nein, trotzdem eben ausgebaut und gesäubert, Wasser läuft immer noch nicht, zieht der Filter Luft (hatten wir ja schon siehe oben Prolog), aber neue Dichtung müßte eigentlich funktionieren, Deckel nochmal mit etwas Wasserpumpenfett gut aufgesetzt – immer noch kein Wasser, was jetzt? Anrufe bei Werft(Chef ist erst in einer Stunde wieder da) und Motorenfirma in Aurich ( hmm? Vielleicht der Thermostat? Liegt da und da, die und die Schrauben mit Deckel lösen) Also nochmal gründlich schauen, alle Bodenabdeckungen über Motor wegnehmen und… da hängt der Keilriemen in Fetzen runter. Na, wenigstens die Ursache entdeckt, Ersatz habe ich dabei, Keilriemen wechseln habe ich ja schon vor 14 Tagen geübt (sh Prolog), dann ans Werk.
Allerdings wie ein Schlangenmensch zwischen heißen Motoren sich winden, alle möglichen Körperteile verbrennen und drei Hände haben müssen für Lichtmaschine spannen und Schrauben festdrehen, ist kein Vergnügen, laute Flüche, wüste Beschimpfungen, Wutschreie des Kapitäns und 1. Mechanikers nimmt die – mit Kishon zu sprechen – beste aller möglichen Ehefrauen nicht nur fast kommentarlos hin, sondern reicht auch Werkzeug an und versucht beschwichtigend zu wirken, was allerdings auch schon mal gegenteilige Folgen haben kann. Also hopplahopp in lächerlichen zwei Stunden ist alles erledigt, daß der Anlasser mal wieder hängt und mit leichten Schlägen auf den Hinterkopf wieder an seine Pflichten erinnert wird oder die blöde Wasserpumpe erst wieder reagiert, nachdem sie etwas Wasser direkt in den Ansaugschlauch per Trichter injiziert bekommen hat, kann eigentlich niemanden außer mir noch erschüttern. Also um 11:45 kann’s weiter gehen. Fluthöhepunkt ist erreicht, aber die Strömung (wegen nun einsetzende Ebbe) ist noch nicht gekippt, bis Papenburg halten wir bei 2.200 UpM so zwischen 12 – 13 km/h, die letzten 15 Kilometer bis zur Schleuse kommt etwas mehr Gegenstrom, aber mit 11 km/h kommt man ja schließlich auch vorwärts und da bei unserer Ankunft gerade ein Berufsschif ausfährt und der Schleusier uns gnädig und sofort allein nach oben schleust und wir dann nicht mehr auf einer mehr grau-gelb-lehmig sich dahinwälzenden, Gezeiten unterworfenen, sondern einer regulierten, klar durch schöne Gegenden sich schlängelnden Ems dahinschippern und die Temperaturanzeiger sich ordentlich im grünen Bereich aufhalten, kann man sich doch einen kleinen Zigarillo leisten und etwas entspannen.
Im Marinapark Emstal bei Walchum machen wir um 15:30 fest, bei einem Liegeld von 11,50 € incl. Strom und Wasser und vier Frühstückbrötchen morgens bis fast ans Schiff und einem abendlichen Schnitzel mit Pommes sieht die Welt doch wieder etwas besser aus.
7,5 Stunden waren wir unterwegs incl. Reparaturzeit und 58 Kilometer war unser Etmal (so nennen die Seebären ihre Strecken).

Freitag, 05.06.2009

Bevor es nach gemütlichem Frühstück losgeht, spanne ich nach den gestrigen Erfahrungen erst nochmal den Keilriemen der anderen, der Steuerbordmaschine nach. Um 11:45 werfen wir die Leinen los und schippern unter grauem Himmel bei ca. 16° mit einigen Schauern, die sich hauptsächlich während des Schleusens ereigen (wo man nicht im Trockenen sein kann, sondern draußen auf dem Gangbord steht, um die Schleusenleinen zu halten bzw. einzuholen) nach Haren an der Ems, wo wir nach zwei Schleusen, 21 Kilometern und 4 Stunden 15 min Fahrzeit ankommen. Dort machen wir in der neuen Marina um 14:45 Uhr fest. Liegegeld 10,00 € incl. Strom, Wasser, sehr sauberen sanitären Anlagen und warmen Duschen ohne Münzapparat. Wir können auch gut auf dem Schiff duschen, aber so hat man mal mehr Platz und braucht nicht das verduschte Wasser wieder nachzutanken.
Haren ist ein altes Schifferstädtchen und deswegen wurde auch Ende des 19.Jahrhunderts der Haren-Rütenbrok- Kanal gebaut, die einzige Binnen-Ost-West-Verbindung zu Wasser in Norddeutschland, damit die Ems-Schiffer gegen die zunehmende Eisenbahnkonkurrenz mithalten konnten. Hat wohl nicht viel genutzt, jedenfalls wurde erst nach einem deutsch-holländischen Abkommen 1976 der Kanal wieder belebt, erst von einem Verein und jetzt vom NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) betrieben.
Es gibt im Städtchen eine nette kleine Fußgängerzone, mit Bäckern, Banken und Restaurants, u.a. eines (Restaurant und Pension Temmen), in dem ich zur Abwechslung mal ein Schnitzel Wiener Art mit Pommes esse (aber ein sehr gutes) und Elke Schweinelendchen. Kurz, alles da, was des Schiffers Herz begehrt. Wesentlich aber ist, das zwei gegen Ende des 19.Jahrhunderts neureich gewordene Brüder dieser allerkatholischsten Stadt des Emslandes eine mächtige Kirche gestiftet haben, eine veritabele Kopie des Petersdomes. So ist der Glaube ( für Rheinländer: der „normale“ Glaube) weiterhin gesichert.
In der Nacht ist es saukalt, 6° – im Juni! Schafskälte ist vielleicht eine Erklärung, aber macht es nicht wärmer.

Samstag, 06.06.2009

Heute also in den Haren-Rütenbrok-Kanal, in dem von der Eingangsschleuse aus alle 10 Klapp- und Drehbrücken und weiteren 3 Schleusen gesteuert werden. Dort meldet man sich an, bezahlt 2,00 € für die Durchfahrt. Die dauert ca. 2,5 Stunden und da wir gegen viertel vor 10 Uhr dort eintreffen, schaffen wir die 13,5 Kilometer bis zur Mittagspause, dann haben wir die holländische Grenze erreicht und warten bis 13:00, dem Ende der Mittagspause des niederländischen Personals auf dem TerApel/Stadskanaal. Nutzen wie für ein Magnum – Eis vom am Kanal gelegenen Eetcafé.
Pünktlich geht’s weiter, drei BB’s (bewegbare Bruggen, also Klapp-, Hub- oder Drehbrücken) weiter biegen wir vor dem Städtchen Ter Apel links ab in den Jachthaven mit reichlich Stegen, einer Kneipe mit holländischen Imbißsegnungen wie Frikandel, Saté usw. Ebenfalls vorhanden: sanitäre Anlagen, Tankstelle, und Schmutzwasserabsaugvorrichtung. Die müssen alle holländischen Einrichtungen haben, da das Einleiten von Toilettenabwässern aus Sportbooten seit 2009 nicht mehr gestattet ist. (Man kann also nicht mehr von der berühmten „gequirlten Schifferscheiße“ sprechen). Hier machen wir fest um 13:40 Uhr, nach 4 Stunden und 5 Minuten (einschließlich Wartezeiten) und insgesamt stolzen 17 Kilometern. Das Wetter war gnädig, einige längere Sonnenlöcher ließen zweitweise den kalten Wind vergessen.
Am Nachmittag per Fahrrad mit Elke ins Städtchen, einige Einkäufe, denn morgen ist Sonntag und die Schifffahrt ruht. Keine Brücken- und Schleusenbedienung. Elke ist am Morgen leichtsinnig vom Schiff an Land gesprungen und hat nun Schmerzen im Bein, die sich auch beim Fahrradfahren bemerkbar machen. Immer noch die Folgen des Beinbruchs vor vier Jahren!

Sonntag, 07.06.2009

Wie gesagt, Brücken und Schleusen ruhen and so do we. Wetter ist bewölkt, relativ trocken, lockt aber nicht zu gößeren Ausflügen. Man muß ja auch mal bei dem anstrengenden Rentner- und Schifferdasein ausschlafen. Im Laufe des Tages schaue ich mal nach den - wie sich Elke ausdrückt - „älteren Herren im Keller“, also unseren Motoren und spendiere ihnen jeweils einen Liter Öl.
Abends gehen wir in die Hafenkneipe und -o wunder- es gibt nicht nur Frikandellen (ja, mit „n“), sondern auch Snitsel met Champignons und Bratkartoffeln, zusammen mit vier Bier für 24,80 €, kann man ja eigentlich nicht meckern. Ganz zu schweigen von leckerem Salat und Gemüse, dessen Chicoreebeinhaltung uns nachts ganz schön auf Trab hält. Harntreibend.


Montag, 08.06.2009

Um 9:45 Leinen los, bis zur nächsten Brücke, den Brückenwärter angerufen, der kam nach 5 Minuten und weiter geht’s vorbei an TerApel, Musselkanaal und schließlich nach Stadskanaal, dem Ort am gleichnamigen Kanal, wo wir vor der „Eurobrug“ unmittelbar bei der Fußgängerzone festmachen, mit Strom, Wasser und sanitären Anlagen zum Nulltarif.
Unser heutiges Tagewerk bei ca. 15 ° (im Juni!!) und nach nächtlichem Dauerregen einigermaßen trocken: 18 KM bei vier Stunden Fahrzeit, vier Schleusen und zahlreichen BB’s. Abends essen wir im örtlichen Chinees-Indoneesich Restaurant nicht gerade preiswert.

Dienstag, 09.06.2009

Morgens gießt es wie aus Eimern, ich gehe zum Brückenwärter und cancele unsere für 09:00 Uhr verabredete Abfahrzeit (= Brückenöffnung), eigentlich wollen wir wieder ins Bett und den Regen verschlafen, da wird es trocken und eine Ahnung von Sonne hinter den Wolken kommt auf. Wir beschließen, doch weiter zu fahren und tatsächlich, die Sonne kommt immer öfter heraus und es ist nicht mehr so kalt. Ich also zum Brückenwärter: Um 10:15 koomt een ander Jachtje, da könnt Ihr meefahren. Was wir auch tun.
Veendam ist unser Ziel, nach einiger Kanalstrecke fährt man dann durch ein Puppenholland, wo auf einer Strecke von wenigen Kilometern eine ganze Mannschaft von Brücken- und Schleusenwärtern die Boote auf Fahrrädern und „Brommfietsjes“ (Mofa bzw. heute Vespa) begleitet, um unzählige kleine Dreh- und Klappbrücken zu öffnen und auch zwei Schleusen bis zum Stadthafen in Veendam. Um 13:00 Uhr hatten wir Veendam erreicht, bis 15:15 dauerte die Durchfahrt bis zum Hafen.
Das Etmal: 15 KM in 5 Stunden, Liegegeld incl Strom und Wasser, Dusche ohne Münzautomat beträgt 4,20 €.

Mittwoch, 10.06.2009

Wie verabredet, ist der Schleusenwärter um 10:00 Uhr parat, die letzte Schleuse in Veendam und dann geht’s Richtung Winschooter Diep, in welches wir gegen halb elf Uhr einbiegen, um um 11:00 in Zuidbroek im Hafen der Werft PEDRO festzumachen und eine kurze Besichtigung von deren neuen Schiffsmodellen und Gebrauchtbooten durchzuführen. Das Angebot holt uns nicht vom Hocker, außerdem haben wir ja ein schönes Boot und kein Geld für ein Neues. Wir brechen wieder auf und erreichen Groningen, wo wir um 15:00 Uhr im Oosterhaven festmachen.
Groningen ist die Provinzhauptstadt, bevölkert von vielen Studenten und mit einer sehr schönen Innenstadt versehen, durch die wir am Nachmittag auch einen kleinen Bummel machen. Wir waren schon öfter in Groningen, sowohl mit dem Boot als auch mit dem Auto, von unserem Heimatort so keine anderthalb Stunden Fahrt entfernt, aber es ist immer wieder schön hier.
Nachmittags können wir sogar ein bißchen in der Sonne sitzen

Donnerstag, 11.06.2009

Die ganze Nacht hat es geregnet und auch am Vormittag will es nicht aufhören. Im Regen Schiff fahren macht keinen Spaß, wir bleiben einen Tag, besichtigen den Bahnhof von 1898 in Renaissance-Stil mit unzähligen abgestellten Fahrrädern „Fietsen“, und nicht das eigenwillige Kunstmuseum mit einer Sonderausstellung „Kuba Kunst und Geschichte seit 1869“, auch nicht die Sonderausstellung von Porträts aus der Zeit des „Gouden Eeuw“, des Goldenen Jahrhunderts der Niederlande (17.Jahrhundert), mit Porträts Groninger Persönlichkeiten, dafür besuchen wir ausgiebig Geschäfte mit Dingen, die 50% der Menschheit wichtig finden, die andern 50 % nicht so sehr; das die Aufteilung der Geschlechter bei den Menschen zufällig ähnliche Zahlenverhältnisse aufweist, hat mit dem Thema eigentlich nichts zu tun.

Der Liegeplatz in Groningen kostet 12 € am Tag zuzüglich 1,50 € pro Person für „Touristenbelasting“, wenn man das wireless lan des Ooosterhavens benutzen will, bekommt man für 2 € für 24 Stunden ein Passwort. Das nutze ich denn auch für mails, Elke schaut die Bankkonten nach und ich kann meinen Blogg im Internet bedienen.

Dienstag, 9. Juni 2009

Wiesens bis Oldersum






Mittwoch, 03.06.2009

Na klar, wochenlang war’s schön, jetzt ändert sich das Wetter: grau, kühl und kräftiger Wind aus Nordwest!

Aber wir machen uns erst mal mit der ersten Schleusenöffnung auf den Weg Richtung Emden über Aurich. Klappt auch alles ganz gut, gegen 11:00 Uhr sind wir schon kurz vor Emden, nun heißt es sich entscheiden, auf welchem Weg wir nach Holland fahren wollen. Durch die Seeschleuse in Emden und dann über den Dollart nach Delfzijl? Zwar haben wir bald ablaufendes Wasser und könnten so mit der Strömung fahren, aber der Wind steht dagegen und das heißt: ordentlicher Wellengang. Nein, das brauchen wir nicht, wir werden die Ems stromauf fahren bis Haren und dann in den Haren Rütenbrok – Kanal über Stadskanaal und Veendam nach Groningen fahren. Ist zwar erheblich länger, aber auch schön und kein „nautischer“ Streß.

(Das nicht, aber dafür motorischer… siehe nächster Tag.)
Nachdem also die Entscheidung für Ems stromauf gefallen ist, biegen wir kurz vor Emden vom Ems-Jade-Kanal in den kurzen Verbindungskanal ab und gelangen so in den Ems-Seiten-Kanal, der uns in südlicher Richtung parallel zu Ems nach Oldersum bringt. Dort gibt’s eine Schleuse in die Ems, aber heute nicht mehr, wir legen gegen 13:00 in Oldersum am Steg des „Yacht-Club Unterems“ an. Nachmittags bummeln wir ein bißchen durch Oldersum, trinken in der Bäckerei einen Kaffee, kaufen Toast und im Supermarkt um die Ecke Kaffefilter, denn mit Arrangements aus der Papierrolle ist das Kaffekochen doch etwas aufwendig.

Wiesmoor bis Wiesens

Dienstag, 02.06.2009

Jetzt kommt erst die logistische Meisterleistung, die nur mit der Denksportaufgabe zu vergleichen ist, wie man einen Kohlkopf, eine Ziege und einen Wolf mit der Fähre auf die andere Seite eines Flusses bringen kann, wenn nur immer Platz für zwei von den dreien ist.
Also mit dem Auto, nachdem die Motoren endlich ans Laufen gekommen sind, nach Hause, letzte Dinge einpacken, Heizung ausstellen, Stecker und Antennenstecker ziehen, Schlüssel zur Nachbarin, dann mit dem Auto wieder zum Schiff, Elke geht an Bord, dann Auto zurück nach Hause, und mit dem Fahrrad zurück an Bord (7 KM). Bis das bewerkstelligt ist, zeigt die Uhr die Uhr 16:40, die Schleusen haben bis 17:30 geöffnet, von Marcardsmoor bis zur nächsten Schleuse im Ems-Jade-Kanal Richtung Emden – Wiesens- sind es 10 Kilometer, also das schaffen wir nicht mehr, egal, der Urlaub beginnt eben mit einer Übernachtung 10 Kilometer vom heimischen Bett entfernt an der Schleuse Wiesens.

Schiffsreise Sommer 2009

bis 02.06.2009
Prolog
Nach Holland mit dem Schiff soll’s gehen. Mit Cousin Allan haben wir schon im März ein Treffen für Ende Mai in Amsterdam verabredet. Da wir Anfang Mai mit dem Boot vom Nordgeorgsfehnkanal in Marcardsmoor, Ortsteil von Wiesmoor/Ostfriesland – unser Heimathafen – starten wollen, müßte das ja eigentlich zu schaffen sein. Jedoch….
Im Winter schon hatte ich festgestellt, das Wasser ins Motoröl der Backbordmaschine gelangt ist. Frostschaden? Kann eigentlich nicht sein, Frostschutz war genügend drin…Hmm?
Also erst mal einkranen (7.April) und dann das Schiff nur mit der Steuerbordmaschine auf dem Ems-Jade-Kanal nach Wilhelmshaven überführen (9.April) zur gleichnamigen Bootswerft (Wilhelm Bootsbau etc). Aber die haben viel zu tun, so daß die Diagnose schon eine Weile dauert, die dann schließlich lautet, wir müssen den Motor ausbauen und auseinandernehmen. Zylinderkopf war vorher schon runter (OK). Gesagt, aber auch noch nicht gleich getan. Anfang Mai war dann die Maschine zerlegt, der Fehler: Dichtungen unter den Laufbüchsen defekt (Alter und/oder Falschmontage), eine Laufbüchse ist angerissen, aber sonst ist der Motor trotz seines Alters (immerhin von 1975) „lagermäßig“ OK. Die schadhaften Teile kosten ( 6 O-Ringe für 6 Zylinder) zusammen 36,00 €, aber der Rest: Zylinderkopfdichtung, einige Kolbenringe, zahlreiche andere kleine und große Dichtungen, aber vor allem der Arbeitslohn…Tage! Schließlich am Tag vor Himmelfahrt (20. Mai) ist das Boot endlich fertig, kurze Abnahme und schon ist die Werftmannschaft über ein verlängertes Wochenende in Urlaub. Bei näherem Hinsehen, von allen Motorenspezialisten verlassen, entdecke ich trotz beauftragter Inspektion an beiden Maschinen lockere Keilriemen, daß die Lichtmaschine der Bbd-Maschine lädt und mal nicht, hatte mit Herr Wilhelm schon gleich gesagt und daß ich ja bei den Wasserfiltern aufpassen solle, ob die Maschinen auch Kühlwasser ansaugen.
Na ja, am Freitag Keilriemen Bbd nachspannen, Stbd wechseln, noch eine Probefahrt im Hafen von WHV und zum Tanken (475 ltr á 1,11 €) und Samstag dann Überführung auf dem Ems-Jade-Kanal zurück nach Wiesmoor.

Jesus kam nur bis Eboli, ich nur bis Sande, dann wurde die Bbd-Maschine heiß, egal, endlich geht die Eisenbahnbrücke auf und zurück gen Heimat mit nur einem Motor. Dort angekommen, Untersuchung des Seewasserfilters, hier wird aber nicht nur nicht Wasser angesogen, es kommen sogar Auspuffgase dort an. Was um Gottes Willen ist nun kaputt? Der für Montag (25.Mai) vorgesehene Bootsreisenstart wird erst einmal gecancelt, nach Amsterdam kommen wir nun nicht mehr mit dem Schiff, also Hotel gebucht und am Wochende mit dem Auto dorthin gefahren. Vorher telefonische Ferndiagnosen mit der Werft, das kann nichts Ernstes sein, irgendwas mit der Kühlung/Wasserpumpe und wenn die nicht funktioniert, ja dann kommen die Auspuffgase eben auf diesem Wege zurück durch die Wasserkühlung. ??? Ach so!
Ich demontiere daraufhin den Deckel der Impellerpumpe und in der Tat…der Impeller völlig zerbröselt. Also die Umgebung mit demontiert und die Impellerreste in Ansaugleitungen und vor dem Wasserkühler entfernt, alles wieder montiert mit neuem Impeller ….Nix, Pumpe saugt immer noch nicht, trotz neuer Dichtung am Wasserfilter. Was jetzt schon wieder? Tipp von der Volvo-Motoren-Firma Petzelberger in Aurich, Wasser zum Impeller hin auffüllen, damit der besser ansaugen kann. Tatsächlich, Wasser wird angesaugt, Pumpe läuft wieder. Die restlichen Tage der Woche Schiff weiter für Urlaub vorbereitet: Bettwäsche, Vorräte, etc.
Nach der Amsterdamfahrt (Pfingstsamstag und Sonntag mit Verwandtentreff und van Gogh "Kleuren van de Nacht", sehr nett übrigens und alles bei strahlendem Wetter – wie auch fast der ganze April und Mai) sollte es dann nun endlich am Pfingstmontag losgehen. Pfingstsonntag nach Rückkehr von Amsterdam noch ein Startversuch …. Däh! (wie der Rheinländer sagt): kein Anlasser rührt sich und wenn, nur schwaches schnell ersterbendes Orgeln. Nun sind die Batterien endgültig hinüber, befürchtet habe ich deren Ende schon länger. Verzweifeltes Fummeln, der kleine Generator ( 600 Watt) wird ans 25 Ampere Ladegerät gehängt. (An unserem Liegeplatz haben wir keinen Strom), dann die Autobatterie ausgebaut und auch drangehängt, kurzes kräftigeres Orgeln, aber es reicht nicht zum Motorenstart. Kapitulation. Wieder kein Urlaubsstart! Verdammte Sch …..
Pfingstmontag bei herrlichstem Wetter im Garten verbracht, auch schön, aber wenn man eigentlich schon seit Wochen mit den Bootsschuhen scharrt…
Also Dienstag nach Pfingsten herumtelefoniert, drei dicke Batterien, die nicht so gängig sind, sind nicht so leicht zu finden, aber oh Wunder, eine Firma in Wiesmoor kann sie bis Mittag besorgen und dann noch 300 € billiger als die Fachfirma in der Kreisstadt. 13:30 Uhr sind die Batterien da, abgeholt, ins Schiff gewuchtet (3 mal 41 kg), montiert und… die Anlasser klacken freundlich, aber mehr auch nicht. Herr im Himmel…aber irgendwie brauchen wohl auch die neuesten und stärksten Batterien etwas Zeit, um ihre volle Kraft zu entfalten, das Ruckeln an elektrischen Zuleitungen zu Anlaßer und an diversen Sicherungen hat wohl auch geholfen, nach schweißtreibendem Herumgeturne und-probieren regt sich erst der Stbd-Anlasser und dann auch der Bbd, die Motoren springen an und auch die Kühlwasserversorgung läuft.

So, jetzt aber, wenn wir’s jetzt nicht packen, kommen wir nie los. Es ist schon 15:00 Uhr, weit kommen wir nicht mehr. Trotzdem: wir gehen an den Start!!