Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Mittwoch, 6. Juni 2012


Ostfriesland - Frankreich - und zurück


Teil II: Auf dem Rhein





Donnerstag, 10. Mai 2012 - Duisburg – Düsseldorf


bedeckt, schwül

starke Strömung, teilweise bis zu 8 KM/h. Bei 15 KM/h durchs Wasser heißt das, wir kommen nur 7 KM/h über Grund vorwärts. Ansonsten läuft alles gut, Verkehr ist nicht so stark. Wir halten uns bezüglich der jeweiligen Fahrwasserseiten an die Berufsschifffahrt. Das schont Nerven bei Gegenverkehr und die wissen, wo es strömungstechnisch am günstigsten ist.

Nach langer Zeit ist es mal richtig warm, die Marina im Hafen Düsseldorf ist wohlgepflegt und in privater Hand, und sie ist in der Nähe der Altstadt, den Stätten unserer Jugend. 



Dorthin führt uns unser Abendspaziergang und mit einiger Wehmut - vor nunmehr 40 Jahren haben wir Düsseldorf verlassen - trinken wir einige Altbier. Vor grummelndem Abendhimmel kehren wir zurück und auf dem Achterdeck gibt es noch einen - sozusagen- Thunderdowner. Aber außer einigem Donnergrollen mit ein paar Blitzen mehr in der Ferne wird es nichts mit Gewitter.


Fahrtzeit:4,6 Std, Fahrt durchs Wasser: 61 KM, Flußkilometer:34, Liegegeld:20,00 €, Strom und Wasser incl.





Freitag, 11. Mai 2012 - Düsseldorf – Leverkusen-Hitdorf


bedeckt, Schauer, warm, zunehmender Wind, nachts Regen

Als wir ablegen, regnet es. Kommentar des Hafenmeisters: "Es heißt ja auch Wassersport". 

Blick zurück auf Düsseldorf

Weiter ordentlich Wasser im Fluß, die Strömung nimmt eher zu. Nach fast fünf Stunden legen wir in Leverkusen-Hitdorf an.
Hinter uns linksrheinisch stromab Bayerwerke in Dormagen

Wegen eines Gastliegers wird doch nicht das Feld geräumt





Fahrzeit:5 Std, Fahrt durch's Wasser:60,8 KM, Flußkilometer: 37, Liegegeld: 11 €, Strom 0.50 €/kWh






Samstag, 12. Mai 2012 - Hitdorf-Mondorf


kühl, wolkig, teils sonnig
Wir stürzen uns wieder in die kräftige Strömung und ich versuche etwas Geschwindigkeit zu schinden, indem ich möglichst die Innenkurven nehme und nahe an den Buhnen und der 2,5 m - Tiefenlinie bleibe. Da muß man gut auf das Echolot aufpassen, aber es lohnt sich, fast 2 Stundenkilometer kann man so schneller über Grund sein. 
Für die Schiffslaien: Wenn man gegen die Strömung fährt, muß man zwischen Geschwindigkeit durch's Wasser und Geschwindigkeit über Grund unterscheiden. Die Geschwindigkeit durchs Wasser ist durch die Motorisierung und die Bauart des Bootes begrenzt. Unser Boot ist ein "Verdränger" (im Gegensatz zu einem "Gleiter") mit 11,5 m Länge und einer Wasserlinie von ungefähr 10 m Länge. Ein Verdränger kann aufgrund physikalischer Gesetze eine bestimmte Geschwindigkeit auch mit stärkster Motorisierung nicht überschreiten. Man spricht da von der "Rumpfgeschwindigkeit", die nach der Formel berechnet wird: Wurzel aus der Linie der Wasserlänge multipliziert mit 4,5 ergibt die Geschwindigkeit in KM/h. Bei uns also Wurzel 10 = 3,1623*4,5=14,23 KM/h. Tatsächlich erreicht unser Boot aber etwas mehr, nämlich ca. 17 KM/h. Bei 2/3 Gas machen wir so um die 15 KM/h - durchs Wasser wohlgemerkt. Die Gegenströmung eines Fließgewässers muß man von dieser Geschwindigkeit abziehen und erhält so die Geschwindigkeit "über Grund". Heute hatten wir gut 6 - 7 KM/h dagegen, was bedeutet, daß wir so um 8 - 9 Kilometer in der Stunde vorwärts kommen. Gemessen haben wir die Fahrt durchs Wasser mit dem Log (ein kleiner Propeller unter dem Boot, der die Wassergeschwindigkeit übermittelt) und einem ganz normalen (Auto-)Navi.


D'r Dom kütt in Sich' und mit ihr die Wasserschutzpolizei. Es ist Samstag, da ist nicht soviel Schiffsverkehr, einen Beweis der Daseinsberechtigung scheint da von Nöten, man kommt längsseits oder will das jedenfalls, mitten auf dem Rhein bei kräftiger Strömung, das brauchen wir nicht unbedingt. Weil wir sowieso im Rheinau-Hafen in Köln tanken wollen, schlagen wir über Funk vor, uns doch dort zu kontrollieren, worauf die Herren Wasserschützer freundlich eingehen. 


So haben wir dann auch in der Einfahrt des Hafens sozusagen unterhalb des Schokoladenmuseums am Polizeiboot festgemacht, unsere Papiere und Sicherheitsausrüstung gezeigt, die Wasserschutz war's auch zufrieden und wir bekamen sogar einen Aufkleber, der zeigt, daß wir dieses Jahr schon kontrolliert wurden und andere "WaschPo's" uns von weiteren Kontrollen verschonen. Dann haben wir getankt: gut 200 Liter für 342 € und weiter ging's nach Mondorf.
Rheinauhafen in Köln


Hier - nahe unserer früheren Heimat Troisdorf- ist ein schöner Hafen, wo wir einige Tage bleiben und einigen Besuch bekommen, nicht nur vom lieben Sohn.

Fahrzeit:6,7 Std, Fahrt durch's Wasser:84,5 KM, Flußkilometer: 48, Liegegeld: 11 €, Strom 0.50 €/kWh



Sonntag, 13. Mai 2012 - Liegetag


sonnig, kühl



Montag, 14. Mai 2012 - Liegetag


Sonne, kühl



Dienstag, 15. Mai 2012 - Liegetag


warm, wechselhaft, Gewitter



Mittwoch, 16. Mai 2012 - Mondorf-Brohl


Kühl, 13°,wechselhaft, Hagelschauer


Nach fünf Tagen beenden wir das Troisdorf/Mondorf-Gastspiel und jetzt gehts weiter mit unserer Reise. 


Bei einer kurzen Pause im Hafen Oberwinter wettern wir einen Hagelsturm ab, unser Achterdeck ist mit Eiskörnern bedeckt, vorbei an schönen Städtchen und Geschichtszeugen erreichen wir Brohl - und jeder weiß: Trink Brohler - dann wird Dir wohler!
Brücke von Remagen - was von ihr übrig ist
Fahrtzeit mit kleiner Pause: 9,5 Stunden, Fahrt durchs Wasser:68 KM, über Grund: 40 KM, Liegegeld: 11 €, Strom pauschal 2,00 € Wasser incl.


Donnerstag, 17. Mai 2012 - Brohl-Winningen


Sonne, kühler Wind
Nach noch einmal mehr Strömung, am Urmitzer Werth schaffen wir nur noch 5 KM/h bei nahezu 16 KM/h durchs Wasser. Das Wetter ist endlich besser und nicht mehr so kalt. Da wir nur einen Außensteuerstand haben, ist uns bisher öfter mal der Arsch buchstäblich auf Grundeis gegangen. 


Neuwied
Wir erreichen Koblenz nach vier (!) Stunden Fahrt (für 30 KM) um 13:00 Uhr, biegen in die Mosel ein, die Sonne lacht, die Schleuse auch - ist nämlich sogleich für uns bereit und wir fahren bei Sonnenschein am Vatertag mit angenehmer Nicht-Strömung geruhsam bis Winningen. 
Die Mosel oberhalb Koblenz


Fazit: Rhein ist schön, unser Schiff tapfer und für einen Verdränger mit 11 m ganz schön schnell, wenn's darauf ankommt bis zu 17 KM/h. Aber auf der Mosel geht es doch entspannter zu.



Fahrzeit:6,7 Std, Fahrt durch's Wasser:69 KM, Flußkilometer: 42, Liegegeld: 19,25 € (!), Wasser und Strom incl.



Teil III: Die Mosel von Winningen bis Toul





Freitag, 18. Mai 2012 - Winningen – Treis-Karden


grau, Regen, später Aufheiterung, zunehmend windig





Samstag, 19. Mai 2012 - Liegetag


sonnig,teils wolkig, Wind





Sonntag, 20. Mai 2012 - Treis – Senheim


sonnig,teils wolkig, Wind





Montag, 21. Mai 2012 - Senheim – Traben-Trabach


bedeckt, Schauer, warm,auch Sonne





Dienstag, 22. Mai 2012 - Traben-Trabach – Neumagen-Dhron


sonnig,warm





Mittwoch, 23. Mai 2012 - Neumagen-Dhron – Schweich


nach Nebelauflösung schwülwarm
Hier haben wir doch tatsächlich in lauschiger Laube des Weingutes einen Schoppen getrunken, auf dessen Grundstück der Grabstein von Weinhändler Asper aus dem 4. Jh. nach Christus gefunden wurde. Ja, die Römer wußten damals auch schon, wo's schön ist und was schmeckt..



Donnerstag, 24. Mai 2012 - Schweich – Konz


sonnig, warm





Freitag, 25. Mai 2012 - Konz – Schwebsange (L)


blauer Himmel, starker Wind
Schwebsange liegt in Luxemburg, und hat eine Wassertankstelle mit Straßentankstellenpreisen und noch dazu Luxemburger Preisen - slso rd 20 Eurocent billiger als bei uns, daher tanken wir voll und freuen uns auf einen angenehmen Nachmittag in schöner Umgebung und abend, aber der leibe Gott hat diesem Ort eine Fliegenplage beschert, von der auch wir nicht verschoint bleiben und am nächsten Morgen schnell die Stätte verlassen.



Samstag, 26. Mai 2012 - Schwebsange – Thionville (F)


blauer Himmel, Streifenwolken, Wind
in Thionville liegt der Sportboothafen in der ansonsten ruhigen Mosel im Ablaufkanal des Stauwehrs der Schleus und hat eine Strömung, gegen die der Rhein fast harmlos ist. Mit Hilfe meistern wir ein schwieriges Anlegemanöver. Das Anlegen ist nicht so schwierig, aber vom Boot herunter ein Seil fest zu bekommen, wenn nur Ringe am Steg sind, ist nicht so einfach.

Sonntag, 27. Mai 2012 - Thionville – Metz


blauer Himmel, starker Wind
Besuch aus Troisdorf, der uns auf unserem Boot bis bis Metz begleitet. Dort ein wunderschöner Anlegeplatz in einem Seitenarm der Mosel mit einem Schwanensee an einem gepflegten Park mit vielen Menschen, die spazieren gehen, im Gras liegen, Elektro- oder Tretboote mieten. Ein bißchen Renoir, cezanne, etc. Stimmung, wenn man von den vielen Menschen absieht, die unter einer Störung zu leiden scheinen und laut mit sich selbst reden, ach nein, sie telefonieren.



Montag, 28. Mai 2012 - Liegetag


blauer Himmel, warm
Stadtbesichtigung, Metz ist wirklich eine Reise wert,



Dienstag, 29. Mai 2012 - Liegetag


blauer Himmel, warm
und Einkaufen kann man in Metz auch noch gut, alles in fußläufiger Entfernung von unserem Liegeplatz


Mittwoch, 30. Mai 2012 - Metz – Pont a Mousson


heiter bis wolkig, warm
hier gibt es einen schönen ruhigen Hafen, die Stadt über die Brücke, hat einen merkwürdig großen dreieickigen Platz mit mittelalterlichen Häusern und Bogengängen, passenderweise wurden heute LKW-Ladungen Sand vom Platz fortgefahren, ein Beach-Volley Turnier hatte seine Spuren hinterlassen.


Donnerstag, 31. Mai 2012 - Pont a Mousson – Liverdun


teils stark bewölkt, warm
Anlegeplatz in einem verlassenen Seitenarm der Mosel, in dem sich die riesigen Karpfen im flachen Gewässer mehr überhalb als unterhalb der wasseroberfläche laut platschend bewegen. Dazu die Schwanenfamilie mit frischem Nachwuchs und entsprechen agressiven Schwanenvater. Leider ändert sich das Wetter.


Freitag, 1. Juni 2012 - Liverdun -Toul


bedeckt, später Regen, nachmittag sonnig
im Regen unter unserem luftigen Schönwetterverdeck werden wir ein wenig naß, beschließen, nicht - wie vorgehabt - bis Neuves Maisons zu fahren, sondern durch drei Schleusen und einige, bedenklich niedrige Brücken nach Toul hineinzu fahren mit einem Hafen, in dem sich international viele Bootfahrer versammeln, Holländer, Belgier, Engländer, Franzosen, Deutsche, aber auch Neuseeland und USA sind vertreten. Die zumeist mit großen Booten, ehemaligen Berufsschiffen, in Frankreich Penichen genannt, zwischen 20 - 30 m lang und etwas unter 5 metern breit.

Teil IV: Canal des Vosges


Samstag, 2. Juni 2012 - Toul – Richardménil


blauer Himmel, Streifenwolken, angenehm
von Toul auf der Mosel bis Neuves Maisons, dem Ende der Großschifffahrtsstraße mit ihren 170 Meter langen und 12 Meter breiten Schleusen. Die Mosel begleitet unsere folgende Wegstrecke noch bis Epinal, aber nur mehr als Wasserspender für den Canal de Vosges (Vogesenkanal), der früher Canal de l'Est, Branche Sud hieß. Nun werden die Schleusen klein (Freycinet-Maß: 35 m lang, 5 Meter breit) die man mit einer vorher ausgehändigten Fernbedienung selbst bedient. Was die Sache aber nicht unbedingt einfacher macht. Wir schleusen mit einem 20 Meter Boot und müssen ganz vorn fest machen, das schaukelt das Boot ganz schön durch. Nach zwei Schleusen, haben wir erst mal die Nase voll und legen in Richardménil an, wo laut deutscher Übersetzung am Wasserhahn zu lesen ist, das "die Zisternen der Schiffe nicht gefüllt werden dürfen".




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen