Culemburg – Wagingen
Bei stürmischem Schauerwetter machen wir uns auf den Weg, weiter den Lek, nach Überquerung des Amsterdam-Rhijn-Kanals mit einer funküberwachten Kreuzung – „Motorjacht ‚Gouden Eeuw’ Kilometer Negendrientwintig (923) in de Opvaart“ – "Lassen Sie das Berufsschiff von Backbord erst passieren" (wofür spreche ich so toll Niederländisch?) – stromauf bis Wagingen in einen geschützten Hafen, relativ weit von der Zivilisation, aber da gibt’s ja ein Restaurant, verspricht der „Almanak“ des ANWB (der niederländische ADAC, der sich aber wesentlich intensiver als jener um die Sportschiffahrt kümmert). Der Almanak ist die Bibel des Sportschiffers, da steht alles, aber wirklich alles drin, wo welche Schleuse, wie hoch, wie lang, wie breit, die Durchfahrtshöhen der Brücken, die Besonderheiten und Verkehrsregelungen der einzelnen Wasserwege und natürlich auch, welche Jachthäfen wo mit welchen Einrichtungen. Nur die Öffnungszeiten der Restaurants in den Häfen nicht, wäre ja auch ein bißchen viel verlangt, jedenfalls das Hafenrestaurant hat Dienstags Ruhetag. Na, egal, dann gibt’s eben abends Bratkartoffeln und Spiegeleier, dazu ein schöner Tomatensalat. Der Hafen hat auch WiFi (wireless Lan, also Internetanschluß über Funk) und für 3 Euro kriegen wir ein Keyword für 24 Stunden Gültigkeit. Und die Internet-Verbindung nutzen wir für ein ausgiebiges Skype-Video-Gespräch mit Sohn und dessen Freundin.
Ja die moderne Technik! Zu den Internet-Verbindungen:die haben wir schon auf unserer Berlin zu Schiff – Fahrt 2007 genossen, da mit einer Telekom „web ‚n walk“ Verbindung, also einer UMTS (praktisch: Handy-) Verbindung, ging gut, kostet 50 € im Monat, hatte aber fast überall meist sehr schnelle Verbindungen. Im Ausland sind solche Verbindungen ebenfalls möglich, aber immer noch unbezahlbar (wird nach kilobyte Datenmengen abgerechnet), voriges Jahr haben wir in den ersten 14 Tagen, in denen wir uns noch auf der Durchfahrt durch Holland Richtung Belgien und Frankreich befanden, eine Menge wifi-Netze in Reichweite entdeckt, die ungeschützt waren und die man deshalb anzapfen konnte. Dieses Jahr habe ich bis auf zwei Ausnahmen keine ungeschützten Netze mehr finden können. Die Netzpiraterie mußte also andere Wege finden. Und da ist es mir doch einige Male gelungen, die königlich niederländische Post (KPN) auszunutzen. Die unterhält nämlich u.a. an frequentierten Wassersportplätzen Hotspots, die man für schlappe 5, 95 € für 50 Minuten (!) nutzen kann, aber manchmal, nach unerkennbaren Regeln, bietet die KPN Schnupper-30 Minuten für lau für Besucher von Ferienparks an. Man muß dann seine Ferienhaus oder Zimmernummer, seine e-mail-Adresse und seine Telefonnumer angeben und erhält dann einen wireless-Code für 30 Minuten. Ich habe schnell herausgefunden, das man bei diesen Angaben sonstwas reinschreiben kann, solange es nur jedesmal etwas anderes ist. Abgesehen von der Notwendigkeit, sich alle halben Stund einen neuen Code besorgen zu müssen, ging das ganz gut. Für ümmesüns – sonst, für bezahlt, wäre ich sauwütend geworden, weil die Verbindungen langsam waren und oft unterbrochen, aber für lau?
Mittwoch, 08.07.2009
Liegetag Wagingen
Heute regnet und stürmts, auch schon mal Sonne. Wir bleiben hier. Heute soll das Restaurant mit vielversprechendem Wienerschnitzel mit Frites auf der Karte ja wieder aufhaben. Aber wir haben dann doch nach einem Einkauf in Wagingen – hin hat uns ein freundlicher Mensch vom Hafen mit dem Auto gebracht, zurück in strammem Fußmarsch ca. 20 Minuten – auf dem Schiff gegessen. Wagingen ist – wahrscheinlich durch die Kriegsfolgen, die Gegend um Arnheim war gegen Ende des 2.Weltkriegs stark umkämpft („Die Brücke“ von Bernhard Wicki, u.a. mit Fritz Wepper) – nicht so barock alt und putzig wie viele kleine holländische Städtchen – verfügt aber doch noch über eine mächtige weitgehend gotische Kirche und eine schöne Fußgängerzone.
Donnerstag, 09.07.2009
Wagingen – Lathum
Bis mittag war’s ganz freundlich, aber die Wolken werden dicker und dicker und am Nachmittag gibt’s kräftige Schauer. Noch am Sonntag hätten wir was drum gegeben, jetzt reicht es uns schon mit Abkühlung und Regen.
Wir fahren weiter den Neder-Rhijn stromauf bis kurz hinter Arnheim die Abzweigung der Gelderschen Ijssel kommt, in die biegen wir ein und fahren nun stromab in nördlicher Richtung.
Nochmal zur Geografie: vom Rhein geht ca. 20 Kilometer stromauf von Nijmwegen der „Pannerdens Kanal“ ab, der sich nach ein paar Kilometern in den Neder-Rhijn und die Geldersche Ijssel teilt, die sich ins nach ihr benannte Ijsselmeer – genauer in das Keteler Meer, von dem es ins Ijsselmeer geht - kurz hinter Kampen bei (Rhein-)Kilometer 1007 ergießt. Der Neder-Rhijn fließt mehr in westlicher Richtung ziemlich parallel zum Rhein bzw. seines Hauptarmes, der ab der Abzweigung des Pannerdens-Kanal Wal heißt. Aus dem Neder-Rhijn wird nach ca. 40 Kilometern in Höhe Wijk bei Durstede dann der Lek.
Also wir brausen nun auf der Ijssel zu Tal mit fast 18 KM/h, nachdem wir vorher gegen die Strömung auf dem Neder-Rhijn nur 11 KM/h bei gleicher Motorendrehzahl (2.600 UpM) erreicht haben. Wenn man die Differenz teilt, erhält man die Strömungsgeschwindigkeit des Gewässers von 3,5 KM/h oder die Geschwindigkeit des Bootes durch das Wasser nämlich 14,5 KM/h. Das ist der Unterschied zwischen Geschwindigkeit über Grund bzw. der Fahrt durch’s Wasser. Dank GPS kann man das direkt ablesen, früher hätte man anhand der Stromkilometrierung, einem Zeitmeßgerät und Divisionen durch 60 oder Multiplikationen mit 3.600 u.a. mich bis ans Äußerte fordernde Rechenkünste die Geschwindigkeit über Grund ermitteln können. Die Fahrt durchs Wasser zeigt ein Sumlog an, die älteren Geräte, so eins haben wir auch, mit einem kleinen Propeller unter dem Rumpf, der über eine Welle ein Zeigerinstrument betätigt, so wie früher die Fahrradtachometer. Für die Seebären, die nun alles noch in Knoten oder Meilen haben wollen: die Binnenschiffahrt rechnet sowohl Geschwindigkeit wie Entfernung in Kilometern.
Bei Stromkilometer 896 (vom Rheinfall bei Schaffhausen gemessen) biegen wir in das „Recreatiegebied Rhederlaag“ nach rechts ab, ein großes durch Kiesausbaggerungen entstandenes Seengebiet mit drei Jachthäfen an verschiedenen Ufern zwischen den Örtchen Lathum und Giesbeek.
Kurz vorher wieder ein Schreck in der Nachmittagsstunde: die Anzeige für die Lichtmaschine steuerbord flackert auf, Leerlaufdrehzahl, ein bißchen Gas geben, dann verlischt die Anzeige wieder, aber ich ahnte es schon. Mein Freund, der Keilriemen bittet um Beachtung, er will nachgespannt werden. Machen wir nach dem Anlegen mit links und hoffen nun auf Ruhe.
Zum krönenden Abschluss gibt’s im „Veerstall“, der dem Hafen namengebenden gastronomischen Einrichtung, leckere holländische Schnitzel mit Groenten und Aardappellengarnitur.
Freitag, 10.07.2009
Lathum (Rhederlaag) Liegetag
Hük don mer dat, wat mer am levvste don: nüüs! (Heute machen wir das, was wir am liebsten machen: Nichts!).
Bei dem Regen, der auf unser Schiff und Cockpitverdeck prasselt, stehen wir gar nicht erst auf. Oder jedenfalls nicht so bald.
Später gehe ich in die wenige Meter von unserem Liegeplatz entfernten sanitären, sauberen und total neuen Anlagen und dusche unendlich lange für meine 50 cent, die in der Duschkabinen eingeworfen werden müssen. Dusche, natürlich auch warme, haben wir zwar an Bord, aber doch ein bißchen beengt, und hinterher immer das Trockengewische…
Das Frühstück mit frischen Brötchen und dem „Kölner Stadtanzeiger“ (es gab auch die WAZ, die Rheinische Post, u.a. weil nicht nur im Hafen viele Dauerlieger, sondern auch im dabeiliegenden Bungalow- und Mobilhomepark viele Dauerbewohner aus Nordrheinwestfalen residieren) aus dem hafeneigenen kleinen Supermarkt zieht sich bis mittags hin, der Regen prasselt, ein kleines Döserchen in der Vorderkoje mit anschließendem Nachmittagskaffee mit Krentenbolletje (Rosinenbrötchen) machen den Tag zu einem außerordentlich gemütlichen. Ja, der Rentner-Stress.
Samstag, 11.07.2009
Lathum – „De Scherpenhof“/Ijssel
Bei halbwegs trockenem Wetter machen wir uns auf den Weg, weiter die Ijssel stromab, vorbei an einigen schönen alten Städten (Zutphen, Deventer), die wir aber schon von früheren Fahrten kennen. Mittags verdüstert sich der Himmel zusehends und es regnet. Nach 3 Stunden, 40 Minuten und 53 Kilometern finden wir daher, daß genug geschippert ist und biegen bei Stromkilometer 952 in den kleinen Hafen des „Recratiegebied De Scherpenhof“ ein. Eigentlich ein Camping- und Mobilhomeplatz an einer ehemaligen Ziegelei, die umgebaut wurde und nun neben einem Schwimmbad auch zahlreiche unterschiedliche gastronomische Einrichtungen – von der Bowlingbahn über Speiselokal bis Bar – beherbergt. Der Hafen selbst ist nicht besonders, wackelige Stege mit wenig Festmachmöglichkeiten, da wundert einen schon das Liegegeld von 15 Euro. Aber wahrscheinlich hätte man dafür auch das Schwimmbad benutzen können. Nachmittags hellt es auf und es wird noch ein schöner Spätnachmittag und Abend. Das Essen in der Ziegelei war gut, auf riesigen Tellern wurden ebenso riesige – na, was wohl? Genau – Schnitzel serviert.
Sonntag, 12.07.2009
„De Scherpenhof“ – Hasselt
Morgens Regen, wir lichten nach Ausschlafen und ausgiebigem Frühstück um halb zwölf trotzdem die Anker – machen die Seile von den wackeligen Stegen los – der Regen hört mal auf, mal nieselt es , dann wieder stärker – einziger Trost, es ist relativ warm, so um die 21° herum. Um halb zwei erreichen wir die Abzweigung zum Zwolle – Ijssel – Kanal, durch eine Schleuse von der Ijssel getrennt. Einen knappen Meter Höhenunterschied geht’s nach unten, dann weiter auf o.g. Kanal, nach zwei Kilometern geht es rechts nach Zwolle, aber irgendwie haben wir nicht die rechte Lust, zwei Brückendurchfahrten (...macht er auf, macht er nicht auf, jetzt macht er rot –grün, doch, die Brücke geht auf...) zu absolvieren und dann womöglich keinen schönen Liegeplatz in Zwolle vorzufinden. Wir biegen also nach links ins „Zwarte Water“ ein, daß nördlich an Zwartsluis vorbei ins „Zwarte Meer“ führt, das wir vor zwei Wochen von Blokzijl kommend durchquert haben, fahren bis Hasselt und werden mit einem schönen Hafen am Ende des Seitenarms Molenwardstreng direkt am Städtchen Hasselt belohnt und nicht nur damit, sondern mit dem Ende des Regens.
500 Meter und man ist an der alten Kirche, einige Geschäfte gibt es (haben aber heute natürlich zu) und einen Geldautomaten, wieder so ein modernes Wunderwerk, daß einem auch sonntags Bargeld beschert. Allerdings wird dieses Bargeld wundersamerweise mit ebenderselben modernen Technik immer auch dem Konto belastet. Die kleinen grünen Männchen in den Automaten vergessen nichts. Leider.
Restaurants gibt’s ebenfalls in Hasselt, eins hat Sonntags zu, zum Eetcafée an der Herengracht zurückzugehen haben wir keine Lust, so landen wir in einem Chinesisch-indischen Restaurant (gibt’s in Holland in den entlegensten Winzdörfern) und daher haben wir heute kein Schnitzel. Elke eine sehr gut zubereitete Seezunge und ich Peking-Ente. Am späten Abend genießen wir noch Sonne auf dem Vordeck.
Auch heute sind wir für unsere Verhältnisse weit und lang unterwegs gewesen: Dreieinhalb Stunden, 43 Kilometer und eine Schleuse.
Montag, 13.07.2009
Hasselt – Zwartsluis
Da wir auf der Hinfahrt dieses und auch voriges Jahr viel von Friesland gesehen haben, wollten wir auf der Rücktour etwas anders fahren und haben uns einen Teil der sogenannten Turfroute (Torfroute, weil hier früher hauptsächlich Torf aus der Provinz Drente transportiert wurde) vorgenommen, nämlich die östlichste Möglichkeit, um in Holland nach Norden zu gelangen, die „Drentse Hoofdvaart“ über Meppel und Assen und weiter über den Noord-Willems-Kanaal nach Groningen. Daher sollte es heute nach Meppel gehen, mit einem Zwischenstopp in Zwartsluis zum Einkaufen, wo es vom Zwarten Water rechts (nordöstlich) ins Meppeler Diep geht. Da heute aber wunderbar die Sonne scheint und wir einen schönen Liegeplatz an der Kade von Zwartsluis haben, außerdem „Passanten welkom“ sind beenden wir die Schifffahrt hier nach ganzen 7 Kilometern und 40 Minuten.
Dienstag, 14.07.2009
Zwartsluis – Meppel
Ein besonderer Tag, den ganz Frankreich mit Elke zusammen feiert (wie übrigens jede Jahr): Elke hat einen runden Geburtstag.
Abends das Geburtstagsessen am kühlen Platz vor der mächtigen Kirche mit schönem Glockenspiel.
Mittwoch, 15.07.2009
Meppel - Havelterbrug
Von Meppel nordwärts in die Drentsche Hoofdvaart, die durch schöne, einsame – wenn man von Hundertschaften radlender Rentner absieht – ehemalige Moorgebiete führt mit reetgedeckten Häusern. Leider ist es bei diesem Kanal so, daß er auf seiner ganzen Länge von der N 371 nach Assen begleitet wird und nur an ganz wenigen Stellen sich die Straße mal 100 oder 200 Meter bei einer Orstdurchfahrt entfernt. Da sind die idyllischsten Liegeplätze leider nichts, denn auch das langsamst dahinfahrende Automobil nur 10 Meter vom Schiff entfernt, ist eine ungeheure Lärmbelästigung. Trotzdem ist diese Kanalstrecke bei den Schiffern – sowieso meist im Rentenanlter , wer hätte sonst die Zeit – beliebt, wahrscheinlich stellen die einfach die Hörgeräte ab. An der Havelterbrug legen wir an, unweit des Dörfchens Havelte, wohin wir einen kleinen Fahrradausflug machen.
Donnerstag, 16.07.2009
Havelterbrug - Dieverbrug
Tja....jetzt fehlen noch Bilder und der Text für die letzten Reisetage bis zm 27.07., da sind wir nämlich um 15:00 Uhr in Marcardsmoor, dem weltberühmten Stadtteil der noch weltberühmteren Stadt (immerhin Stadt seit 2006) Wiesmoor angekommen, wo unser Boot seinen Platz am Steg des Yachtclub Wiesmoor im Nordgeorgsfehnkanal hat. siehe: http://www.panoramio.com/photo/15025608
Also Text und Bilder folgen noch so peu a peu
Bis dann