Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Elburg bis Weesp

Dienstag, 30.06.2009 und Mittwoch 01.07.2009
Elburg – De Klink

Es ist schwer heiß geworden. Wir sind ganze 6 Kilometer in 40 Minuten gefahren und haben angesichts eines kleinen Hafens zwischen zwei Badestränden kurzerhand festgemacht und sind Baden gegangen. Und weil’s so ruhig und mit erfrischend kühlem Wind ausgestattet war, sind wir noch einen Tag geblieben. Der Entschuß wurde erleichtert durch ein direkt neben dem Hafen gelegenes Restaurant mit bester Aussicht übers Wasser (haben wir ja sonst nicht) und schattiger Terrasse. Dort haben wir dann auch mal eben fast 90 Euro gelöhnt (Hilfe, 180 DM!) für ein zwar gutes, aber völlig normales Essen (nein, kein Wiener Schnitzel), bei dem wir uns aber Vorspeise und Nachtisch gegönnt haben.

Donnerstag, 02.07.2009
De Klink – Weesp

Immer noch heiß, eigentlich heißer und wir fahren mit leichtem Ostwind von hinten, das heißt, für uns auf dem Schiff ist es während der Fahrt windstill, der Schweiß strömt und das angesichts soviel Wassers.
Ich hatte mir die „Randmeeren“, also die Überbleibsel der Zuidersee, die das Ijsselmeer nach den Einpolderungen Flevolands mit Lelystad als Provinzhauptstadt (nach Lely, dem Planer des Abschlußdeichs und des gesamten Ijsselmeerprojektes) zwischen Poldern und ehemaliger Küstenlinie gelassen hatte, als eher reißbrettmäßige kanalartige Angelegenheit vorgestellt – das Gegenteil ist der Fall. Sehr abwechslungsreich gestalten sich die Gewässer zwischen Blokzijl und Muiden (Mündung der Vecht), kurz vor Amsterdam, wo wir heute nach wagemutiger Überquerung eines kurzen Stückes Ijsselmeeres – nämlich des Ijmeeres - die offenen Gewässer verlassen und dem Laufe der Vecht folgend Weesp erreichen.
Also abwechslungsreich die Randmeere, mal fast wie ein breiter, sich dennoch lieblich zwischen Schilfgürteln dahinschlängelnder Fluß, mal sich zu großen Seenflächen ähnlich der Müritz öffnend, mit Wäldern und alten und neuen Städtchen an den Ufern.
Kurz bevor wir das Ijmeer – Teil des Ijsselmeers bzw. des Markermeers erreichen, frischt der Wind kräftig auf und dreht auf NordWest. Und wir hinaus in die tobende See, ein kurzer Schlag nach Norden, um nicht ins Untiefe zu geraten und dann nach Südwesten, den Wind also genau querab von Steuerbord mit der Folge höchst unangenehmen Schaukelns durch die vom Wind aufgeblasenen Wellen. Mancher Seebär wird vielleicht lächeln angesichts dramatischer Kap-Horn-Umsegelungen, aber das ist das Unangenehme auf flachen Binnenmeeren, ganz schnell erzeugt der Wind steile, kurze Wellen, aber wir habens schnell überstanden, steuern die Seeschleuse von Muiden an und sind bald darauf auf der lieblichen Vecht.
Nach allem, was ich bisher in meinem Binnenschifferdasein gesehen habe, eines der hübschesten kleinen Flüßchen. Wenige Kilometer stromauf erreichen wir das Örtchen Weesp, früher bekannt für Bier und Genever, heute ist praktischerweise der Wirt der „Natten Krant“ (Nasse Zeitung) der Hafenmeister und man kann eben über die Straße nach Zahlung des Liegegeldes ein frisch gezapftes und vor allem kaltes Bier mit aufs Schiff nehmen.
Von dort in angenehmem Baumschatten liegend (also mit dem Boot liegend) kann man auf dem Wasser fast italieneische Verhältnisse erleben: der spätnachmittägliche Korso – ganz Weesp ist, scheint’s, nicht auf den Beinen, sondern den Booten und fährt in ständigem Wechsel stromauf und stromab mit den unterschiedlichsten Geschwimmseln (wenn das das entsprechende Parallelwort zu Gefährt ist)an uns vorbei.

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