Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Merwede-Kanal - Lek - Neder-Rhijn



Montag, 06.07.2009
Nieuwegein – Culemburg

Der Himmel sieht etwas gemischt aus, aber doch überwiegend sonnig und wir genießen eine herrliche frische Luft bei angenehmen 22°, fahren weiter auf dem Merwede – Kanal bis zum Lek. Der Lek ist wieder ein Rheinarm, der ca 30 Kilometer weiter stromauf Neder – Rhijn heißt und sich von dem ab der Abzweigung an Wal heißenden Hauptrheinstrom abgeteilt hat. Im übrigen habe ich längst aufgegeben, die Geheimnisse der vielen Rheinarme und vor allem ihrer Bennenung aufzuklären. Wir jedenfalls biegen nach einer Schleuse, die zum Lek hinaufführt (wenn’s hoch kommt, waren es 20 Zentimeter) in den Lek ein Richtung Osten, also stromauf, und machen nach einer weiteren Schleuse (Amerongen) nach 16 KM und zweieinhalb Stunden im Jachthafen von Culemburg fest, einem kleinen, durch Deich, Wall und Graben geschützten mittelalterlichen Niederrheinstädtchen (obwohl der Niederrhein ja hier Lek heißt und nicht mit dem deutschen Niederrhein zu verwechseln ist, im Prinzip aber genauso aussieht). Ein herrlicher Liegeplatz, Blick auf den Rhein, im Schatten herrlicher Lindenbäume, die wir aber bald verfluchen, weil die bei aufkommendem Wind und Gewitter kiloweise Blätter, Blüten und was Linden sonst noch so haben, auf unser Schiff verstreuen. Am nächsten Tag hatten wir buchstäblich alle Hände voll zu tun, das Schiff außen wie innen von den klebrigen Massen zu befreien.

Dienstag, 07.07.2009
Culemburg – Wagingen

Bei stürmischem Schauerwetter machen wir uns auf den Weg, weiter den Lek, nach Überquerung des Amsterdam-Rhijn-Kanals
mit einer funküberwachten Kreuzung – „Motorjacht ‚Gouden Eeuw’ Kilometer Negendrientwintig (923) in de Opvaart“ – Lassen Sie das Berufsschiff von Backbord erst passieren (wofür spreche ich so toll Niederländisch?) – stromauf bis Wagingen in einen geschützten Hafen, relativ weit von der Zivilisation, aber da gibt’s ja ein Restaurant, verspricht der „Almanak“ des ANWB (der niederländische ADAC, der sich aber wesentlich intensiver als jener um die Sportschiffahrt kümmert). Dr Almanak ist die Bibel des Sportschiffers, da steht alles, aber wirklich alles drin, wo welche Schleuse, wie hoch, wie lang, wie breit, die Durchfahrtshöhen der Brücken, die Besonderheiten und Verkehrsregelungen der einzelnen Wasserwege und natürlich auch, welche Jachthäfen wo mit welchen Einrichtungen. Nur die Öffnungszeiten der Restaurants in den Häfen nicht, wäre ja auch ein bißchen viel verlangt, jedenfalls das Hafenrestaurant hat Dienstags Ruhetag. Na, egal, dann gibt’s eben abends Bratkartoffeln und Spiegeleier, dazu ein schöner Tomatensalat. Der Hafen hat auch WiFi (wireless Lan, also Internetanschluß über Funk) und für 3 Euro kriegen wir ein Keyword für 24 Stunden Gültigkeit. Und die Internet-Verbindung nutzen wir für ein ausgiebiges Skype-Video-Gespräch mit Sohn und dessen Freundin.
Ja die moderne Technik! Zu den Internet-Verbindungen:die haben wir schon auf unserer Berlin zu Schiff – Fahrt 2007 genossen, da mit einer Telekom „web ‚n walk“ Verbindung, also einer UMTS (praktisch Handy-) Verbindung, ging gut, kostet 50 € im Monat, hatte aber fast überall meist sehr schnelle Verbindungen. Im Ausland sind solche Verbindungen ebenfalls möglich, aber immer noch unbezahlbar (wird nach kilobyte Datenmengen abgerechnet), voriges Jahr haben wir in den ersten 14 Tagen, wo wir uns noch auf der Durchfahrt durch Holland Richtung Belgien und Frankreich befanden, eine Menge wifi-Netze in Reichweite entdeckt, die ungeschützt waren und die man deshalb anzapfen konnte. Dieses Jahr habe ich bis auf zwei Ausnahmen keine ungeschützten Netze mehr finden können. Die Netzpiraterie mußte also andere Wege finden. Und da ist es mir doch einige Male gelungen, die königlich niederländische Post (KPN) auszunutzen. Die unterhält nämlich u.a. an frequentierten Wassersportplätzen Hotspots, die man für schlappe 5, 95 € für 50 Minuten (!) nutzen kann, aber manchmal, nach unerkennbaren Regeln, bietet die KPN Schnupper-30 Minuten für lau für Besucher von Ferienparks an. Man muß dann seine Ferienhaus oder Zimmernummer, seine e-mail-Adresse und seine Telefonnumer angeben und erhält dann einen wireless-Code für 30 Minuten. Ich habe schnell herausgefunden, das man bei diesen Angaben sonstwas reinschreiben kann, solange es nur jedesmal was anderes ist. Abgesehen von der Notwendigkeit, sich alle halben Stund einen neuen Code besorgen zu müssen, ging das ganz gut. Für ümmesüns – sonst, für bezahlt wäre ich sauwütend geworden, weil die Verbindungen langsam waren und oft unterbrochen, aber für lau?


Mittwoch, 08.07.2009
Liegetag Wagingen

Heute regnet und stürmts, auch schon mal Sonne. Wir bleiben hier. Heute soll das Restaurant mit vielversprechendem Wienerschnitzel mit Frites auf der Karte ja wieder aufhaben.

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