Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Samstag, 4. Juli 2009

Ossenzijl bis Elburg








Freitag, 26. Juni 2009
Ossenzijl Giethorn

Durch das Gebiet der Weeribben schippert man auf der leicht schlängelnden Kalenberggracht, mal gesäumt von einsamen Schilfgebieten, mal von kleinen Häuschen der ehedem bettelarmen Torfstecher, heute meist sehr schön hergerichtet als Ferienhäuser von – wahrscheinlich – begüterten Städtern.
Wir machen einen Bogen über Steenwijk und gelangen schließlich nach Giethorn. Ein euphemistisch Klein-Venedig genannter Ort, der ein Wochenendziel ist für mit angemieteten Elektro-, Paddel-, Stak- und sonstigen Booten ausgestattete Pfadfinder, Familien, Kegelclubs, etc. Der Hafen ist auch ganz schön, aber auch schon ziemlich voll als wir gegen 16:00 Uhr dort festmachen. Vorher haben wir noch schnell bei einem Schiffsmakelaar ausnahmsweise ein paar Boote angeschaut.





Samstag, 27. Juni 2009
Giethorn Liegetag

Wir haben beschlossen angesichts für den heutigen Tag angekündigter Gewitter mit schwerem Hagelschlag („Hagelslag“ bedeutet auf holländisch auch Hagelschlag, wird aber zumeist mit Schokoladenstreuseln in Verbindung gebracht, die als Brotaufstrich sehr beliebt sind. Auf die bereits schon erwähnten Tempotaschentücher, die aber nach Meinung der „Warme Bakker“ genannten Bäcker Weißbrotscheiben sind, aufgestreut und herzhaft zusammengeklappt, stellen sie ein annehmbares Frühstücksbrot dar) einen Hafentag einzulegen und Giethoorn zu besichtigen. Wirklich hübsch, ein bißchen zu niedlich.
Aber, ein Herz für Rentner.
Der Hafen wird im Verlaufe des Samstag voller, Bootsreisende wie wir füllen das Hafenbecken, aber auch Bootsbesitzer aus der näheren Umgebung, die für das Wochenende angefahren sind. Man kennt sich, Boote werden nebeneinander festgemacht, schnell sind die Stühlchen ans Ufer gestellt und größere Gesellschaften finden sich zusammen. Der Holländer ist gesellig und feiert gern, das wird auch schon mal lauter, aber nicht unerträglich. Schlimmer ist, daß nach meinen höchst objektiven und vorurteilsfreien Beobachtungen der Holländer an sich ein Hundeliebhaber ist. Und wenn der Holländer feiert, dann sind natürlich auch die Hunde dabei und bei jedem lauten Lacher, bei jedem Passanten der „Festa sui Prati“, vor allem, wenn er -wie meist - ebenfalls mit Hund ausgestattet ist, ertönt lautes Gebell. Ich könnt sie erwürgen, die Kläfftölen. Aber alles hat ein Ende, kurz, bevor der bereits gefaßte Mordplan an einem niederländischen Dackel in die Tat umgesetzt werden kann, kehrt Ruhe ein. Der Holländer weiß, was sich gehört, gegen 23:00 Uhr ist Zapfenstreich, offensichtlich auch für Dackel – oder ist mir jemand zuvor gekommen?
Das angekündigte Gewitter kam übrigens nicht – etwas Grummeln in der Ferne, das wars dann schon und etwas Abkühlung kam, inzwischen durchaus willkommen. Vor vier Tagen haben wir nachts noch das Heizöfchen betrieben!


Sonntag, 28.Juni 2009
Giethorn – Blokzijl

Heute fahren wir nach Blokzijl, ein Städtchen aus den goldenen Zeiten Hollands wie soviele (17. – 18 Jahrhundert), aber dieses war einst ein nicht unbedeutender Hafen am Meer, das vor gerade einmal 50 Jahren verschwunden ist. Aus der tief in des Land eingedrungenen Nordsee, deren Meerbusen „Zuiderzee“ immer wieder mit verheerenden Sturmfluten Mensch und Tier und Land mit sich gerissen hat, ist nach Fertigstellung des Afsluitdijks, des Abschlußdeichs zwischen Den Helder und der friesischen Küste das Ijsselmeer geworden, in dem auch noch große Mengen Land durch Polder gewonnen wurden. Am südlichen Ende der früheren Zuidersee heißt dieser Teil des Ijsselmeers Markermeer, dies wird begrenzt durch den Polder Flevoland und der trennt nun das einstige Hafenstädtchen Blockzijl vom Meer. Schmale Wasserstreifen trennen noch die Polder von der früheren Küstenlinie, „Randmeere“ genannt und sind unser weiteres Ziel in den nächsten Tagen. Heute nun aber machen wir erst Station im ex- Hafenstädtchen mit einem großen runden Hafenbecken, daß einst Handelsseglern und Walfängern Schutz bot und heute durch ein vergleichsweise kleines, aber immerhin noch bedrohlich „Zwarte Water“ genanntes Gewässer mit dem fernen Meer verbunden ist. Ein schöner warmer Abend klingt aus im Restaurant „Sluiszicht“.


Montag, 29.Juni 2009
Blokzijl - Elburg

Heute haben wir ordentlich Strecke gemacht, 51 Kilometer in 5 Stunden mit zwei Brücken, einer Schleuse, der Durchquerung des Zwarten Waters und des Keteler Meers, in das nahe Kampen die Ijssel mündet (daher Ijsselmeer), übrigens ein Mündungsarm des Rheins, die letzte Kilometertafel zeigt hier 1007 KM (ab dem Rheinfall von Schaffhausen) an. Ja, und dann nach der Ausfahrt aus der Schleuse, 15 Kilometer vor unserem Ziel – dem Städtchen Elburg, was ist…? Ja der katastrophengewöhnte Leser ahnt es schon, ein Motor, diesmal der an Steuerbordseite, wird heiß, aber ich habe es schon kommen gesehen, es ist bestimmt der Keilriemen, den ich vor unserem Start gewechselt hatte, aber wußte, daß das von mir aus Beständen eingesetzte Modell nicht mehr so ganz jugendfrisch war. Also rechten Motor auf Leerlaufdrehzahl, beim anderen etwas mehr Gas gegeben, so kommen wir schon ans Ziel, bei der Hitze heute steige ich erst in den „Keller“, wenn der etwas ebgekühlt ist. So klappt es auch, der Motor kühlt sich in Leerlaufdrehzahl ab, wir erreichen völlig cool Elburg, machen unter einem schattenspendenden Baum fest und trinken erst einmal ein halbwegs kaltes Bier aus unserem stark geforderten Kühlschrank.

Elburg ist übrigens auch so ein altes Städtchen, dem das Meer abhanden gekommen ist, einst eine wichtige Hafenstadt und Mitglied der Hanse, lebt es heute vom Tourismus und einer ausgebreiteten Wassersportindustrie mit Reparaturwerften, einem berühmten Jachtschilderer (ein Schilderer ist ein Maler – wie bei uns sowohl Kunstmaler als auch Handwerker) und vielen großen und teuren Jachten ans seinen ausgedehnten Stegen.
Wir fahren mit den Rädern ins Städtchen und gönnen uns eine kleine Erfrischung in anregender Gesellschaft.
Danach erst schaue ich in den Motorraum – und richtig – der Keilriemen hängt lose aber irgendwie immer noch auf den wichtigsten Riemenscheiben. Wir sind ja inzwischen erprobt, den roten Monteursanzug angezugen, Lichtmaschine gelockert, den schon in Warten bei der letzten Reparatur georderten neuen Keilriemen aufgezogen, mit Elkes unverzichtbarer Hilfe gespannt und schon läuft alles wieder. Was ist schon ein Keilriemen unter Freunden….

2 Kommentare:

  1. Nun will ich auch Elke beim Loben nicht vergessen. Ihr macht das supergut. Linker Motor, rechter Motor, Kühlschrank, alles irgendwie zu heiß oder zu kalt, aber immer genügend Wasser unterm Kiel.
    Ich lese den Bericht mit großer Freude. Schön, dass Ihr diese Erlebnisse mit uns teilen könnt.
    Ich wünsche Dir, Till, noch einige ungesichterte Netze für das Piratendasein. Alles Gute von Fritz und Meggie aus Berlin

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  2. Fritze!
    Biste wieder da? Schön!
    Danke für Deine Komplimente, und ich hab' noch nix zu Paraguay gesagt. Vor lauter Schifffahren kommt man zu nix.
    Gruß an Meggie!

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