Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Dienstag, 11. Mai 2010

Weiter auf dem Mittellandkanal

Samstag, 08.Mai 2010
Idensen - Liegetag


Wetter... reden wir nicht drüber
Heute eine kleine Radtour ins Dörfchen Idensen, das keiner kennt, aber eine schöne, kleine romanische Kirche aus dem Jahre 1180 (oder kurz davor oder danach) sein eigen nennt mit einem Storchennest (bewohnt) auf dem Dach.
Ein Hauch von Frühling


Für den Mittag haben Hafennachbarn einen Tankwagen angekündigt und richtig, er kommt und wir tanken Diesel zum -vergleichsweise- Spottpreis von 1,23 € (dem Preis an einer normalen Straßentankstelle), in Hannover bei der Schiffstankstelle nannte man uns auf telefonische Anfrage 1,36 € ( bei 248 Litern, mehr ging nicht in usere Tanks - immerhin 32 € Unterschied, kann man schon essen gehen dafür)
Nach dem Tanken bemerkt der technisch begabte Bootsnachbar, daß ich vor dem Start des Backbordmotors bei diesem erst den Wasserfilter aufschraube, mittels eines Schlauches und Trichter ca. 1 ltr Wasser in den Ansaugstutzen Richtung Motor gebe, um dann erst Leistung der kühlungs- und dafür motorüberlebenswichtigen Wasserpumpe für das Seewasser zu haben (siehe Abenteuer vom 02.05.2010 weiter unten in diesem Blog). Also erst mit seinen Tipps, dann allein an Filter und Motor geschraubt, neuen Impeller eingebaut (jetzt geht gar nichts mehr), dann wieder den alten eingebaut, jetzt funktioniert es wieder wie vorher, also mit anfüllen. Der immer wieder trostreich vorbeischauende Nachbar kann sich das ebensowenig erklären. Mir kommt der treffende Spruch in den Sinn "Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich". Nach mehreren Stunden in meinem speziell mitgeführten Overall (Blaumann ist es nicht, denn er ist ferrarirot) im Keller - dort befinden sich sozusagen die Motoren - als Schlangenmensch - es ist eng dort - gebe ich mich damit zufrieden, daß es ist, wie es ist. Vielleicht das Pumpengehäuse? Oder doch ein Schlauch nicht dicht? Ich denke an eine Volvowerkstatt in Berlin-Spandau direkt an der Scharfen Lanke. Vielleicht können wir ja dort des Rätsels Lösung finden lassen.

Sonntag, 09. Mai 2010
Idensen - Hannover-Seelze

Wetter...nachmittags gibt es etwas Ahnung von Sonnenschein bei brütend heißen 16°
Ein berühmter Buchtitel lautet „Jesus kam nur bis Eboli“, wir kamen nur bis Seelze. Wir sind dem Lindener Seitenkanal vor Hannover bis zur Abzweigung gefolgt zum Hafen Linden/Hannover und noch ein Stück in Richtung Leine-Abstiegsschleuse, da ist auch auf der linken (Herrenhäuser) Seite ein Jachthafen, der aber nur kleine Stege hatte und voller Zelte und Jugendlicher war, sodaß wir dort nicht angelegt haben, sondern wieder ca. 6 KM zurückgefahren zum Jachthafen bei Seelze, dort schön angelegt und abends in dem tagsüber sehr belebten Restaurant (Muttertagseinladungen, aber auch Kommunions- und Konfirmations-gekleidete Mädchen haben wir gesichtet) Fisch gegessen.
Nachmittags aber wollten wir eine Radtour machen und ggfls. die Herrenhäuser Gärten erreichen und vorher noch die Stätten der Kindheit eines Lesers dieses Blogs in Letter, wollten vorbei an Tankstellen und Lidlmärkten so richtig in die Pedale treten, da, pffhhh, mein Hinterrad war platt. Und kein Flickzeug. Also umgekehren und schiebend zu Fuß wieder das Schiff erreichen, die Sehnsucht nach Letter, Hannover und seinen Schönheiten im Herzen. Am Schiff habe ich dann den Reifen geflickt und mich noch einer weiteren Prüfung ausgesetzt:
Bisher hatten wir auf unseren Reisen keinen Fernseher an Bord und haben ihn auch nicht wirklich vermisst.
Im Zeitalter digitalen terrestrischen Fernsehens dachten wir jedoch, elegant, ohne das häufig in den Häfen zu beobachtende nervöse Drehen an Satellitenschüsseln von sportschaubesessenen Bootssportlern, mit einer kleinen elektrisch verstärkten Zimmerantenne auszukommen und hatten uns deswegen einen Flachbildfernseher zugelegt, der dieser Technik mächtig ist und auch noch einen DVD-Player integriert hat. Zuhause in Wiesmoor hat auch alles wunderbar funktioniert, in Emden auch noch so einigermaßen, aber da stellten wir schon fest, daß ich die Fernbedienung vergessen hatte. So ein Fernseher will aber an jedem veränderten Ort neu auf die lokalen Sendefrequenzen programmiert werden und ohne die Fernbedienung mit allerlei dafür vorgesehenen Tasten kann man am Gerät selbst nur wenige Tasten bedienen, aber irgendwie bin ich dahintergekommen, wie diese die meisten Funktionen auch darstellen können. Aber... das Gerät zeigt immer "Kein Signal", liegt es nun daran, daß die elektronische Antenne mal heruntergefallen ist, oder daran, daß man ohne Fernbedienung altprogrammierte Sendefrequenzen nicht richtig löschen kann? Jedenfalls nach stundenlanger Fummelei habe ich mich darauf besonnen, daß man seinen Tag auch anders verbringen kann, als mit Motor-, Fahrrad- und Fernsehbasteleien. Aber ärgern tuts mich doch irgendwie. Damit fertig zu werden, nennt man frustrationstolerant. (Grrrh, aaah, grummel, zerspring')


 
Montag, 10.Mai 2010
Hannover-Seelze - Salzgitter-Heidanger


Wetter, kalt und grau.
Von der mediterranen Idylle eines ehemaligen Kiesloches und der Freundlichkeit des Betreibers. Leider hat sein schönes Restaurant montags Ruhetag.
"Ereignisarme 53 KM auf dem Mittellandkanal einschließlich Schleuse Anderten nach kurzer Wartezeit mit 14,7 Meter Hub, 2 Berufsschiffen und zwei weiteren Sportbooten bis zum Stichkanal Salzgitter, dort nach 3 KM ein schöner Jachthafen – Heidanger - in einer künstlich angelegten Lagune ruhig und mitten im Grünen. Der Betreiber des „Restaurants am Jachthafen“ – gute Karte, gutes Essen- ist auch für den Hafen zuständig. Als ich wissen will, wo der nächste Bäcker ist, fragt er, wie viele Brötchen?  Bringe ich Ihnen morgen früh mit....Und dabei ist nicht nur die Lagune als Liegeplatz schön, am und vom Restaurant sieht’s aus, als wär man am Gardasee."
Das habe ich 2007 für den 25.Mai notiert und das stimmt auch heute. Nur die Temperaturen leider nicht. 




Dienstag, 11. Mai 2010
Salzgitter -Heidanger - Wolfsburg


Wetter, kalt und grau, nachmittags lockert es etwas auf, ein paar Sonnenstrahlen. Die Gefahr eines Sonnenbrandes bleibt gering, aber immerhin, seit langer Zeit wird die wattierte Jacke etwas zu warm.

Berlin ist noch weit, wenn man's denn auf dem Bild erkennen könnte (248 KM bis Berlin zeigt der Wegweiser an der Einmündung des Salzgitter - Zweigkanals in den Mittellandkanal) Die Fahrt führt an der Einmündung des Elbe-Seitenkanals vorbei weiter Richtung Osten auf dem Mittellandkanal zur Schleuse Sülfeld, die gnädigerweise gleich nach unserer Ankunft Grün zeigt, sodaß wir ein halbe Stunde später 9 Meter tiefer unsere Fahrt fortsetzen können. In Wolfsburg führt der Kanal direkt am VW-Werk entlang, vorbei an der "Autostadt" zum Sportboothafen des Wolfsburger Motoryachtclubs direkt vor dem neuen VFL-Stadion.
Der Hafen ist gut eingerichtet, es gibt eine Waschmaschine und nach fast zwei Wochen kommt uns das gerade recht. Für 5 € gitbt's eine Wertmarke, die man über der Waschmaschine einwirft und dann...tut sich nichts. Aber der freundliche Hafenmeister bringt das gleich in Ordnung. Den Trockner kann man nach dem Waschen kostenfrei ebenfalls benutzen. Auch der streikt zunächst, aber meine computererfahrene Elke weiß dieses Problem elegant zu lösen: man macht einfach nochmal alles auf Null, die Tür auf und wieder zu und dann geht's. Ist doch logisch. Abends gibts Carpaccio, Tagliatelle al Salmone und für den Kapitän eine Pizza in der Hafenkneipe, die natürlich wie heißt? Neptun ... wie sonst.




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