Berichte von Till Friedrich mit etwas Rücksicht auf nicht mit der Sportschifffahrt Vertraute. Kenntnisreichere Leser mögen über einige Erläuterungen auf Klippschul-Niveau für Nicht-Schiffer hinwegsehen.

Samstag, 19. Juni 2010

Noch drei Tage Mittellandkanal und dann in die Weser...

Mittwoch, 16.06.2010
Wolfsburg - Salzgitter-Haldensleben
Bestes Mützenwetter - pflegte meine Mutter zu sagen. Also Sonnenschein mit einigen weißen Wolken, 24° und ein leichter Wind - was will man mehr.
Wolfsburg modern - Autostadt


Wolfsburg klassisch


Bald hinter Wolfsburg ist die Schleuse Süllfeld erreicht, auch hier geht es trotz "Talfahrt" 9 Meter nach oben, dann weiter auf dem Mittellandkanal an der Einmündung des Elbe -Seitenkanals vorbei (der ca. 50 KM stromauf von Hamburg von der Elbe abzweigt und nach Süden führt)  und nach drei Stunden 20 Minuten und 37 KM haben wir den idyllischen Hafen Heidanger am Stichkanal nach Salzgitter erreicht. Hier liegen wir immer gern, heute ist dazu auch schönes Wetter und nicht Montag(Ruhetag), sodaß ein warmer Abend auf der Terrasse des Restaurants Yachthafen Heidanger den Tag beschließt. 


Donnerstag, 17.06.2010
Salzgitter - Hannover-Seelze

Weiter bei schönem Wetter Richtung Westen, nach drei Stunden ist die Schleuse Anderten (kurz vor Hannover) erreicht, da gehts nun auch talfahrtgemäß 14 Meter nach unten und wir hatten Glück: durchs Fernglas erspähen wir grünes Licht, Berufsschiffe sind schon eingefahren und es folgen zwei Sportboote - und wir noch gut einem Kilometer entfernt. Aber wofür gibts denn den Funk (für dessen Benutzung man selbstverständlich eine Prüfung machen muß)? "Schleuse Anderten für Sportboot im Oberwasser", "Schleuse Anderten hört", "Wir sind jetzt KM soundsoviel komma fünf, können wir noch mit zu Tal schleusen?", "Ja, kommt man ran, wir nehmen Euch noch mit". So viel Gnade erlebt der Sportbootfahrer nicht immer, aber im Großen und Ganzen haben wir uns während dieser Reise noch nicht zu beklagen.
Auch in Hannover gibts schöne Plätzchen


Nach der Schleuse Anderten geht es dann in einem weitem Bogen um Hannover herum, schöne Häuschen am Wasser wechseln mit Industrieansichten, bei KM 149 geht der Stichkanal Linden ab, wir stechen mit ihm, fahren zwei KM bis zum Sportboothafen Seelze, wo wir schon auf der Hinfahrt gelegen haben und bekommen abendlichen Besuch von einem erinnerungsschwangeren ex-Hannoveraner ("Hier war früher die Badeanstalt"). Auf der abendlich sonnenbeschienen Terrasse des Restaurants "Zum Yachthafen" essen wir zur Abwechslung mal ein Schnitzel (jeder eins, nicht eins zusammen) und Elke ißt, wozu es in Berlin partout nicht gekommen ist: eine Riesen-Currywurst.


Freitag, 18.06.2010
Hannover - Minden Schachtschleuse -Petershagen/Weser

Das Wetter hat sich leider abgekühlt, die Sonne verzogen und es gibt auch schon mal einen kleinen Schauer. Wir erreichen Minden, wo wir über die Schachtschleuse ganz allein wieder 14 Meter tiefer auf die Weser gelangen.
Schachtschleuse Minden von der Weser aus gesehen

Nach einigen von der Strömung betriebenen schnellen Kilometern erreichen wir die Abzweigung des Kanals zur Schleuse Petershagen, halten uns aber nach Steuerbord weiter auf der Weser. Dort ist auf dem rechten Ufer vor dem Stauwehr ein Campingplatz mit Bootsanleger. Hier machen wir fest, gerade rechtzeitig vor einem Regenschauer und genießen einen gemütlichen Nachmittag und einen gemütlichen Abend mit Bratkartoffeln, Spiegeleiern und Tomatensalat aus der Bordküche, bereitet von der besten aller denkbaren....


Samstag, 19.06.2010
Petershagen - Nienburg


Auch heute etwas aprilmäßig, dabei aber warm. Die Weser trägt uns


mal Regen - mal Sonnenschein

durch drei Schleusen bis Nienburg, das mir nicht nur durch die Tatsache eines bewohnten Storchennestes auf einem Haus mitten in der Fußgängerzone in Erinnerung bleibt, sondern wahrscheinlich auf ewig mit der Erinnerung an die bohrenden Fragen einer Friseurin, der ich mich überfälligerweise anvertraut habe. Auf die berufsübliche Frage hatte ich geantwortet: "kurz", auf weiteres Nachfragen, "toben Sie sich aus", dann noch detaillierter, "die Ohren frei, der Nacken kurz, ich hab' da so einen Wirbel". Aber nein, es reichte nicht, ob ich mit der Schere, oder mit "der Maschine" behandelt werden wolle...Um Gottes willen, welche Maschine? Ich war schon in mehreren Erdteilen bei den unterschiedlichsten Friseuren und -innen, ganz zu schweigen von den vielen in den unterschiedlichsten Städten meiner bisherigen Wohnorte (der Mann ist rumgekommen), aber die Frage nach den Werkzeugen hat mir noch keine Vertreterin, kein Vertreter dieses ehrenwerten Berufsstandes gestellt. ( Der auch durch frivole Liedtexte wie dem von den "10 nackten Friseusen" nicht in den Dreck gezogen werden kann). Also, ich habe mich geweigert, eher, außer Stande gesehen, diese Frage zu beantworten und da beschloß die Dame mit der kopfschüttelnden Weisheit ihrer mindestens 28, gefühlt 128 Jahre: "jetzt fangen wir erst mal mit der Schere an, dann können wir ja immer noch..." Was? Ich weiß es nicht, jedenfalls wurde es ein sehr schöner Haarschnitt in dem Salon, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Dienstleistungen für 11 Euro abzurechnen. Ob diese großartige USP-Idee von einem ehemaligen Fußballer oder einem Rheinländer stammt, habe ich ebenfalls nicht in Erfahrung gebracht.

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